Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the month Juli 2013.

Archives: Juli 2013

„At Home“. Der Klavierspieler geht spät abends regelmässig ins Dachgeschoss, das Fenster geht zum Fjord. Da steht sein Flügel, das Nachtmöbelstück par excellence. Spärliches Licht. Es ist 1996 oder 1997, Jahreszahlen bedeuten wenig in diesen „blauen Stunden“. Mikhail Alperins radikalstes Werk! Die Kargheit dieses Solo-Piano-Albums ist kaum zu steigern, und dass den Stücken so viel Gesang innewohnt, ist das schöne Paradox! Alles, was Effekt ist, Ausschmückung, Triumph, ist verschwunden. in ihrer Reduziertheit, ihren aus wenigen Klängen entwickelten Essenzen führt die Musik jazznahe und jazzferne Traditionen fort; man kann At Home in einem Atemzug nennen mit dem Sparsamsten von Paul Bley (Open, to Love), dem Pausenreichsten von Erik Satie, dem Minimalsten von Dennis Johnson. Man kann dieses Werk der Stille in seiner Rigorosität mit Thelonious Monks Alone In San Francisco vergleichen, dieser weltverlorenen Träumerei in einem leeren Ballsaal, oder auch mit Keith Jarretts The Melody At Night With You, diesen Destillaten von Melodie und Atem. Wenn ich im September Jan Bangs so kompromisslos auf leisen Sohlen wanderndes Werk Narratives from the Subtropics in meiner Nachtsendung spiele, wird ein Stück aus At Home wie ein nahes, fernes Echo klingen. Leerstoff.

2013 14 Juli

Leerstoff

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

 
 

„Wir sind.“ (H.-P. Hempel, Alle Menschen sind Buddha)

 

Ein Yogalehrer, der auch ein Buch über Heidegger und Zen schrieb, lehrte Politikwissenschaften – vereinte quasi die Topoi Yogi und Kommissar in sich (deutlicher noch tat das allerdings Special Agent Dale Cooper in der Kultserie Twin Peaks). Und so wartet Hans-Peter Hempels 2002 bei Reclam erschienenes, derzeit leider vergriffenes Taschenbuch über die Grundlagen der Zen-Lehre weder mit esoterischen Halbwahrheiten noch mit verwestlichter Buddhismus-Romantik auf, sondern gibt im Verbund mit einer gehörigen Portion Kapitalismuskritik eine aufklärende Sichtweise auf aktuelle Misstände. Wenn auch im Tonfall stellenweise zu streng klingend, ist diese Lektüre doch von nachhaltigem Genuss. Man muss nicht Buddhist sein oder missionarisch veranlagt, um sich für diesen kompetenten Text über eine gelassenere Lebensweise zu begeistern, der Leerstoff bietet für die hohe Schule der Besänftigung.

 

Iron Balcony

Singer’s Ashes

Tide

Smashing Windows

The Deep Serene

Singer’s Childhood

Funeral Voyage

Interlude (Night Creatures)

Melee of Suitcases

Artificial Reeves

Sinking Ship

Flooded Corridors

Lifeboat

 

Short remark: The titles suggest a journey by ship, the music is a very quiet and beautiful affair, the sadness involved could be experienced as a moving meditation on things lost and things being still there. This is non-action music of the highest order.

The names of the musicians: Jan Bang (akai sampler, programming, synthesizer, dictaphone, kaoss pad), Arve Henriksen, Eivind Aarset, Sidsel Endresen, Nils Petter Molvaer, Stian Westerhus, Erik Honore, Nils Chr. Moe-Repstad, Lars Danielsson, Undark, Tuule Kann, Tigram Hamasyan, and Dai Fujikura. The cd will be released September 6th on Jazzland Recordings. It’s no jazz, it’s „Where-am-I-music“. Brilliant.

 

1 – Die verrückten Professoren hadern noch miteinander, beim Fabrizieren bzw. Errichten der überlebensgrossen Pille, die letztendlich wie ein Mikrofon ausschaut, dieweil einer der grössten Songs des 20. Jahrhunderts, A DAY IN THE LIFE, ertönt, und das leitet die Zeitreise ein, die schon begann, als ich während der Hinfahrt, nichtahnend, SGT. PEPPER in Mono spielte, und dann betritt die Combo der vier alten Männer die Bühne, und das „verrückte Pferd“ feuert aus allen Zylindern.

