Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2019 28 Mai

Two Books and a Video

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Jeder, der die Pet Shop Boys kennt, sieht natürlich sofort, dass sich sowohl der Buchtitel wie auch diese Abbildung auf das Cover des Actually-Albums beziehen:
 
 

 
 
Aber weshalb die Anspielung auf Che Guevara? Und wen stellt der Herr rechts im Bild dar?

Die Buchrückseite verrät es uns. Das Bild bezieht sich auf die Zeilen
 

I was faced with a choice at a difficult age
Should I write a book or should I take the stage
But in the back of my head I heard distant feet
Che Guevara and Debussy to a disco beat

 
aus „Left To My Own Devices“ vom Album Introspective von 1988.
Der Herr rechts ist also Claude Debussy. Den hätte ich jetzt nicht erkannt. Darauf kann man nur kommen, wenn man sich mit dem Werk der Pet Shop Boys wirklich sehr ausführlich beschäftigt. Ich fürchte, noch immer werden viele gar nicht auf die Idee kommen, dass sich das lohnen könnte, aber sie irren. Der „Spex“-Autor und Übersetzer Jan-Niklas Jäger jedenfalls hat sich dieser Aufgabe unterzogen, und das resultierende Buch ist sehr lesenswert. In neun Kapiteln geht er der Karriere dieses Duos auf den Grund, weniger im Sinne einer Band-Biographie als im Sinne einer großflächigen Analyse ihres Werks.

Dass Neil Tennant und Chris Lowe trotz ihres (scheinbaren) Dauer-Kirmesdiscobeats ziemlich geniale Songschreiber sind, muss man sicher nicht mehr betonen. Auf einem Album kann man bluffen, vielleicht auch auf zweien, aber nicht 33 Jahre lang auf — wenn ich richtig zähle — 17 Alben. Und die Songs darauf, wie Jäger an Beispielen immer wieder zeigt, sind gesellschaftspolitisch oft reflektierend, mit wachen Augen beobachtend, manchmal witzig, manchmal satirisch, manchmal melancholisch, manchmal aber auch regelrecht subversiv wie „West End Girls“ oder „King’s Cross“, ebenso bemerkenswert die freundliche Ironie, mit der eine Gurke wie „You Were Always On My Mind“ ihrer originalen Sentimentalität beraubt wird. Das Eingangszitat aus „Left To My Own Devices“ ist nicht zufällig gewählt, Jäger zeigt, dass dies ein Schlüssel zum gesamten PSB-Kosmos ist. Die Jungs kennen ihre Szene sehr genau, und weil auch Jäger sie kennt, gelingt es ihm immer wieder, auch die Musik (und die Discobeats) auf die Texte zu beziehen und klarzumachen, warum sie so sind, wie sie sind — ich muss in diesem Punkt passen; Jäger folgt den diversen Club-, Disco- und sonstigen Wurzeln manchmal bis in die feinsten Verästelungen, die ich nur noch zur Kenntnis nehmen, aber nicht mehr aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann.

Klar, etliche PSB-Songs sind einfach Schlager. Kein Problem damit — wenn sie so gut gemacht sind wie die der PSB, dann darf man das mögen. Der „Rockism“, demzufolge Rockmusik nur ehrlich ist, wenn sie auf Gitarren und Schlagzeugen handgespielt wird, ist ohnehin Unsinn. Jäger geht aber weiter. Obwohl weder Neil noch Chris je dazu tendiert haben, viel über sich selbst zu verraten, zeigt er an etlichen Beispielen die persönliche Ebene, die hinter den Lyrics und ihrer musikalischen Umsetzung steckt. „It’s all in the lyrics“, wie Chris Frager abzufertigen pflegt, die ihn zu persönlich fragen. Und da ist es wirklich. Nicht immer so hammerhart wie in „It’s A Sin“, aber wenn man weiß, worauf zu achten ist, dann hört man die persönliche Ebene ebenso wie die Sozialkritik; in der mittleren Phase der Pet Shop Boys klopft auch AIDS an die Tür und wird ohne Holzhammer thematisiert.

