Heute Rückflug. Die grosse Müdigkeitsfrage: mache ich die Klanghorizonte in der kommenden Nacht um 1.00 Uhr live, oder komme ich so groggy am Abend in Düsseldorf an, dass ich die Ersatzsendung laufen lasse. Arve Henriksen gab mir gestern noch eine neue Langspielplatte mit auf den Weg, auf einem ganz unbekannten Label, ein Duo mit einem Drummer. Mache ich die Klanghorizonte live, werde ich – ungehört – ein Stück daraus spielen.
Höhepunkt des gestrigen Tages war der Auftritt des Violinisten, Songschreibers und Sängers Owen Pallett. Der Kanadier hatte einen Gitarristen und einen Schlagzeuger mitgebracht, mit denen er schon in ganz jungen Jahren, als kanadischer Teenager, musikalische Streiche ausheckte. Furioses Trio, jeder Song wechselte die Landschaft, das Spiel hochgradig präzise, zugleich sehr entspannt in Szene gesetzt. Die Hälfte eines neuen Albums ist schon fertig, und ich freue mich auf den Nachfolger von „Heartland“ (Domino Records).
Brian Eno schwärmt von Owens besonderem Gesang, der auch extreme Höhen meistert, ohne schrill zu klingen; er entdeckte Owen, als er eines Abends in seinem Studio in Notting Hill malte und die erwähnte CD von Owen auflegte: er malte daraufhin bis tief in die Nacht hinein und hörte die Musik wieder und wieder, an einer Stelle wurde er immer stutzig, Meister Pallett brachte es fertig, einen Song mit der falschesten aller möglichen Töne zu beginnen, aber es funktionierte!
Owen Pallett ist ein fantastischer Musiker, aber ein „crowd pleaser“, wie Andrew Bird, ein guter Freund, der ebenfalls singt und Violine spielt, will er nie werden. „He’s doing nostalgic American music. I want to hit the people on the head“. Und das gelingt ihm wirklich, allerdings auf eine sehr charmante Art und Weise.
Am späten Abend die Abschlussparty im K35: eine allseits gelöste Stimmung, Arve Henriksen spielte verrückte Dinge live zu einem DJ-Set, Brian war bester Dinge, Jon Wozencroft (der Boss von Touch) gab mir erste Tipps fur meinen Trip zu den „bluestones“ in Wales: zum Beispiel, wie man den dort im Sommer lauernden giftigen Spinnen gegenübertritt, und wie man darauf gefasst sein muss, dass das dortige Mikroklima in Minuten umschlägt („You can get lost in Preseli!“).