Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Wenn es um wiederkehrende Orte geht in den Geschichten der Manafonisten, tauchen manche mit schöner Regelmässigkeit auf: London, Düsseldorf, Pittsburgh, Dortmund, Würzburg, Kronach, Berlin, einzelne Inseln der Kanaren, Kristiansand, Hannover, Sylt, Northern California – die kleinste aller wiederkehrenden Ortschaften ist aber fraglos Bergeinöden nahe Arnschwang in der Oberpfalz, unweit der tschechischen Grenze.

Dort, in Furth i. W., finden sich nun etliche Sozial- und Psychotherapeuten zu einem Wiedersehen ein, die dort in den Jahren 1980 bis 1982 und mitunter auch sehr viel länger in der Fachklinik für Alkohol- und Medikamentenabhängige wirkten. 40 years later…  Nach der Produktion meiner Ausgabe der JazzFacts mit Neuem von der improvisierten Musik am Vormittag des 5. Mai (eine besondere Rolle werden Bill Frisell und John Scofield spielen), düse ich erstmal nach Würzburg, um in meiner alten Stadt aus Studentenjahren eine Nacht zu verbringen. Dann geht es weiter, und vom 6. bis 9. Mai schlage ich mein Zelt nahe dem Steinbruchsee auf. Wer über diese Zeilen stolpert und mich noch in hoffentlich bester oder zweitbester Erinnerung hat, kann mich gerne nach Würzburg für einen Abend und eine Nacht einladen. 

Wenn ich an Bergeinöden denke, erinnere ich mich an Lesenächte mit dem Klassiker „Walden“ von Henry David Thoreau. Ich hatte dort, blutjung, meine erste Stelle als Psychologe angetreten und eine Souterrainwohnung am Ausläufer des Hohen Bogens gemietet, „mein Dorf“ bestand aus einer Handvoll Häusern.

Ich fremdelte ein wenig nahe der tschechischen Grenze, meine Studienstadt Würzburg war drei Autostunden entfernt, Dortmund in schier unerreichbarer Ferne. Und meine zwei ersten Bücher waren „Ripley Underground“ von Patricia Highsmith, und eben Mr. Thoreau. Aber nach ca. 150 Seiten verlor ich, warum auch immer, die Lust an der Lektüre. ich weiss aber noch (ungefähr) zwei Dinge aus dem Buch. Thoreau beschreibt, wie man trainieren kann, in ungewohnt kühler Umgebung gut zu schlafen, und er macht sich über das ständige Geschrei über Neuigkeiten lustig. Schon damals waren Übertreibungen, speziell in der Kultur, weit verbreitet.

Knapp zwei Jahre hielt ich es am Arsch der Welt aus, als Stadtkind war das eine harte Nummer, und Ausflüge nach München reine Selbsttherapie. In München kaufte ich damals Egberto Gismontis zauberhaftes Album „Solo“. Und stromerte durch Schwabing. Wenn ich an die Schallplatten denke, die in meiner Zeit in Bergeinöden das Licht des Marktes erblickten, fallen mir, neben Gismonti, aus dem Stegreif zwei ein, die unentwegt liefen, und reine Seelennahrung waren: „Remain In Light“ von den Talking Heads (einmal drehte die alte Wirtin, weil ich allein war mit meinem Wiener Schnitzel, den „Zündfunk“ laut auf, und es liefen „Listening Wind“ und „London Calling“) – und „On Land“ von Brian Eno: eine Platte für die Ewigkeit, sie hatte dort in Bergeinöden, wo ich umgeben war von dem Dialekt der Oberpfälzer, von einem an der Kette schlagenden, verbitterten Hund, und später auch, hinreissend berauscht, von einer Indianerin aus meinen Kindheitsträumen, ihren perfekten Ort gefunden. An dem Abend, an dem ich ein Party gab, und kurz vor Mitternacht der Western „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ lief, veränderte alles, für eine gewisse Zeit!

Ich freue mich auf Würzburg und Bergeinöden – zwei „Geisterorte“ am Stück, denn wie anders erlebt man Ansiedlungen, in denen alle einem einst vertrauten Menschen schon ewig und drei Tage lang das Weite gesucht haben?! Ich liebe Gepenstergeschichten.