2 – Wie Neil Young sich ans verwitterte Saloon-Piano setzt, und mit anmutigem Gesang, von einer verlorenen Seele singt, und mitten in all den erfolgreichen Raubzügen in der Ursuppe der Rockmusik auch mal für eine Weile in alten „Harvest“-Zeiten andockt.

3 – Wie Neil Young auch nach diesem akustischen Mittelteil in aller Ruhe am Klavier den rechten Schuh zubindet, über die Bühne schlendert, und dann mit drei harten Akkorden das nächste elektrifizierte Songgewitter einleitet.

4 – ROLL ANOTHER NUMBER – dieser schleichende Rocker erlaubt sich ein paar sentimentale Zeilen und rockt das Pferd. „Tomorrow is a long time when you’re a memory“ singt er an anderer Stelle, und die Hörer, die Neils Musik gut kennen, wissen, dass sich hier alle auf einem Trip befinden, dessen Quellcode in den dunklen Mittsiebzigern liegt, als Neil Young mit einigen Illusionen der Ära aufräumte und all jene Fans vergraulte, die nur zu gerne altem Sanftmut erliegen. No way. Aber mit Traumstoffen spielen – gerne.

5 – Das Soundgewitter, welches das Ende des genialischen Liedes über verlorene Illusionen, WALK LIKE A GIANT, in Geräusch und Asche legt;  später, im Tosen, hören wir den virtuellen Platzregen niedergehen, und, wie einst in RUST NEVER SLEEPS, „no rain, no rain“ allüberall erschallt. Die „Alchemy“-Tour ist in ihrem Element. Diese Musik ist, zum Glück, nicht ungefährlich.

6 – Crazy Horse hauchen jedem „fuckin‘ old song“ neues Leben ein, und wenn „HEART OF GOLD“ ohne jede Brechung, akustisch und sanft ertönt, ist klar, dass hier ein alter Traum nichts als eine Seifenblase ist, die am Ende genau das macht, was Seifenblasen machen.

7 – Das Gesicht von Neil Young ist eine „schöne Ruine“, sein famoses Spiel auf der E-Gitarre lässt immer neue Winkel einstürzen.

8 – „Hey hey, my my, Rock’n Roll will never die“ – Die Beschwörung. Es wird geschrien und geflüstert. Die gereckten Hände der ersten fünfzehn Reihen im Innenraum vollführen einen organischen Tanz, das „verrückte Pferd“ erzittert! Jede Improvisation geht Risiko.

9 – Ja, überlebensgross, die Marshall-Amps auf der Bühne, aber die ganze Performance ist das Gegenteil eines gigantischen Spektakels: vier Männer, einer mit Hendrix auf dem T’Shirt, sind sich der Brüchigkeit von Allem bewusst, manövrieren sich wie Zeitgeister zurück in die Zukunft. Das Wilde ist keine Geste. Jeder falsche Ton genau der richtige!

10 – Das Feuer brennt noch. Papierfetzen fliegen über die Bühne. „Everybody knows this is nowhere.“

3. August – Marsen Jules, Tamia Malvont, Christian Fennesz u.a.

17. August – Alva Noto, Jon Hassell, Aki Takase u.a.

31. August – Eivind Aarset, Taylor Deupree & Seaworthy u.a.
 
(Ich bin sicher, der spezielle Zauber des Marsen Jules Trio wird so manchen Hörer erreichen am 3. August, genauso wie die äthiopischen Musiken am 17. August, und die vielleicht feinste Platte, die Taylor Deupree je gemacht hat, in Zusammenarbeit mit Seaworthy (zu hören am 31. August). Ich habe es für mich schon lange positiv umgedeutet, Samstagfrüh um 4.05 Uhr aufzutauchen, zumeist bestens konserviert von der Vorproduktion. Ein Leichtes, im Blog radiohoerer.de den Mitschnitt als eine Art inoffiziellen Podcast runterzuladen. Solange die online-Redaktion die playlists der Radionacht nicht ins Netz stellt – woran das scheitert, entzieht sich meiner Kenntnis – werden die playlists hier auftauchen, jeweils am Tag nach den Sendungen. Und im Radiohoerer-Blog wohl auch.)

