Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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2022 7 Mai

Das alte Haus in Bergeinöden (Teil 3)

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Ein wenig beklommen fuhr ich den alten Weg an den knallgelben Feldern vorbei, jetzt ein kleines Wurmloch, und ich hätte meinen hippiebunten VW in der Einfahrt geparkt. Das Finale in der Volleyballhalle hatte ich beim Frühstück in kleinerer Runde erzählt, das Drama in kurzen Zügen, auch die Verwünschungen einer Verbitterten – und selbst wenn das eine „Repertoire-Story“ ist, hat meine Erinnerung nie die Kanten geglättet. Es hätte entgleisen können. Ich fuhr also um das alte Haus, aus dem eine kleine Häuserzeile geworden ist, herum, und machte ein Foto der Rückansicht über den Acker weg. Nichts an diesem Foto ist besonders, weil es schlicht nicht durch die Zeit springen kann. Ich beschäftige mich halt ein wenig, hantiere, gucke rum, während die inneren Bilder ein umso wilderes Tänzchen aufführen. Dann halte ich vor dem Haus an, in dem ich lebte und liebte – aus einer Garage, in welcher ihr Motorrad immer verschwand, waren drei geworden, und eine leichte Leere beschlich mich, von ferne her, vom  Sommer 1982. Der braune Hund sah mich vom gegenüberliegenden Haus, er trottete langsam zu mir, hockte sich vor meine Fahrertür. Ich öffnete das Seitenfenster und streichelte ihm den Kopf: „Alter, ich habe hier mal gelebt. Schön, dass du mir ein bisschen Gesellschaft leistest.“ Das war der Moment, in dem ein paar Tränen flossen. Und noch ein paar. Als ich losfuhr, drehte sich der Hund um und schaute meinem Wagen hinterher. Wir sehen uns im nächsten Leben. 

 

2022 7 Mai

Ambient Movie Masterpiece

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Was zum Teufel passiert in diesem Film? „24 Frames“.  Nichts, könnte man sagen. Und: es handelt  sich um ein formales Experiment, das auf der Vorstellung beruht, dass man fünf Minuten lang auf ein Gemälde oder ein Foto starren und sich die Welt darin vorstellen kann.

Genau das tut Kiarostami in diesen 24 kurzen Stücken, die wie Fotos sind, die sich zufällig bewegen. Das erste Stück ist ein Gemälde von Pieter Bruegel, das durch bestimmte bewegte Elemente – Rauch, Vögel, Hunde – animiert wird. Die anderen Stücke sind Fotografien, viele davon in Schwarz-Weiß, die Natur und Tiere zeigen.

Oft schneit oder regnet es, und es gibt viele Vögel und Kühe. Bild 15, eines der wenigen, in denen Menschen zu sehen sind, zeigt ein Standbild von Menschen, die von einer Brücke aus auf den Eiffelturm starren, während Fußgänger zwischen ihnen und der Kamera vorbeigehen. Solche Beschreibungen sind nur fragmentierte Hüllen, vieles fehlt. Anmutung. Geräusch. Raumwirkung. (Rauschwirkung.)

Die meisten Stücke zeichnen sich durch eine sorgfältige natürliche Klanggestaltung aus, einige wenige enthalten Lieder wie Maria Callas‘ Interpretation von „Un bel di vedremo“ und Janet Baker, die Gounods „Ave Maria“ singt. Das komplexeste Stück ist das letzte.

Während wir Andrew Lloyd Webbers „Love Never Dies“ hören, sehen wir neblige Winterbäume vor einem Fenster, während unten im Vordergrund ein Junge oder ein Mädchen an einem Schreibtisch schläft und ein Laptop einen Kuss in Zeitlupe aus William Wylers Die besten Jahre unseres Lebens (1946) zeigt. In dieses reichhaltigen Arrangement können viele Bedeutungen hinein gelesen werden. 

