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Category: Musik vor 2011

2015 15 Jan

One Minute Snowfall

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Weitgehend abwesend, die Bedeutungsträger
der realen Welt, so dass heute nur Traumstoffe
gehandelt werden: eine Hängematte für den Orangenhain,
Kopfhörer, die “Odysseus” heissen (Sirenenschutz!),
“we’re gonna ride out in a country silence” –
glaubt jemand, die Eintrübungen der ersten Farbfilme
mit künstlichem Himmel und Federkissenwolken
seien vollkommen spurlos an uns vorübergezogen?
 

 

 

Michael Engelbrecht: Robert, du hast zwar nie die Macho-Kappe auf, aber Dein Album „Comic Opera“  enthält einige Parallen zu Bob Dylans „Modern Times“: die Figuren der Lieder sichten letzte Spuren von Liebe, streunen durch die Schlachtfelder der Gegenwart und träumen schlussendlich alten Utopien hinterher.

Robert Wyatt: Das Album kenne ich nicht, aber vor kurzem hörte ich mir einige Male Dylans Blood On The Tracks an, ein spukiges  Werk! Der Jazz prägte mich aber viel mehr als die Rockmusik der Sechziger und Siebziger Jahre. Denke ich an den Summer Of Love zurück, sehe ich erst mal nur den letzten Zug nach West Dulwich und einen leeren Kühlschrank vor mir.

– „Lost In Noise“ heisst der erste Akt deiner gar nicht nach Oper klingenden „Comic Opera“. Der Rausch der Liebe ist  oft nurmehr ein Rauschen: in dem Song „A.W.O.L.“ sendet ein altes Metronom letzte Zeitzeichen … 

–  … und es funktioniert kaum noch richtig, pumpt wie ein altes Herz. Der Titel bezieht sich auf das Verbrechen desertierender Soldaten: „absent without leave“. Alfie und ich kennen mittlerweile einige Witwen, die nach dem Verlust ihrer Partner ihr Leben neu konstruieren. Die freundlichen Geister um sie herum wirken gleichzeitig desorientierend und beruhigend.

–  Auch der Jazz geistert durch deine Songs auf eine seltsame Weise. Sie docken dabei an keiner bestimmten Ära an. Nur wenige Musiker der Popgeschichte sind so eigenwillig mit dem Jazz umgegangen, mir fallen da noch die späten Talk Talk und Joni Mitchell ein – da gab es nicht diese aalglatten gefühlsechten Imitate. 

– Imitation ist langweilig. Joni Mitchell wählte einen sehr persönlichen Zugang zum Jazz für ihr Album Mingus. Selbst als sie den Evergreen des schwarzen Bassisten sang, „Goodbye Pork Pie Hat“, folgte sie ihrer eigenen Stimme und entfernte sich ein Stück von dem Original. Trotz meiner Liebe zum Jazz kommt mir die amerikanische Musik des 20. Jahrhunderts oft so fremd vor wie die Musik von Aliens. Bei der rhyhtm section im Jazz mochte ich immer den Puls und die vieldeutigen Basslinien. Die rhythmische Basis wurde oft nur angedeutet, wie das Rauschen von Blättern im Wind. Ich suche gerne nach neuen perkussiven Farben für einfache melodische Linien.

– Das Saxofon von Gilad Atzmon und die Posaune von Annie Whitehead klingen rau und intim. Da ist bei aller Songfinesse nichts Veredeltes im Spiel. Das gilt auch für dein Trompetenspiel. 

– Ich bin letztlich nur ein altmodischer Popmusiker. Die Trompete habe ich anfangs zu alten Platten von Cole Porter gespielt, und dann, um ein Stück weit die Höhen zurück zu erobern, die meiner Stimme abhanden gekommen sind. Jetzt sind meine Helden alle tot, Don Cherry, Miles, Mongezi Feza, sie können nicht mehr beleidigt sein. Im übrigen hat das Spiel alter Trompetenmeister meine Art zu singen mehr beeinflusst als irgendeine andere Stimme.

