The three albums, the original City: Works of Fiction and the two archival reissues, Psychogeography and The Living Garden, guide you through Hassell’s thought process to link them together as a whole. This doesn’t feel or seem like a systems approach to music but something far more organic in its final process. These are pieces that can be viewed individually or as a complete piece of work. They are a triptych that can also be heard on their own separate levels. The vibrancy of the performances stretch out beyond the canvasses they were created for into a distinct new life of their own.
Archives: Februar 2020
2020 27 Feb
„Continual Decentering“ (Arjuna Music)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
Als ich Samuel Rohrer nach dem Titel fragte, hatte ich eine Ahnung, was er antworten würde, aber meine Ahnung irrte sich. Er entnahm den Titel einem Buch des Philosophen Ken Wilber, der unter „continual decentering“ ein Muster versteht, welches die Entwicklung eines Menschenlebens widerspiegelt.
„A Brief History Of Everything“ heisst das Buch, auf das sich Rohrer bezieht, der Titel der deutschen Übersetzung, „Eine kurze Geschichte des Kosmos“ sei nicht so gelungen, verrät mir einer, der sich bei diesem Bewusstseinsforscher und Philosophen gut auskennt.
Nachdem ich das beeindruckend nonchalante Album für Schlagwerk und Elektronik mehrfach gehört habe, halte ich meine Ahnung von dem, was der Ausdruck „kontinuierliches Dezentrieren“ im Zusammenhang des Hörens in mir auslöst, immer noch für schlüssig.
Der Schweizer hat dieses Werk solo eingespielt, und dabei in einem Sound-Szenario gearbeitet, in dem die kleinsten Perkussionsimpulse Trigger sein können für elektronische wie räumliche Ausdehnungen.
Was da in einem überwiegend improvisierten Werk entsteht, ist ein immenser Resonanzraum, in dem der Trommler im klassischen Sinn nicht Mittelpunkt eines Kraftfeldes ist, sondern mehr und mehr hinter den sich bildenden Klanggestalten zurücktritt, als könnte er, in aller Gelassenheit der Entwicklung von Soundfiguren folgen, und spontan auf sie reagieren.
Das kann man ja nun auch als „fortschreitendes Verschwinden aus dem Zentrum“ verstehen. Vielleicht ist ja dieses Entfernen vom Ich, hin zu einem anderen Selbstverständnis, einer ich-befreiten Zone, einem zweiten Weg um das Gehirn herum (less control, more surrender), nicht so weit weg von Ken Wilber.
Und dabei ereignet sich die Musik in maximaler Transparenz, und wirkt, allen Effekten zum Trotz, seltsam effektfern. Nicht so häufig kommt auf dem Solowerk eines Perkussionisten, eines Spezialisten also für „Erschütterungen“, Vibrationen, und Zeiteinteilungen, dermassen viel Ruhe und Stille ins Spiel.
All dieses De-Zentrieren wirkt im übrigen, die nächste Paradoxie, verblüffend konzentriert.