Wenn man nicht „in the mood“ ist, langweilt einen dieser Film sehr. Wenn man „in the mood“ ist, fesselt einen dieser Film total. Ein Dazwischen gibt es kaum. Der Film selbst eine Trancearbeit. Der ohne traditionelle Tranceinduktion arbeitet. Ob sich also spontan eine Trance einstellt, und wie tief sie ist, hängt von diversen Faktoren ab. 

Wie Brian Enos Ambient Music eben erstmal „funktionelle Musik“ ist. „Music For Airports“. „Neroli – Thinking Music 4“. Ob, über die Funktion hinaus, Tiefe entsteht, ein besonderes Hörerlebnis, entscheiden die innere Verfassung, der Ort, das Licht, etc. Es kann so vieles passieren, wenn nichts passiert. „Lux“.

 

2022 6 Mai

Das Teamfoto 82 (Teil 2)

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Aus der Zeit damals habe ich kein einziges Foto, bis jetzt. Einige von damals treffe ich in diesen Tagen wieder, einige nicht. Es waren tatsächlich, das wurde mir heute in den Gesprächen bewusst, Pionierjahre der Kognitiven Verhaltenstherapie in der Behandlung von Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. Aufregend. Und ohne sentimental zu sein, kann ich sagen, dass diese Jahre zwischen dem Herbst 1980 und dem Herbst 1982 – trotz meines späteren Glückfalls in der Medienwelt – die prägendsten Berufserfahrungen meines Leben waren. Die Grenzen von Arbeit und Privatleben waren fliessend, von den Einheimischen konnte man kaum jemand kennenlernen, ohne eine Sprachkursus zu machen. Und ohne das es an alten Kamellen lag, ohne jeden Hang zur Übertreibung – an dieses Gefühl einer speziellen „community“ konnten wir heute, beim ersten Zusammenkommen, nahtlos anschliessen, nach einen Sprung über Jahrzehnte. Da war kein behutsames Abtasten nötig. Wir warn damals so verdammt jung. Einmal reisten einige von uns nach Berlin in die weite Welt, und liessen die Berge hinter sich. Es gab das hinreissende Filmfestival, mit einem Thriller von Christopher Petit (unvergessen), es gab amouröse Verwicklungen, es gab, in politisch recht dunkler Zeit, gute Widerständigkeit, die Grünen nahmen Kontur an und Fahrt auf. 1982 war Höhenflug, Bruchlandung, Aufbruch. Keine Platte spielte ich öfter als „Remain In Light“. Selbst die alte Wirtin im Einödhof stellte die „Popsession“ im Radio an, wenn ich zum Abendtisch in ihr Wirtshaus kam. Ich hatte meinen ersten luziden Traum, und nahm mir sofort mein Ticket nach London. Alle sind auf diesem Bild versammelt, das einmal, vor Ewigkeiten, reine Gegenwart war.

 

2022 6 Mai

Zimmer mit Ausblick (Teil 1)

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Diese Zeitreise beginnt mit meinem Zimmer unter dem Dach. Und natürlich ein wenig früher. Die Heizung lässt sich nicht aufdrehen, ich komme wohl in das Alter elektrischer Heizdecken. Auf der Fahrt von Würzburg nach Furth im Wald ploppten  Erinnerungen auf, kleine Blitze, Schauer. Diese Namensschilder kleiner Dörfer und Ortschaften! Es stellt sich ein Hauch von Wehmut ein, wenn man in ein vergangenes Leben reist. Ich erinnere mich an ein Naturschauspiel, wie einmal, bei mir in Bergeinöden, die Lüfte in Farben explodierten, und wäre ich in Kanada gewesen, hätte ich sofort an die aurea borealis gedacht. Aber so etwas gab es im Bayerischen Wald nicht. Dann also die ersten Menschen von DAMALS wieder erlebt, in den letzten zwei Stunden, vierzig Jahre später. P zauberte ein Foto des Teams von 1982 aus dem Hut, solche Aufstellungen habe ich zuletzt von Fussballmannschaften gesehen. Ja, all diese Gesichter, all diese Geschichten. Auf der Herfahrt lief über drei Stunden nur eine CD, eines der Solo-Konzerte der „Music For Quiet Moments“ von Robert Fripp – es gibt für mich kaum einen perfekteren Soundtrack bei dieser Rückkehr in ein einst gelebtes Leben. Ich schaue aus dem Fenster, erste Tropfen. Here we are in the years.

