Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Januar 2021

 

„Should never have left the crystal lake
For areas where trees are fake
And dogs are dead with broken hearts
Collapsing by the coffee carts
The crystal lake it only laughs
It knows you’re just a modern man
It’s shining like a chandelier
Shining somewhere far away from here“

 

Do you remember The Department of Disappearance? No? That overlooked treat. What I love about the songs of his maybe second best album, is their dreamy atmosphere, they create a space to vanish into them. „Dept. Of Disappearance“, the perfect title for this kind of escapism. And, right on, there are lovely moods, great noises, funny breaks, playful keyboard arpeggios, a slightly drunken Chopin quote, catchy lyrics, vintage synthesizer sounds and all. Almost everything played by Grandaddy’s mastermind himself. Nearly every song is telling a story about death, and dying. Not in an existenzialist way a la John Cale’s „Music For A New Society“ or Neil Young’s „Tonight’s The Night“. More playful, uplifting. Full of wonder, but never in a naive way. Thanks god, there’s fucking no one being soaked up by some golden light. In the last song, „Gimme Click, Gimme Grid“, Jason Lytle closes this beautiful album with a childhood memory, and another way of disappearing.

 


Material  for Research & Wonder:
Max Porter: Trauer ist das Ding mit Federn  / Tunng: … presents Dead Club (now relisted, my album of 2020) /  Dead Club: The Podcast / Jason Lytle: Dept. of Disappearance / Grandaddy: The Sophtmore Slump with The Wooden Piano / Ulrikes Merettichsuppe mit kandierten Maronen / Flambierter Provencalischer Lammbraten mit Auberginen, Zwiebeln & Zucchini  / „The majority of critics mistook Richard  Brautigan‘s  economy of means and minimal style for slightness, his humour and playfulness for irresponsibility. In reality, his books are particularly sombre, centering on decay, disfigurement and sadness. Paradoxically, he elevated the spirits of his readers“  (Brian Morton, How Hippies Got Hooked on Trout Fishing in America, in: The Times Higher Education Supplement, 16.Nov. 1984; zitiert nach John F. Barber – An Annotated Bibliography)

 

2021 7 Jan.

„Die Beatles, Acid, Honey Smacks, und Ich“

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Wir  segeln hier unterm Radar von Twitter, Instagram oder Facebook. Eine kleine Schar von Lesern, eine Freude, sie unter uns zu wissen, ab und zu ein neues willkommenes Gesicht, und ab und zu, sehr selten, hinterfotzige, anonyme Kommentare. Der widerlichste, den ich je bekam, war von der „doppelten Clara“ aus Neumünster, selbstgerecht, moralinsauer (noch mehr desselben? gerne!), calvinistisch, anmassend, spaltend, feige.  Mit friesischem Ökoteegrosstantenkorsetttouch! Meine Ansprache, sich an mich mal persönlich per Mail zu wenden: folgenlos. Klar. Schätzchen, ich bevorzuge Nux Vomica D6. Der echte Hit hingegen ein Landwirt aus dem Hessischen, der wohl etwas zu viel Dünger geschnüffelt hat, aber ein „Klassiker“ der Moderatorenbeschimpfung – hier zum dritten und letzten Mal, die volle Dröhnung. Lief unter „Neues von Knecht Ruprecht“. Ich hatte zuvor in meiner nächtlichen Radiosendung „Across The Universe“ von den Beatles aufgelegt. Kurz nach der Lektüre und anfangs ungläubiger Verwunderung wurde ich von einem herzhaften Lachanfall heimgesucht. Minutenlang. Ich empfehle dem Landwirt (oder ist es doch ein Obstdieb?) das Buch The Beatles and Drugs. UND, Überraschung, hier kommt bald, im April, zum Zehnjährigen Jubiläum der Manas, meine sensationelle Serie: Die Beatles, Acid, Honey Smacks, und Ich. Kein Scheiss, Alter!