2022 12 Feb.

Once upon a time

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“Yeah, I think it can only work on a telepathic level. It was natural – you live almost like a cult when you’re younger. Each person would have their thing they were into most and they’d bring that to the table. (…) We’d all gravitate to certain things – Everyone loved Lee Perry, I loved Frank Sinatra and doo-wop groups. My grandad had all these old records, like Reader’s Digest Hawaiian and choral records, and that’s where we’d pick a lot of stuff up from.“

(James Skelly, The Coral)

 


Im letzten Jahr fand ein Doppelalbum viele begeisterte Hörer, „Coral Island“ von The Coral, eine Zeitreise entlang alter englischer Küstenkäffer, mit wunderbaren spoken word-stories und einem Melodientaumel, der in alter Zeit manche Jukebox in Beschlag genommen hätte. Seltsamerweise  war ich der einzige Manafonist, der in den Sog dieses Trips geriet – was meine Erinnerung an zwei Wochen Torquay wachrief, an eine surreale Bootsfahrt mit einem sprechenden Hund. 
Eine urbritische Band knüpfte damit an den Zauber von „Magic and Medicine“  und ihres Debuts „The Coral“ an, aus dem Jahre 2002, das jetzt neu aufgelegt wird (diese „anniversary edition“ enthält die üblichen b-sides und rarities, mit einigen echten Granaten – und das Cover spricht sowieso Bände) –  und damit sind schon mal in einem Satz drei ziemlich grossartige Popalben genannt. 


Damals waren einige von den sechs Freunden noch Teenager, und sie liebten gutes Haschisch, Captain Beefhearts „Safe As Milk“ (das auch ein gewisser Brian Eno grandios fand), und „Forever Changes“ von Love, dass in unendlich vielen Bestenlisten auftaucht. Nun habe ich immer nur vom Kopf, aber nie vom Bauch her verstanden, was an diesen beiden Platten so weltbewegend sein soll, aber ganz sicher war ich damals dem rauen Charme des Debuts der Briten erlegen. Wer noch eine alte Aufnahme der „Klanghorizonte“ aus jener Zeit besitzt (verwittert, Chromdioxid) – das Interview mit James Skelly war ein echtes Highlight. 
Mein alter Bekanter Tom Pinnock lebte vor Ort und besitzt wesentlich mehr Insiderwissen – er bringt es so auf den Punkt:


Die Zeit hat eine Art, die rauen Kanten von Songs zu glätten, das, was einst schockierend war, abzuschleifen, bis es sich sicher anfühlt. Einige Momente sind jedoch seltsam widerstandsfähig: Zum Beispiel „Revolution“ von den Beatles, dessen stechender Fuzz immer noch so ungesund aufregend ist, wie er es vor fast 54 Jahren gewesen sein muss. Auch „Skeleton Key“ von The Coral hat sich als ziemlich hartnäckig erwiesen: Der erste richtige Vorgeschmack auf ihr selbstbetiteltes Debüt aus dem Jahr 2002 kombinierte ungelenkes Beefheart-Geschepper mit Shanty-Gesängen und einem Space-Rock-Mittelteil, der wie von einem Post-Syd-Floyd-Album herübergebeamt schien. Oh, und ein scherzhaftes Disco-Funk-Coda, in dem die Band scheinbar die Kinderfernsehserie Byker Grove zitiert. Die Mischung dieser Elemente ist an sich nicht bemerkenswert, aber die Art und Weise, wie das Sextett es geschafft hat, dass sich das Ergebnis so natürlich und zusammenhängend anfühlt, ist es schon.