2020 27 Feb
Ernest Hoods Nachbarschaft im alten Amerika
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
„This is not a social record in the sense that it be played at a gathering. Indeed, it is a rather personal thing to be reflected upon (as musical cinematography) alone, or with a dear close friend.“
„It is a social record in that it reminds us of the fact that most of us made our first social contacts and early transactions in our neighborhood streets How familiar, how indelible the pictures are: aromas of soft velvet days. strong friendships, fears. hates. loves … our first brush with such mystical elements as sex and power.“
2020 26 Feb
Hartmut Hintersacher
Jochen Siemer | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Bloodline, Giri / Haji | 3 Comments
Nachdem Hartmut Hintersacher nun endlich die vom Kulturamt vorgeschriebene Anzahl guter Bücher gelesen hatte, wobei es ja starke innerparteiliche Diskussionen gab, welche genau das seien, stellte er den Antrag auf Zuweisung einer Netflix-Serie. Nachdem das bedingungslose Grundeinkommen im Jahre 2024 endlich eingeführt worden war und den Entwicklungen der digitalen Arbeitswelt Rechnung trug, ging mit diesem Einkommen auch die Berechtigung zur grenzenlosen Teilnahme am Kulturbetrieb einher. Ein jeder Bürger der neuen Ordnung musste sich aber verpflichten, eine bestimmte Anzahl an Romanen oder Sachbüchern zu lesen, nicht zuletzt auch einer neurophysiologischen Prophylaxe wegen, denn es hatte sich gezeigt, dass ohne diese Praxis Areale des Gehirns schlichtweg verkümmerten. Der Einstieg zurück zur Literatur fiel Hartmut zunächst schwerer als gedacht, denn sowohl das Alter als auch eine dramatisch nachlassende Einbildungskraft taten ihr Übriges. Dies zählte zur Vielzahl toxischer Nebenwirkungen der Digitalität, für die noch keine hinreichende Verpackungsbeilage jemals geschrieben wurde, allenfalls annähernde Versuche stattfanden. Vor Jahren schrieb einmal Frank Schirrmacher sein Payback, lange vorher schon mahnte Dietmar Kamper ein „Verschwinden des Körpers“, und ein Herr Precht formulierte in Jäger, Hirten, Kritiker die Problemlage ganz prächtig. So folgten unausweichlich grosse Umwälzungen, in einer Welt, in der die Arbeit grösstenteils von Robotern geleistet wurde. Hartmut Hintersacher hatte nun die Erlaubnis bekommen vom Komitee zur Vermeidung sinnlos verglotzter Lebenszeit, nun doch endlich auch mal wieder eine Fernsehserie zu schauen und die Wahl fiel, hilfreichen Hinweisen folgend, auf eine Perle aus dem Jahre 2019 mit dem Titel Giri / Haji, immer noch nachhaltig sehenswert. Hintersacher rieb sich die verträumten Augen, nahm die Schlafmütze vom Kopf und schnäuzte sich damit die verschnupfte Nase. Warum nur, stellte er erneut fest, spielte sowas stets in einer völlig anderen Liga als die nationale Fernsehkost daheim? Das war ja wie ein Wechsel von Schwarzweiss zu Farbe, damals in der Urzeit medialer Technik! Überhaupt gehörte er ja noch einer Generation an, in der man sich beim Gehen nicht das Smartphone vor die Nase hielt und auch im Supermarkt an der Kasse nicht lauthals in das Handy rief, ob noch Eier fehlten und zuhause auch ausreichend Wurst im Kühlschrank war. Nun gut, es gab genügend Grund, sich aufzuregen, aber eben auch den Stoff, aus dem die Träume sind. Da Hartmut inzwischen serienmässig hochgebildet war, auch an der Abendschule schon einige Kurse besucht hatte für fachgerechte Rezensionen, die von Bloggern aller Klassen sehr beliebt waren, kamen ihm natürlich schnell Vergleiche in den Sinn. Fargo etwa oder das einst so bahnbrechende Breaking Bad. Der in Giri / Haji zwischen Brüdern gesprochene Satz „We aren´t bad people, we only did bad things!“ – klar, der kam auch schon in Bloodline vor, jener Geschichte, die auf den Florida Keys spielte und auch von auf Abwegen wandelnden Geschwistern erzählte. Worum ging es? Zwei Brüder, der eine Cop, der andere Gangster; Familiengeschichten; kleine und grosse Liebesaffairen; vorzügliche Bilder aus den hippen Städten London und Tokio, überhaupt: Japan; vielschichtige Charaktere, wie sie auch in guten Romanen vorkommen; Comic and Comedy; grafische Effekte und geniale Spielereien; Tanzeinlagen; exquisite Soundtracks – um nur Einiges zu nennen. Ja, das alles hatte Hartmut nun den Feierabend verschönert, er hatte ja trotz Grundeinkommens immer noch seinen Fulltimejob. Beim Komitee zur Vermeidung sinnlos verglotzter Lebenszeit würde er nun bald erneut einen Antrag stellen, in ein paar Wochen, nach vorgewiesener Buchlektüre. Better Call Saul 5 etwa stand auf dem Programm, auch so eine alte Kamelle, immer noch gut. Und Bücher? Ja, da gab es Vieles, das zu lesen vielversprechend war, von Botho Strauss etwa.