 


Einmal ist die Musik grossartig, und zum anderen hat sich damit der Kreis meiner Zeitreisen in diesem Monat geschlossen, die mich tief in den Oberen Bayerischen Wald geführt haben.

Das erste ECM-Album von Steve Tibbetts, „Northern Song“, kam via jazz by post, Gleichmannstrasse 10, im magischen Sommer 1982, in meine Souterrainwohnung nach Bergeinöden, King Crimson sah ich erstmals live in Nürnberg, neben Neil Young & Crazy Horse und den nicht mehr ganz so fesselnden Jethro Tull, ebenfalls in jenem „summer of love“. Jedem sein kleines Woodstock! 

Es handelt sich um Ausgrabungen aus den frühen und den späten Achtzigern. Zwei Gitarristen, zwei aussergewöhnliche Alben. „Washington Square Church“ (July / August 1981) zeigt den jungen Robert Fripp auf seiner ersten Frippertronics-Tour, die CD / DVD (mit Surround-Version) erscheint in diesen Tagen. (Ein Klick aufs Foto vergrössert den Anblick.) Er spielte in Cafés, Clubs, und damals bereits gerne in sakralem Ambiente. Auf dem  in Bälde erscheinenden Riesen-Box-Set „Robert Fripp: Exposures 1977 – 1983“ tauchen, neben diversen Studioprojekten, 83 Stunden voller „frippertronics“ (blu-ray) auf. Also sage niemand, diese bloss  rund einstündige Versenkung in Fripps Gitarren- und Loop-Universum wäre harter Tobak. Deep listening recommended!

Diese Empfehlung gilt auch für das „blaue Album“. Steve Tibbetts‘ Werk entstand 1987-88 in St. Paul, Minnesota, und erschien 1989 bei ECM Records. „Big Map Idea“ ist momentan ein Sammlerstück, zumindest, wenn man es als LP oder CD haben möchte – die Suche lohnt sich, und das sage ich nicht, weil die liner notes von mir sind, ein ziemlich langes Interview mit Steve Tibbetts, und eines meiner Tickets in meine Radiogeschichte. Neben meinen ersten Treffen mit Harald Rehmann (DLF), Volker Bernius (HR) und Michael Naura (NDR).  Und einem Jahr Jazzthetik.

Von Anfang an habe ich dieses Album geliebt, schon bevor ECM mein Gespräch mit Mr. Tibbetts „einkaufte“. Absolut famoses Opus, neben Steve Tibetts an Gitarren, Dobro, Kalimba, Pianolin, und Tapes agieren Marc Anderson, Congas, Steel Drums, Percussion, Berimbau, Marcus Wise, Tabla, und Michelle Kinney, Cello. Über Steve Tibbetts‘ bislang letztes Album „Life Of“ (2019) habe ich ebenfalls mit ihm gesprochen – hier der komplette Text

 

