Manafonistas

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Archives: ECM

 

 
 
 

Lieber Michael,

hier die Antwort von Mayo Bucher: 

Das Bild heisst eigentlich „December Walk“. Was es genau darstellt, bleibt der Fantasie überlassen. Nur so viel: Ich habe das Foto 2010 auf dem Flugplatz Dübendorf (wo sich auch mein Atelier befand) im Nebel geschossen, und der Boden war voller Raureif- so dass das gefrorene Gras beim Laufen geknistert hat. Die Schwarz-Weiss Fotografie wurde mit Pigmentdruck auf Malerei auf Holz übertragen. Matt und Glanz spielen im Original auch eine wichtige Rolle.

Das finde ich sehr passend! Vielschichtig, knisternd, glitzernd, aber gleichzeitig etwas Weiches – tief, aber sanft etc. 

Liebe Grüsse, Björn 

 

 

MEREDITH MONK: ON BEHALF OF NATURE

 

Ja, es dreht sich um Natur, Evolution, Klimawandel, Zerstörung, Transformation, aber diese Musik ist ein Akt der Beschwörung, nicht der Belehrung. 74 Jahre hört man der Stimme der Meredith Monk nicht an, wohl aber die, zahlreiche Monde ungebrochene, Kreativität, mit einer kleinen Schar von Sängern und Instrumentalisten unerschöpfliche Musik anzuzetteln, in der Avantgarde und Archaisches eins werden. Ich schaue mir die Herbstliste des letzten Jahres an, gerade die Werke der „New Series“, und rufe wohl morgen mal im Hauptquartier nahe München an, um auch noch Eleni Karaindrou und Gavin Bryars ins Haus zu holen, allesamt Stammgäste der Klanghorizonte seit 1990, und in entlegenen Räumen unterwegs.

 

No doubt, pianist and composer Jon Balke has always been interested in Africa.  Along with singer Amina Alaoui from Marocco (now living in Granada), master violinist Kheir Edine K’Hachiche, a Norwegian ensemble of Early Music speicialists and master trumpet player Jon Hassell, Balke has created a bold fantasy: he’s recurring on a dead end of history, when the period of Al-Andalous came to an end in 1492. Peaceful coexistence between Muslims, Christians and Jews was destroyed by intolerance and those „witch hunters“ every period knows too well.

Now, Balke asked himself, how would the music sound when the fruitful dialogue oft arts and sciences had been continued. How would arabic music sound in melange with baroque textures and modern improvisation? Such experiments could easily end up in kitsch and high brow art. But, with „Siwan“, Jon Balke is brilliantly successfull. The music has a great flow, nothing seems artificial, the elegant, sensual and erotic voice of Amina Alaoui is , from time to time, having great „conversations“ with Jon Hassell’s drifting trumpet figures. A lot is going on here.

The music is trenendously rich in textures and  melodies. The whole project started when Jon Balke was intrigued by an anthology of Spanish and English translations of old texts and poems from Al-Andalous. But when his companion Amina performed some of the pieces in arabic language, the words brightened up. So nearly everything was done with the original texts. The result: one of the most stunning records of 2009 – lovers of Early Music could as easily enter this word as jazz freaks (with a special love for textures from Gil Evans and Miles Davis), or people from the not-so-fucked-up corner of „ethnic fusion“. It rarely happens: a pure fantasy that comes along without cliches! One of the greatest achievements of Jon Balke, alongside this year’s ridiculously  overlooked „solo-piano-and-sounds“-opus „Warp“.

2016 29 Apr

Andando el Tiempo

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Am 11. Mai feiert Carla Bley ihren 80. Geburtstag. ECM feiert mit und veröffentlicht am 6. Mai bei ECM Andando el Tiempo, das neue Album des Trios Carla Bley mit Andy Sheppard und Steve Swallow. Es präsentiert neue Musik aus der Feder Carla Bleys. Das Trio mit Sheppard und Swallow fungiert seit mehr als 20 Jahren als ideales Medium für Carlas Kompositionen und stellte zugleich auch immer einen der besten Kontexte für ihr unverwechselbares Klavierspiel dar. Genauso wie das von der Kritik viel gelobte Album Trios (2012) wurde auch „Andando el Tiempo“ in Luganos RSI Studio aufgenommen und von Manfred Eicher produziert. Im Juli kommt das Trio für Konzerte nach Europa.

2015 17 Nov

Only Sky (reminder)

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„Cast alone with just his guitars and effects rig for company, in this stunning if somewhat unsettling set of soundscapes David Torn has produced perhaps his most direct and unfiltered work to date. […] It’s a truly fascinating glimpse into the mind of one of the great creative forces of our time and each successive listen should reveal fresh new dimensions for many years to come.“

 

2015 4 Nov

Mette Henriette

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Mette Henriette Martedatter Rølvåg. Der Name ist so schön norwegisch, den muss man wenigstens einmal voll ausschreiben. Ungewöhnlich genug: Ein ECM-Debut mit einer Doppel-CD, noch dazu mit Fotos von Anton Corbijn. Aber diese Künstlerin, behaupte ich mal, ist es wert.