 


Bei nicht wenigen Lesern dieses Blogs hat die von Marc Hollander und Crammed Discs früh in den Achtziger Jahren ins Leben gerufene Musikreihe „
Made To Measure“ dauerhaft Spuren hinterlassen. Kam ein Gepräch auf dieses Brüsseler Label für überwiegend instrumentelle  Musik abseits des Mainstreams, fielen mir stets zwei Favoriten ein, MTM 8 und MTM 15. Interessanterweise führte ich das erste Interview meines Lebens mit Sussan Deyhim & Richard Horowitz, im Che Coo La La in Dortmund (s. Foto). Heiner Goebbels war von dem Album „Desert Equations“ und der Stimme der gebürtigen Iranerin ähnlich begeistert, und so ist Sussan Deyhim auf einem seiner besten Arbeiten zu hören („SHADOW – Landscape with Argonauts“ –  auch Brian Eno ist ein Bewunderer dieses ECM-Albums). Richard H. ist auf einigen Alben von Jon Hassell zu hören, etwa auf „Vernal Equinox“ und „Power Spot“. Und hat das betörende Solowerk „Eros In Arabia“ geschaffen, das vor Jahren neu aufgelegt wurde.

 

Und dann war da ja noch MTM 15, das im Jahr seines Erscheinens – 40 years ago – spät abends manche Nacht in einem Dorf namens Bergeinöden am Ende der Welt einleitete (a year of magic, eros and dying dreams, a novella in preparation), und, auch wenn ich damals noch keine Bestenlisten führte, zählte es, rückblickend, zu meinen unvergesslichen Alben des Jahres 1982, neben ein paar ECM’s (u.a. Mike Nocks „Ondas“), sowie Bruce Springsteens „Nebraska“, XTCs „English Settlement“, Donald Fagens „The Nightfly“, Dexys Midnight Runners „Too Rye Aye“, Laurie Andersons „Big Science“, und Brian Eno‘s „On Land“ Hätte Enos Meilenstein zum 40-Jährigen nicht endlich eine Surround-Version verdient!? Eigentlich ein Witz, dass dieses Album, das seinerzeit eine Anleitung zu einer simplen All-Around-You—Version mit einem dritten Lautsprecher beiliegen hatte, nie in 5:1 aufgelegt wurde. Nun gut, es lockt auch so in die Tiefe des Raumes… Crammed Discs merkte damals zu MTM 15 dazu an:

 

A photographer, writer and poet of the analog synth, Benjamin Lew used to work as a mixer of exotic cocktails in a bar which was haunted by Tuxedomoon’s sax-player, and by the rest of the American Lost Generation of early Eighties Brussels. The encounter gave birth to one of these discreet but unforgettable minor miracles which take place sometimes. The fact that the title of the resulting album („Douzieme Journee: le Verbe, la Parure, l’Amour“) is taken from a book (by ethnographer Marcel Griaule) on the cosmogony of the Dogon people of West Africa points to the magical and radically alien dimension of this music.


SUSSAN DEYHIM & RICHARD HOROWITZ  
Desert Equations: Azax Attra (MTM 8) // BENJAMIN LEW / STEVEN BROWN Douzieme Journee: le verbe, la Parure, l‘Amour (MTM 15) – beide Werke sind nun wieder erhältlich, auch als Vinyl.
Massanfertigungen für den Underground! Ein neues Album von Steven Brown kommt 2022 raus, sein erstes seit Ewigkeiten.

 

 
 

Die Sache ist die, dass dieses englische Duo wohl in manch exzentrischem Jahresrückblick auftauchen wird, obwohl man sich bei diesem Foto auch fragen könnte, ob wir es mit einer neuen Netflix-Serie rund um Aliens zu tun haben. Man wird sich mitunter nach dem Hören ihrer neuen LP wie ein leicht erleuchtetes Wesen vorkommen, mutmasst Electronic Sound in seiner März-Ausgabe, die die Rückkehr von Soft Cell auf dem Cover zelebriert (auch ein spezielles Duo), aber was machen die Zwei schon anderes, als real existierenden Kompositionen von Beverly Glenn-Copeland bis Neu! eine spezielle Tönung zu verpassen, mit field recordings, Himmelsblick, und delikater Kammermusik?! Auf ihre Interpretation von Brian Enos „Events In Dense Fog“ müssen wir aber noch warten. Alles weitere, wenn das Vinyl aus England den deutschen Zoll passiert hat.