Ein Meister im Verlegen war ich sowieso immer. Manches will man unbewusst verlieren, eine Uhr, einen Regenschirm, eine Mahnung, das Teil hier ganz sicher nicht! Seit Tagen halte ich Ausschau nach dem Buch – es ist dick genug, der Umschlag knallbunt, es gibt keinen Grund, es zu übersehen. Vor allem ist dieser umfangreiche Schmöker eines jener Bücher, bei denen ich mich auf jede einzelne Seite, jedes der zahllosen Kapitel freue, und, ehrlich, ich hätte das bei dem Thema, einem wahrlich alten Hut, nicht für möglich gehalten. Aber Craig Brown hat ein wundervolles Verfahren entwickelt, uns die Geschichte der Beatles zu erzählen: bei allen eingestreuten Zeitsprüngen, die wie so vieles andere, zur Auflockerung beitragen, folgt er der Chronologie der Ereignisse, wobei das Marginale (ein weiterer Trick der Auflockerung) genauso fesselnd hinzugezogen wird wie legendäre Schlüsselmomente (für die er auch manch neuen Dreh findet).


Zudem ist hier ein Humorist am Werk, der es versteht, statt schwärmerisch eine Nummernrevue abzureissen, unter mancher Oberfläche des Schelmischen den einen und anderen Abgrund freizulegen. In des Ausdrucks freiester Auslegung, erzählt der gute Craig „mit vielen Zungen“, so gewitzt, oder, wie es die Engländer gerne sagen, „sophisticated“, dass es  die Lust an der Lektüre nicht im geringsten mindert, wenn einem manches bekannt vorkommt – so frisch und unverbraucht ist dieses „story-telling“ der Meisterklasse.


In den letzten zehn Jahren konnten wir uns auf unterschiedlichste Weise den Beatles neu annähern, da waren die Mono-Remasters, die Stereo-Remasters, die Surround-Mixe, die filmischen Dokumentationen, deren vorläufig letzter Streich die mehrteilige Serie „Get Back“ war, die, mit der ewigen, stoischen Anwesenheit von Yoko Ono, auch etwas von Bergmanns „Szenen einer Ehe“ hatte. Eine Serie, die ich, mit den ewigen Diskussionen im Kreis, abwechselnd ermüdend umd faszinierend fand: es geht um das Ende, und alle wissen es, verrückter, fabelhafter Jahre, ein letztes Sammeln kreativer Energien, für den Schwanengesang, der seine Momente hatte, aber nicht mehr an „Abbey Road“, „Das Weisse Album“, und „Sgt. Pepper“ heranreichen konnte. Die Vier waren auch zu müde, um nostalgietrunken ihre „alten Zeiten“ zu beschwören.


Und das bringt mich auf einen entscheidenden Aspekt von Craig Browns Erzählwerk: das Buch geht allen Fallen des Erinnerungsseligen aus dem Weg. Nicht mit Nüchternheit, sondern mit trockenem Humor. Beiläufigkeit. Nonchalance. Und so habe ich noch einmal, beim Packen des Reisekoffers, Ausschau gehalten nach dem Buch, das ich wohl in Domburg vergessen habe, neben dem Bett, in einem Strandkorb, oder sonstwo. Ich war ungefähr auf Seite 130, und die Beatles in einem Club in Liverpool. Notfalls kaufe ich es neu, kein Problem. Die CD mit den „Esher-Demos“ liegt bereits im Toyota, ich werde in bester Gesellschaft sein, während des Trips nach Furth im Wald, zum Hotel am Steinbruchsee.

 

(Wenn diese Reise nicht lang schon geplant gewesen, sowieso eine hochspannende Geschichte, wäre ich am 6. Mai  nach Tübingen gefahren, um abends das Bill Frisell Trio zu erleben. Bill ist ja auch mal kurze Zeit seiner Beatles-Leidenschaft gefolgt, und wer weiss, vielleicht würde er übermorgen eine Version von „Happiness Is A Warm Gun“ servieren. – Philip Watsons Biografie „Bill Frisell, Beautiful Dreamer“ ist ein übrigens ein weiterer, unerwarteter, perfekter Lesegenuss. Biografien sind nicht mein liebstes Buchgenre, aber in diesem Jahr scheint sich das Blatt zu wenden. Im August erscheint „Jeder für sich und Gott gegen alle“ bei Hanser, die Erinnerungen eines gewissen Werner Herzog. Vorfreude.)

