Manafonistas

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Category: Musik vor 2011

Nach einer Auktion alter Schellackplatten in London gingen für sehr bescheidene 35.000 englische Pfd. einige Raritäten über den Tisch, die noch für Aufsehen sorgen werden. Henry Mascin hat sich 25 Schallplatten gesichert, die Bestandteil einer Holzkiste waren, angereichert mit etwa 150 Fotographien (in teilweise gut erhaltenem Zustand) aus New Orleans anno 1935, überwiegend Porträts aus dem Quartier Latin. Die Musik selbst ist eine geradezu obskure Seltenheit, welche die Versteigerer offensichtlich völlig falsch einschätzten, und die der Käufer im Laufe des nächsten Jahres mit sattem Gewinn veröffentlichen wird, „bei einem renommierten Label“, wie er etwas vage verriet.

Die Musik enthält nicht mehr und nicht weniger als reine Solostücke von Louis Armstrong. Trompete pur, keine Begleitung, ausser dem angeblich oft zu vernehmenden Stampfen der Füsse von Big Louis auf dem Holzboden des kleinen Studios im Quartier Latin. Einige der Fotos zeigen ihn angeblich bei der Arbeit, teilweise bei geöffnetem Fenster, sodass die Stadtgeräusche auf etlichen Tracks  deutlich zu hören seien, Droschken, Hupen, Kindergeschrei. Man ahnt, wie seltsam dieser Fund ist, wenn man sich kurz an die Historie erinnert:  damals trat Armstrong vor allem in Big Bands auf, und bereiste mit dem neu entstandenen Swing auf langen Tourneen die weite Welt.

Die gepressten Exemplare wurden damals nahezu vollständig eingestampft, weil man sie für reine Probeaufnahmen hielt, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt seien. Armstrong selbst stand dem Projekt ambivalent gegenüber, so dass er nicht gross protestiert habe. Wie ein einschlägig bekannter englischer Jazzkritiker nach Anhören der Aufnahmen mitteilte, handele es sich „nicht nur um einen historischen Schatz, sondern auch eine einmalige kreative Offenbarung, auf eine Stufe zu stellen mit frühen Klangdokumenten von Jerry Roll Morton.“ Zumal Armstrong mitunter das Spiel auf der Trompete unterbrochen haben soll, um in einer Art „call and response“ zwischen Trompete und Gesang hin und her zu wechseln. Mehr Details wurden noch nicht preisgegeben. Süffisant kommentierte Henry Mascin sein Schnäppchen: „niemand will das in Stereo hören!“

Im Vorfeld der Publikation dieser musikarchäologischen Sensation (mutmasslich Herbst 2014) hat sich das Management von Björk mit Henry Mascin in Verbindung gesetzt und ihm 80.000 Pfd. geboten für den Ankauf eines „Schellackschätzchens“ der Sammlung, mit dem Deal, dass das neue Björk-Album dieses Fundstück nicht nur in jeder erdenklichen Weise sampeln könne, sondern auch zeitlich deutlich vor dem offiziellen Veröffentlichungsdatum erscheinen dürfe.

In der Welt der experimentellen Popmusik erscheint Armstrongs unerwarteter „Nachlass“ fast grössere Wellen zu schlagen als im Jazz. So ist ausgerechnet der Klangkünstler Brian Eno mittlerweile in die reguläre Veröffenlichung dieser Armstrong-Box eingebunden, für eine Edel-Edition will er auf einer Cd (resp. einer Doppel-Lp) eine elektro-akustische Aufbereitung des Materials anbieten: „Es war mal ein Traum von mir, Miles Davis‘ Trompete in eine uralt klingende, verwitterte elektronische Landschaft zu transportieren. Teo Mascero hat das auf seine Art zauberhaft gemacht auf dem Stück „He Loved Him Madly“,  was ja auch eine Hommage an Duke Ellington war. Jetzt eine Zeitreise anzutreten in die Frühzeit des Jazz, wird ein Abenteuer mit unbekanntem Ausgang. Ich war zwar selten sonderlich scharf auf Jazz als Genre, aber ich liebe die Vorstellung, einem so singulären Sound eine Landschaft an die Seite zu stellen, die von ähnlich weit herzukommen scheint.“ Völlig offen ist, inwieweit Eno den Originalsound von Armstrong bearbeitet, zwischen purem Realismus und totaler Verfremdung.