Selten haben sich die Pet Shop Boys so weit aus dem Fenster gelehnt wie auf dem Album Very, dem Jäger ein komplettes Kapitel widmet. Hier ist selbst die Reihenfolge der Tracks nicht ohne Bedeutung. Die Trias „Can You Forgive Her?“ (hier geht es noch darum, dass der Protagonist seiner Freundin verzeiht, statt sich seiner eigenen Sexualität zu stellen) — „I Wouldn’t Normally Do This Kind Of Thing“ (dass es „this“ heißt und nicht „that“, ist kein Zufall) — „Liberation“ (das übrigens auch Horst Königsteins Lieblingssong war) ist sprechend. Da ist nichts mehr ironisch, jedenfalls nicht, wenn man bereit ist, auf Empfang zu schalten.

Eine spezielle Analyse erhält der Song „Go West“, ein alter Titel der Village People, der es nicht so recht zum Hit geschafft hatte. Der Vergleich des Originals mit der PSB-Version zeigt, dass es nicht einfach eine Coverversion ist, sondern durch einige kleine textliche und melodische Ergänzungen (etwa die hinzugefügten Harmonien aus Pachelbels „Kanon“, obwohl die natürlich auf hunderte von Poptiteln passen) erhält der Song eine verblüffende inhaltliche Verlagerung ins Melancholische. In Verbindung mit dem Video, dessen Bluescreen-Tricks heute schon fast zum schmunzeln sind, der Kostümierung des Duos, der leicht veralberten Riefenstahl-Ästhetik sowie der Hinzunahme einer schwarzen Sängerin als Freiheitsstatue wird die inhaltliche Verlagerung noch betont, indem Neil plötzlich seitwärts von der Treppe in den Himmel hineinläuft und durch eine sich öffnende Tür in einer Art Disco-Paradies landet — das dann in wilder Grafik ausgemalt wird. Und dann ist da natürlich der Titel: Von New York aus gesehen heißt „Go West“: nach San Francisco. Auf der CD folgen dann zwei oder drei Minuten Pause, bis schließlich ein kurzer, „Postscript“ genannter Song ertönt. Hier singt Chris: „I believe in ecstasy / the times we’ve had, you and me / friends we’ve met along the way / partied every night and day / And I know we’ll meet again.“ Da bleibt nichts mehr zu sagen.

Dies nur als ein Beispiel. Jäger nennt viele; ich will sie nicht alle aufführen. Gelegentlich überzieht er seine Interpretationen vielleicht ein bisschen; manchmal nimmt er die Jungs auch ernster als die sich vermutlich selber nehmen, aber das macht nichts. Ich empfehle das Buch einfach. Man hört die Pet Shop Boys nach der Lektüre dieses Buches anders als vorher.

Eine kleine Bitte nur an den Verlag: Wenn ein Buch Anmerkungen enthält, die über reine Quellenangaben hinausgehen, dann sollten die bitte als Fußnoten unten auf der Seite stehen; das ständige Blättern ans Ende des Buches nervt irgendwann.

Weil es ebenfalls gerade erschienen ist, hier noch eine wunderbare Ergänzung:
 
 

 
 
Ein schön in weiß und silber aufgemachtes Buch mit Lyrics, deren Lektüre sich tatsächlich lohnt. Das hat man in der Popmusik nicht allzu oft. Dazu gibt es ein informatives Vorwort des Verfassers. Die Texte sind titelalphabetisch geordnet. Das ist vielleicht nicht ganz ideal, befreit einen aber auch von dem Zwang, in den Texten eine „Entwicklung“ wahrnehmen zu wollen. Es ist ohnehin nicht ratsam, die Texte hintereinander weg zu lesen. Und das „Poem“? Nein, ich verrate die Pointe hier nicht.
 