Das Knistern und Knacksen in der Musik

 
 
 

 
 
 
Okay, nun hat Michael nach vielen Jahren seine Plattensammlung wieder in den Händen und er wird, besonders mit seinem feinen neuen Plattenspieler, wieder ein Geräusch hören, ja erleben, was uns, der älteren Generation, gleichsam in die Wiege gelegt wurde: das gleichmäßige Knacken der Platte – wenn sich  Kratzer auf der Platte befinden – und das Knistern, wenn es sich um Staub handelt oder um eine Platte, die früher einmal feucht abgespielt wurde. Die Sehnsucht nach diesem Geräusch scheint in den letzten Jahren des digitalen Zeitalters so groß geworden zu sein, dass die Tonmeister von CD-Aufnahmen dieses altbekannte Geräusch absichtlich in die Musikproduktion einmischen. 2013, ja tatsächlich in diesem Jahr, da kam die CD mit den mit Abstand am meisten Knaster-, Knack- und Knistergeräuschen auf den Markt. Natürlich, regelmäßige Besucher dieser Seite wissen schon, welche herausragende CD gemeint ist, von dieser wunderbaren Platte war hier schon des öfteren die Rede: L. Pierre: The Island Come True.

Zu den einzelnen Aufnahmen auf dieser CD: Harmonic Avenger hört sich an, als habe jemand ein vollkommen verstaubte Platte aufgelegt. Dies erzeugt bei mir eine Stimmung, als hätte ich meinen alten tragbaren PE Musical 2V angeworfen und eine alte Single aufgelegt. Auch Sad Laugh ist so eingespielt worden und trägt den Hörer ebenso in vergangene Zeiten …  Auf dem Stück The Grief That Does Not Speak sind dann schon handfeste Kratzer zu hören, gepaart mit kräftigem Knistern, das kann der aufmerksame Hörer dann auch auf Exits, Drums, Now listen wahrnehmen. Mit Tulpa hören wir ein Stück ausschließlich aus Geräuschen bestehend und einer menschlichen Stimme, das Ganze hört sich an, als habe jemand eine alte Schellackplatte auf dem Dachboden gefunden und würde ihr nun auf einem alten Grammophon lauschen. Doctor Alucard dagegen kommt zunächst ganz normal produziert daher, dann aber hat der Tonmeister die Regler der Musikkanäle  ganz langsam heruntergezogen, was bleibt, das sind Naturgeräusche. The Kingdom lässt natürlich die Liebhaber von Geräuschen besonders aufmerken, hier gibt es noch dazu Vögel und vor allem Grillen zu hören, womit die Scheibe dann schließt.
 
 
 

 
 
 
Wenn man einmal darauf achtet, dann fällt es wirklich auf, wie enorm hoch die Zahl der CDs ist, auf denen absichtlich Rausch-, Knister-, Knaster- und Knackgeräusche zu hören sind. Ich werde hier an dieser Stelle noch so einige CDs vorstellen, auf denen wir genau diese Geräusche wahrnehmen können. Vielleicht haben die Hörer ja doch genug vom glatten, glasklaren Sound der CD.

Es könnte aber auch sein, dass das Phänomen mit etwas zusammenhängt, was sich hinter der Metapher  Schöne Ruine verbirgt. Dann hätten wir es also nicht nur mit der Freude am Unvollkommenen, Fehlerhaftem zu tun, sondern mit der Faszination, die darin liegt, wie der Lauf der Zeit die Dinge vollkommen zufällig verändert. Ob eine Ruine dann eines Tages als „schön“ empfunden wird, haben wir nicht in der Hand; wo eine Schallplatte knistert, an welche Stelle ein Knacken hörbar wird, wo der Kratzer eine Platte beschädigt, das liegt nicht (oder muss man besser sagen „das lag nicht“?) in unserer Macht. Deshalb strahlt die eine Platte einen gewissen Charme aus, wenn sie knistert, bei der anderen stört das Knacksen einfach nur.

Nun ist aber gut!
 
 
 

 

2013 11 Juli

Discreet Anouncement of a Fantastic Album

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

Narrative From the Subtropics is an esoteric, yet remarkably attractive set of new compositions from Norwegian producer, composer and electronic musician Jan Bang. Three years since the highly acclaimed “…and Poppies From Kandahar” released on David Sylvian´s Samadhisound label, Bang has kept himself busy writing new material and co-composing the soundtrack to Hamsun´s Victoria as well as together with creative partner Erik Honoré, co-producing Dream Logic by Eivind Aarset (ECM) who contributes to several pieces on the album. During this time Bang and Honoré also completed the forthcoming “Places of Worship” by Arve Henriksen, “Died in the Wool: Manafon Variations” by David Sylvian and the “Uncommon Deities” album from Sylvian´s stint at the Punkt Festival in 2011 based on poems by Nils Christian Moe-Repstad and Paal-Helge Haugen. The album will be released on September 6th. The release concert will happen on the Punkt Festival. One of the first reviews will be published here at the end of August. 