2020 22 Feb
Mein Essen mit Horst (remix)
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Cello, David Darling, Dr. Egon Werlich, Horst Wilbrink, Jürgen Klopp, Louis Armstrong, Louis Malle, Samuel Beckett | 8 Comments
Wally ist Theaterautor, und eines Tages, früh in den Achtziger Jahren, verabredet sich Wally mit einem alten Freund. Ewig haben sich die beiden nicht gesehen. Sein alter Kumpel Andre hat einiges zu erzählen, von seinen Reisen mit tibetischen Mönchen in die Sahara, einem Reinkarnationsritual, und von den unwirtlichen, einsamen Landschaften im Norden Schottlands. Von letzteren könnte ich auch erzählen, etwa von meinem friedlichen Einbruch in ein Haus an der Steilküste, gegenüber der Orkney-Inseln, und wie ich dort nachts eine alte Platte von Louis Armstrong fand und auflegte. Nun, egal, es machte mir damals grosse Freude, den beiden Freunden zuzuhören, im Kino – Louis Malle hatte den Film „Mein Essen mit André“ 1981 gedreht, und neben „Herzflimmern“ gehörte er damals zu meinen Lieblingsfilmen des Franzosen. In einiger Zeit werde ich hier eine kleine Geschichte erzählen, aus dem „Arbora Verde“, einem italienischen Restaurant in Dortmund, Februar 2020. Genau da hatte Borussia Dortmund die erste Meisterschaft mit Jürgen Klopp gefeiert. Meine kleine Geschichte heisst „Mein Essen mit Horst“. Horst ist unser ehemaliger Klassensprecher. Und eigentlich ist er das immer noch. Die Zeit mit Horst und dem Wildschweinragout verging im Fluge, so fesselnd empfand ich die Dinge, über die wir sprachen. Eben nicht die üblichen alten Stories – vieles drehte sich um unseren Klassenlehrer Dr. Egon Werlich, eine hochspannende Figur, die bei jedem meiner Klassenkameraden die unterschiedlichsten Inspirationen, Faszinationen und Ambivalenzen auslöste. Was ich an diesem Abend von „Egon“ erfuhr, war mir neu, und warf ein weiteres interessantes Licht auf all die Eindrücke, die ich über die Jahre von ihm gewonnen hatte. Mein Problem ist, dass es mit nicht zusteht, diese Erzählungen öffentlich auszubreiten, weshalb „Mein Essen mit Horst“ eine echte Herausforderung sein wird. Aber glauben sie mir eins, wenn an dem Abend unser Gespräch von diversen Kameras gefilmt worden wäre, es wäre ein feines kleines „independant movie“ daraus geworden. Schnitte ohne grossen Schnickschnack, und der Soundtrack nicht mehr als hier und da etwas Ruhiges mit viel Raum, vielleicht aus David Darlings Album „Cello“. So würde den Erinnerungen, die sich auch um einen einen Rolls Royce, Egon, den Maler, Samuel Becketts „Endspiel“, und ein Mädchen aus dem Bergischen Land drehten, hier und da ein verlangsamendes Tempo unterlegt, eine dezente Verdichtung. Aber auch hiervon kann, aus Gründen der Diskretion, kaum etwas in „Mein Essen mit Horst“ einfliessen. Zudem lege ich Horst die Kurzgeschichte vor der Veröffentlichung vor, und lasse ihm alle Rechte zu weiteren Streichungen. Aber jeder dürfte hinterher eine Ahnung davon bekommen, wieso dies ein so besonderer Abend war, und sich an eigene besondere Abende erinnert fühlen, an denen geredet und getrunken wurde, und doch noch eine Menge mehr passierte zwischen den Sätzen, zwischen Martini Rosso und einem Glas Merlot. (Nachtrag: 30.12.2020: ich denke, diese kleine Geschichte wird nie geschrieben. Zu viele Details habe ich schon wieder vergessen. So bleiben jedem eigene Erinnerungen an die Zeit mit einem aussergewöhnlichen Lehrer. Auf jeden Fall brachte Horst manch Staunenswertes ins Spiel, und ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie Dr. Werlich in den grossen Ferien an einer amerikanischen Küste seinen Zeichenblock hernahm, und mit dem Zeichnen begann. Und wie seine Motive wohl aussahen. The Secret Life of E.W.)