Bevor im April die Klanghorizonte in eine andere Zeitzone wandern, und „Radio Nirvana“ dann die Zeitschaltuhren, den diskreten Podcast und ggf. die eigene Biorhythmik vor neue Herausforderungen stellt (Details folgen), hier die Nennung der fünf Alben, die seit Mai 1990 in meinen Ausgaben am häufigsten eingesetzt wurden. Nummer 1: Brian Eno: Another Green World. Nummer 2: Brian Eno: Music for Films. Nummer 3: Brian Eno: On Land. Nr. 4: Talk Talk: Laughing Stock. Nr. 5: Wire: Chairs Missing. Es kann nicht sein, dass Sie, liebe Leser, diese Werke nicht besitzen, ich hätte meine Mission verfehlt :) Hier, re-mixed, eine private Remniszenz an die „Musik für Filme“, u.a. mit einem historischen Plattenversand aus Pasing, einem alten Autoradio, einem Alptraum, einer Kantate von Bach, und einem Grog am frühen Morgen.

 

 

In dem Sommer (oder war es schon Herbst), in dem diese Langspielplatte erschien, lebte ich in einer ziemlich leergeräumten Wohnung, in der die Schatten einer alten Liebe noch an der Wand tanzten. Allmonatlich kaufte ich die “Sounds”, die beste Musikzeitschrift, die es je gab in der alten Bundesrepublik. Ich stöberte durch die jüngste Ausgabe, als mein Blick auf eine kleine Werbung der Firma Polydor fiel: “Der Mann im Hintergrund”, war da zu lesen, so flüstert es mir meine Erinnerung ein, ein monochromes graues Cover war abgebildet, und das Erscheinen von Music for Films wurde mit kalkuliertem Understatement verkündet. Sofort bestellte ich die Platte bei einem meiner zwei Dealer, in Unterlüss. Der andere Postversand war Jazz by Post in der Gleichmannstrasse 10 in Pasing, von dort kamen mir über Jahre u. a. viele ECM-Neuheiten ins Haus, die Schatztruhe der 70er Jahre war weit geöffnet. Unterlüss war für die Rockmusik und ihre Ränder zuständig. Zwei, drei Tage später hielt ich Music for Films in Händen. Und hörte sie zum ersten Mal. Ich habe diese Platte mit ihren flüchtigen und mich auf jede Flucht mitnehmenden Skizzen, ihren vollkommenen Unfertigkeiten, ihren Sehnsuchts- und Angst- und Traumstoffen seither unendlich oft gehört, bewusst, unbewusst, im Hintergrund, im Seitengrund, im Vordergrund. Beim Wandern (mit Knopf im Ohr), beim Schreiben, beim Einschlafen, Wachwerden, in der Fremde. Und als Alternative für “die Zigarette danach”. Beim ersten Hören wusste ich, dass diese Musik lebensbegleitend sein würde. Sie wurde rasch auch eine Medizin, sie half mir, mit den nackten Schatten an der leeren Wand zu tanzen, statt sie zu verscheuchen. Und als damals ein Riese mich aus dem Bett und meiner Wohnung im 7. Stock schleudern wollte, ich meinen Geist vergeblich mit Kakao zu beruhigen suchte, der Alptraum aber wiederkehrte, und ich mir einen heißen Grog machte mit dem guten alten Pott, dann mit dem Auto auf einen großen leeren Acker in der Nähe von Würzburg fuhr, dort den Sonnenaufgang erlebte und meine einzige tief anrührende Begegnung mit einer Kantate von Bach aus dem schräpigen Autoradio hatte, und hernach in die Alpdruckwohnung heimkehrte, legte ich Music for Films auf, und erlebte, wie sich die vollkommen irrationalen Glücksgefühle, die sich schon auf dem kühlen Morgenacker eingestellt hatten, weiter ausbreiteten, und ich mich gar freute auf die nächste Begegnung mit dem Riesen.