Paris für einen Tag, eine kurzfristige Einladung von Robert Wyatt, der dort eine Vokalaufnahme machte für ein neues Album des Cellisten Vincent Segal. Ich fuhr direkt vom Gare de l’Est zum Tonstudio im jüdischen Viertel. Die Begrüssung war herzlich. Das erste grosse Interview machte ich mit Robert 1991 in einem Londoner Hotel, der Anlass war DONDESTAN. Das zweite Interview fand 1997 in einer relativ ruhigen Ecke der Queen Elizabeth Hall statt, der Anlass war SHLEEP. Das dritte Interview war vom Ambiente her kaum zu übertreffen: Robert, seine Frau Alfie und ich sassen auf der Bühne im holzvertäfelten Purcell Room (in dem sonst gerne Kammerkonzerte aufgeführt werden) und sprachen über CUCKOOLAND. Am heissesten Sommertag des Jahres 2003, abgeschieden von aller Welt, das Publikum bestand aus einem Mann vom Security Service. Jahre später sprachen wir dann am Telefon über sein Album COMIC OPERA. (In aller Bescheidenheit weise ich darauf hin, dass es ein Fehler sein könnte,  solche Melancolica ungehört an sich vorüberziehen zu lassen.)

 
 
 

 
 
 

Jetzt also Paris. Die Arbeit am Stück war fertig, es fehlte nur noch die Abmischung. „Chez Janou“ heisst der Song, besser, das Chanson, und schon beim Hören der rohen Fassung schmolz ich dahin: Robert Wyatt singt den französischen Text mit einer Anmut ohnegleichen, mit punktgenauer Zerbrechlichkeit. Die schmeichelnde Melodie stammt allerdings vom Cellisten, der offensichtlich die Robert Wyatt’sche Liederwelt gut kennt. Nur Gesang, Segals Cello in zwei Spuren übereinander geschichtet, und im Mittelteil ein paar asketische Farbtupfer von Roberts Trompete – keine Keyboards, keine Perkussion. Der Song erzählt vom Verschwinden des Zeitgefühls, wenn man sich eine Weile in diesem alten Bistro, das „Chez Janou“ heisst, einfindet. Die Hauptperson des Liedes beschreibt, wie die Uhren langsamer gehen, sich rückwärts drehen, kurz gesagt: jemand richtet sich in einem geträumten Stillstand der Zeit ein. Robert kennt sich damit aus, einem schwankenden Zeitempfinden nachzuspüren. Unvergessen sein Lied, in dem er den verschwundenen Jazzclubs von Paris nachspürt. Leider wird das Werk mit Roberts Gastauftritt erst 2014 erscheinen. Wer Vincent Segals Spiel näher kennenlernen möchte, sei auf die Duo-Arbeit CHAMBER MUSIC (mit Ballake Sissoko) hingewiesen, und auf Segals Mitte August erscheinendes Soloalbum T-BONE GUARNERIUS).

 
 
 

 
 
 

Robert und Vincent fanden es eine gute Idee, nach unserem Interview ins selbige Bistro zu gehen. Es findet sich nicht weit vom Studio, in der Rue Roger Verlomme. Die nächstgelegene Metrostation ist „Chemin Vert“. Es ist wirklich ein Bistro, das einem wie ausgedacht oder geträumt vorkommt. Wir tranken erst mal einen Pastis, wofür dieser Ladem berühmt zu sein scheint, schon im Lied erklang der Name dieser Spirituose des öfteren im Refrain. Dieses Bistro hat 80 Pastis auf der Karte, unglaublich. Von den Wänden lachen uns freundlich gesonnene Filmfiguren an, der Patron geht mit einem Bonbonglas von Tisch zu Tisch. Er kennt Vincent Segal seit vielen Jahren und freut sich über die Hommage. Die Speisekarte ist im übrigen sehr südfranzösisch. Mir schmeckt das Margret de canard au romarin köstlich, ein Entenbrustfilet mit Rosmarin. Eine Mousse au chocolat wird immer wieder in einer grossen Glasschüssel vorbei gebracht, jeder kann sich nach Herzenslust bedienen. Wir reden über Gott und die Welt. Die Zeit scheint wirklich etwas langsamer zu ticken, und es tut mir in der Seele weh, auf die Uhr zu schauen, und meine Rückfahrt in Angriff nehmen zu müssen. Aber nächste Woche bin ich wieder hier, und werde die Fotos dieses lauschigen Plätzchens nachreichen.

