Manafonistas

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Archives: September 2012

Heute Rückflug. Die grosse Müdigkeitsfrage: mache ich die Klanghorizonte in der kommenden Nacht um 1.00 Uhr live, oder komme ich so groggy am Abend in Düsseldorf an, dass ich die Ersatzsendung laufen lasse. Arve Henriksen gab mir gestern noch eine neue Langspielplatte mit auf den Weg, auf einem ganz unbekannten Label, ein Duo mit einem Drummer. Mache ich die Klanghorizonte live, werde ich – ungehört – ein Stück daraus spielen.

Höhepunkt des gestrigen Tages war der Auftritt des Violinisten, Songschreibers und Sängers Owen Pallett. Der Kanadier hatte einen Gitarristen und einen Schlagzeuger mitgebracht, mit denen er schon in ganz jungen Jahren, als kanadischer Teenager, musikalische Streiche ausheckte. Furioses Trio, jeder Song wechselte die Landschaft, das Spiel hochgradig präzise, zugleich sehr entspannt in Szene gesetzt. Die Hälfte eines neuen Albums ist schon fertig, und ich freue mich auf den Nachfolger von „Heartland“ (Domino Records).

Brian Eno schwärmt von Owens besonderem Gesang, der auch extreme Höhen meistert, ohne schrill zu klingen; er entdeckte Owen, als er eines Abends in seinem Studio in Notting Hill malte und die erwähnte CD von Owen auflegte: er malte daraufhin bis tief in die Nacht hinein und hörte die Musik wieder und wieder, an einer Stelle wurde er immer stutzig, Meister Pallett brachte es fertig, einen Song mit der falschesten aller möglichen Töne zu beginnen, aber es funktionierte!

Owen Pallett ist ein fantastischer Musiker, aber ein „crowd pleaser“, wie Andrew Bird, ein guter Freund, der ebenfalls singt und Violine spielt, will er nie werden. „He’s doing nostalgic American music. I want to hit the people on the head“. Und das gelingt ihm wirklich, allerdings auf eine sehr charmante Art und Weise.

Am späten Abend die Abschlussparty im K35: eine allseits gelöste Stimmung, Arve Henriksen spielte verrückte Dinge live zu einem DJ-Set, Brian war bester Dinge, Jon Wozencroft (der Boss von Touch) gab mir erste Tipps fur meinen Trip zu den „bluestones“ in Wales: zum Beispiel, wie man den dort im Sommer lauernden giftigen Spinnen gegenübertritt, und wie man darauf gefasst sein muss, dass das dortige Mikroklima in Minuten umschlägt („You can get lost in Preseli!“).

„The source of the Stonehenge bluestones was identified as long ago as 1923, when the eminent petrographer, Herbert Thomas, marked their origin as being the Preseli hills of South West Wales, some 200 miles distant.

Subsequent investigations have attempted to determine how these considerable rocks were transported over such a distance to Salisbury Plain, rather than why. It is the why that most concerns us.“

Gehen Sie bei den Manafonistas demnächst auf Spurensuche! Zumindest einer von uns wird nach Südwest-Wales reisen, was nicht ganz ungefährlich ist. Wir reden nicht von einem touristisch erschlossenen Gelände (Preseli Hills), sondern von einem der letzten Orte von Wildnis in Grossbritannien. Jon Wozencraft, mastermind des Labels „Touch“, wird hier einiges zu erzählen haben für die Freunde von „Psycho-Geographie“ und „Hauntology“. Wer Interesse an keltischen Ritualen umd Frühgeschichte hat, sollte sich als Einstieg zudem, allerdings auf eigene Gefahr, das jüngste Album der wunderbaren Gruppe Cyclobe zulegen: „Wounded Galaxies Tap At The Window“. Anthony von Antony and the Johnsons und Brian Eno lieben Cyclobe! Und Cyclobe lieben Zeitreisen!