 

OTON (1) – Bill Frisell*
Text Eins

M1 – David Virelles: from Nuna
Text Zwei
Feature 1 – Karsten Mützelfeldt on John Scofield‘s solo guitar album*** 
Text Drei
OTON (2) Oded Tzur
M2 – Oded Tzur: from Isabela
Text Vier
OTON (3) – Alabaster dePlume (mail)
Text Fünf
M3 – Alabaster DePlume: from Gold
Text Sechs
M4 – Jon Balke & Siwan: Uquallibu, from Hafla
Text Sieben 
Feature 2 – Michael Rüsenberg on the new Bill Frisell biography**
Text Acht
OTON (4) – Ches Smith
M6 – Ches Smith: from Interpret It Well


* thanks to I.J.B.

** „Warm-hearted, collaborative, and discreet to the point of being almost ambient, Beautiful Dreamer manages to be the perfect companion-piece to the music of its subject.“ — MOJO // Beautiful Dreamer is the perfect title for Watson’s book . . . like a Frisell tune, [it] takes its time, slowly revealing the inner workings of its subject matter.“ — Jazzwise

*** „While that approach seems a natural progression in Scofield’s evolution as an instrumentalist, composer, and recording artist, the ease with which the man plays never subsides. John doesn’t reach for his music any longer but instead lets it come to him, so the deceptively casual air that informs tracks like “Honest I Do,” mirroring the inviting tranquility of the album cover graphics, is exactly the quality that renders this record so accessible.“ (glide magazine)

 

hbah

(Ches Smith on his favourite Bill Frisell album, „Where In The World“)

 

 


Zwei Cover meiner Neuvorstellungen (David Virelles, John Scofield) in den JazzFacts am 5. Mai (Deutschlandfunk, 21.05 Uhr) fanden Eingang ins Skript, zumal sie mehr enthalten als gefällige Illustrationen des jeweiligen Albums. Nur aus Zeitmangel, und um nicht zu viel im Radio über Bilder zu reden, die der Hörer nicht unbedingt vor sich sieht (ausserhalb seiner Fantasie), habe ich die Beschreibung des Covers von „Interpret It Well“ weggelassen. Bevor du liest, wie Troy Dostert das Bild beschreibt, lass es erstmal auf dich wirken. In mancher Hinsicht ist dieses Cover die perfekte Eintrittskarte zu einer nicht gerade auf Anhieb eingängigen, aber durchweg aufregenden Musik.

 

„Artist Raymond Pettibon provided the artwork for the album, and it is ideal in conveying the mysterious, open-ended forces at work here. A sparse landscape is depicted, perhaps somewhere in the Great Plains, with a few telephone poles and a farmstead alongside what looks to be a railroad track. But in the distance something looms: is it a tornado? Or a column of fire? Whatever it portends, one wants to discover it, and thus we are led into the richness of Smith’s vision.“

 

 

 

 

Zu dem Bild (Linolschnitt?) von David Virelles „kubanischem Trip“ „Nuna“ schrieb mir Lajla:

 

Manchmal verliert man sich im Betrachten von Covers und merkt erst nach langem assoziativen Träumen, dass man ja eine CD in der Hand hält. Die rote Sonne von Afrika strahlt mich an, und ich beginne im Rhythmus der Linolschnittwellen zu tanzen. Ich höre nicht, wie oft  der Hahn schon gekräht hat, der Klang der breiten einfachen Tasten haben den Schrei übertönt. So wie sie den alten weißen  Mann hinterm Klavier nur surreal freigeben. Seine starken Astarme umspannen Amerika. Ein „Gracias a La vida“-Gefühl in mir.“

 

 

 