Und dann ist da natürlich noch dies:
 
 
 

 
 
 
Die bislang letzte Bühnenshow der Pet Shop Boys, aufgezeichnet an zwei Tagen im Juli 2018 in London, benannt nach einem Titel des Albums Super. Es ist müßig, über Playback oder Live zu diskutieren, das Ganze ist eine Show, kein Konzert im klassischen Sinne, und die Pet Shop Boys haben die Mechanismen solcher Events immer zu hintertreiben gewusst. Auffällig ist gleichwohl, dass die Shows der Pet Shop Boys im Laufe der Zeit „poppiger“ geworden sind. Eine latent verstörende Bühnenpräsentation wie Performance, bei der es nicht einmal Musiker auf der Bühne gab, scheint mir heute kaum noch vorstellbar zu sein. Dass Chris sein Gesicht gern hinter großen Brillen oder anderen Gegenständen versteckt, ist ein Running Gag geworden; die helmartigen Gebilde, mit denen die beiden hier aber auf der Bühne erscheinen, erinnern allmählich eher an Michel in der Suppenschüssel. Aber nach ein paar Titeln werden die Dinger entfernt, wobei kurz aufblitzt, dass inzwischen beide, Neil und Chris, sich vom wohl spärlich gewordenen Haupthaar verabschiedet haben. Die Tänzer, die in tropfenartigen Kostümen gegen Ende der Show erscheinen, erinnern an das MDR-Fernsehballett im „Kessel Buntes“, auch auf Requisiten wird weitgehend verzichtet, im Wesentlichen sehen wir Projektionen. Aber gut, damit kann man leben. Und auch, wenn offensichtlich wird, dass die Pet Shop Boys ihre stärksten Jahre wohl hinter sich haben, macht die DVD insgesamt noch immer Spaß. (Ihre beste Show, für mein Gefühl, bleibt aber Pandemonium von 2010.) Zudem gibt es als Zugabe einen Festival-Auftritt in Rio. Die Show ist dieselbe, wenngleich festivaltypisch auf 60 Minuten gekürzt; die Stimmung scheint mir dort fast besser zu sein als in London. — Geliefert werden in der Box die gesamte Show auf zwei CDs, auf einer DVD und einer BluRay-Disc.

2019 23 Mai

Banksys latest

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V i d e o

 

… und alle fragen sich jetzt, ob er das wohl selber war.

 
 

 
 

L’amour inonde toutes choses

 

Hildegard von Bingen (1098-1179) ist mir als Benediktinerin, als Schriftstellerin („Der Mensch in der Verantwortung“), als Botanikerin, Heilmedizinerin und Theologin bekannt. Die Musikerin entdeckte ich erst jetzt auf einem Kulturfest in Brüssel. Dort wurden in einer Kirchenruine mehrere Stücke aus ihrer umfangreichen Musiksammlung Symphonia Harmoniæ Cælestium Revelationum uraufgeführt.

