Archives: September 2021
2021 14 Sep.
Uncut, November 2022 (out tomorrow)
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
2021 13 Sep.
JACKY TERRASSON – SMILE
Hans-Dieter Klinger | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 4 Comments
Jacky Terrasson ist ein technisch brillanter Pianist, ein außerordentlich einfallsreicher Improvisateur. Ob er irgendwann einmal in der Galerie der Jazzpianisten in die Klasse von Oscar Peterson, Dave Brubeck, Bill Evans, Keith Jarrett, Chick Corea et alt. aufgenommen wird weiß ich natürlich nicht. Ich vermute, das wird eher nicht der Fall sein und zwar deswegen, weil er keine sensationellen Ausblicke öffnete wie Dave Brubeck mit seinen rhythmisch-metrischen Neuerungen (im Jazz), wie Keith Jarrett mit seinen atemberaubenden Solorecitals, weil er nicht Mitglied einer Miles Davis Band gewesen ist, weil er …
In meiner persönlichen Jazzpianisten-Galerie nimmt er einen Platz in der Ersten Klasse ein. Ich wurde auf ihn aufmerksam im Jahr 2006 oder 2007 durch eine Aufzeichnung des Auftritts des Ron Carter Trios bei der 37. Jazzwoche Burghausen, wo es eine grandiose Version von My Funny Valentine (Video) zu hören gab. Das komplette Konzert kann hier aufgerufen werden
Ron Carter – ich muss nicht betonen, dass er einer der größten Bassisten des Jazz ist – war Mitglied des legendären Zweiten Miles Davis Quintetts. Miles Davis war immer Avantgardist, und die Mitglieder seiner Bands waren es somit unvermeidlich ebenfalls. Ron Carter würde ich schon lange nicht mehr zu den Avantgardisten zählen, es sei denn, man erachtet die Rückkehr zur Interpretation der klassischen Standards als ‚Avantgardie‘. Keith Jarretts geradezu radikale Reminiszenzen wirkten durchaus avantgardistisch nach einer Phase der Weigerung, sich des Amerikanischen Songbooks zu bedienen. Ron Carter spielt gerne die alten Standards, auch Jacky Terrasson schätzt sie und gibt sie zurück als wunderbare Erscheinungen auf gleich hohem Niveau wie Keith Jarrett. Er spielt auch Eigenkompositionen oder bedient sich jüngerer Popsongs.
Nun denn, das mediale Erlebnis des Burghausener Konzerts veranlasste mich, mein erstes Jacky Terrasson Album zu erwerben.
Es gehört zu den meist gehörten Jazzpiano-Alben meiner Sammlung und enthält eine Fülle von Perlen, darunter die für mich schönste Version von NARDIS. Das Titelstück Smile verdient es, in die Hall of Fame des Jazzpianos aufgenommen zu werden. Es ist ein Meisterwerk. Den unscheinbar einfachen Song hat Charlie Chaplin komponiert, und wohl deswegen ist er noch am Leben. Terrasson versetzt ihn vom 4/4 in den 5/4 Takt, und zwar mit einer Feinheit und Leichtigkeit, dass man es selbst als ausgefuchster Hörer kaum spürt. Über ausgedehnte Räume rückt das Fünfer-Metrum kaum wahrnehmbar in weite Ferne, ist aber immer präsent. Wunderbar, und hier zu bestaunen.
Mit dem Hören von Jackys Alben habe ich mich nicht zufrieden gegeben. Ich wollte ihn auch live erleben. Er gastiert nicht sehr häufig in Deutschland. Im Jahr 2009 konnte ich ihn im Kleinen Saal der Laeiszhalle Hamburg hören. Unter den Stücken des Albums SMILE ist eine Version von Stevie Wonders Song Isn’t She Lovely?, die mir ein unfassbares pianistisches Rätsel blieb für lange Zeit, spielt Terrasson doch ausgedehnte Girlanden zweistimmig im Intervallabstand einer kleinen Sekunde – eigentlich unmöglich. Nach dem Auftritt seines Trios in der Laeiszhalle bat ich ihn um die Lösung des Rätsels. Davon berichte ich in comment #1
…
2021 12 Sep.
Surround yourself!