2012 8 Sep.

Looks like an ECM-Cover

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(Zum Vergrössern bitte auf das Foto klicken)

1) Reggie Watts
2) Live-Remix Brian Eno w/ Peter Schwalm
3) Cyclobe
4) Live-Remixe Bang/Honore/Aarset/Henriksen
5) Owen Pallett

Evtl.: Ben Frost (zu laut in der Live-Situation, abwr das lässt sich ja ändern:))

Evtl. wird ein Gitarrist aus Mali noch hinzu kommen, Guimba Kouyate. Auf der
Pressekonferenz erzählte Brian Eno, er habe nach Künstlern Ausschau gehalten, dessen Schaffen zukünftige Formen der Musik spürbar machen. Da fand ich es naheliegend, ihn nach diesem Musiker zu fragen, von dem man im grossen Internet kein einziges Werk findet. – „Brian, was ist bei diesem mir völlig unbekannten Musiker das Zukunftselement? Er scheint mir mehr in der traditionellen Musik von Mali angesiedelt zu sein.“ Nun, sagte er zu der anwesenden Runde, Guimba sei es gewohnt, Teil einer Band seiner Familie zu sein. Als er ihn gefragt habe, verstand Guimba gar nicht sein Ansinnen, und meinte, er solle seine Mutter begleiten, oder seinen Onkel. Eno sagte, seit Ewigkeiten hätte er keinen so umwerfenden Gitarristen gehört, der über die Saiten schweben würde, mit grosser Anmut, und natürlich auch mit all den arabischen Skalen. Mhm. Ich bin gespannt, vielleicht ist dieser Afrikaner ja insofern die Zukunft, dass er in Kürze den Gitarrenolymp erklimmen wird, und Punkt 2012 der Startschuss einer Karriere sein wird, mit baldigen Veröffentlichungen auf dem marktführenden Label von Nick Gold.

„Dirty old river, must you keep rolling / Flowing into the night“. Ich spaziere gerne durch die Nacht von Kristiansand. Die Arbeit ist getan, die Musik von Cyclobe war die Überraschung des zweiten Festivaltages. Ossian Brown, einer der Bandleader, hat jüngst ein Fotobuch zum Thema „Halloween in England“ veröffentlicht, mit vielen uralten Bildern – Kinder in alter Zeit, die dem Grauen ein Schnippchen schlagen. Ich gehe (eine richtige „Mörderwanderung“!) über gepflegte, hölzerne Hafenbrücken, an riesigen Fischlagerhallen vorbei, lasse den winzigen Küstenpark links liegen, jetzt komme ich zum Stadtrand, die Strasse steigt an, aus einem Studentenwohnheim kommt Musik der Rolling Stones, eine alte Platte, ich glaube, es ist „Let It Bleed“, ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, wie Fiona Talkington Ebe Oke vorgestellt hat: „Brian sagte, es sei ihm so vorgekommen, als habe Ebe eine Vorstellung von Popmusik gehabt, selbige aber noch nie gehört, und daher beschlossen, sie fur sich zu erfinden“. Ich bin unschlüssig, was diese Songs mit hohem Feng-Shui-Gehalt und ihre frappierende Naivität angeht. Oder ist das hier wirklich tiefe Aufrichtigkeit, die sich jeder Form von Selbstschutz beraubt? Mum aus Island boten eine ähnlich fein gesponnene Pop-Kammer-Musik, ohne dabei allerdings dem Abstrusen so nahe zu kommen wie der sensible Ebe Oke. Mum haben eine sehr widerstandsfähige Form des fragilen Liedes entwickelt. Leider schon allzu vertraut. Eine gute Stunde ist vorbei, ich komme noch an dem Laden mit den verzerrten Technoklängen (ein ewiges Umpf-Umpf der bekloppten Art) und der grossen Kebab-Pizza vorbei (open till 4.30 in the morning!), dann sinke ich ins Bett, nur die Gedanken rotieren noch, ich remixe meinen Tag live, steige aus allen „loops“ aus, na ja, ein paar kreisen noch ums Gehirn herum, ich stehe noch einmal auf, nehme einen Soft Drink aus der Mini-Bar, und lege in meiner virtuellen Jukebox einen Song auf, der mir aus Gründen, die ich nur zu gut kenne, ganz nahe kommt, „Waterloo Sunset“, von den Kinks. Die „Doom-Folk-“ und „Drone-Spezialisten“ von Cyclobe kommen mir wieder in den Sinn, die mit ihren Synthesizern, hurdy-gurdy-klängen und sonstigem historischem Klanggerät, wie die Kinks, aus einem alten England stammen, wild entschlossen, dessen letzte Spuren zu sichten, in einer dunklen, songfreien Zone, herrlich archaisch, und „very strange in a positive way“. Die Art von Musik, bei der Musikjournalisten immer gerne den „heidnischen Gral“ der britischen Folk-Historie (Abteilung: Kino) ins Spiel bringen, den Horrorfilm-Klassiker „The Wicker Man“. Tatsächlich haben Cyclobe ein Faible für Soundtracks, und jüngst alte Filme von Derek Jarman neu vertont.