Wir betraten den halbdunklen Raum, der mit Liegesitzen, gruppiert um eine altarartige Insel, ausgestattet war. Das Konzert sollte drei Stunden dauern, Kamera verbot sich von selbst. In einer Ecke waren zwei Personen schemenhaft wahrzunehmen, leicht erhellt durch ein Instrument, das „strahlte“. Die beiden Künstler bewegten sich anmutig auf die Brücke zu, beide nur mit einem grauglitzernden Lendenschurz bekleidet. Beide die Haare zu einem dramatischen Dutt hochgesteckt. Die weißen Brüste der Musikerin lehnten an der Bandura. Jungfräuliche Renaissance Malereien kamen mir in den Sinn. Ich habe noch nie eine Bandura gesehen, angeblich ein ukrainisches Instrument, verwandt mit Harfe und Laute. Die Spielerin zupfte sehr zart, leise Klänge schufen sogleich eine mystische Atmosphäre. Der Sänger ließ sich langsam zu ihren Füßen nieder und begann mit sonorigen, gebetsartigen Gesängen. Die hellen Töne der Bandura untermalten die dunklen Klagelieder. In reinster Einfachheit saßen die beiden auf der Brücke, sangen, spielten und schmusten. Manchmal erhob sich der tanzbegabte Sänger und schien durch den Raum zu schweben. Das in Stille verharrende Publikum rutschte tiefer („meditatiefer“!) in die Liegesessel, manche waren bereits nach Minuten weggetreten oder eingeschlafen. Ich blieb wach, durchschritt angenehme, weil harmonische Sphären, betrat mystische Wege von kleinen Traumwelten. Das sparsam eingesetzte Lichtspiel liess einmal die Decke des Kirchenschiffs rot erleuchten: Morgenrot, Abendrot, Sommer, Winter, nur eine Ahnung der weltlichen Schatten. Was für eine tranceartige Zuhör-Erfahrung!

Es lohnt sich über die beiden französischen Künstler nachzulesen. Marie-Pierre Brébant und François Chaignaud haben in den Kompositionen von Hildegard von Bingen geforscht und ihr kryptisches Notenwerk übertragen.

Alle sieben Konzerte sind ausverkauft. Kein Wunder der 2012 heiliggesprochenen Hildegard von Bingen.

2019 20 Mai

Lyrik und Film

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Ein kleiner später Kommentar an Martina und das Poetry Zebra, denen ich erst nicht recht geglaubt habe, dass es Verfilmungen von Gedichten gibt. Es gibt sogar ein Festival in Münster und Berlin mit einem umfangreichen und spannenden Programm. Heute morgen meldete sich ein anonymer Rezensent mit diesem passenden Halbsatz zu Jim Jarmuschs Film über den dichtenden Linienbusfahrer PATERSON: „Jarmusch … gelingt ein buchstäbliches Gedicht von einem Film.“ Es geht also in beide Richtungen: Verfilmung und Verdichtung.

 

Zum Foto: Diana Taylor, Damals an einem heißen, sonnigen Tag im Jahr 1965 in Whitley Bay (Programmheft 2016)

 

2019 19 Mai

Hello, it´s me

von | Kategorie: Blog | | 8 Comments

 

 
 
 

Sometimes it takes a week to come up with the idea of making a simple phone call. In the room with the record player are four boys. On the other side of the line are four girls in trouble. (Originally they were five sisters, between 13 and 17 years old.) They are no longer allowed to listen to music. And that’s just one thing they’re not allowed to do. Their parents won´t even let them leave the house. What is the title of the film? Who is the filmmaker? The question for extra points: Did music save them?

 

 

 

 

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Um es kurz zu machen mit der Ewigkeit: Ja, für mich hatte das Stück so etwas.

 

2

Eines der wunderbarsten Piano-Bass-Schlagzeug-Werke der ECM—Historie ist nun zwanzig Jahre alt. Es entstand in einem grossen Haus in einem schwedischen Wald, SERENITY. Kein Wunder, dass Manfred Eicher die Gunst der Stunden nutzte und gleich ein Doppelalbum daraus formte.

 

3

Aber warum hatte das Stück für die Ewigkeit dort keinen Platz gefunden?

 

4

Ich erinnere mich, wie ich mit Konrad Heidkamp am Telefon über SERENITY sprach, und wie wir selbst erstaunt waren, was da, verdammt noch mal, immer noch ging, immer wieder, in diesem betagten Format. Konrad schrieb eine Rezension für „Die Zeit“ (in seiner kleinen, an Büchern und Musik überquellenden Redaktionsstube), und ich interviewte den Bassisten Ander Jormin, zu seiner Zeit mit Charles Lloyd, diversen Trioaktiviäten, ersten Soloalben etc. Natürlich sprachen wir auch über SERENITY. Ich hatte ihm meine Fragen gemailt, und er schickte mir eine DAT-Kassette mit seinen Antworten. Daraus wurde ein 45-minütiges Porträt im Deutschlandfunk, dessen Skript leider verloren ging.