Nein, ich bin keine Poolleiche, normalerweise nicht, aber heute, trotz Wolken und mässigen 20 Grad Celsius, überkommt mich das Verlangen, mir eine Liege am Pool zu greifen. Die Poolbar hat auch schon geöffnet, warum also nicht auch noch einen Caipirinha!? Als ich hier vor einer knappen Woche in der Hotelanlage ankam, in der Abenddämmerung, sass ich auf meinem Balkon umd liess über iTunes und Lautsprecher ein ganz feines altes ECM-Gitarrensoloalbum laufen, Bill Connors‘ Swimming With A Hole In My Body. Es wurde Nacht, und ich fotographierte die tanzenden Lichter.

Und dann, einen Abend später, hörte ich „Tusk“. Als das Doppelalbum von Fleetwood Mac damals erschien, Ende der Siebziger, mochte ich auf Anhieb das Cover, aber flüchtig gehörte Songs liessen mich unbeeindruckt. Dabei hätte mich aufhorchen lassen sollen, dass hier die Dämonen von Lust und Liebesleid ähnlich drastisch ausgetrieben wurden, wie ABBA es einst taten, kurz vorm Ende. The winner takes it all … Und? Ja! Beeindruckend, wirklich beeindruckend sind die Stimmungsumschwünge, das ganze Theater seelischer Fassungsverluste. Klingt Stevie Nicks auf dem ersten Song ausgebrannt und abgründig, macht sich auf dem letzten Song ein gelassener Frohsinn breit, der diese Rosskur in Liebeshändeln nahezu friedfertig ausklingen lässt. Dazwischen wird aber so viel Achterbahn gefahren und Geschirr geschmissen, tief unentspannte Ruhe geübt und Sex als Betäubung erprobt, Todtraurigkeit in Schönheit verwandelt, dass das Ende vom Lied, das Ende aller Lieder, mit einem Seufzer der Erleichterung zur Kenntnis genommen wird.

 
 

Lanzarote Abendstimmung - Foto © M.Engelbrecht

 
 

Jetzt liege ich hier entspannt (with a hole in my soul), mittlerweile ist der letzte braune Zucker aus meinem Longdrink geschlürft, fehlt nur noch, dass Joeys Version von „The Girl From Ipanema“ mir den sanften Rest gibt! Ich glaube, diesen Evergreen habe ich zum ersten Mal gehört, als ich, lang ist’s her, mit meinen Eltern im Sommerurlaub auf Mallorca war. Man kam zu jenem Hotel nur auf ganz verschlungenen Wegen, es war ein versteckter Ort – ich las damals, was für eine Verschmelzung von behüteter Kindheit, wilden Träumen und Urängsten, Albert Camus‘ „Die Pest“, trank Schokolade, sass auf kleinen Felsvorsprüngen am Meer, fotographierte, wie Mario Adorf und Lex Barker (Old Shatterhand!) sich ihren Salat in den Mund schoben, und hörte, fast jeden Tag, aus kleinen Boxen an der Bar, Astrud Gilbertos traumverlorenen Gesang. Meine Mutter zeigte mir auch einen bekannten englischen Schauspieler, einen aus dem Charakterfach, der nur wenige Jahre später Selbstmord beging. As time goes by …

Lassen wir mal die üblichen ECM-Lobpreiser (John Kelman) und ECM-Verweigerer (Peter Brötzmann) beiseite, so findet sich in der Bewertung der Musik der griechischen Komponistin, seit ihrem Debüt, MUSIC FOR FILMS, ein gespaltenes Echo.

Für die einen ist es eine hypermelodische Kunstmusik, die, bei allem Eklektizismus, eine ureigene Art zeitgenössischer „mood music“ geschaffen hat, und sich eine verblüffende Autonomie jenseits der Vertonung, etwa der Filme von Angelopoulos, bewahrt. Für die anderen ist es neoromantischer Edelkitsch, der seine spärlichen, folkloristisch und klassisch angehauchten, Motive ad infinitum ausreizt. Bedeutungsschwanger.

Ohne Polemik und Vollmundigkeit schlage ich mich bei ihrer Musik seit vielen Jahren mal auf die eine, mal auf die andere Seite der Kritik. Ein Beispiel für Ross und Reiter: MUSIC FOR FILMS ist ein opus magnum, ETERNITY AND A DAY eine Repertoirenummer. Der vielfach missbrauchte Ausdruck „Melancholie“ darf bei der Griechin als durchgängiges Etikett verwendet werden, solange man den Begriff weit fasst und in ihm nichts Niederdrückendes ausmacht, vielmehr etwas Dunkel-Erhebendes.