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Mike von „Life In Surround“ wird für einen Augenblick sprachlos, wenn er beschreiben will, wie der Song „Let It Be“ ihn berührt, in der neuen 5:1-Darbietung. In der Schule diskutierten wir einst heiss, ob dieser Song nun reiner Kitsch sei oder nicht. Die Stones- und die Beatlesfraktion halt. Bei all seinen Beiträgen zur Kunst, Phil Spector war kaum je meine Tasse Darjeeling, und ich mochte nur sehr selten das Pathos, mit dem er speziell den Beatles auf ihren Schwanengesängen, oder George Harrison auf „All Things Must Pass“, zu Leibe rückte. Mike kann ich aber gut verstehen. Wenn dieser Song kommt, jukeboxerprobt, und nun in 5:1 – waves of longing and surrender, simple as that, my sentimental friend. Das ganze Album erschien nach dem Ende der Beatles und kommt nicht annähernd an die Klasse von SP, TB und AR heran, ist aber immer noch spannender als jedes Stones-Album seit „Tattoo You“. Und letzteres ist gerade 40 Jahre alt geworden. Beatles-Fraktion halt, und die Kinks sowieso forever!
2021 10 Sep.
La Piscine (avec un puzzle musical si vous voulez)
Martina Weber | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 3 Comments
Himmelblau. Nicht ungetrübt. Ein Grauton im Blau. Ein sehr leicht marmoriertes Blau. Ein Hauch großflächiger Wolken. So zaghaft angedeutet, dass es für diese Wolkenform, das Wolkengebilde, keine Bezeichnung gibt. Dann weiße Tauben, die auf Ästen sitzen, mit dem Kopf nach unten, entgegen den Gesetzen der Natur. Als stünde der Baum auf dem Kopf. Als wäre das Land da, wo man den Himmel vermutet. Wellen. Poolblau. Das Wasser eines Swimming Pools, an dessen Rand ein junger, gut gebräunter Mann in Badehose auf dem Rücken liegt, auf hellen Platten, einem Grundstück auf einer Anhöhe in einer mediterranen Landschaft. Wiesen, Buschwerk, begrünte Hügel, etwas entfernt, kaum in Hörweite wohl, eine gelegentlich befahrene Straße. Gleich wird eine Frau im Bikini gut gelaunt aus der Villa schlendern, und sie wird sich von dem Mann, der am Pool liegt, an einer juckenden Stelle am Rücken kratzen lassen. Alltag einer Liebesbeziehung. Es sind Szenen wie diese, über die Michael Althen in seinem Kinobuch Warte, bis es dunkel wird in einer so begeisterten Art geschrieben hat, dass ich mir einige dieser Filme angesehen habe: Nachtblende. Die Dinge des Lebens. Reisen in die Zeit Mitte der 60er bis Anfang der 70er Jahre. La Piscine oder The Swimmingpool hat schon deshalb für Aufsehen gesorgt, weil Marianne von Romy Schneider gespielt wird und der Geliebte im Film von ihrem Exmann Alain Delon. Da ist, im Zentrum, der Pool. Da ist das wunderbare Haus, das Freunde ihnen überlassen haben, während sie in Indien sind. Marianne schreibt (aber wohl nicht im Urlaub), sie ist glücklich, erfüllt. Jean-Paul hätte sich mehr von seinem Beruf erhofft. Es wird nur angedeutet, man kann es überhören. Ein älterer Freund der beiden ruft an, kreuzt auf, mit seiner fast erwachsenen Tochter. Sie bleiben. Die Musik ist lässig, sie wird sparsam eingesetzt. Es ist ein Jazz, den man hört, wenn man an einem Nachmittag, an dem es draußen am Pool zu heiß ist, auf dem Bett liegt. Wir befinden uns im Jahr 1968. Das Cover einer Schallplatte ist zu sehen.