 

Sehr geehrter Herr Engelbrecht,

darf man als Musikredakteur eigentlich jeden dummen Gedanken ins Mikrofon reden? Ich war so begeistert von der Musikauswahl, die ich morgens von 4:00 bis 6:00 Uhr hören konnte, wenn ich mir nicht diesen mir vollkommen unverständlichen Kommentar, von Ihnen, zu dem kurzen Song von John Lennon hätte anhören müssen. Warum setzt bei den meisten Musikredakteuren, leider auch bei Ihnen, die reale Wahrnehmung aus, wenn sie eine vermeintliche Wesensverwandschaft, Urheberschaft, Wurzel mit der Musik ihrer Götter zu erkennen glauben. Das von Ihnen gewählte Stück von Lennon ist sowohl von der lyrischen Qualität des Textes, noch seines Inhalts und der musikalischen Qualität nichts, aber auch gar nichts, dass auch nur ansatzweise etwas von einer Musc for Installations hat. Das sind infantile Finger- und Textübungen die schon zu der Zeit in der sie veröffentlicht wurden überschätzt wurden. Ich sitze hier vor dem Radio und bin mal so richtig enttäuscht. Da macht einer etwas Schönes und Interessantes und auf einmal verwirren sich seine Gedanken und in seiner Einfalt glaubt er den Säulenheiligen seiner musikalischen Erweckung müsste er seine Ehre erweisen. Der ganze schöne Eindruck des bis daher und von dem danach Gehörten, ist dahin. Wissen Sie überhaupt, welches Glück sie haben, dass Sie ihr liebstes Hobby zu ihrem Beruf machen konnten? Warum glauben Sie, uns dann so etwas unterschieben zu müssen? Ich hoffe auf Besserung. 

Mit freundlichen Grüßen, 

K. R.

 

Nachspiel, für Clara und Ruprecht, von der wunderbaren Liz Hand, aus einer alten Email: 

 

Patti Smith: Horses. Along with the Beatles’ single “She Loves You“, which I heard on a car radio (not our car; it didn’t have a radio) as a six-year-old, this is the record that changed my life. I’d read about Patti Smith and got this album on the day it came out in 1975, riding my bike to New Canaan and buying it at the record store there. When I put it on the stereo at my parents’ house and heard the opening piano chords followed by Smith intoning “Jesus died for somebody’s sins but not mine,” I got goosebumps. I couldn’t believe this chick was saying that without getting struck by lightning. When I heard “Land“, I had an out-of-body experience. For me as an artist, everything has been before and after that song.

2021 7 Jan.

„Small Axe“

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1) Lovers Rock  *****

2) Red, White, and Blue  *****

3) Mangrove  ****1/2

4) Education  ****

5) Alex Wheatle  *****

 

 

The best movies I’ve seen recently. Und alle sind in einer kleinen Schachtel mit zwei DVDs verpackt. Steve McQueen und einige seiner Wahlverwandten haben fünf Filme inszeniert, die dem strukturellem Rassismus Englands der Jahre 1968-1982 nachspüren, mit lauter wahrhaftigen, oft auf wahren Begebenheiten beruhenden, Geschichten. Mich haben sie, in ihren Stimmungen, an alte englische Filme erinnert, die ich fast schon vergessen hatte. Filme, die Gangsterstories mit allen verfügbaren Grautönen erzählen (Roy Budd sorgte da gerne für die Soundtracks), oder solche, die das Leben der Arbeiterklasse vor Augen führen, ohne romantisierende Züge. Da waren die Bücher von Alan Silitoe, und Kinofilme, die seinen sozialen Realismus aufgriffen. Etwa „Saturday Night and Sunday Morning“. Oder die „Einsamkeit des Langstreckenläufers“. Erinnerungen an Bücher und Filme vermischen sich. Bei  den fünf Filmen von „Small Axe“ spielt die Musik eine noch zentralere Rolle, der Funk, der Soul, der Reggae von damals. Die Lieder liefern Gegen-Erzählungen, andere Blickwinkel, soziale Härte, und Sehnsuchtsstoff. „Red, White, And Blue“ hatte mich dermassen gepackt, dass ich mir zwei alte Al Green-Alben kaufte. Und die Reggae-befeuerte Erzählung von „Lovers Rock“ – wunderbar. Zugleich wurde erfahrbar, auf dieser Party, angesiedelt in Ladbroke Grove anno 82, wie Entgrenzung, Exstase, in der Musik wirken können, nicht ohne gewisse Gefahren. Ein Rausch. Im Dezember 82 war ich auch in London, ich erlebte immerhin Jah Wobble & The Invaders of the Heart, im Marquee Club. Hampstead  Heath. John Peel im Radio. The ghost of „my legendary lady“. Hanne. Sometimes it‘s wonderful to have a broken heart (in retrospect).

2021 7 Jan.