Hier auf Lanzarote, bei meinen Autofahrten durch Vulkanlandschaften, und vorbei an, von warmen Wüstenwinden heimgesuchten, Küstenstreifen, bin ich geradezu neugierig auf diese neue Aufnahme (was fast wie ein Widerspruch in sich erscheint). Wäre sie doch in all dieser Kargheit und fern der Touristenorte der ideale Soundtrack für gedehnte Blicke und Gedanken in „slow motion“.

 
 

Presseankündigung: Im November 2010, fünf Jahre nach jenem Konzert, dessen Mitschnitt unter dem Titel „Elegy Of The Uprooting“ veröffentlicht wurde, kehrte die griechische Komponistin mit einem neuen Programm und dem Camerata Orchestra unter Alexandros Myrat in den Athener Megaron-Konzertsaal zurück. Als Gastsolisten standen unter anderem Kim Kashkashian und Jan Garbarek mit auf der Bühne. Das Programm umfasste diesmal sowohl Werke für Theater und Film (von denen einige erstmals auf der Konzertbühne vorgestellt wurden) als auch Kompositionen, die eigens für die konzertante Aufführung geschrieben wurden.

 

Ähnlich wie Labradford transportieren sie „Drones“, „Ambient-Unartiges“, Spuren von Morricone und Badalamenti (und noch ganz andere Seltsamkeiten) in abseitige Räume. Da sieht man schon mal Arvo Pärt grünen Tee trinken, und ein Schmunzeln über Brian Enos Gesicht huschen. Aber ich kenne nur ihre späteren Alben gut, nicht diese „slow, slow music“ aus dem Jahre 1996, in der ihre Welt noch vornehmlich aus Gitarren und Effektgeräten bestand. Die Horizont-Violinen und Horizont-Bläser späterer Werke konnte man sich in diesen rohen Räumen allenfalls hinzuträumen. Nun hat Kranky Records „The Ballasted Orchestra“ neu herausgebracht, und Mark Richardson dazu eine exzellente Besprechung geschrieben (s. review of the month). Die Musik ist seltsam widerständig geblieben, und das ist ihr Glück. Das Highlight: „Music for Twin Peaks Episode #30“. Und, wenn Sie, lieber Leser, einmal die Spur aufgenommen haben, landen Sie früher oder später dort, wo Stars of the Lid ihre Musik verfeinert, nicht vereinfacht haben, bei „The Tired Sounds of…“ oder „…and their refinement of the decline“. Aber auch diese Zeitreise in die Mitte der Neunziger Jahre lohnt sich allemal. Danach wollen Sie vielleicht wieder dem Mörder von Laura Palmer auf die Spur kommen, und Sie werden sich fragen, wieso es eigentlich so faszinierend war und immer noch ist, in David Lynchs TV-Serie einzutauchen, in der es fast ausnahmslos Verrückte und Verlorene gibt. Oder Sie kriegen, wegen all dieser weiten leeren Räume, in denen das Ego ein offenes Fenster im Nirgendwo ist, Lust auf das kleine Reclam-Heftchen „Philosophie des Zen-Buddhismus“ von Byung-Chul Han.

Das Loblied auf Shuggie Otis, Sohn der Musiklegende Johnny Otis, wurde hier des öfteren angestimmt. Ein paar wenig wahrgenommene Songwerke, ein Kult-Status geringsten Ausmasses, Psycho-Soul der feinsten Art, ein schnelles Verschwinden von der Bild- und Hörfläche im Jahre des Herrn 1974. Wer sich nicht detektivisch auf Spurensuche begab, witterte Niedergang, frühen Tod, und nicht mal einen Grabstein auf dem Pere Lachaise.