Während ich seine Antworten bearbeitete, entdeckte ich, dass da noch etwas war auf der Kassette, nämlich eine kleine Pause, gefolgt von einem kurzen skandinavischen Dialog, und einem mich vom ersten Ton an faszinierenden Stück, aus der Session im schwedischen Wald. Ich liebte es, und plante, es in meiner Nachtsendung zu spielen, es war federleicht wie ein Kinderlied, ein Traum.

Dann unterlief mir ein technischer Fehler, ein fahrlässiger Knopfdruck, ein kleiner Blackout – und das Stück war Geschichte. Gelöscht. Over and out. Die Komposition oder Improvisation lebte von steten Wiederholungen, umkreiste ein einfaches Motiv, schlicht und ergreifend. Als hätten The Necks an einem Balladenalbum für ECM gearbeitet. Vielleicht fiel es etwas aus dem Rahmen, und fand darum nicht seinen Weg ins Werk. Ich erzählte Anders am Telefon die traurige Angelegenheit, und er musste auch einmal tief durchatmen.

 

5

Viele Jahre später erschien AD LUCEM –  hier mein Gespräch mit Anders Jormin, aus dem Jahre 2012, über eine besondere Lateinstunde. 

 

6

Michael: I read you have written most of the lyrics in Latin! Though the pieces have titles that refer somehow to sacral traditions, the music seems to be free of a very strong bond with liturgies and catholic ceremonies. Did you want to liberate the music a bit from typical „latin associations“? Making more use of the „aura of that language“?

 

Anders: The lyrics, short poems or haiku-like reflections, I wrote directly in latin. Remembering old studies, using a classical latin dictionary , using time and a true personal fascination. As you point out yourself, I really do look upon the music as being free of liturgies and catholic ceremonies, it is contemporary music -even though gregorian chant and the sacred atmosphere we can find in a quiet church full of lit candles has been present in my mind while composing. When composing, I always listen inside of myself to find a sound relevant for my hart and emotional aspiration. I also very often compose specially and directly for the carefully choosen artists being part of the music- so whatever comes out is a result of my hopes and thoughts concerning the ensemble chemistry- as well as of my inner voice. The choice of latin was the choice of an eternally international language, understood -and yet not understood- by so many. A language we intuitively associate with afterthought and reflection as well as a carrier of light and of something essential to convey.(I can add that ECM at an early stage suggested me to have the lyrics written in the inner sleeve. My reaction was not to reveal all depths and layers at once… Having already had so many questions about the words, I realise I maybe should have thought that over again…)

 

The music seems totally organic which surprises concerning the fact that one song is sung in English, one in Danish, and two in worldless „language“… in fact the latin language appears like a living thing. Was it a basic idea to make this old language sounding so natural? By the way, listening to the music (and I had my latin hours at school) makes you more listen to the sound than to the words …

 

It is always my absolute aim to find an organic structure and development in my music. Thank you! Even though also english and danish/swedish is used besides the latin, the meaning of and the reflections in the poems sung, organically approach the same territories of life, death and love. Of light and darkness. Latin IS a very musical language, I agree. Not, maybe as intimate as portugese (which most vocalists love), but with an extremely dignified aura and humanistic character. As a composer, I will never know if the listener hears and experiences only the sound of syllables and lets her own hart interpret the music- or if he/she directly understands every single word. There is so many ways of listening…

 

Was it new territory for the two singers, too. I have no idea where their stylistic roots are. Was this moving between stilistic boundaries another idea during the writing of these pieces?