„Foxtrot unterm Mondlicht“

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Mit den Soloalben von Jeff Tweedy und Nels Cline und einem umfangreichen Box-Set von Summerteeth aus dem Jahr 1999 sind die Wilco-Fans in letzter Zeit nicht gerade ausgehungert worden; falls doch, könnten sie jederzeit Tweedys Anweisungen in seinem neuen Buch How To Write One Song folgen und selbst welche machen. Weitere Abwechslung kommt jedoch von einer unwahrscheinlichen Quelle. Es stellt sich heraus, dass Barry Jenkins, der Filmregisseur von Moonlight, eine subversive Liebe zu Wilcos Meilenstein aus dem Jahr 2002, Yankee Hotel Foxtrot, hat. Daher „Yankee Purple Foxtrot“, Jenkins‘ Remake des gesamten Albums (streaming auf audiomack.com), in dem er  über verwandelten Versionen von The Chopstars singt, den Meistern des „Chopped and Screwed„-Remix-Stils, der aus dem Houstoner Hip-Hop entstand. Das erweist sich als gewitzte Idee: die ziemliche Verrücktheit des Produktionsstils verstärkt nur die seltsame Unheimlichkeit dieser Songs: „Voices escape singing sad sad songs“ – in der Tat.  (J.M. & M.E.)

 

 

Hi Michael, Hope you are doing fine! Good here, despite it all, enjoying the winter and the cold with skiing, keeping myself busy with small things, fex making records! New album coming on Fenruary 5th. Solo live-performance from Oslo in March 2020 recorded and released now. New, own label (!) „Hemli“ (the solo album will be available on  CD, LP and downloads via Bandcamp.) matseilertsen.bandcamp.com (soon up…) / No streaming yet (stop the steal). 

Got the chance to develop a solo-set last year when no concerts suddenly was the reality. This is I guess a subtle set, dynamic, delicate, dreamy. Daring? Somehow standing on the shoulders of the work I did with my release Reveries and Revelations, but this time all live, in the moment, Subtle effects and acoustic bass over it.
good and hopeful greetings fro the coming months for us all!
 
Mats [Eilertsen]

 

Einmal hört man den jungen DJ und Mikrofonplauderer genau das sagen – und die Magie der Pionierjahre des Mediums wird in diesem tollen kleinen Spielfilm immer wieder lebendig, den man auf amazon prime auch in deutscher Synchro sehen kann. Es waren die Jahre, als manche die Invasion von Russen befürchteten (das erledigte man, etwas anders, Jahrzehnte später, mit dem irren Präsidenten und dem Internet) und Hörern stellte man als Gewinn ein Stück von Elvis‘ Wohnzimmerteppich in Aussicht. Madeleine und ich sind jedenfalls ganz in den Bann von Andrew Pattersons Debut gerate, sie in Minnepolis, ich im Ruhrgebiet. Madeleine schwärmt vom Surround-Sound, mir reichte mein iPad. Und das, wie heisst es so schön, Sounddesign: Klasse!

Das Wochenende beginnt in Cayuga, New Mexico, und irgendetwas lauert da draußen – aufzuspüren nur durch die gurgelnden, dröhnenden Geräusche, die die örtlichen High-School-Schüler Fay und Everett bei ihren spätabendlichen Jobs über das Radio und die Telefonleitungen aufschnappen, während fast der ganze Rest der Stadt zum lokalen Basketballspiel versammelt ist. Es ist angerichtet, und was sich dann entfaltet, bricht keine Normen, spielt nicht mit Zuschauererwartungen, und fesselt doch genauso wie einst die frühen Filme von John Carpenter.

Die Frage „Was ist das?“ ist die relativ einfache Prämisse des SciFi-Films The Vast of Night – die Spannung, der Schrecken und die schiere Neugier, die Patterson hervorbringen kann, ist u.a. dem meisterlichen Einsatz von Sound zu verdanken. Dabei machte sich das Mixing-Team die immense Weite der kleinen Wüstenstadt zunutze und lässt selbst das kleinste Brummen oder Zischen mit allen Möglichkeiten der Welt lebendig werden. Das ist ein Film, der auch vielen von euch gefallen wird, die normalerweise nicht auf Science-Fiction-Filme stehen. Er ist einfach zu toll inszeniert, um nicht zu fesseln, und das alles mit verdammt kleinem Budget. Wie schrieb es einer im Netz: „To relish what isn’t broken and bring back what sci-fi cinema used to be before all the bells and whistles of CGI; bringing back adventure stories propelled by cinematic wonder, character and curiosity.“

2021 4 Jan.

Vier Eins Einundzwanzig

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Muss man den grossen amerikanischen Schriftsteller James Baldwin vorstellen? Seine Werke sind aktueller denn je, aus vielerlei Gründen: ein Blick nach Amerika genügt eigentlich. Nun wurde auf Spotify eine Playlist aus seiner Schallplattensammlung kuratiert, sehr hörenswert und eine Entdeckungsreise. Enjoy!