In den frühen Neunzigern veröffentlichte David Byrne eine Werkschau, die compilation INSPIRATION INFORMATION, auf seinem Label Luaka Bop, und der Kult wurde etwas grösser, als etliche seiner vergessenen Songs durch die Clubs und durchs Nachtradio kreisten. Soul und Psychedelik, Pop und Klangfarbenspiele, nahezu in Perfektion: wie so etwas einst durch das Raster der medialen Aufmerksamkeit fallen konmte, lässt sich nur mit den völlig falschen Drogen aus dem Hotel California erklären. Oder mit einer miserablen PR-Abteilung. Oder mit einer Musik, die viel zu früh auftauchte.

John Lewis hat Shuggie Otis gesehen. Well and alive. Er war Ende November in London, im Jazz Cafe in Camden Town. 58-jährig, mit einem Omar Sharif-Bart, und einem ganzen Sack der alten Lieder, die in neuem Glanz erstrahlten. Es war kein perfekter Auftritt, der Kampf mit der Tontechnik liess manches Versprechen in Kabelwirrwarr und unheilvollem Tohuwabohu enden. Dann aber doch ungetrübte Freude: „Ice Cold Daydream“, „Inspiration Information“, „Aht Uh Mi Hed“, „Strawberry Letter 23“.

Man erinnere sich: er verschwand mit 21, er wurde nie mehr gesehen, hatte sogar ein Angebot der Stones abgelehnt, den Gitarristen Mick Taylor zu ersetzen (was sollte Shuggie auch bei den Stones, ausser stinkreich werden und musikalisch auf den Hund kommen? Aber, schon klar, wer lehnt so ein Angebot ab?) – Shuggie hatte wohl ohnehin wenig Geld, keinen Psychiater wie Brian Wilson, und keine treue Gemeinde von Nostalgikern um sich geschart. Er war der Zeit aus der Spur gelaufen, man ahnte nur, solche, einsame Himmel stürmende Lieder hätten ihm die Klarheit umd jede Art von Lebensplan geraubt. Und dann, jetzt, das – unglaublich.

„Enoesque“ doesn’t necessarily mean, that the artists do know Eno’s music very well, some do, some don’t. The word means that a certain record contains, consciously, unconsciously, or even by pure chance, elements that can be perceived as, well, Eno-related, in an obvious or hidden way. Strangeness is a rare thing. And, for sure, sometimes critics use the term for music they don’t understand at all :)

The word has become another word for „weird“, „exotic“, „melodic with a strange twist“, „minimal, but with emotional impact“, „uncommon“. And, yes, quite often, the word is linked to compositions of artists who may even have no idea who Eno really is, maybe, because they are too young, or too old, or simply not interested. So, read this with a smile, but be sure, some of these artists know his Ambient Music rather well, believe me! And that leaves traces. Moments. Ideas. Sounds. Sometimes sounds on the verge of falling apart. And sometimes, yeah, sometimes, nothing at all.

 

1) Eivind Aarset w/ Jan Bang: Dream Logic

Eclecticism can be so inventive. Music to get lost in. Brian’s defintion of „Where am I-music“ fully realized. And a brilliant extension of a lost classic of Ambient Music, Michael Brook’s „Infinite guitar“-playing on „Hybrid“. That milestone once was created in the famous Grant Avenue Studios in Hamilton, Ontario. The producers: Brian and Daniel. The golden years. And now this: „Dream Logic“ is the kind of album critics will attest an „almost hallucinatoric“ quality – and they are right! One of the best albums of 2012 recurring on traditions where many others only offer cheap pastiche!

 

2) Jon Hassell: Power Spot

The only ECM opus with the direct involvement of Brian Eno, Eno/Lanois create another masterpiece! Dreamscapes made of electronica, minimalism, Asian and African influences.

 

3) David Darling: Cello

I knew Brian would love this solo-cello work, when I send it to him in the  early Nineties. Slow Music with cellos overlapping and delayed sounds. Drifting  in circles – and moving skywards!

 

4) Steve Tibbetts – Marc Anderson: Northern Song

Produced by ECM – mastermind Manfred Eicher within two days in Oslo. Guitar and percussion and a lot of silences that never sound sacred  – but always arresting! Tibbetts‘ fear: not enough notes. But then he remembered the  passion with which he has listened to Eno’s „Music for  Airports“ – and knew everything was okay!