What else to do at home, in times of the virus? The acoustic, the electric guitar, loops – all at his hand. A cover to make you smile, at least for a moment, for such  were the looks of nature, in the first lockdown – islands deserted from the tiniest idea of tourism, and the nature taking a deep, deep breath from noisy pasts. Has Mr. Scofield really been on  Sylt, I do have these dejavues of course  – no, he hasn‘t. Look at the buildings in the distance! The fence work. So many lonesome coasts across the ocean. Lay back, take your time. I contacted Luciano Rossetti, who did the photo for „Solo“, and this is what he wrote:

 

Collaboro con Ecm dal 2008, per loro finora ho sempre fornito foto per „inside use“ e „press use“, musicisti come Francois Couturier, Gianluigi Trovesi, Tomasz Stanko, Savina Yannatou, Arvo Pärt, Giya Cancheli, Sokratis Sinopoulos, Craig Taborn, Mark Turner… Quella di Scofield è la mia prima copertina. 


La fotografia è stata scattata nel Massachusetts, a Newburyport – Plum Island Beach il 10 aprile 2015. Ero lì con il mio carissimo amico Garrison Fewell, chitarrista americano che suonò con Herbie Hancock, Fred Hersch, George Cables, Cecil McBee, Steve LaSpina, Tal Farlow, Larry Coryell,  Steve Grossman, John Tchicai, Steve Swell, Slide Hampton, Benny Golson … 

Lui abitava poco distante da quel posto e ci siamo andati perchè mi aveva detto che sarebbe stato un bel posto per scattare fotografie. Lì, oltre a scattare foto all’ambiente, gli ho scattato alcuni ritratti.  Quelle sono le ultime fotografie che gli ho scattato perchè Garrison sarebbe morto pochi mesi dopo. Sono particolarmente felice che ECM abbia scelto una fotografia di quella sessione per il disco di Scofield.

…ho come la sensazione che Garrison ci abbia messo lo zampino!
… I somehow have the feeling as Garrison gave a little push!

Best
Luciano

2022 1 Mai

Die letzten Tage von Roger Federer

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Tennis, Jazz, Dylan, Filme, Drogen, Nietzsche, Beethoven. Warum also lache ich? Weil Geoff Dyer wieder einmal Kommentare und Beobachtungen mit Intellekt und Witz verbindet. Dyer, der zwischen Kritik und Memoiren hin und her springt, ist einer der wenigen Autoren, deren Absätze ich sofort wieder lesen kann, um mehr daraus zu ziehen. Die Wendungen und Vergnügungen sind zahlreich, und wenn man das Buch schließlich zur Seite legt, denkt man: „Oh ja, so schlau war ich schon immer, nicht wahr?“

(Steve Martin)

„Mehr als der Titel vermuten lässt, ist The Last Days of Roger Federer eine fesselnde Serie von Meditationen über geistige und körperliche Sonnenuntergänge im Leben von Malern, Musikern, Philosophen, Dichtern, Boxern und natürlich Tennisspielern. Der Stilist Dyer ist hier auf der Höhe seines Könnens und serviert Rätsel, Paradoxien, logische Verknüpfungen und andere zerebrale Genüsse. Sogar seine Syntax ist witzig. Dieses großzügige Angebot von Dyers aufschlussreichen, oft urkomischen Betrachtungen über Kunst, Leben und Sport ist ein Fest für seine Leser.“

(Billy Collins)