 
 

 

„I don’t know that I’d want to live in a time when a film that prominently features a mutated, reptilian baby and whose climax involves a woman with bloated cheeks singing a simple-yet-nonsensical song about Heaven would be considered the norm, and that it is still one of the strangest films ever made.“ (earbuddy)

 
Es gab 1977/78 Punks in Düsseldorf, die eine Mutprobe erfanden: es galt, unter Einbeziehung eines speziellen Drogenmixes, der keinerlei „Downer“ enthielt, Lynchs „Eraserhead“ auszuhalten, ohne mit einer Panikattacke fluchtartig das Kino zu verlassen. Die Punks kapitulierten reihenweise. Jetzt ist der Soundtrack von David Lynch und Alan Splet in einer sorgfältig editierten Fassung neu aufgelegt worden. Es gibt gewiss Menschen, die angesichts dieser Horror-Industrial-Variante Angelo Badalamentis Musik zu der Serie „Twin Peaks“ vorziehen: das Unheimliche nimmt hier die Gestalt einer unwiderstehlichen, mollgetränkten Melodie an.

Frühstück im Hotel Norge, mit am Tisch die Sängerin Greta Aagre. Wir sprechen über das Cover ihrer jüngst bei „Jazzland“ erschienenen CD „Year of the Bullet“ (eine Duo-Arbeit mit Punkt-Legende Erik Honore). Das Design stammt von Chris Bigg, der vor allem für David Sylvians Label „Samadhisound“ arbeitet. So ähnlich sahen früher Cover bei 4AD Records aus, bei Gruppen wie „This Mortal Coil“. Das Foto ist seltsam surreal. Was erkennt man? Unscharfe Umrisse, jeder wird andere Vermutungen anstellen.“ Dieses Unwirkliche ist beabsichtigt“, erzählt mir Greta Aagre, „du kannst deinen Augen nicht trauen. Wie in einem David Lynch-Film.“ Sie gibt mir den Tip, das Bild umzudrehen, dann sieht man es auf Anhieb: eine Blume mit Dekoration. Nicht häufig in der Geschichte der Plattencover haben wir es mit einem auf den Kopf gestellten Foto zu tun bekommen haben.