– Die hinreissende Ohrwurm-Melodie  „Just As You Are“, die Du mit Monica Vasconcelos vorträgst, klingt wie ein verlorener Song von Burt Bacharach …

– Wenn es da eine Anspielung gibt, ist es wohl die früheste amerikanische Folkmusik. Man könnte Spuren von Gospel und Country ausfindig machen. Während der Aufnahmen in Phil Manzaneras Studio entedeckte ich Duette von Bob Dylan und Johnny Cash, die mich sehr berührten –  der jüdische Intellektuelle und der Südstaatenrocker mit dem guten Herzen …

– Nachdem du in den Songs „A Beautiful War“ und „Out Of The Blue“ abwechselnd in die Haut von Attentäters und Opfers geschlüpft bist, hört man deine Stimme im dritten Akt der „Comic Opera“ nur noch spanische und italienische Texte singen.    

– Für mich sind diese letzten Stücke und Songs ein Bündel von möglichen „Exit“-Strategien in einer unerträglich brutalen Welt. Da bin ich offen für Sinnsuche, für Bedeutungsreste, für jeden Lichtblick. Ich mochte die ergreifende Melodie von  „Del Mundo“; der Song basiert aber auf der mystischen, geradezu feminstisch anmutenden Weltsicht eines katholischen Komponisten. Da spukte wohl in jungen Jahren in seinem Kopf die Idee rum, daß wir es mit einer Erdenmutter besser haben würden als mit einem männlichen Gott.

– Wenn du „Hasta Siempre“ von Carlos Puebla interpretierst, klingt die alte Utopie revolutionärer Ideale an. Und wo ist der Ausgang bei Federico Lorcas „Cancion De Julietta“, einem seltsam dunklen Text voller Weltferne? 

– Diese dunklen Träume sind nicht immer nur alptraumhaft, sie öffnen auch eine neue Landschaft aus verstörenden Bildern. Und das macht Lorca oft. Oft sind seine Motive gleichsam unter Wassser angesiedelt, in einem Leben unter der der Oberfläche des  Ozeans. Tief unten. Das spricht mich sehr an, denn diese Zonen stelle ich mir oft vor, seit der Zeit, in der mein Album Rock Bottom entstand. Mit meinem Geist scheine ich einmal dort gewesen zu sein, auf eine Weise, die ich nicht weiter erklären kann.  

Die Trompete von Arve Henriksen klingt zuweilen wie eine Flöte. Einen sanften Strahl wirft sie in den Raum. Die elektrische Gitarre von Helge Sten gibt ein gelegentliches Grummen von sich, und Stale Storlokken entlockt dem Klavier karge, abstrakte Töne – so beginnt Supersilent 10: raumgreifend! Damit ist nicht die gern ins Feld geführte Fjord- und Bergwelt gemeint, sondern eine tief reichende Empfindungszone, die zu betreten, ein wenig Mut erfordert. In seinem Spiel am Flügel offenbart Storlokken mehr Einflüsse von Messiaen und Scelsi als von Paul Bley – eine jazzkammermusikalische Vertrautheit will sich nicht einstellen. Helge Sten erzählte mir den Entstehungsprozess der Musik:

„Die Musik wurde geradezu dokumentarisch aufgezeichnet; vier Spuren für die Stücke mit Piano, Gitarre und Trompete, ich hatte nur die richtige Balance zu finden, gelegentlich kam etwas Hall hinzu; es ging darum, zum Kern vorzudringen, zu dem Realismus, den wir praktizierten. Die größte Herausforderung, dachte ich mir, würde wohl sein, war die Stücke zu finden, die letztlich erscheinen sollten. Ich kann mich nicht erinnern, wie viele Stunden wir im Rainbow Studio aufgenommen haben, aber es waren sehr viele, und das machte die Sache etwas schwierig; zwei Tage lang nahmen wir unentwegt auf, und da verlierst du schon ein wenig aus den Augen und Ohren, was gut war, und was im einzelnen wirklich abgelaufen ist. Und bei unserem akustischen Set-Up (und das meinte ich gerade mit Realismus), sind die Töne klar definiert. Die Trompete klingt wie eine Trompete und das Klavier wie ein Klavier. Und das ist eine andere Vorgehensweise für uns, weil wir sonst oft daran arbeiten, Sounds zu transformieren, bis sie sich ganz unbekannt anhören. Das war der harte Teil der Geschichte: unsere Musik zu spielen, aber mit diesen konkreten, historischen Klängen! Als ich das gesamte Material sichtete, war das viel leichter als ich mir das vorgestellt hatte. Die gelungenen, schönen Stücke zeigten sich auf Anhieb. Und sie liessen sich leicht verbinden mit den elektronischen Stücken, die zwischen den akustischen auftauchen.“