Die CD 1 ist in einer Triobesetzung mit Saxophon, Cello und Klavier eingespielt, kommt sehr leise, sehr schwebend, fast flüsternd daher. Nachtmusik, das Saxophon mit viel Geräuschanteil, der Atem bestimmt die Spannungsbögen der Stücke. Die CD 2, mit einer 13-köpfigen Band aufgenommen, greift dieses Konzept zwar zunächst auf, steigert sich aber zu einer Intensität, die mich zeitweise fast an Carla Bleys legendäres Escalator over the Hill erinnert. Musik für die „Difficult Listening Hour“ und eine gelungene Synthese von Jazz und Kammermusik. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 2013/14.

Mette Henriette hat bereits Ende 2014 mit der Gruppe Torg und unter der Produzentenhand von Bugge Wesseltoft an dem Album kost/elag/gnäll mitgewirkt (erschienen erst im September 2015 auf dem norwegischen Jazzland-Label). Dieses Album klingt offener, entspannter, spielerischer als ihr ECM-Album, streckenweise hat es etwas Vergnügtes an sich, was zum Teil wohl auch daran liegt, dass hier auch Gesang zu hören ist. Man stelle sich vor, Kurt Weill würde versuchen, wie Philip Glass zu komponieren und gäbe der Band dazu noch großen improvisatorischen Freiraum — dann  käme wahrscheinlich so etwas wie diese Platte dabei heraus.

 
 
 


 
 
 

Trotz aller Ähnlichkeit der beiden Albumkonzepte ist der Unterschied zwischen Torg und ECM beachtlich. Das ECM-Album ist konzentrierter und dichter. Dies ist mit Sicherheit dem Produzenten Manfred Eicher zuzuschreiben, der es immer wieder versteht, entsprechende Session-Atmosphären entstehen zu lassen. Wenn das ein Hinweis darauf ist, in welche Richtung es weitergehen könnte, dann bleibe ich neugierig.

Once founded by saxophone player Iain Bellamy, and following quite an amount of incarnations and stylistic changes, „Food“ never did a wrong move, never stopped to surprise, never put out anything but, good, very good, or excellent albums. In recent years, Iain Bellamy’s knack for sophistication and sparseness has been the perfect match for Thomas Stronen’s hitting on things, and his way of, well, sophistication and sparseness. Soulmates are always welcome.

Austrian guitar and sound manipulator Christian Fennesz takes care of unexpected ambiences and noisy undercurrents; he’s a hunter of discreet wilderness proving the rewards of letting all power fall. Normally starting with nothing more than a vibe, an impulse, „Food“ decided a new modus operandi and made use of „real themes“ – banning away the beloved raw skeletons. But why making it simple when complication is so much fun?

After recording a heavy load of material, Thomas Stronen was left alone with it for months, mixing, doubling, cutting, layering, chaneling, canceling. The basics were radically reshaped without letting go some of the key elements and original ideas. „This Is Not A Miracle“ (ECM Records) may not be a miracle, but it is an adventurous perpetuum mobile of shifting moods and awesome polarities. Call it electronic, call it organic!

Stronen and Bellamy know about showdowns, too: the last four tracks are brutally ascetic and perfectly executed: it’s the magician’s trick of „Food“ to be able to even make the tiniest details unforgettable, at least endlessly enjoyable. This time they added (en passant) some grand gestures that hit you right in the face. No one could have expected that!

2015 23 Jul

David Torn besprochen: Only Sky

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Only Sky ist eine ultime Form von kosmischem Blues. Torn halluziniert vorwärts in den aktuellen physischen Raum, in dem sich die gespielte Musik vollzieht, ereignet, und rückwärts in den Raum musikalischer Vergangenheiten. Magisch ist die Weise, wie hier uralte Themen und Stilelemente aus seinem Soundscaping hervortreten, Form annehmen, ohne darin festgelegt zu werden. Im Umspielen, mit Ellipsen und Fragmenten bleibt das Ganze in offener Bewegung wobei sich sehr wohl Konturen scharf abzeichnen.

Gleich zu Beginn, in „At least there was nothing“, jagen Klangfetzen durch einen vibrierenden, anschwellenden Raum, der musikalische Urformen birgt, die der nordamerikanischen Landschaft entspringen und diese nachhallen lassen. Geradezu frappierend ist, wie dann aus dem Sturm die Klänge von Torns elektrischer Ûd aufsteigen und der Zuhörerassoziation kräftig zusetzen. „Spoke with folks“, das zweite Stück, ist eine verlangsamte, nackte Form von Urrock, die sich irgendwo zwischen Howlin’ Wolf, John Lee Hooker, Vanilla Fudge und Steve Reich bewegt – mit entfernten Echos von Pionieren des Blue Grass. „Ok, Shorty“ ist ‘a beauty of a song’ und „Was a cave, There …“ ist schlicht ein Meisterwerk auf einsamer Höhe.