 

 

Von Samstag, 2.1., auf Sonntag gab es im Deutschlandfunk eine Lange Nacht zum Thema Rock- und Pop-Musik der fünf Jahrzehnte von 1970 bis 2020, zusammengestellt von Rainer Praetorius. Die dreistündige Sendung kann über diesen Link nachgehört werden, hier findet sich auch eine Titelliste. Der Anteil der Moderation ist extrem minimalistisch. Zuweilen beschränkt sich ein Übergang auf die Nennung einer Jahreszahl. Es wurde auch nur ein Teil aus der Liste gespielt. Meine Entdeckung war einer der wenigen Titel ohne Gesang: Untravel von Rival Consoles aus dem Album Persona (2018). Sehr lässig und unaufgeregt, doch mit einer subkutan tiefenwirksamen Spannungskurve.

 

2021 3 Jan.

Uli’s Favoriten 2020

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Nun wird es endlich Zeit, wo doch das neue Jahr schon angebrochen ist, meinen Jahresrückblick zu schreiben. Der wird dieses mal aus 33 Favoriten, 11 Wiederveröffentlichungen und 3 Nachträgen für 2019 bestehen und zieht dabei einen spannenden Bogen zwischen meiner zweiten Phase der Musiksozialisation und der Gegenwart. Einer der wichtigsten Protagonisten ist hier Jon Hassell, dessen Alben mich vom ersten Hören an in ihren Bann gezogen haben und dies, nicht nur bei den Reissues, auch heute noch tun. Andere waren und sind Brian Eno und der jüngst von uns gegangene Harold Budd, deren Plateaux of Mirrors ich zum ersten mal in einer kaputten Anlage in einem alten, schrottigen R4 bei der Fahrt in den Sonnenuntergang hörte. Die Musik hat trotzdem funktioniert und fasziniert. Womit der 4. Musiker der Ambient 1-4 Serie, Laraaji natürlich nicht fehlen darf, dessen Sun & Moon Piano es zwar knapp nicht in meine Favoriten geschafft haben, aber dafür der grandiose, einfache Konzertmitschnitt Through Luminous Eyes, wo Laraaji ganz entspannt mit einer Hand Piano und mit der anderen Zither spielt. Ein weiteres Highlight ist Markus Stockhausens Wild Life, das ein überbordendes Statement seiner Kreativität und Originalität ist. 

 
 

 
 

    1. Stephan Thelen – World Dialogue
    2. Peter Schwalm/Arve Henriksen – Neuzeit
    3. Jon Hassell – Seeing Through Sound
    4. Max De Wardener – Music for Detuned Pianos
    5. Eivind Aarset/Jan Bang – Snow Catches On Her Eyelashes
    6. Roedelius – Selbstportrait: Wahre Liebe
    7. Phillip Sollmann – Monophonie
    8. Bohren & Der Club Of Gore – Patchouli Blue
    9. Pantha Du Prince – Conference Of Trees
    10. Paradise Cinema
    11. Ceeys – Hausmusik
    12. Echo Collective – The See Within
    13. Irmin Schmidt – Nocturne
    14. Yello – Point Yello
    15. Jo David Meyer Lysne/Mats Eilertsen – Kroksjø
    16. Roger Eno/Brian Eno – Mixing Colours (Extended)
    17. Samuel Rohrer – Continual Decentering
    18. Maxwell Sterling – Laced With Rumour: Loud-Speaker Of Truth
    19. Markus Stockhausen – Wild Life
    20. Deux Balaines Blanches – Singende Drähte
    21. Laraaji – Through Luminous Eyes
    22. Die Wilde Jagd – Haut
    23. Cosmo Sheldrake – Wake Up Calls
    24. Nicolas Jaar – Cenizas
    25. Eyvind Kang – Ajaeng Ajaeng
    26. Giorgi Mikadze – Georgian Microjamz
    27. Acid Pauli – MOD
    28. Sonar w. David Torn – Tranceportation Vol 2
    29. Robin Guthrie/Harold Budd – Another Flower
    30. Loma – Don’t Shy Away
    31. Sevdaliza – Shabrang
    32. Jonny Nash & Teguh Permana – Poe
    33. Christina Vantzou & JAB – Landscape Architecture

 

Bei den Reissues sind die Japaner mal wieder gut vertreten wobei ich hier besonders auf das exzentrische Anecdotes von Motohiro Yamase, verweisen möchte, das einen eigenständigen, magischen  Entwurf zur japanischen Fourth World Music darstellt. Ebenfalls erwähnenswert ist der Japaner Yas-Kaz, der lange auf Bali lebte und sich mit der dortigen Musikkultur intensiv auseinandersetzte und mit seinem Schaffen Musiker wie Ryuichi Sakamoto, Midori Takada und Shoji Yamashiro stark beeinflusste.