Ich habe Geoff Dyer einmal in London besucht. Er hatte mit seiner Partnerin so ein Zen-Ding laufen, und es ging nur barfuss in sein Wohnzimmer. Wir sprachen über sein berühmtestes essayistisches Werk „But Beautiful“, das viel mit Jazz zu tun hat. Mein Favorit ist sein Buch über Tarkowskis Meisterwerk „Stalker“, dem er Szene für Szene nachstellt, und dem ohnehin nicht gerade temporeichen Film noch eine andere Form von Langsamkeit an die Seite stellt. Ich  bin ein Fan seiner „non-fiction“-Bücher, auch wenn er einst einen meiner liebsten polnischen Kinofilme, “Ein kurzer Film über die Liebe“, seltsam humorlos verrissen hat. Ich habe es nicht persönlich genommen. Am Ende unseres Treffens waren wir uns einig, dass in den späteren Jahren des Keith Jarrett Trios,  seit den gross dokumentierten Abende  im Village Vanguard, die trance-induzierenden Groovestücke ohnegleichen waren. Ich freue mich auf sein neues Buch, von dem ich die ersten zehn Texte mit einem inneren Lächeln gelesen habe. Das zweite Kapitel – und das Buch ist voller endlos kurzer Texte – erzählt etwas über Bob Dylans Song „Tangled Up In Blue“. Gewitzt, klug, keineswegs neunmalklug – wie ist das englische Wort dafür? „Sophisticated“. Nach Oliver Burkemans „4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagement“ das nächste vielersprechende Buch über, nun ja, Endzeiten, Endspiele – mit, zumeist aber ohne, Roger Federer.“

(Michael E.)

 

„Geoff, das ist dein achtes Buch, seit Du das letzte Mal einen Roman geschrieben hast. Hast du  aufgehört, Romane zu schreiben?

Ja, so ziemlich. Ich habe all diese Bücher mit einer beträchtlichen Bandbreite an Themen geschrieben, aber meine Romane lassen sich in ein paar Sätzen zusammenfassen: Ein Mann geht auf eine Party, trifft ein Mädchen mit einer Gruppe von Freunden und verliebt sich. Das ist alles, was ich hatte. Als Nächstes möchte ich eine englische Version von Annie Ernaux‘ „The Years“ schreiben, um einige Aspekte meiner ganz gewöhnlichen Kindheit in den 1960er Jahren in der englischen Arbeiterklasse und der halb-ländlichen Welt festzuhalten, die mich geprägt hat, und die verschwunden zu sein scheint.

 

Oh, really. When it comes to Zappa, I have no long stories to tell. As someone loving some far-out areas of that thing called Rock Music, you might have had some elevated hours triping with Zappa albums, too. My favourites?  I have to go back to the days of old: surely „Sheik Yerbouti“, and „Zoot Allures“. And the one with the big band and „groovy“ George Duke, „Grand Wazoo“. I could never rank his broad discography, cause i am not familiar with so  much of his works. I preferred to come back to these three albums of passion and ambition and wit and great, great music. At the outer zones of foggy memories, „Overnite Sensation“ cries for being heard again. Is that so? Anyways, I wasn‘t bathing too often in these tons of sarcasm and parody. Zappa, yes, but in well chosen moments. So, years ago, i stumbled upon a fantstically remastered version of the 3-vinyl-edition of „Joe‘s Garage“, a true revelation. And, for me at least, a place to return to every once in a while, it has so much to offer.

 

 

And a fantastic sounding remaster it really is! Kudos to Zappa Trust. Careful re-packaging of a master’s work. If you start to be interested you‘ll find out the story. Musically it is „wide-screen“ Zappa, and with all its spoken words, killer tunes, and brilliant breaks,  it is nothing else than multo opulento. Aside from the sarirical groundings (textbook included, the gatefold cover a pure delight (except the lack of contrast between coloured words on black ground), the six sides contains a broad sprectre of moods between partytime and utter loneliness. The fiesta that life is on this album has a dark counterpoint in social realities and broken spirits, and you can hear the low life on rock bottom in  (sharply catched) empty spaces and other hangovers of the soul. Some people have minor quibbles with Zappa‘s long guitar solos, and I‘m definitely not amongs these guys. Au contraire – the guitar work is ace, and a wonderful counterpoint (in regards to space and mood) to the more uplifting tunes and chorusses. This is a very courageous album that offers a quite addictive experience. So think twice if you wanna take this bus! (Funny, that though Zappa cannot be heard on the fine soundtrack of „Licorice Pizza“, it‘s a not too wild a guess, that if you love the movie, you‘ll dig the music.)


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