Diese elektronischen Szenarien von Supersilent 10 schaffen keine künstliche Gegenwelt zur Klangreinheit von Trompete und Piano – sie öffnen schlicht einen weiteren Raum. Hier könnte man dann doch nördliche Klimazonen ins Spiel bringen, unwirtliche Erdzonen; schließlich ist Helge Sten in seinen Solo-Ambient-Werken als Deathprod inspiriert vom Soundforscher Thomas Köner und teilt dessen Faszination für die Polarregionen. Die Arbeit im legendären Rainbow-Studio befeuerte die Abenteuerlust zusätzlich. Dieses Miteinanders elektronischer und akustischer Texturen gelingt, weil beide Klangsphären eine durchaus vergleichbare archaische Ausstrahlung besitzen. So lösen sich vermeintliche Polaritäten auf – zwischen feinem Kammerton und elektronischer Schattenwelt. Vielschichtigkeit entsteht. Das Unheimliche hat zwei Facetten in der Musik von Supersilent 10, zum einen die trügerische Idylle, den gespenstischen Wohlklang, zum andern die unverhohlenen Abgründe, den abseitigen Raum, der in keine vertraute Erinnerung verwandelt werden kann. Das Ergebnis ist eine unerschöpfliche, nie formelhafte Verbindung von elektronischer und akustischer Musik im Geiste der freien Improvisation. Den Jazz gibt es hier natürlich auch: er liefert essentielle Spurenelemente!

 

 
 
 

Burnt Friedman loves this music, Elvis Costello loves this music, and Manafonistas might love it, too.

MAHMOUD AHMED — YALEM BAYTEWARNEGN (1974)
Mahmoud Records
Superb super-super-rare unplayed Ethiopian original vinyl in original sleeve.

Awesome vocals of Mahmoud Ahmed and the killer Dahlack Band.

Ahmed is one of the legendary figures of the Ethiopian music scene, who rose from being a shoe-shine boy to handyman at the Arizona Club, after-hours hangout of Haile Selassie’s classic Imperial Body Guard Band, where he got his first break as a singer. The Derg coup in 1974 led to the Ethiopian music going back underground after Selassie’s earlier easing of restrictions.

This Ethiopian record came out on Mahmoud Ahmed’s own label in 1974. It is very rare!

These records are the bomb! (So said Soul Jazz Records Headquarter, London)

… a small collection of extreme rare singles … every single  costed a little fortune and has doubled its value easily…sold out in a few hours….and one of these strange treasures are played in the next edition of „Klanghorizonte“ … (ideal fooder for Greg’s jukebox! the friend’s price: 40 english pounds! :)) – m.e.

Ich habe heute, zufällig, beim Stöbern, David Sylvian’s BLEMISH entdeckt, ich hatte die Cd schon lange nicht mehr gehört, und nun umso mehr Freude, herauszufinden, wie unverbraucht (und teilweise neu) diese Lieder in meinen Ohren klingen. Das erste Stück, 12 Minuten lang, öffnete mir eine Welt des Wunderns (wie man in der Trauer zum Entdecker wird, davon scheint es zu handeln). Das folgende Duo von Sylvians Gesang mit Baileys freiem Gitarrenspiel wirkte viel homogener als ich es in Erinnerung hatte, und bis zum Ende gab es kein Nachlassen. Später am Tag verfolgte mich eine ferne Erinnerung an eine Platte, die ich schon viel länger, vielleicht zwanzig Jahre, nicht mehr gehört habe, verloren irgendwann, keine Ahnung, und ich war auf einmal hungrig, die Musik zu hören, aufzusaugen, die Fragmente meiner Erinnerung, wahrlich flüchtig, legten in Sekunden das Puzzle an, desen Umrisse zumindest mein Unbewusstes rasch erahnte und mir  zuflüsterte: Seelennahrung, Michael. Ich habe sie mir sofort bestellt, aber werde sie erst Mitte November von einem obskuren amerikanischen Plattengeschäft bekommen: DON’T STAND ME DOWN, von Dexy’s Midnight Runners! Am selben Tag noch las ich in der neuen Dezemberausgabe von Uncut über grosse Singer/Songwriter-Alben und  die LOVE CHRONICLES  von Al Stewart, die  ich dann bei Spotify ausfindig machte. Der sanfte Barde (wir kennen sein YEAR OF THE CAT sicher besser) sang schon damals das Wort „fuck“ – kann in einem 18-Minuten-Song über fortlaufende Verluste und Desaster kaum ausbleiben, eigentlich:)