Das Genre verändert sich. Es geht jetzt darum, was gesagt wird, und darum, was nicht gesagt wird. Man könnte den Film als Vorlage für eine Hausarbeit im Jurastudium einsetzen. Was sich ein normaler Zuschauer nicht vorstellen kann: Jeder Zweit- oder Drittsemester könnte zur Aufgabe „Untersuchen Sie die Strafbarkeit aller Beteiligten in einem Gutachten“ zehn Seiten schreiben. Die junge Frau, die nur wenig spricht und Bücher liest, wird von Jane Birkin gespielt, der Mutter von Charlotte Gainsbough. Tanzstile der 60er. Auf einer Party vom Vater gedrängt, mit ihm zu tanzen, ist sie sofort im Rhythmus. Schiebt ihren Po hin und her, bewegt zuckend und zappelnd die Arme. Als sei es nicht möglich, sich zu dem Song, der damals wahrscheinlich sehr verbreitet war, nicht zu bewegen. Zwei Jahre zuvor hatte Jane Birkin im swinging London in Antonionis Blow up eine Figur verkörpert, die der Fotograf als chick bezeichnet hat. Die mit ihrer Freundin ohne Scheu beim Fotografen klingelt und fotografiert werden will. Doch der Fotograf ohne Name interessiert sich für die Frau, die er fotografiert hat, während sie ihren Geliebten heimlich in einem Park traf. Auch sie beginnt sofort zu tanzen, als eine Schallplatte sich auf dem Plattenteller im Studio zu drehen beginnt.
2021 9 Sep.
Colin Vallon: Rruga
Jochen Siemer | Filed under: Blog,Gute Musik,Musik aus 2011 | RSS 2.0 | TB | Tags: Colin Vallon, Klanghorizinte Classics 2011 | Comments off
Der erste Eindruck täuscht selten. Das gilt für Dinge, Menschen, Situationen, Atmosphären – und Musik. Als ich vor einiger Zeit ein paar Takte des Colin Vallon Trios wahrnahm – es wurde wohl in Deutschlandfunks´ Jazzfacts oder den Klanghorizonten gespielt, vielleicht sogar im Kontext von Klaviertrioformationen – da fand ich es gleich gut. Jetzt höre ich genauer hin und stelle fest: es hebt sich ab von Anderem. Als wenns nichts weiter wollte als Musik sein, klingt es einerseits recht simpel, andererseits nach ECM-Jazz par excellence. Wichtig ist der Impuls, den die Musik beim individuellen Zuhören subjektiv bewirkt. Hier unterscheidet unsereins gottseidank noch zwischen all dem Info-Inflationären, das einem täglich so um die Ohren flattert und dem, wovon Bauch, Herz und Sinne sagen: dies ist eindeutig meins. Dann will man natürlich mehr wissen über Künstler, die man noch nicht kennt – denn Kunst kommt von Kennen – und so googelt man sich langsam ran an die Materie: schaut auf die Homepage; liest, was in Amazon-Rezensionen und Magazinen so geschrieben steht – und bekommt hier bei den Manafonistas schonmal vorab eine warmherzige Scheibe …
2021 9 Sep.
Open letter to Jan Bang
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 3 Comments
I‘m leaving, heading south.
This is an open letter to you, dear Jan! And nothing to worry about, haha. Since I know it belongs to your morning rituals to look at manafonistas, I thought this to be a good idea and take you by surprise. Thousands are reading this now – my friend in Northern California, an old buddy in Würzburg, even some wonderful people near your hometown I met this year at PUNKT …
Now, I don‘t know what the others will write within the next weeks, they might supply you with some worthy stories and informations, but in many cases you have to use the translation magic of Deepl (that made it, for instance, possible, that I could translate the forthcoming PUNKT 2021 review by our Italian friend Damir Ivic for the Italian ROLLING STONE).
I do write that cause I will be absent for a while on a „psychedelic retreat“ in the Black Forest, with a good quantum of shamanism, meditation and other stuff of making you fly and high and dance, without mobile phones, Ipads, internet. But with On Land, The Survivors‘ Suite, and Rock Bottom. Three secret horizons. In fact I‘ll be lost in the woods on a quite adventurous trip. A different kind of journey, to quote the subtitle of Eivind Aarset’s fantastic new album. Hopefully a happy return on September 29.