 

5) Eleni Karainrou: Music for Films

Manfred Eicher chose the title as hommage to Eno’s „Music For Films“. When hearing the record, Eno fell in love with the textures, the melodies, the recurrimg themes.

 

6) Jon Hassell: Last Night The Moon Came …

Okay, Eno’s old friend again, this  time without Brian. But with Eivind Aarset and Jan Bang among others. See: number one! Amazing and endlessly subtle. Will not be continued, the Norwegian connection. Sad ending. Pasttime paradise. 

 

7) Arvo Pärt: Alina

Pärt at his most minimal, and that is to say something. Compare the spacious piano notes of these pieces that can easily be linked to his „tintinnabuli“ style, with those piano and keyboard figures Robert Wyatt plays on „Music for Airports“, or Roger Eno plays on „Thursday Afternoon“. „Alina“ is sparse, and some would even say simple, but it’s personal and human and at times nearly devastating.

 

8) Hans Otte: Buch der Klänge

The German composer of new classical piano music was tired of the loss of deep feeling in his scene. He changed that by creating this simple and profound music. Beautiful in a never-ending way!

 

9) Bill Connors: Swimming With A Hole In My Body

Lost gem of the late Seventies, solo guitar album with lots of space, and sounds floating; even the title and the cover are enoesque; Bill Connors was obviously tired of further following scientologist Chick Corea to the Seventh Galaxy!

 

10) Terje Rypdal: After The Rain

Very quiet solo work by Terje Rypdal. The guitarist even plays instruments he can not play very well – sounds like he used some „oblique strategies“ from  Brian’s game: „Honour thy errors as hidden intentions“.

 

P.S.: It may not be fair to call Heiner Goebbels‘ album „SHADOW / Landscape With Argonauts“ enoesque in the first place (for that you should listen to „Stifter’s Dinge“), but it was probably the ECM album that had the biggest influence on Brian Eno himself, concerning the way Goebbels uses 100 voices from the streets of Boston to make the reading of the dark prose of E. A. Poe a new and thrilling experience. So there are, without doubt, connections between „SHADOW“ and Eno’s exquisite work „Drums Between The Bells“ (2011)

LOWLIFE – The Paris Concert I
POISONED MINDS – The Paris Concert II
MEMORY SELECT – The Paris Concert III

Recorded September 22–25, 1994 – Instants Chavirés, Montreuil, Paris, France.

Tim Berne – alto saxophone
Chris Speed – tenor saxophone, clarinet
Marc Ducret – electric guitar
Michael Formanek – contrabass
Jim Black – drums

 

Es ist ein Wunder. Ich habe diese drei Platten (’scuse me for this old fashioned term)
nun schon so oft gehört und immer noch stellt sich der Effekt ein, daß mich diese Mitschnitte des legendären Paris-Konzertes in eine Art Trance bzw Clearing versetzen. It’s hard to describe, but let’s try:

Zum einen ist der Gesamtklang dieses Ensembles auf fast heilsame Weise homogen. Die Elemente der einzelnen Instrumente greifen ineinander wie ein Schweizer Uhrwerk und ergänzen sich zu einem kongenialen Gesamtgefüge. Marc Ducret on guitar, Jim Black on drums, das ultra-knackige Baßspiel des Michael Formanek, das kontrapointierte Bläserduo Speed und Berne.

Die Mannschaftsleistung zählt. Dies ist das Konzept, liest man Meister Tim´s Stellungnahme zum Werk (dies ist nämlich, auch wenn es anders klingen mag, primär komponierte Musik). Aber es macht auch Spaß, den einzelnen Top-Class-Musikern auf ihrem jeweiligen Instrument zu folgen, und das nach dem x-ten Hören. Hinzu kommt: die Musik ist ein Amalgam aus fast allen Musikgattungen und entzieht sich gleichsam allen Schubladen.

Ich höre hier eine Weiterentwicklung der SURVIVOR’S SUITE; furthermore MANAFON-like passages of improv-music; teilweise klingt es kammermusikalisch; Chris Speed erinnert stellenweise an Evan Parkers Spiel. Ein Spektrum zwischen Dynamik (Jazzrock im besten Sinne) und absoluter Stille. Dann steht plötzlich in einer Ruhe nach dem Sturm ein Saxophon-Ton im Raum. Wie eine Kobra aus dem Korb des Schlangenbeschwörers: a perfect, but dangerous beauty!