Es ist stets interessant, dem Barden Devendra Banhart gut zuzuhören, wenn er von Lieblingsplatten spricht. Man hört seinen Liedern unzählige Einflüsse an, und man tut ihm unrecht, ihn als ewigen Hippie in die Ecke sanfter esoterischer Songschmieden abzuschieben. Sein letztes Album, MALA, ist eines der besten. Verspielt und vertrackt. In Paris wäre er vor langer Zeit fast vor die Hunde gegangen, fand aber dort auch Musik, von der er behauptet, dass sie ihn gerettet habe. Hier nun das, was er zu zwei alten Jazzplatten erzählt, von Heroen, die aus ganz verschiedenen Welten stammen. (me)

 

„Ich entdeckte Sun Ra durch Andy Cabic von der Gruppe Vetiver. Er ist für mich sowas wie ein älterer Bruder und besitzt eine riesige Plattensammlung. Ich erinnere mich, wie ich in Andys Appartment sass, und er diese Platte auflegte. Die Coverkunst und jeder einzelne Song hauten mich um, jeder Song fühlte sich an wie eine Lektion. Die Musik aus dem Jahre 1967 ist gleichermassen Stoff fürs Hirn und metaphysisch, und brachte mich dazu, Sun Ra auch als Philosophen zu entdecken.“

 

 

„Jimmy Giuffre war ein amerikanischer Klarinettist und Saxofonspieler. Dies ist eine Art von Jazz, die ich besonders mag: langsam und minimalistisch, fast zufällig – wie „blue jazz“ – und in ihrer schrägen Art ist diese Aufnahme aus dem Jahr 1959 ihrer Zeit voraus. Ich mag Musik, die sich immerso anfühlt, als würde sie auseinanderfallen, wo das perkussive Element entweder ausgelöscht wurde oder in einem Raum 20 Blocks weiter hinten existiert.“

 
 

 

2013 25 Jun

„Help“ restored, on BluRay and DVD

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Hello, my name is Johnny Appleseed! Fun! That’s what’s in this package. No serious message, no brutal revelations; just fun, historic fun. From a time when the Beatles (and a whole generation) took themselves less seriously, HELP! provided the soundtrack to many of our lives and times. Ringo’s life is imperiled by an ancient sacrificial ring stuck on his finger. The ring makes him the target of a group of hilariously demented oriental mystics, who chase the boys from London to the Swiss Alps to the Bahamas. But wait! There’s more to this perfectly restored classic than meets the eye – namely an electrifying encoded Hi-Fi soundtrack, adding an unprecedented dimension to the original songs: HELP! „You’re Gonna Lose That Girl,“ „You’ve Got to Hide Your Love Away,“ „Ticket to Ride,“ „I Need You,“ „Another Girl“ and „The Night Before“. The visual execution of these songs is incredibly stylish – so just relax and experience this movie event, and let the memories of a lost era flood your mind! Best wishes from Mr. Appleseed!

To read them, you have to click on the photo! The record leads back to 1982. i always loved the cover of Steve Tibbetts‘ NORTHERN SONG, the rainy street, the blackness, the damaged paper. It was the only Tibbetts record Manfred Eicher has ever produced, in Oslo, during a long weekend. Doing something in real time, and using no overdubs, was a unique experience for the duo of Steve (with acoustic guitar, a kalimba, some tapes only), and Marc Anderson’s percussion instruments. NORTHERN SONG is a music full of holes, silences, pulses, and breath. Though you can call it meditative, it didn’t interfere with the terrible sweetness of that era’s „new age“ garbage. I never got bored by the breathtakingly concentrated execution of a silent state of mind. Hearing this, you have no Maharishi-disciple in mind, no hippies, who desparately want to share their spiritual messages. Nevertheless, it’s pure and simple and profound, on the ambient side of life. P.S.: There’s a subtle, nearly ethereal connection between NORTHERN SONG, MUSIC FOR AIRPORTS, and Dennis Johnson’s NOVEMBER.

The best thing you can say about a long lost solo guitar album from 1968, is that you can, with cold blood, separate its soulfulness from the delight of discovery. This is not even an album for guitar nerds with a special knack for old time folkies. There is something on Don Bikoff’s CELESTIAL EXPLOSION that transcends the level of technical skills, studio wizardry (limited to some echo effects) and spiritual fashions of that era. Though the old liner notes heavily rely on celestial dimensions and spiritual awakening, the music is ideal stuff for the right and the left part of the brain. There is structural sharpness and, at the same time, emotional depth. Bill Meyer tells the whole story. (me)

Musically speaking, the 1960s is the age of the dinosaurs, and I’m not talking about dinosaur rock. It would seem that enough musicians deposited a record in the mud of commercial failure that we remain flush with black gold just waiting to be discovered, just as the compressed remains of countless generations of brontosauri sit beneath the ground, just waiting for some enterprising vandal to blast it into your gas tank or drinking water.

Don Bikoff’s sole LP Celestial Explosion is just the latest example. The Long Island-based acoustic guitarist recorded it in 1968, when he was just 20, for the long-extinct Keyboard Records. The record went the way of all non-viable species, appearing less and less often in cutout racks and used bins until the advent of internet-facilitated record trading rendered copies as rare as Passenger pigeon chicks.

But while the technology to raise up new dinosaurs from fossilized DNA is still a ways off, it’s possible to reanimate a record simply by mastering a new copy from old vinyl. That’s what’s been done with Celestial Explosion. While Bikoff never made another record, he’s still alive and well, spooking his grandkids with Skip James covers and playing the occasional gig at church fundraisers and motorcycle stores. He connected with Tompkins Square, a label that has undertaken the championing of new talents and rescuing undeservedly obscure older ones from out-of-print limbo.

Anyone yearning for more of the kind of music that filled that first Takoma sampler, Contemporary Guitar (they didn’t call it American Primitive back in the day), will likely be well pleased by Celestial Explosion. Like John Fahey, Harry Taussig and Max Ochs, Bikoff synthesized elements of blues and country to come up with powerfully evocative music. Bikoff is an unhurried picker, the better to let one hear the beauty that lies beyond the technique, and a fluid slide guitarist. Since he made the record in 1968, there’s a tinge of psychedelic seasoning, mostly judiciously applied echo. But what makes this record hold up after you get over the thrill of discovery is its unfussy soulfulness. Like so many in the Takoma stable, Bikoff made music that told stories encoded with personal significance. Hiding behind the Leslie effect on “Riverside Park Blues” is a walk down a path of reverie and yearning. “Bathing Prohibited In The River Styx” never oversells its winking premise, but it’s hard not to smile as it gently tugs at your leg. And a discordant lead makes “Today Has No Tomorrow” exude quiet, yet absolute trepidation, which is only partially ameliorated by the sweeter melodies that try to take a step back from the edge. Was he imagining a draft notice when he wrote it, or maybe a Dear John letter from his girlfriend? Whatever the inspiration, its music with feeling, and it’s good to feel it now. (Source: dustedmagazine, Bill Meyer)

1 PORPOISE MOUTH

Steven Spielbergs Filme sind in der Regel familienfreundlich. Vor vielen Jahren habe ich UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART im Kino gesehen. Dass Aliens durchaus freundlich gesonnene Galaxienbewohner sein können, war die etwas moralinsaure Botschaft des Films. Jetzt begegnete mir der Film wieder, in dem Francois Truffaut einen ernsthaften Sprachwissenschaftler in verdeckter Mission spielt, ich war allerdings zu müde, um mehr als die ersten fünfzehn Minuten zu sehen. Ganz in der Ferne sieht man einen rätselhaften Streifen. Eine Wolke? Eine Gebirgsformation? Bevor die Kamera die Irritation beseitigt, ist die eigene Wahrnehmung in Erklärungsnot: was um Himmels willen ist das? Auf jeden Fall fern und gefährlich, ein lockender Horizont.

Zunächst entdecken Forscher auf einem Schrottplatz in der mexikanischen Wüste Sonora die 1945 auf mysteriöse Weise im Bermudadreieck verschwundenen Flugzeuge des Flugs 19. Die Flugzeuge erweisen sich als unbeschädigt und funktionstüchtig. Der Besitzer des Schrottplatzes berichtet, die Sonne sei in der Nacht aufgegangen und sie habe zu ihm „gesungen“. Der Mann hat einen starken Sonnenbrand. Ich bin zu müde und wandle schlaftrunken ins Bett.

In der Nacht sitze ich im Cockpit eines alten Fliegers und erkenne in der Ferne eine schneebedeckte Gebirgsformation. Es ist tiefe Nacht, aber die Schneeschicht der Gipfelregion sendet ein seltsames Leuchten aus. Langsam nähere ich mich mit der Maschine dieser bizarren Bergwelt, als plötzlich ein heftiges Rumpeln mich erstarren lässt. Ich habe offensichtlich Entfernungen unterschätzt und einen schwarzen Ausläufer des Berges gerammt. Ich versuche, den Rückwärtsgang einzulegen, und habe grosse Angst, Heidenangst.