So, Jan, on its way to Kristiansand soon, via Christoph Giese’s special parcel service, two vinyls, and one comes from my archive. When that album was reissued not long ago, after decades, I got two items by error, from this long lost treasure – and after our recent talk about early encounters of David Sylvian with Jon Hassell and Ryuichi Sakamoto I thought this album might put you in a state of wonder. Chances are you never heard it. Look at the cover, and you might think of a seascape near your hometown at first glance, but look again, it IS the Pacific
The familiar sound of a cocktail shaker full of ice and distant seagulls gives way to a simple melody, a rhythm lolling in the light. We are on a journey back in time to an old Japan half of a lifetime ago. The seventies of the 20th century, that foolhardy decade.
Back then, we dreamed of Mount Fujiama that looked out at us on large postage stamps, playful and majestic, when we were baby boomers. Japanese guys dreamed differently. And so we find ourselves right in the middle of a music that conjured up their choice holiday paradises in those days of economic prosperity. The southern islands in the Pacific.
„Pacific“ is the title of this long-playing record. The work was composed in 1978. Okay, I know you missed the 70’s LIVE, but I am very sure you have been THERE quite a long time, via old and ancient records, early Norwegian ECM stuff etc etc etc
Almost all of PACIFIC is instrumental, except for the one song line that sums up all the reverie „with the summer in her hair“. Three PACIFIC explorers: Shugeru Suzuki, Harry Hosono, who was soon to co-found the Yellow Magic Orchestra, and the third, one of the cracks of the Japanese City Pop scene, Tatsuro Yamashita. And an old acquaintance who also played on the album, Ryuichi Sakamoto. Bloody young, you wouldn’t believe it.
What an album! A pinch of early synth-pop, the Japanese version of American exotic dreams a la Les Baxter, melodic funk rhythms, a floating drift from horizon to horizon, a shangri-la for samples, a healthy breeze of New Age – easy peasy, soft and breezy. Safe journey.
Take care, Michael!
Hallo Herr Engelbrecht
Zwei Hörmuscheln an die Gestaden des ocean of sound gespült, angekommen im hier und jetzt. Noch später als sonst. Auf diese Weise arbeite ich mich für die Zukunft frei, wird das endgültige Ende aller Horizonte noch weiter hinausgeschoben… Viel ist nicht zu sagen. DANK wäre genug.
Dark Star Safari: unterkühlte Nüchternheit, wie sie den Projekten Sylvians und Ex-Japan-Musikern eigen war. Die erste halbe Stunde verwischt zu EINEM Klangcluster, verwundert reibe ich die Ohren, wo bin ich? Ist es der Tanz der Nuancen? Welch gelungene Phantasmagoria! Zum Lauschen. Am intensivsten wirkt solche Musik unterm Kopfhörer, wenn noch die leisesten Nebengeräusche ausgeklammert sind. Die Nachtberuhigung zwingt zum Zuhören. Alles, alles wunderbar. Marc Johnson, Annette Peacock Survival – sehr aufregend. Benjamin Lew / Steven Brown – selten mit Kopfhörer. Klingt dadurch ganz anders, mystischer… Danke auch für Don Cherry!
beseelte Grüße
sendet Olaf (Ost)
2021 8 Sep.
waves and waves waves and waves (and waves)
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: 16. Oktober, 4.05 - 5.00 Uhr, Gas, Radionacht Klanghorizonte, Rhythm & Sound, Thomas Köner | Comments off
Today, the two and a half story, Federal style townhouse remains virtually untouched, adding a quaint sensibility to the otherwise industrial and modern neighborhood. There are a few friendly ghosts that have been known to make appearances, like “Mickey” who’s been patiently waiting for his clipper ship to come into the harbor for the past hundred years. The Ear Inn here in New York isn’t just a bar. It’s a place for creatives to combine forces, for friends to catch up, for families to dine, and for individuals to thrive. The owners and employees are the modern day caretakers of a vibrant and historical institution. Have a beer and a burger and soak up the uniquely contagious energy at The Ear.
Nice words, my friend. It may be the oldest bar in NYC. It‘s so nice, dear Rip, owner of this pub I‘ve never been in, that you‘re my guest (virtually) in my radio night „Klanghorizonte“ on Saturday night as soon as I will open up the time travel department. I lile to play the flute piece at quite a low volume, by the way. Thank you for the music. Leonard will join the party.