If you haven’t heard this album, just set aside forty minutes, buy it and listen. Aside from Wyatt’s own personal tragedy associated with the record, there is a quality of awake (as opposed to drowsy) magic which makes ROCK BOTTOM probably the greatest record released under the umbrella of pop/rock. Side one on the old vinyl is simply faultless – the first three tracks blend into one, with such beautiful melodies tears come to the eyes. And the singing, often wordless, reaches places that only the most authentic blues singers or flamenco artists reach. Yes, it is that good. It let us all see that you could be white, British and go ‚out there‘. As a result, this record quietly changed the face of British music for ever. Via punk, new wave and the still ongoing work of hundreds of musicians that make up British music’s wealth. The album also shows why snobbism is wrong in music. All the players here were respected jazzy musicians, but none had contempt for pop music or melody. The results are stunning. You can also check out RW version of the Monkees ‚I’m A Believer‘ if you don’t believe how un-snobby he was and is. And, yes, it rocks, as the title would suggest. Totally unique, weird, lovely and as deep as the sirens‘ song, this is the best album to leave England’s shores bar none, including Sgt Pepper (which it’s not that far from in beauty) and its real secret – despite the well-known personal gloom – is its utter free flying joy. As a footnote, Wyatt is still going strong, producing some of his best work 25 years after Rock Bottom. That’s the strength of his spirit – lesser mortals would have given up after such a milestone. That he is still ‚obscure‘ is one of the mysteries of the modern age – this is also one of the most enjoyable albums ever made. Do I sound convinced?

Yes, you do, Richard! I wouldn’t say it’s the best, but it’s definitely one of the best records in modern music history, no doubt about it. It is really on par with Sgt. Pepper. Nevertheless, I love nearly all the albums he’s made since the mid-70s to the same degree. And, yes, it’s so un-snobby!! – me

 

 
 

An diesen Werken des Übergangs zwischen den avantgardistisch modalen Spielweisen und zunehmend vom Free Jazz befeuerten Kompositionen – SUN SHIP (*****), TRANSITION (*****) und MEDITATIONS (*****) – mag jeder Hörer für sich entscheiden, ob er, fast fünfzig Jahre später, auch die letzte Phase des Meistersaxofonisten (neu) in Angriff nehmen möchte, als das John Coltrane-Quartett sich auflöste, und Rashied Ali, Alice Coltrane und Pharoah Sanders die Bühne mit dem Meistersaxofonisten teilten. In ihrer einsamen Gipfelstürmerei nehmen einige der nachfolgenden letzten Werke Coltranes – LIVE AT THE VILLAGE VANGUARD AGAIN (*****), CONCERT IN JAPAN (in ehrwürdigem Mono, *****), INTERSTELLAR SPACE (*****), OM (*****) – eine Ausnahmestellung ein, welche in ihrer Intensität und Rigorosität an andere Spätwerke von Komponisten und Musikern erinnern – Beethovens letzte Streichquartette kommen einem da genauso in den Sinn wie das Spätwerk von Scott Walker (seit dem Geniestreich von TILT klingt jedes Scott Walker-Album wie sein letztes!), die letzten Aufnahmen von Johnny Cash, Nick Drake, Jacques Brel oder Morton Feldman. Bei so vielen anderen Musikern, etwa im Jazz, kam es mit den Jahren zu einem Stillstand, in dem die eigene Vergangenheit kultiviert wurde und jedes Risiko verbannt. Nicht viele hatten oder haben Lust, noch einmal die Sonnensegel zu hissen und einsame Regionen anzusteuern, wenn ihnen volle Konzerthäuser und der Beifall einer konservativen Presse winken. Am 13. Juli stelle ich in der Reihe Milestones im Deutschlandfunk, in der Radionacht um 4.05 Uhr, „Sun Ship – The Complete Session“ vor.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz