Manafonistas

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2023 14 Mai

„Blue Lights“

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Blue Lights ist extrem gut im Aufbau von Spannung. Es gibt das ständige Gefühl, dass etwas sehr schief gehen wird und dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alles zusammenbricht. Die Action treibt die Spannung bis zu einem Punkt, an dem sie fast unerträglich ist. Belfast Hard Core Noir with real humans. Eine ehemalige Sozialarbeiterin, die zu den Cops wechselt, und es anders machen will, ohne Zynismus. Von der ersten Szene an die am meisten gefährdete Person. Nichts Hochgejazztes für die Galerie. Ein besseres Cop-Drama ist 2023 schwer vorstellbar. Hierzulande im Original zu sehen, alle sechs Folgen, auf Daily Motion, mit viel Werbung – macht auch nichts, ich kaufe mir doch keinen doofen BMW.

 

 

„That wind is from the North, I know it well;
No other breeze could have so wild a swell.
Now deep and loud it thunders round my cell,
Then faintly dies,
And softly sighs,
And moans and murmurs mournfully.
I know its language; thus it speaks to me (…)“

(Anne Bronté, The North Wind)

 


Let’s look at this music as a free-spirited romantic adventure story, for a while at least! Just putting it all into perspective, Mats Gustafsson references (in his first answer) inspirations for one of the best works of the year. Even a genius like Brian Eno once called himself a „re-packager“: but, whatever sources he found, from Erik Satie „furniture music“ to Neu!‘s „romance with repetition“, or Steve Reich‘s asynchronicities, he looked at them as starting points for different horizons, and so it goes with „Echoes“ from The Fire! Orchestra: it‘s all about metamorphosis, invention, re-invention, and new grounds. Thanks, Mats, for doing this interview „from a distance“.

 

frage 1

 

It is all still in the making, but next „Thursday Afternoon“ (the name of a stellar album, too) seems to be another starting point, in this case for „The Two Michaels“ talking on sound and vision. Via Michael45rpm (see blogroll). The premiere will be recorded around 3.00 p.m. (and „aired“ later in the evening, or Friday) with Michael 1, introducing, asking, wondering, and Michael 2 being „the radio voice from the off“. The third man (and the second in the background) is of course Mats opening some more gates to the never-ending magic of „Echoes“.

 

„The wind is in from Africa,
Last Night I couldn‘t sleep (…)

(Joni Mitchell, Carey)

 

 


„The friction between opposing elements – taking a song and throwing in whatever it’s asking for, even if it doesn’t make sense, even if it might be wrecking your original idea, or even if it might be marring the beauty of the melody – is at the bottom of all the music that we do.” (Tim Rutili, Califone)

 

Mod 1
Matthew Herbert: The Horse
Mod  2
Alva Noto: Kinder der Sonne
Dudu Tassa & Johnny Greenwood
Mod 3
Zsófia Boros: El ultimo aliento
Josephine Foster: Domestic Sphere
Mod 4
Dedalus Ensemble plays Brian Eno
Califone: Villagers
Mod 5
Craven Faults: Standers

 

 

frage 3

(The creative process)

 

With tracks, which reach far beyond the Swedish collective’s roots in jazz and experi-mental improvisation, routinely stretching over the ten-minute mark, Echoes proves that an overabundance of ideas can cohere into an immersive and thoroughly compelling gem. Anchored by the robust grooves of the rhythm section (Andreas Werliin on drums and bassist Johan Berthling) and mixed with an alluring focus on space and rhythm by alt. rock cult hero Jim O’Rourke, the two-hour epic moves seamlessly from majestically sculpted repetition and meditative minimalism to shrieking blasts of near-cacophony. With 43 musicians and singers on board, Echoes must have been carefully planned, yet it sounds refreshingly loose and spontaneous.

– The Yorkshire Post (Robert Wyatt knows this newspaper very well)

 

frage 6

(The process of recording)

 

 

 

 

In keiner Besprechung dieser ersten Vinyledition seit dem Erscheinungsjahr 1973 fehlt die Erwähnung von Quentin Tarantinos „Kill Bill“, denn seine Hommage ans japanische Kino griff eben auch auf zwei Songs von Meiko Kaji zurück, die selbst in alten japanischen B-Movies diverse Hauptrollen spielte – und so tauchten diese wunderbar gefühlvollen Schmachtnummern bereits in dem Rache-Thriller  „Lady Snowblood“ auf, und in dem nicht weniger gewalttätigen Streifen „Female Prisoner #701: Scorpion“.