Die Maschine ist beschädigt, aber irgendwie gelingt mir eine Bruchlandung. Unangenehmes Motorengerassel, dann Totenstille. Keine Menschen. Nirgendwoland. Fuck, wo ist der CD-Player? Ich weiss genau, um nicht den Verstand zu verlieren, brauche ich jetzt gute Musik. Ich bin doch DJ, und kein Pilot. Ah, da ist der Player, ich fische eine Cd raus. Genau die richtige: ELECTRIC MUSIC FOR THE MIND AND BODY. Ich finde sofort „Porpoise Mouth“. Drehe laut auf. Ah, wunderbar! Fange an zu lachen, heftig zu lachen, und werde dabei wach. (Sie kennen vermutlich Träume, aus denen Sie erwachen, und sie lachen auch noch in den ersten Sekunden des Wachwerdens, während Sie realisieren, dass Sie geträumt haben.)

Ich kenne den Song erst seit einer Woche. Er stammt aus dem ersten Album von Country Joe & The Fish. 1967. Ich suche Informationen zu dem Lied und staune nicht schlecht, wenn ich daran denke, dass ausgerechnet dieser Song im Traum zu meinem ganz privaten Happy End beigetragen hat. Wusste mein Unbewusstes mehr als ich? Die ersten Zeilen lauten:

„The white ducks fly on past the sun, Their wings flash silver at the moon, While waters rush down the mountain tongue, My organs play a circus tune.“

Laut Landjohann (Country Joe), erfahre ich nun, beziehen sich die Verse u.a. auf seinen ersten LSD-Trip. Bruce Barthol bemerkt dazu: „Einiges an diesem Song ist der englischen Musik geschuldet. irgendwie bewegt sich das Lied in der Welt von „Greensleeves“.“ Und dann sagt er, ich möchte den Satz nicht übersetzen,

There was a thing about not sounding „where“ you were“.

 

2 ROCK YOUR DREAMS

Aber was brachte die Verbindung zwischen dem Spielberg-Film und dem Country-Joe-Song zustande? Neben dem „Tagesrest“, der gerne in die Träume fliesst? Nun, der Song beginnt mit einem immer höher werdenden Orgelsound, der unterschwellig den Soundtrack alter Science-Fiction-Filme suggeriert. (Es gibt Leute, die halten dieses Lied gar für die Verarbeitung einer UFO-Erfahrung.)

Zudem hatte Country Joe John Cages „A Year From Monday“ gelesen, und seine Gedanken zur Stille. In meinem Traum herrschte ja auch zeitweilig „Totenstille“. Und der Songschmied wollte in den ersten Sekunden des Liedes den Hörer ganz bewusst von der „Abwesenheit von Sound befreien“, mit einem unheimlichen Sound, der sehr wohl aus dem Nichts kommt, kurz etliche Umheimlichkeiten anklingen lässt, um dann in das herrliche Walzermotiv zu wechseln. Dass man in so kurzer Zeit von einem Schreckensszenario in eine Zone grosser Freiheit gelangen kann, ist ein Verdienst der Musik, und erklärt den anschliessenden Lachanfall im Traum. Was für eine Befreiung. Da drohte ja zuvor an allen Ecken und Enden ein Alptraum. Tiefe Nacht im Nirgendwo etc.

Traumdeutung war mein Lieblingsthema während meines Psychologiestudiums, und hier hatte ich das Gefühl, beim Lesen über den Song mehr und mehr zu einer Teildeutung zu gelangen. Eine Pointe kommt noch. Gary „Chicken“ Hirsh: „Der Song bringt mich zum Lachen, wenn ich ihn höre. Da ist etwas, was mich als Drummer glücklich macht. Eine Rockband, die von 3/4 in 6/8 wechselt, ist gross. Das ist meine Art von Rock’n’Roll.“

(Das Album ist kürzlich neu veröffentlicht worden, mit dem originalen Stereo- und Mono-Mix. Das Werk gilt als eine der ersten psychedelischen Rockplatten, es erschien sechs Wochen bevor der „summer of love“ eingeläutet wurde. Vor meinem Traum hatte ich keinen einzigen Blick in das Begleitheft geworfen.)


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