Das gesamte Konzert erweckt den Eindruck eines würde- und spannungsvoll voran-schreitenden Prozessionszuges: eine achtsame Avant-Garde durchschreitet Etappen von beeindruckender Vielfalt und Virtuosität, die man jeweils einzeln, aber auch als zusammengehöriges Ganzes erleben kann.

Dieses Musik-Ereignis, live aufgenommen im Herbst 1994, zunächst bei JMT, später dann bei Winter&Winter erschienen, es ist ein Meisterwerk; ein Glücksfall und zudem eine hohe Schule des Hörens. Kein Tor zu tausend Wüsten, nein: ein Schlüssel für die vielfältigen Räume moderner Musik. Mit einer Dosis Gift, die heilend wirkt für Poisened Minds und die das Gedächtnis selektiert. Nicht ganz harmlos – doch nur das Gefährliche hat Mana.
.

Alankomaat

 

Mother bought a jacket for the rain
With a capuchin
Lightning strikes an aeroplane in a dream
Sister talks about hello and goodbye
Passing ‚the Anger and the Hope‘
Frightened by the world

She said the angel takes your soul away
She changed the darkness in the light of the day
Sister takes her bear to the zoo
To the elephant and the little bird blue
Frightened by the world

Love is a roomful of strangers
Love is a suitcase filled with danger
Frightened by the world

Mother where are you, father where are you
We can never find our home anymore

Three sisters in the back of the room
Three sisters hand in hand at the zoo
Frightened by the world

https://www.youtube.com/watch?v=Jl-ue32qlxU

 

„When we are young we are a jungle of complications. We simplify as we get older“ (Graham Greene, aus: Der stille Amerikaner)

Dieses Jahr hat essentielle Wiederveröffentlichungen hervorgebracht, und darin kann man mehr sehen als das bloße Recyceln der Rockgeschichte. Die Smile Sessions der Beach Boys laufen eher unter „Ausgrabung“ und „Restauration“ als unter „Reissue“, die Dokumente von Miles Davies‘ Tour durch Europa anno 1967, unglaubliches Zeugnis einer Band, die immer die Grenzen testete statt den eigenen Sound zu kultivieren, sind einzigartig. Mickey Newburys „An American Trilogy“ öffnete einigen von uns die Ohren für einen einzigartigen Troubadour, den Bill Callahan auf „Apocalypse“ für seine Schattenarmee rekrutierte. Dann etliche spannende „Exotica“ des Jazzlabels „Impulse“ aus den 60er und 70er Jahren (Michael White, Alice Coltrane, Marion Brown u.a.), die noch heute manchem Mainstream-Veteranen das Fürchten lehren können! Juwelen von Grandaddy und Mercury Rev, die der Rockmusik eine neue Cinemascope-Version lieferten! Jetzt auch noch Cans „Tago Mago“ zum Vierzigsten, warum nicht!  Und Throbbing Gristle. O ja!

„I fell into this book like Alice down an unfathomable dark rabbit-hole. It reads like a riveting detective novel, so concisely has Daniel (AKA one half of Matmos) woven personal history (both TGs and his own), (un)reliable narration (thanks to the members of TG themselves, contradictory bastards the lot of them), close dissection (a forensic/anatomical tank being particularly appropriate with TG) and overarching pop-cultural critique…this tiny volume on only one album in the massive TG oeuvre situates the group so powerfully in the appropriate historical, personal, and musical contexts that I never wanted the book to end. It’s a vivid, revealing, and very personal work that is beautifully written from start to finish, and my favorite of the 33 1/3s so far. (Warped Reality Magazine)

Throbbing Gristle's Twenty Jazz Funk Greats (33 1/3)

(Diese Paperback-Reihe ist ausgewähten Klassikern der Rockhistorie gewidmet; Drew Daniels Buch gehört zu den Highlights der Reihe; Mountain Goats-Schöpfer John Darnielle steuerte ebenfalls ein feines Buch bei, über einen Meilenstein von – hört! hört! – „Black Sabbath“; das Buch über Brian Enos „Another Green World“ ist leider nicht so gut geraten.)  