 

Dieser Sänger und Gitarrist hat einen dermassen schrulligen Namen, dass er auch an der Seite von George Clooney in „O Brother, Where Art Thou“ (ein nach wie vor sehenswerter Films, auch dank eines ausgefuchsten Soundtracks) seine Rolle gefunden hätte, in einem alten Amerika, das die Coen-Brüder mit Hilfe von Homer neu heraufbeschworen. Da gab es Baumwollpflücker und Bretterbuden, in denen Bluessänger ihre Lieder aufnahmen. Jake Xerxes Fussell ist ein Folksänger alter Schule im besten Sinne, das heisst, er bleibt erfinderisch, wenn er die alten Quellen hernimmt, so erfinderisch, dass ihm dabei ein paar unerhörte Lieder gelingen. Magischer Realismus, der das Alltägliche umwandelt. Auf seinem jüngsten Reigen geht es dezent melancholisch zu, eine sanfte Orchestrierung erweitert die versammelten Pastelltöne. Soldaten sagen ihren Liebsten adieu, Windmühlen brennen nieder, und am Ende sind selbst die, die mit dem Leben davongekommen sind, schon lange tot. Vielleicht kennen einige „The Golden Willow Tree“, das sich, wie so manches hier, in uralter Zeit abspielt und auf offenem Meer. Der Multiinstrumentalist James Elkington hat das Album mit einem rundum warmen, analogen Sound ausgestattet, in dem Bläser, Streicher, Klavier, rares  Trommelhandwerk und die gute alte pedal steel-Gitarre in keinem Moment mit dicker Farbe auftragen. Eine ruhige, traurige, erhebende, vollkommen unspektakuläre Angelegenheit, und ausserst hörenswert. 

2022 8 Feb.

Walking through Brooklyn in 2014

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Nach dem Genuss eines fantastischen Cappuccinos mit der Salimbene Bohne (s. Kaffeezentrale.de, hoher Röstgrad, ölige Bohne, berauschende Geschmacksnoten) hier, anbei, ein Selfie. Statt meines Gesichts (an einem Mundwinkel wäre noch eine Spur Milchschaum zu entdecken, von meinem neuen und allerfeinsten elektrischen Milchaufschäumer „Stelio“), also ein aktuelles Blutbild. Ein Selfie, vor dem zweiten Boost. Keine Sorge wegen des leicht erhöhten Harnsäurewerts, das scheint bei mir fast Norm zu sein, keinerlei Neigung zu Gicht.

Übrigens, mit dem Kaffeevollautomaten Delonghi Dinamica bin ich rundum zufrieden, nur den zugehörigen Milchschäumer kann man in die Tonne hauen. So aber gelingt mir nun endlich, mit „Stelio“ und den Bohnen meines Dealers aus Bochum, sensationeller Cappuccino, vom Milchkaffee ganz zu schweigen.

 

 

„One more cup of coffee for the road“, sang Dylan einst – für daheim empfehle ich zum koffeinhaltigen Rundumerlebnis Dieter Ilgs Solobassalbum „Dedication“. Dass er ein faszinierender Musiker ist, wusste ich schon lange, man denke nur an das eine Piano-Trio-Album von Marc Copland. Mit dem Trompeter Till Brönner kann man mich bekanntlich jagen, aber ich weiss dass er abseits seiner smoothy boozy Barhockermusik sein Instrument gut beherrscht. Vor ein paar Wochen hörte ich denn ein Stück, mit dem es ihm wohl gelungen wäre, einmal in dreissig Jahren Teil einer playlist der Klanghorizonte zu werden: seine Interpretation (im Duo mit „Einzelfuchs“ Dieter Ilg) von Leonard Cohens „Thousand Kisses Deep“ ist richtig gut.

Vielleicht hat Herr Brönner Lust, abseits seiner Weihnachts- und Osterjazzhasenmusik mal ein gewichtigeres Duoalbum mit dem Einzelfuchs aufzunehmen: „Music For Coffee Lovers In Dark Corners“, mit ausgewählten Coverversionen aus der „gothic scene“ der Popkultur, von Dead Can Dance, The Cocteau Twins, This Mortal Coil, und ähnlichen Kalibern. Leave the comfort zone. Paint It Black, Till. No sugar required. Spiel deinen Jazz wie Chuck Norris seinen Kaffee trinkt: schwarz und ohne Wasser. Und auf keinen Fall „Wohltemperiertes“.