Ein wenig später: Interview mit dem Gitarristen Eivind Aarset. Thema: sein Anfang November bei ECM erscheinendes Album „Dream Logic“ (mit Live-Sampler umd Punkt-Matador Jan Bang). Woher der Titel? Nun, der stamme aus Ausführungen von David Lynch zum Filmemachen, es ging da um intuitive Prozesse, die der Traumlogik folgen, und keiner linearen Logik. Hört man sich diese karge, abstrakte, sinnliche Musik mit ihrem versteckten und dann doch immer wieder auftauchenden Gespür für melodische Strukturen an (einmal taucht gar der Geist von Peter Green auf), weiss man: dieser Titel ist gut gewählt. Und ich habe auf einmal eine Ahnung (eine Vision? Eine falsche Fährte? Oder weiss ich mehr?): nächstes Jahr wird der leibhaftige David Lynch beim 9. Punktfestival als Kurator oder Ko-Kurator in Erscheinung treten. Stellen Sie sich das mal vor, die nötige Portion des Unheimlichen wäre gesichert.

 
 

 
 
Das Beste kam zum Schluss. Der erste Tag brachte einige Überraschungen, z. b. „Three Trapped Tigers“ und ihre Variante von Post-Prog-Rock, die Brian Eno auf Anhieb begeisterte: „They really play what they feel, and this is sonically impolite“, so zitierte unsere Punkt-Moderatorin Fiona Talkington den Festivalkurator, der Stunden zuvor vor der immensen Glasfront des neuen Kristiansander Konzerthauses Kilden für eine unterhaltsame Pressekonferenz gesorgt hatte.

Die „drei gefangenen Tiger“ spielten schräge Rhythmen in teilweise höllischem Tempo, schufen dieweil wohltuende Luftpausen, bevor sie weiter lustvoll die Dekonstruktion hochtrabender Gitarren-Riffs  und pathetischer Keyboard-Dröhnungen betrieben. Die Band aus London war schlicht gerührt, hier vor vollem Haus spielen zu können, und sie versprachen, bald  wieder zu kommen, und dann in vertrauter Umgebung zu spielen, „in leeren Pubs“.

Das Beste kam zum Schluss. Vorher kam ich aber mit der Biographin von Joni Mitchell ins Gespräch, Michelle Mercer, die hier eine Weile mit ihrer Familie lebt, und neben einem neuen Projekt („Where Music Matters“) auch weiterhin Sendungen für „National Public Radio“ produziert. Im Laufe unserer angeregten Unterhaltung spielten wir auch das „Best of Joni Mitchell“-Spiel und verrieten einander unsere drei Lieblingsplatten der Kanadierin. Ihre Wahl: 1) Hejiira 2) Mingus 3) Blue. Meine Wahl: 1) Hejiira 2) Blue 3) Mingus.

Vor Jahren schrieb sie die Lebensgeschichte des Jazzmusikers Wayne Shorter auf. Sie kam in Zeitnot, „Penguin“ gestand ihr keine zusätzliche Zeit zu. Innerhalb von drei Monaten musste das Buch fertig sein. Sie reiste also ein letztes Mal zu dem amerikanischen Saxofonisten, dessen Interviews aber nun mal (ich weiss es aus eigener Erfahrung) kryptisch sind; Waynes Gedanken folgen bizarren Wegen, seltsame Sprünge sind an der Tagesordnung. Michelle Mercer war an Waynes verwirrende Erzählungen gewöhnt, ohne sie deshalb schneller entschlüsseln zu können. Als Shorters Gattin vom Zeitdruck der engagierten Journalistin erfuhr, redete sie mit ihrer „lebenden Legende“ ein paar Takte, und Wayne gab von dem Augenblick an nur noch klare, messerscharfe Auskünfte: dieser Musiker betreibt seit Jahren ein Spiel, er will in Interviews Spass haben, improvisieren, deshalb, nur deshalb, setzt er die Narrenkappe auf!