At this point, Throbbing Gristle’s influence on modern music can’t be denied. Over 30 years ago, however, the idea of „industrial music“ and the links between Punk’s DIY ethos and knowingly confrontational performance art were anything but mainstream. Following TG’s first two albums, 1979’s 20 Jazz Funk Greats was a deliberate attempt to toy with the ideas behind marketing strategy and the purpose of musical genres. One can sense that the quartet felt more willing to indulge their predilections, and cared less about the band’s image. Featuring exotica (even using it as a song name), synth-pop motifs, and Kraftwerk-derived electronics, the album contains moments that could be confused with „friendly.“ The album’s kitschy photograph, showing the band in their finest ‘70s leisure-wear, is a perfect example — despite the pastoral look, the location, Beachy Head, was a well-known suicide point.

Bring You...20 Jazz Funk Greats

There’s little left to be said, really, about 20 Jazz Funk Greats after Drew Daniel’s book on the album — the Matmos member covers all of the details that anyone might want to know, from the front cover photograph to each individual song, and the album’s reception upon release. It’s a great read for anyone interested. Here’s the short of it: 20 Jazz Funk Greats didn’t fit in back in 1979; it still doesn’t today; and the smart money is on it staying that way. The electronic percussion should date it, and perhaps does slightly, but ultimately the morass of sound stands alone, unlike anything else before or since.

The crispness of the re-mastering represents a notable difference from the original, and it might be the only Throbbing Gristle release that sounds proper given such treatment. Clean rhythms, sparkling electronics, and — oddly — bursts of noise and mechanical creaks all sound distinct and shiny. From the reverb’d-to-infinity trumpet of the title track to the spikey shards of sound on „Still Walking,“ the tinkling bells of „Exotica“ and the perfectly-channeled Kraftwerk of „Walkabout,“ the album sounds…well, I’d say beautiful, but I’m not sure that word really applies to Throbbing Gristle. The ominous, doomed pulsing of „Persuasion“ and very modern-sounding guitar churn of „Six Six Sixties“ have had some edges honed without losing any of their dread.

Woran erkennt man eine gute Musikbesprechung: in diesem Fall z.B. an einem einfachen Satz wie„…well, I’d say beautiful, but I’m not sure that word really applies to Throbbing Gristle.“ Mason Jones beschreibt hier den Sound einer seiner Lieblingsplatten, erfreut sich an einem Zugewinn von Klarheit und Plastizität, ohne dass dadurch die Ursprungsqualität beeinträchtigt oder „aufpoliert“ wurde. Er ist in dieser Rezension mit  Sachkenntnis und Humor unterwegs, und wird einige Leser dieser Zeilen dazu anmieren, diese am Freitag erscheinende CD sofort ins Haus zu holen, oder sie, nach all den Jahren, wieder auf den Plattenteller zu legen. Diese Musikkritik macht hungrig auf Throbbing Gristle, und Lust auf eine Zeitreise. Und hiermit wurde eine neue Reihe bei den Manafonistas ins Leben gerufen: „commented reviews“. Weiter gehts so:

The reissue contains a live disc of performances from 1979, and hearing the band during its 20 Jazz Funk Greats period is a keen reminder of its performance intensity. The sinister mechanical pulse of „Convincing People“ sounds dank and dark, and the inclusion of „Five Knuckle Shuffle“ is a good one; Gen’s vocals are a bit loud in the mix, but the steamy chugging of the electronics is as affecting as ever. „What a Day“ has always had one of my favorite buzz-driven rhythms, and here they’ve added some particularly anarchic vocals. Two versions of „Discipline“ might be excessive, but it’s interesting to compare them, one from Manchester and one from Berlin.

It’s tempting to point out the way 20 Jazz Funk Greats‘s myriad musics have become ingrained in avant-garde circles during the past 30 years, but that might be giving it too much credit. I can’t confidently claim it’s had a tangible influence on any artist, simply because nothing else I’ve heard sounds anything like it. Having had 20 Jazz Funk Greats near the top of my record collection for so long, it’s difficult to step back and imagine anyone who hasn’t spent some time with it. But if you haven’t, now is the time.

Source: Dusted Magazine, Mason Jones


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