 

    1. Jon Hassell – Vernal Equinox
    2. Ryuichi Sakamoto – Hidari Ude No Yume
    3. Hiroshi Yoshimura – Green
    4. Jon Hassell/Farafina – Flash Of The Spirit
    5. Ultravox – Vienna
    6. Various Artists – From Brussels with Love
    7. Motohiko Yamase – Anecdote
    8. Young Marble Giants – Colossal Youth
    9. Yas-Kaz – Jomon-Sho
    10. Roedelius – Tape Archive Essence 1973-1978
    11. Julia Kent – Green and Grey (Expanded)

 
 
 
              
 
 
 
Schließlich kommen die Nachträge zu 2019, die völlig unterschiedliche Ideen verwirklichen:
 

    1. Jessica Ekomane – Multivocal (elektronische Installationsmusik zwischen Ligeti’s Metronomkonzert und Steve Reich’s Experimenten mit subtilsten Rhythmusverschiebungen)
    2. Henrik Schwarz & Alma Quartet – CCYMK (Elektronische Improvisationen und Live Bearbeitungen mit einem Streichquartett – experimentell und dennoch bestens hörbar)
    3. Toshinori Kondo – Blow The Earth (India) (frischer Wind von dem japanischen Trompeter zwischen Jazz, Duo und Elektronischem, atmosphärisch enorm dicht und fein gewebt)

2021 3 Jan.

Im Wald und im Gehäuse

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Keine Ahnung, warum die drei schon deutlich älteren Damen für ihren Neujahrsspaziergang in feiner Kleidung ausgerechnet matschige Waldwege auswählten. Ich und die Hundelady haben sie jedenfalls nicht kommen sehen. Als die drei dann kurz vor uns sind, bleiben sie stehen, die erste schaut runter, hebt ihre Hände. Bevor ich reagieren kann, fasst meine kleine Begleiterin diese Geste als Aufforderung zum Spiel auf, springt an der Dame hoch und hinterläßt einen sehr exakten Abdruck ihrer Pfote in matschbraun auf der pastellblauen Hose. Ich ermahne streng und scharf und will mir die Hündin schnappen, beides wird von den Damen kommentiert: „Abstand bitte! Kommen Sie mir nicht zu nahe!“ und hämisch „Gut erzogen, ihr Hund!“ Ich leine wieder an, murmel eine Entschuldigung und suche das Weite.

Zu Hause dann Lust, „The Notwist“ zu hören. 12 Jahre ist es her, dass „The Devil, You + Me“ veröffentlicht wurde. Ich habe mir die CD damals sicher sofort gekauft; „Neon Golden“ war von  vielen ein Lieblingsalbum, von mir auch. Der Nachfolger von 2008 ist unauffälliger, aber nicht weniger rund. Insgesamt träumt das Album im mittleren Tempo vor sich hin, mal setzt der Beat aus, mal die Melodie, mal das elektronische Gefrickel, Geschmatze oder Geklöppel, doch fallen die Songs nie auseinander: Wie in einem Uhrwerk bewegen sich auf engstem Raum viele kleine Klänge und halten die Dinge zusammen und im Fluß, selbst wenn es den Anschein hat, als ob die Songs ins Nirgendwo mäandern. Nichts drängt sich auf, die Musik ist vielschichtig, detailliert, Distanz und Emotion, Tag und Nacht, Wachheit und Schlaf, Melodie und Geräusch sind genau austariert. Der Titelsong beginnt mit Tönen, die beim Einstimmen der Instrumente und Verstärker im Proberaum entstehen können, aus denen sich dann langsam eine Melodie entwickelt – akustische Gitarre, der vorsichtige Gesang von Markus Acher – dann bringen irgendwann, fast unbemerkt, zusätzliche Instrumente die Sterne am Songhimmel zum Funkeln. Und so schafft auch diese Platte einen anderen grünen Planeten, mit roten Wäldern, seltsamen Federvieh und unterschiedlichen Größenverhältnissen. Die drei Damen haben da keinen Platz, aber die Hündin liegt zufrieden auf ihrem Kissen.


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