Und
2020 21 Feb
„God Bless the Child“ / „Bill Evans“
Jochen Siemer | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: James Taylor, Lyle Mays | 2 Comments
2020 19 Feb
RIP Lyle Mays
Brian Whistler | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lyle Mays | 5 Comments
I am still pretty broken up about the loss of Lyle Mays, a true innovator on keyboards, a gifted arranger and composer, and when at the piano, a formidable and expressive melodic, harmonic, and rhythmic master on the instrument. He was one of my musical heroes.
There is no doubt in my mind that while Pat Metheny was the frontman and “star” of the Pat Metheny Group, it was Lyle Mays who added that special secret ingredient. His distinctive gifts helped catapult the band to major international success and achieve that rarified level of music making for which it became known.
The chemistry between Metheny and Mays was entirely unique. While it is not uncommon for jazz musicians to forge long-term associations, Metheny and Mays were also a writing team, something common in the pop world but almost unheard of in the jazz idiom. When they would perform together in the middle of PMG’s epic three-hour shows, one could hear them finishing one another’s musical sentences—-two musical minds in perfect sync, acting as one. As a writing team, they were truly the Lennon/McCartney of jazz. While Metheny’s compositions without Lyle’s input were always solid, there was something ineffable and synergistic about this collaboration. In fact, I used to call the Pat Metheny Group the Beatles of jazz. Anyone who caught them, especially in those early years, knows exactly what I mean. From the first few bars of “Phase Dance,” their ritual opener for many years, the excitement in the audience was more akin to what one would expect at a concert of a great rock band than a conventional jazz group. But then, they were anything but conventional in their approach.
Lyle Mays clearly owed a lot to the jazz greats who came before him—-he had a particularly close musical affinity with Bill Evans. You could hear it not only in his lyricism, but also in the way he pushed and pulled at the time with his over-the-bar phrasing, something Evans pursued and perfected over the entire course of his career.
During his career, Mays only produced four solo albums, each one well worth tracking down. That first album, “Lyle Mays,” is a marvelous example of his compositional mastery, his personal approach to orchestration using his trademark synth sounds, and his exquisitely sensitive piano touch. I consider it to be a desert island record.
Although Lyle stopped performing around 2011, there was a more recent surprise release of a live quartet two-disc album recorded in Ludwigsburg, Germany back in 1993. It’s a near-audiophile recording and, devoid of synths, the set really illustrates just what a resourceful pianist Mays truly was. Some jazz snobs criticized Lyle’s playing in PMG as too “rhapsodic” due to his tendency to play solos that often built up to large chordal climaxes. One listen to this live album dispels any false notions regarding his line playing. Mays had obviously absorbed the entire history of jazz, up to and through bebop and beyond, and went on to effortlessly augment that vocabulary with rock, gospel, R&B, Afro Cuban, world, and classical influences. When I was a young player, I was amazed how he managed to inject Floyd Cramer and Vince Guaraldi licks into his solos—-the essence of heartland America—-and somehow it all fit beautifully. For these reasons, his music speaks to a wider audience than most mainstream jazz musicians are able to reach.
For over a decade it was a mystery why Lyle dropped out of the music world to pursue a career as a music software product specialist. There was much speculation. Pat Metheny, respecting Lyle’s privacy, only said Lyle was “enjoying his civilian life” away from the rigors of constant touring. All of this may be true, but we now know Lyle was dealing with a long-term recurring illness, which may have contributed to his decision to stop performing. One thing is certain: Lyle Mays’s music has made an indelible mark on our musical culture, one that went far beyond the insular world of jazz to inspire a multitude of fans and musicians (the latter often his most ardent fans.) The universal spirit and depth of Lyle’s generous heart, distilled in every single note, touched us all.