Das Beste kam zum Schluss: der Comedy-Avantgardist und Sprachvirtuose Reggie Watts ist ein ungemein humorvoller Zeitgenosse, der alle Register der „spoken-word-performance“ zieht: abrupte Wechsel von Sprache und Gesang, rabenschwarze Satire. Stellen Sie sich vor, Marvin Gaye steigt aus seinem Grab und parodiert Bobby McFerrin. Das ware halb so witzig, aber Reggie Watts‘ Kunst ist subversiv: neben dem Lachsalven garantierenden Humor ist ein rabenschwarzer Grundton unüberhörbar: scharfe soziologische Analyse (mit hohem Till Eulenspiegel-Faktor), im Sekundentakt produzierte, doppelte Böden! Vom ersten Ton bis zum letzten Gemurmel nahm er die Aufmerksamkeit der Zuhörer gegangen, die ihn mit „standing ovations“ verabschiedeten.

Minuten später griff Brian Eno zum Mikrofon und sagte im „Neuen Alpha-Room“, Reggie Watts sei gewiss die perfekte sich-selbst-remixende „sound machine“, und es sei kaum möglich, das noch weiter zu führen, aber sie würden es versuchen. Dann schossen sie die „speech patterns“ von Reggie Watts ins weit geöffnete Weltall, wo sie in einsamen „loops“ umd dunkler „Ambient Music“ vor sich hin träumten. Doch wäre es zu trist, in solchen Schattenreichen zu verharren, und so entwickelten Eno und Schwalm (die 2001 das grossartige Album „Drawn From Life“ in die Welt setzten), einen grollenden Rhythmus, dieweil ihre rechten Füsse im Gleichklang wippten: der Körper war wieder im Spiel, das Duo transportierte Reggie Watts zurück in irdische Sphären, loopte seinen Wissenshunger … wanna know more … wanna know more … wanna know more … bis Brian Eno selbiges ins Mikrofon schrie und sang … wanna know more … wanna know more … wanna know more … Gänsehaut im prall gefüllten Saal.

 
 

 
 

Ich reiste einen Tag früher nach Kristiansand als geplant. Und hatte Glück, das letzte freie Zimmer im Hotel Norge zu bekommen: die Peer-Gynt-Suite. Tatsächlich schien das Mobiliar aus der Zeit zu stammen, als Edward Grieg die im Namen der Suite anklingende Musik komponiert hatte: die Schrankwände aus blutunterlaufenem Ahornholz hatten den Charme von senkrecht stehenden Sargdeckeln, und das von mir allein bewohnte Doppelbett besass enorm aufgeblähte Daunenkopfkissen, die den Chiropraktikern des Ortes gewiss zu einem blühenden Geschäft verhelfen. 

Ins Bett ging ich mit den Strawbs: bei Spotify suchte ich diese sympathische Folkrock-Platte der Briten aus den frühen 70ern, „From the Witchwood“, die auch das damalige, sog. Orgelwunderkind Rick Wakeman nicht ruinieren konnte. Da ich die Platte seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte, fluteten die Kindheitserinnerungen, dass es eine Freude war. Heute früh nahm ich ein ausgiebiges Wannenbad und hörte dabei die neue CD von Bob Dylan. Gutes Spätwerk. Aber keineswegs das alles überragende Album, zu dem es derzeit gerne stilisiert wird. Lieblingsstück: „Scarlet Town“. 

Ein anderer Meister eines anderen Fachs hat heute seinen Auftritt: Brian Eno wird einen Live-Remix anfertigen aus dem Material der „vocal performance“ von Reggie Watts (der Mann mit der wildesten Haarpracht seit der Erfindung der durchgedrehten Dauerwelle). Zuvor wird Eno als Kurator des 8. Punktfestivals eine Pressekonferenz geben. Ich schreibe diese Zeilen im Frühstückssaal des Hotels und stöbere im Programmheft. DIE Entdeckung ist eine Anzeige: bei ECM wird Anfang November eine CD erscheinen, auf die ich riesig gespannt bin: „Dream Logic“, von Eivind Aarset (im Duo mit Jan Bang). Ein altes Punkt-Gespann, das schon heute abend die Bühne betreten wird (an der Seite von Erik Honore und Arve Henriksen). Eivind Aarset wird mein erster Interviewpartner sein. Das Feld ist gerichtet. 