Man kann den leeren Konzertraum des EMPAC in Troy, Upstate New York, mit seinem enorm langen Nachhall heraushören. Aus den Anfangsklängen steigt Konzertantes auf, das den Eindruck eines Gemisches aus Jimi-Hendrix, Arditti String Quartet, Metropolis-Filmmusik und Industrial Sound hervorruft. „Only Sky“ ist eine subtile himmlische Ballade. „So Much What“ arbeitet mit Gongeffekten und ruft entfernt Assoziationen mit Verdis Gefangenenchor aus „Nabucco“ hervor. Das Schlussstück schliesslich gleitet in einen „Shenandoa“-Archetypus.

Torn hat eine anwesende Nichtanwesenheit (und umgekehrt), die seiner Musik eine besondere Qualität verleiht. Er ist der schalkhafte Magier, immer für Überraschungen gut, sowohl was das Sanfte wie das Extreme, Bizarre betrifft. Was Torn spielt, liegt nicht auf der Hand, ist aber stets von grosser Klarheit.

 

Only Sky ist bei ECM herausgekommen. Die Rezension ist eher auch im Printmagazin Jazzthetik erschienen.

 

6903 Lugano Besso. Du kannst Magie nicht zwingen. Du kennst eine Unzahl von Tricks, du weisst, wie man Sackgassen entkommt, du weisst, wie man aus losen Enden geschlossene Gestalten formt, aber der magische Mehrwert bleibt unberechenbar. Widerspenstig. Es begann mit alten Banden zwischen Arve Henriksen (Trompete etc.), Jan Bang (Live-Sampling etc.) und Eivind Aarset (Gitarren etc.), es begann mit dem Punktfestival von Kristiansand anno 2005. Es begann mit Lieblingsplatten aus den frühen Jahren von ECM, die den armenischen Pianisten Tigran Hamasyan durch seine Teenagerjahre begleiteten. Es begann mit den weit zurückreichenden Erfahrungen des Produzenten Manfred Eicher mit armenischer Musik. Und es begann auch damit, dass Jan Bang mir für eine Ausgabe der JazzFacts (Deutschlandfunk) eine kleine Passage aus seinem Duo mit Tigran (Punkt 2013) schicken sollte: ein Kinderspiel für offene Ohren, hier, in furios inszenierten Dejavues und elektronischen Spiegelungen, den Basisstoff für eine zukünftige Unternehmung zu wittern! Ich tat das Nötige, damit Manfred diese paar Minuten zu hören bekam – und er hörte genug, um die Dinge in Gang zu bringen.

Und so entstand und entsteht in diesen Tagen in Lugano, im „Studio Grosso“ des RSI, eine Produktion mit vier Musikern, einem Produzenten und einem Toningenieur, von der man vieles erhoffen durfte und darf, aber nicht unbedingt solch eine konzentrierte, entfesselte Energie, solch einen Ideenfluss (voller Finessen und Widerständigkeiten)! Wer in naher Zukunft die beteiligten Personen auf diese Tage im Tessin anspricht, wird auf Blicke treffen, die Bände sprechen, auf Sätze, die mal holprig, mal elegant, das So-Nicht-Vorhersehbare ins Spiel bringen, einen Glücksfall. Als Zeuge (Ohren und Augen) atmete ich die Musik ein, hellwach verfolgte ich das Abhören, das Abmischen, die minimalen Korrekturen, die im grossen Saal (ohne Trennwände, ohne Kopfhörer) eingespielten drei, vier Takes einer alten Komitas-Komposition, die eine oder andere tänzelnde Bewegung des Produzenten, die kurzen Dialoge, das Spiel der Gesten und Mienen (für stille Freude gibt es eine ganze Palette) – und einmal, in einer Kaffeepause, blieb ich einfach sitzen vor der menschenleeren Bühne. 

 
 
 

 

2013 30 Jul

Another Pastime Paradise

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No prizes for guessing that a six-disc box-set in which Steve Reich, Jan Garbarek, CPE Bach, Norma Winstone, Arvo Pärt and dozens of others rub shoulders is an ECM production. This seven-hour compilation was made for a major Munich exhibition entitled ECM – A Cultural Archaeology, emphasising ECM music’s links with other arts. So there are big roles for Georgian film-composer Andrey Dergachev’s fusions of electronics, speech and whirring machinery, Greek theatre and film scorer Eleni Karaindrou’s romantic orchestral pieces (with Garbarek’s sax and Kim Kashkashian’s viola among the solo instruments), and many other absorbing crossovers. But at least 30% of the set has clear jazz roots – from clarinetist Jimmy Giuffre’s cool-bop Jesus Maria from 1962 with Paul Bley on piano, to John Surman and Barre Phillips‘ ferocious, synth-thundering Mountainscapes V from the 1978, or the Old and New Dreams band’s blues-steeped rendition of Lonely Woman. Five stars for mostly reissued music might seem generous, but the way this set has been assembled creates transporting new narratives – or meditations – from sequences that were never meant to coexist. (John Fordham, The Guardian, on Selected Signs III – VIII)


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