 

 

Du ahnst es, wenn du genau hinsiehst: die beiden Innenseiten (in Ausschnitten) einer Schallplatte. Aufklappbare LP, meist ein ästhetisches Plus. Diesmal dürfen keine Manafonisten mitraten. Um welches Album handelt es sich hier: Erscheinungszeitraum 2021 / 2022 – so weit grenze ich es ein. Es darf nur ein Tip abgegeben werden. Per comment, hier, keine Emails. Der Ratefuchs / die Ratefüchsin erhält das innerhalb der folgenden 12 Monate erscheinende neue Album von Brian Eno. Über das es noch nichts im Internet zu lesen gibt. Aber ich bin eine zuverlässige Quelle. Zudem, spätestens 7 Tage nach des Rätsels Lösung, zwei faszinierende Alben aus dem Hause ECM, die ich zufällig zweimal besitze: Michel Benitas „River Silver“. Ein Geheimtip. Und Keith Jarretts „Facing You“. Ein Klassiker. Nachdem ich einige Male überrascht wurde von den detektivischen Finessen einzelner Leser, habe ich dazu gelernt, und bin in meinen Rätseln auch etwas raffinierter geworden. Und dennoch kann das genaue Lesen dieses Textes (und Anschauen des Coversegments) die Lösung inspirieren. Wer nicht auf Brian Enos Album warten will, kann sich alternativ auch diese zu erratende Musik als CD wünschen. Ich gebe noch einen Hinweis: du kennst das Cover von Fleedwood Macs „Tusk“, nicht wahr?! 

 

2022 1 Feb.

Eine Jazzmagaz

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Letter from Dieter Ilg (part one)  
Dieter Ilg: „Dedication“, Forest Kill
text eins
OTON  (1) Joona Toivanen
Joona Toivanen Trio: „Both Only“, Direction
text zwei
B1 – Kit Downes – Petter Eldh – James  Maddren: „Vermillion“ (Ingo J. Biermann)****
text drei
B2 – Hendrika Entzians Reihe „Was hörst du“ (Kit Downes)
text vier   

Bill Carrothers – Vincent Courtois: „Firebirds“*, Circle Game
text fünf
Avishai Cohen – Yonathan Avishai – Barak Mori – Ziv Ravitz: „Naked Truth“, Part II
OTON (2) Ziv Ravitz
text sechs
Wadada Leo Smith – Henry Kaiser – Alex Varty: „Pacifica Koral Reef“***, excerpt
text sieben
B3 – Fazer: Plex (Niklas Wandt)**
text acht
Letter from Dieter Ilg (part two)
Dieter Ilg:„Dedication“, Hamami (dedicated to Charlie Mariano)*****

 

the whole show:

 

Steve Tibbetts shares a memory on Henry Kaiser :

 

 

*This sublime session from pianist Bill Carrothers and cellist Vincent Courtois is the soundtrack for a quiet Sunday morning, when the electricity of the weekend is beginning to fade and the serenity of the morning sun splashes into the room. Melodies are offered up like colored balloons, which the duo then releases and sends drifting upward and away to the horizon.

(Dave Sumner, bandcamp)

 

**Formed by five musicians who originally met as jazz students in Munich, Fazer made a striking first impression with 2018’s Mara, a debut that somehow matched its Can-worthy polyrhythmic complexity and trumpeter Mattias Lindermayr’s forceful figures with a fluidity that evoked Ethiopian and Afro-Cuban jazz in equal measure. Their first for City Slang, Plex may be more restrained but still feels fresh thanks to Fazer’s savvy synthesis of normally disparate strains of jazz and to the players’ reverence for the spaces between the notes, a rather surprising quality for a group with two drummers and with plenty of firepower at their disposal.