Der Vortrag von Manfred Sarrazin fällt leider, leider aus.

Dienstag, 6. November 2012, 20 Uhr Vortrag

Manfred Sarrazin Kleine Einführung in den Kriminalroman

1810: Ein Pariser Berufsverbrecher gründet die erste
Polizeibehörde der Welt.
1829: Scotland Yard nimmt seine Arbeit auf.
1841: Edgar Allan Poe veröffentlicht die erste Detektiv-
geschichte überhaupt.

Damit fing alles an. Zum Entsetzen der Verteidiger des „Wahren, Schönen und Guten“ in der Literatur. Manfred Sarrazin watet eine Stunde lang durch die Untiefen wahrer und fiktiver Verbrechen. Manfred Sarrazin ist Inhaber der Krimibuchhandlung Alibi in Köln und Experte bei der telefonischen Mordsberatung von WDR 5. Er bezeichnet sich selbst als Serientäter. 

Buchhandlung Backhaus, Jakobstraße 16 • 8,- /6,- €

Es warten, zwischen dem 27. Oktober und 15. November, noch mehr „böse Überraschungen“ auf Sie: www.aachener-krimitage.de

P.S.: Gespräche mit Mr. Sarrazin in seiner Krimi-Buchhandlung machen mir Spass. Einen Roman, den er mir wärmstens, oder sollte man sagen, eiskalt empfohlen hat, war „The Lock Artist“ von Steve Hamilton. Und da waren wir uns völlig einig (was nicht immer der Fall ist): einsame Klasse. Das Buch erscheint am 2. November in deutscher Übersetzung: „Der Mann aus dem Safe“. Und ein Buch wird an dem Abend in der Jakobstr. gewiss zur Sprache kommen: „Tage der Toten“ von Don Winslow, das opus magnum des Amerikaners. Ach, ja, und auch diese Einstellung teilen wir: es kommen Jahr für Jahr viele exzellente Thriller aus Ami-Land! :)

1927: das war noch Stummfilmzeit. Könnten Sie eine Zeitreise antreten: was wäre das für ein Gefühl, sich in London auf einen alten Holzstuhl zu setzen, und mit lauter staunenden Menschen, die dicht an dicht gedrängt auf ihren Plätzen hocken, ohne Pop-Corn, Handyverbote und Cinemascope, THE LODGER von Alfred Hitchcock zu sehen, „a tale of the London fog“?! Man findet in diesem Film, kein Wunder, Elemente des stilbildenden expressionsistischen Horrorfilms deutscher Herkunft, zugleich ist dieses Werk einer der ersten Serienkillerfilme, und auch noch pures Melodrama. Volles Programm also für Alfred! Nun kann man diesen Film neu entdecken, denn am 24. September wird er, restauriert, in bestmöglicher Bildqualität, neu zu Markte getragen. Zudem kann man sich da alternativ einen neuen Soundtrack zu Gemüte führen, den Nitin Sawhney komponiert hat. Ein durchaus intelligenter Komponist, dessen bisherige Kreuzungen aus Elektronik, indischer Musik und allerlei anderen Zutaten allerdings oft geschmäcklerisch gerieten. Man darf gespannt sein, wie er an diesen alten Film herangegangen ist, der damals, 1927, gewiss auch einmal von einem Stummfilmpianisten begleitet wurde (als Alternative zu der alten Orchestermusik). Und ich ahne, ich würde so einem Klavierspieler, der mit einer leichten Alkoholfahne damals das „Camden Picture Theatre“ betrat und das böse Treiben eines Irren im Londoner Nebel vertonte, lieber über die Schulter schauen, als Sawhneys in aller Regel aseptische Klangwohltaten im „Home Cinema“ zu goutieren! Aber vielleicht überrascht er uns ja.


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