 

Composing for a certain ensemble for me means both imagining what each artists contributions could be- and how I as a composerat the same time can challenge them. Erika and Mariam are both ”originally” working with electronics and with a multi-instrumental approach, with free improvisation pointing towards contemporary creative pop- and they both lead groups and compose with strong integrity. It was for them totally new territory, yes. They have worked hard, I know, to find a way of singing together. Finding a mutual character they found relevant for the material and, at the same time, still being able to stay personal and intuitive. This, they have very much achieved working together only the two of them- once I had choosen and asked them, my trust was complete. The same goes for Jon and Fredrik.

 

The piece ”Clamor”, is it totally ”wordless”? Fredrik´s playing works fine in this old, contemporary music. He seems somehow to move, not through centuries, but through different eras of jazz, from a touch of Sidney Bechet to free playing?

 

Clamor (Call/Scream) starts without words, but when bass enters (and during sax solo) the vocalists sing, like an invocation: ”Mare vastum, scopulosum. Mare caeruleum. Mare infimum”. (Infinite sea. Frightening sea. Ocean of blue. Waters of eternity) And, well, Fredrik is a true improviser with an ear, instrumental knowledge and a sensitive focus of exceptional level. For me he is unique, totally Fredrik – but I understand your thought: from Bechet to contemporary music. Tradition, love, respect – and true revolutionary personality in one.I really want to point out that this my deep admiration and gratitude goes to all my four artistic contributors on Ad Lucem!

2019 18 Mai

Just opened

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Kim Gordon: „Lo-Fi Glamour“ @ The Andy Warhol Museum, Pittsburgh

(here joining the press with The Warhol’s Ben Harrison and Jessica Beck)

 

Links am Flügel nimmt Carla Bley Platz, in der Mitte sieht man Steve Swallow in seiner typischen Haltung leicht vorgebeugt Carlas intrikate Partituren lesend, rechts bläst Andy Sheppard mal Tenor, dann wieder Sopran. Das ist kein Trio. Das ist Dreieinigkeit.

 
 

 
 

Die Unterfahrt ist noch fast leer, es sind noch 90 Minuten bis zu den ersten Tönen, aber es wird schließlich sehr, sehr eng im Club, der Andrang ist gewaltig, unter den Zuhörern entdecke ich Manfred Eicher.

Pünktlich um 21 Uhr wird die Band vorgestellt, man werde Stücke ihres letzten Albums Andando el Tiempo hören. Altersgemäß vorsichtig betreten Carla und Steve nach Andy die Bühne. Steve Swallow begrüßt die Zuhörer und korrigiert die Ansage. Man werde fast nur neue Stücke hören, die Carla in den vergangenen Jahren geschrieben habe, Stücke, die auf dem nächsten Album bei ECM erscheinen werden. Wunderbar. Aber eine Studioaufnahme wird die Magie dieses Abends nicht erreichen.

Die beiden letzten Stücke waren gute Bekannte, nämlich Three Banana aus dem fabelhaften Album The Lost Chords Find Paolo Fresu – ein Stück für Beatles Kenner – und Carlas meisterhafte Paraphrase von Monks Misterioso. Als ich mein Abendessen und den Rotwein beglichen hatte, war der Saal fast so leer wie am Anfang. Steve kam noch einmal auf die Bühne, um seinen Bass und diverse Notenblätter einzusammeln. Ich bedankte mich für den tief bewegenden Abend und Steve meinte, es sei für das erste der Tournee ein ganz gutes Konzert gewesen.