(Jason Anderson, Uncut, March 2022)

 


***„Schnorcheln in der Salish Sea im Pazifischen Nordwesten ist ein täglicher Teil meiner eigenen Sommerroutine. Wie die Teilnahme an einer kollektiven Improvisation vermittelt es mir das Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein, und das Bewusstsein, dass uns unter jeder Oberfläche seltsame Schönheiten erwarten – zusammen mit der Präsenz von Risiken und dem Beweis für die Zerbrechlichkeit des Lebens.“

(Alex Varty)

 

****Since signing with ECM Records a few years ago veteran British keyboardist Kit Downes has been showing off different sides of his musical profile, whether haunted solo pipe organ explorations or a moody electric chamber ensemble. His third album for the label offers yet another setting, but this one isn’t actually new. In the past his group with drummer James Maddren and bassist Petter Eldh released music as Enemy, but here the group is rebranded — perhaps to widen Downes’ portfolio — while pivoting from its old fusion-oriented sound for something more hushed. Still, it remains the work of a collective, as the bassist wrote as many of the tunes as the nominal leader, including the ravishing highlight, ‚Class Fails‘. It’s a delicate recording where the tactile cymbal play of Maddren is heightened and the percussive snap of Eldh is muted, so in some ways the name change makes sense. There’s an emphasis on balladry, with each part of the triumvirate pulling out subtle melodic threads from the written themes like a magician, only for them to seemingly vanish as quickly as they appeared

(Peter Margasak, The Quietus)

 

*****just think about some of the great albums Charlie Mariano was an essential part of – some other bass players’ works come to mind, f.e. Charles Mingus, The Black Saint and The Sinner Lady, or Eberhard Weber‘s Colours, Yellow Fields)

(m.e.)

 

Es gibt zwei Arten von Reggae- und Dub-Alben, die aus der Vergangenheit kommen. Die einen kannten wir bis dato einfach nicht, und die anderen sind einfach nie erschienen. Letzteres passierte mit dieser LP, die von Anfang an  kein einziges schummriges Licht irgendeines schummrigen Plattenladens gesehen hat. Leonard Dillon, alias der Äthiopier, war ein musikalisches Schwergewicht, und es ist Zeit, ihn zu entdecken. Seine Stimmte, auf deren Beschreibung wir einfach mal verzichten, um uns das Leben leichter zu machen, tauchte schon 1960 auf, Peter Tosh war beeindruckt, und bald sang er Songs in Sir Coxsones Studio, hier und da begleitet von einem gewissen Bob Marley. Der Mitbegründer von Nighthawk und ursprüngliche Produzent des Albums, Robert Schoenfeld, wollte Dillons Magie einfangen, bevor sie nur noch auf wenigen Sammlerstücken aus uralter Zeit zu finden war, nah am Vergessen. Also wurde eine erstklassige Crew zusammengestellt, u.a. mit dem grossartigen  Gitarristen Lyn Taitt. So viel unveröffentlichte Musik, und ich kam in den letzten Tagen nur zu gern auf Schoenfelds Aufnahme von The Return of Jack Sparrow zurück, die traurigerweise dreissig Jahre lang vollkommen verloren in einem Londoner Archiv vor sich hin dämmerte. Dabei klingt sie für uns heute so, wie ein anderer Reggae-Freund schreibt, „als wäre sie in den glorreichen analogen Tagen der 1970er Jahre entstanden, ohne die dynamische Kompression und die dünne, eindimensionale Darstellung, die so typisch für Pop-Platten der späten 80er und frühen 90er Jahre sind. Diese LP wurde von Jeff Powell von Take Out Vinyl in Nashville gemastert, dessen Unterschrift auf dem totstillen „Wachs“ hunderter herausragender Vinyl-Veröffentlichungen zu finden ist, darunter auch der Rest der Nighthawk-Serie von Omnivore. Powells exzellenter Lackschnitt, den er mit seiner eigenen, sorgfältig eingestellten Neumann VMS 70-Drehmaschine ausgeführt hat, und die flache 150-Gramm-IRP-Pressung bedeuten, dass dies die Art von Vinyl ist, die sich weit öffnet und nicht an den unteren Frequenzen spart.

 


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