Solche unangepassten Frauenfiguren produzierten in der japanischen Kultur nur dezente Schockwellen, die zusätzlich geschwächt wurden, wenn die von Männern dominierte Filmkritik den „Trash“-Gehalt solcher Filme belächelte. Aber das Subversive und die wundersamen Ver-Rückungen solcher Rollenmodelle entgingen weder dem japanischen Underground jener Jahre, noch späteren Musikarchäologen.

Meiko Kaji bediente sich an alten Traditionen (wie ich in den liner notes erfahre) und hebelte hehre Überlieferungen munter aus, mit japanischem Pop, und Prisen westlicher Psychedelik, Spuren von Funk. Alles herrlich wie fraulich in blumig-freche Arrangements gewickelt, ein Füllhorn an verführerischen Melodien. Man könnte an Petula Clark denken, an Dionne Warwick, aber man  kann das auch lassen, und sich mit Haut und Haar auf diese japanischen Parallelwelten einlassen. Und diese Stimme – wow!

Und das ist das Tolle wahrscheinlich all der fünf Langspielplatten von Meiko aus den wilden Siebzigern, die in diesem Jahr von We Want Sounds, neu remastert, veröffentlicht werden: glatt könnte man nämlich nostalgisch werden, hätten wir unsere  Boomer-Jahre mit etwas mehr von  diesen alten Liedern und Rachegeschichten verbracht. Fragen Sie mal John Darnielle. Ich erinnere mich, wie gross die Briefmarken aus Japan waren, überlebensgross. Nicht nur der Fujijama. So aber wird aus dem  Para-Nostalgischen auf den Entdecker-Modus umgeschaltet. Manches aus der Ferne wurde als grosse Kunst gefeiert, viel zu wenig landete meines Wissens in den Schmuddelkinos hinter den Bahnhöfen, die ja auch ihren ganz eigenen Zauber hatten.

 

 

 

In der Juliausgabe von Mojo hat die Redaktion der drittbesten Musikgazette der Welt (nach Uncut und Wire) für die alte Serie HOW TO BUY… Keith Jarrett ausgewählt, und die Nummer 1 (siehe screenshot) ist die erste aller Jarrett-Kisten. Dieses unfassbar gute Album wird im Sommer Teil der neuen ECM-Analog-Remasters sein.

(Aus einer alten Deutschlandfunksendung:) Jesus hatte eine grüne Kiste dabei. Es war Sommer, im Schulhof versammelten wir uns um ihn. Abiturzeit. Jesus öffnete die dunkelgrüne Box, und sagte: „Sagenhafte Musik. Nur Klavier. Tim Buckley schwärmt von diesem Pianisten. Einer, Jungs, der auch auf dem Weg zu den Sternen ist. Hört euch Starsailor an!“ Jesus hatte gesprochen. In jeder Schule gab es einen, der wegen seiner wilden Matte mit Mittelscheitel, Jesus genannt wurde, wenn er zudem nur über ein Mindestmass von Charisma verfügte. Jesus hatte Ahnung von Musik, und eine scharfe Braut am Start. Da, im Pausenhof, waren wir aber noch schärfer darauf, diese Klaviermusik auf den Plattenteller zu legen. Wir kannten Keith Jarrett und die tollen Alben „Soundtrack“ und „Forest Flower“, bei denen er in der Band von Charles Lloyd Und seine wahnwitzige elektrische Pianomusik in Miles Davis‘ Band. Wie Miles hatte auch Lloyds Gruppe schon lange das Rockpublikum erreicht. Bald liefen Jarretts Solokonzerte aus Bremen und Lausanne endlos auf unseren Plattenspielern. Gleichberechtigt neben „Atom Heart Mother“, „Thick As A Brick“ und „Sgt. Pepper“. Es waren die frühen Jahre von ECM. In den USA wunderte man sich über die Allianz des Pianisten Keith Jarrett mit dem deutschen Produzenten Manfred Eicher. Man sollte sich bald noch viel mehr wundern.

2023 11 Mai

„India“

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Expertise hin, Expertise her, was Musik angeht, möchte ich wie ein blutiger Anfänger über das Urfremde stolpern, das mir so vertraut ist wie der immer wieder erste, feurige Blick jener Zigeunerin aus den Serienträumen meiner Kindheit. Und so ging es mir Jahre später, wenn ich über die Strände von Ipanema wandelte, und schon mit 17 17 Monde starb, als ich die Magierin sah, die mich jederzeit hätte beschlafen können – allein ihr Gesang verrichtete den kompletten Job der Verführung. Jetzt wird das Album 50 Jahre alt, und mir leuchten alle  Sinne, wenn ich es nach all all den Wirrnissen und Wanderungen wieder höre, die Nadel sich senkt, der Körper der Stimme mich hüllt.

 

 


We sit in Vienna Bar / 
behind the Plattenbauten: the red vermouth is ace. (…) Taiko Saito was mailing me the other day. Would like to meet her, but so busy with the Bundestag journey, the time schedule knows no mercy. I am dreaming of a tea ceremony, a marimba piece in the afternoon (…) 

 

2023 8 Mai

Treasures, indeed

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It’s very interesting that nearly no writer of reviews complaints about RLJ as being someone who choses the comfort zone when doing the American Songbook. i think they feel that there is something else going on than nostalgia. Wrapped up in a book of canonical songs, Rickie Lee Jones offers nothing more or less than existenzial stuff. Jon Dale wrote a perfect last sentence in his Wire review. We have to know when to set knowledge aside!

 

2023 7 Mai

Nicht, dass sie mich gleich einkassieren!

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Da ich noch etwas Zeit habe, bis Mr. Stunning den fantastischen Boxset der Vinylediton meiner mutmasslichen „Platte des Jahres“ in Händen hält, „Echoes“, vom Fire! Orchestra, habe ich bei einem Griechen in der Nähe ein klassisches Gyros vertilgt, und, weil es hier so waldig ausschaut, etwas Parkähnliches gesucht, und gefunden. In unmittelbarer Nähe ist ein Düsseldorfer Klinikum, und gerade marschierte ein unsinniges Zeug brabbelnder Mann an mir vorbei (die Syntax erinnert mich an die Erzählung „Club Sandwich“, aus „Roter Himmel“!) Nicht, dass das hier die Psychiatrie ist, und ich gleich einkassiert werde, nur weil ich das Schild „Zutritt nur für Patienten und Ärzte“ salopp ignoriert habe. Die Wege und alten Häuser wirken so einladend.

Also: mir ist ein interessanter Fehler unterlaufen in meinen JazzFacts. Und zwar, was das Fire! Orchestra betrifft. Erst hörte ich eine  Berimbau im Lauf dieses zweistündigen Trips über sechs Schallplattenseiten, die aber nicht ausgewiesen war im Begleitheft. Dann steltte sich heraus, dass es der grossartige Veteran Bengt Berger ist, der die Exotika von Herrn Gustafssons Opus magnum bedient, und ich sprach in der Sendung dann von der Doussn Gouni, und der Mbira, dem afrikanischen Daumenklavier. Letzteres gibt es aber wohl gar nicht zu hören, vielmehr eine Guimbri, ebenfalls von dem Mann gespielt, der einst „Bitter Funeral Beer“ für ECM aufnahm, mit Don Cherry an seiner Seite, glaube ich. Ausgerechnet eine Guimbri, also Joshua Abrahms‘ Herzensinstrument in seiner Natural Information Society. Der Fehler sei hiermit korrigiert. Und dennoch ist da doch auch eine Berimbau zu hören, oder?!

Das Publikum und die Hunde, die an  mir vorüberziehen, werden immer absonderlicher. Ich mache mich mal besser aus dem Staub. Na ja, noch ne Viertelstunde. (Jetzt kam noch eine Lady und wollte mir ihre Töpferwaren zeigen, „um die Ecke“. Ich habe freundlich abgelehnt. Und dann stakste noch eine aufgebrezelte sonnenbebrillte Blondine in Ledermontur vorbei. Um mit dem Herrn der FILMANALYSE zu sprechen (running gag): hier gibt es viel zu sehen, und viel zu schauen! 

 


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