 
 

 
 

16. Mai – München, Unterfahrt
17. Mai – Zürich, Moods
20. Mai – Wien, Porgy & Bess
24. Mai – Köln, Stadtgarten
25. Mai – Köln, Stadtgarten
16. Okt.- Utrecht, Tivoli Vredenburg

 

 


 
 

 
 
 

 
 

 

Musik Produktion Schwarzwald (Teil 4)

 

Übrigens arbeiteten nicht nur SABA / MPS und J.E. Berendt eng zusammen, sondern auch MPS und Achim Hebgen (geb. 1943 in Berlin, 2012 in Freiburg gestorben). Berendt und Hebgen waren damals gemeinsam in der SWF-Jazzredaktion (heute SWR) tätig, machten sich um die Musiktage von Donaueschingen verdient und produzierten eben auch Schallplatten. Während des Berlin Jazz Festivals im November 1971 nahmen die beiden zum Beispiel Don „Sugar Cane“ Harris ‎auf: die unfassbar gute Platte mit dem Titel Sugar Cane’s Got The Blues. Mit dabei Volker Kriegel, Robert Wyatt, Neville Whitehead und Terje Rypdal (siehe auch Plattenschrank 156 und 185). Gemeinsam produzierten Hebgen und Berendt auch Schallplatten für Association P.C. – etwa die Platte Rock Around The Cock, ein Album aus dem Jahre 1973, mit Toto Blanke, Sigi Busch, Pierre Courbois, Joachim Kühn und Karl-Heinz Wiberny. Aufgenommen wurde diese MPS-Platte – Überraschung! – von Conny Plank (er ist auch bei mehreren anderen MPS-Produktionen als Tonmeister mit dabei).

Aus der Fülle wunderbarer Platten aus dem Hause SABA/MPS möchte ich an dieser Stelle noch fünf weitere herausragende Produktionen nennen:

 
 

 
 

Tony Scott and Indonesian All Stars: Djanger Bali (SABA-Tonstudio 1967, J.E.Berendt / Willi Fruth) – Leider wird die Platte sehr teuer gehandelt, sie ist kaum unter 150,00 Euro zu haben, immerhin kann man sich das eine oder andere Stück auf youtube anhören.

Dewan Motihar Trio, Irene Schweizer Trio, Manfred Schoof, Barney Wilen: Jazz Meets India (SABA-Tonstudio 1967, J.E.Berendt /H.G.Brunner-Schwer) – Als LP ist die Scheibe ziemlich teuer, aber als CD wurde sie 2012 wieder veröffentlicht und ist zum Normalpreis käuflich zu erwerben.

Hampton Hawes: Hamp’s Piano (mit Eberhard Weber und Claus Weiss – SABA-Tonstudio 1967, J.E.Berendt) 2011 wurde diese wunderbare Platte wieder veröffentlicht.

Baden Powell: Poema On Guitar (mit Eberhard Weber und Charlie Antolini – SABA-Tonstudio 1967, J.E.Berendt / Willi Fruth) Wer diese großartige Platte sucht, wird sie unter dem Titel “Tristeza – Poema – Canto – Images On Guitar – The Legendary MPS Records“ finden. 2008 veröffentlichte MPS-Records (Universal Music) eine Doppel-CD mit ebendiesen vier Baden-Powell-Platten (Original Recording Remastered).

 
 

 
 

Albert Mangelsdorf and Friends – Don Cherry, Karl Berger, Wolfgang Dauner, Lee Konitz, Attila Zoller (SABA-Tonstudio 1969, J.E.Berendt). Die Schallplatte wurde 1990 wieder veröffentlicht und ist zu einem vernünftigen Preis zu haben.

 
 

Am 13.4.19 gab Jan Reetze in einem Kommentar zu meinen Text „Musik Produktion Schwarzwald (Teil 3)“ drei weitere Plattentipps, die ich hier, damit sie nicht übersehen werden, weitergeben möchte (ich gebe es zu, ich habe diese Platten inzwischen gekauft).

Jan schrieb: „Vielleicht noch der Hinweis auf drei sehr schön kompilierte Sampler: 1999 bzw. 2000 sind veröffentlicht worden zwei CDs namens Before and Beyond the Black Forest, eine andere erschien ebenfalls 1999 mit dem Titel Supercool. Bei allen drei besteht die akute Gefahr, dass man sich sofort die Originalalben zulegen möchte“.


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