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Archives: Shuggie Otis

Das Loblied auf Shuggie Otis, Sohn der Musiklegende Johnny Otis, wurde hier des öfteren angestimmt. Ein paar wenig wahrgenommene Songwerke, ein Kult-Status geringsten Ausmasses, Psycho-Soul der feinsten Art, ein schnelles Verschwinden von der Bild- und Hörfläche im Jahre des Herrn 1974. Wer sich nicht detektivisch auf Spurensuche begab, witterte Niedergang, frühen Tod, und nicht mal einen Grabstein auf dem Pere Lachaise.

In den frühen Neunzigern veröffentlichte David Byrne eine Werkschau, die compilation INSPIRATION INFORMATION, auf seinem Label Luaka Bop, und der Kult wurde etwas grösser, als etliche seiner vergessenen Songs durch die Clubs und durchs Nachtradio kreisten. Soul und Psychedelik, Pop und Klangfarbenspiele, nahezu in Perfektion: wie so etwas einst durch das Raster der medialen Aufmerksamkeit fallen konmte, lässt sich nur mit den völlig falschen Drogen aus dem Hotel California erklären. Oder mit einer miserablen PR-Abteilung. Oder mit einer Musik, die viel zu früh auftauchte.

John Lewis hat Shuggie Otis gesehen. Well and alive. Er war Ende November in London, im Jazz Cafe in Camden Town. 58-jährig, mit einem Omar Sharif-Bart, und einem ganzen Sack der alten Lieder, die in neuem Glanz erstrahlten. Es war kein perfekter Auftritt, der Kampf mit der Tontechnik liess manches Versprechen in Kabelwirrwarr und unheilvollem Tohuwabohu enden. Dann aber doch ungetrübte Freude: „Ice Cold Daydream“, „Inspiration Information“, „Aht Uh Mi Hed“, „Strawberry Letter 23“.

Man erinnere sich: er verschwand mit 21, er wurde nie mehr gesehen, hatte sogar ein Angebot der Stones abgelehnt, den Gitarristen Mick Taylor zu ersetzen (was sollte Shuggie auch bei den Stones, ausser stinkreich werden und musikalisch auf den Hund kommen? Aber, schon klar, wer lehnt so ein Angebot ab?) – Shuggie hatte wohl ohnehin wenig Geld, keinen Psychiater wie Brian Wilson, und keine treue Gemeinde von Nostalgikern um sich geschart. Er war der Zeit aus der Spur gelaufen, man ahnte nur, solche, einsame Himmel stürmende Lieder hätten ihm die Klarheit umd jede Art von Lebensplan geraubt. Und dann, jetzt, das – unglaublich.


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