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Archives: Werner Herzog

Ein Meister im Verlegen war ich sowieso immer. Manches will man unbewusst verlieren, eine Uhr, einen Regenschirm, eine Mahnung, das Teil hier ganz sicher nicht! Seit Tagen halte ich Ausschau nach dem Buch – es ist dick genug, der Umschlag knallbunt, es gibt keinen Grund, es zu übersehen. Vor allem ist dieser umfangreiche Schmöker eines jener Bücher, bei denen ich mich auf jede einzelne Seite, jedes der zahllosen Kapitel freue, und, ehrlich, ich hätte das bei dem Thema, einem wahrlich alten Hut, nicht für möglich gehalten. Aber Craig Brown hat ein wundervolles Verfahren entwickelt, uns die Geschichte der Beatles zu erzählen: bei allen eingestreuten Zeitsprüngen, die wie so vieles andere, zur Auflockerung beitragen, folgt er der Chronologie der Ereignisse, wobei das Marginale (ein weiterer Trick der Auflockerung) genauso fesselnd hinzugezogen wird wie legendäre Schlüsselmomente (für die er auch manch neuen Dreh findet).


Zudem ist hier ein Humorist am Werk, der es versteht, statt schwärmerisch eine Nummernrevue abzureissen, unter mancher Oberfläche des Schelmischen den einen und anderen Abgrund freizulegen. In des Ausdrucks freiester Auslegung, erzählt der gute Craig „mit vielen Zungen“, so gewitzt, oder, wie es die Engländer gerne sagen, „sophisticated“, dass es  die Lust an der Lektüre nicht im geringsten mindert, wenn einem manches bekannt vorkommt – so frisch und unverbraucht ist dieses „story-telling“ der Meisterklasse.


In den letzten zehn Jahren konnten wir uns auf unterschiedlichste Weise den Beatles neu annähern, da waren die Mono-Remasters, die Stereo-Remasters, die Surround-Mixe, die filmischen Dokumentationen, deren vorläufig letzter Streich die mehrteilige Serie „Get Back“ war, die, mit der ewigen, stoischen Anwesenheit von Yoko Ono, auch etwas von Bergmanns „Szenen einer Ehe“ hatte. Eine Serie, die ich, mit den ewigen Diskussionen im Kreis, abwechselnd ermüdend umd faszinierend fand: es geht um das Ende, und alle wissen es, verrückter, fabelhafter Jahre, ein letztes Sammeln kreativer Energien, für den Schwanengesang, der seine Momente hatte, aber nicht mehr an „Abbey Road“, „Das Weisse Album“, und „Sgt. Pepper“ heranreichen konnte. Die Vier waren auch zu müde, um nostalgietrunken ihre „alten Zeiten“ zu beschwören.


Und das bringt mich auf einen entscheidenden Aspekt von Craig Browns Erzählwerk: das Buch geht allen Fallen des Erinnerungsseligen aus dem Weg. Nicht mit Nüchternheit, sondern mit trockenem Humor. Beiläufigkeit. Nonchalance. Und so habe ich noch einmal, beim Packen des Reisekoffers, Ausschau gehalten nach dem Buch, das ich wohl in Domburg vergessen habe, neben dem Bett, in einem Strandkorb, oder sonstwo. Ich war ungefähr auf Seite 130, und die Beatles in einem Club in Liverpool. Notfalls kaufe ich es neu, kein Problem. Die CD mit den „Esher-Demos“ liegt bereits im Toyota, ich werde in bester Gesellschaft sein, während des Trips nach Furth im Wald, zum Hotel am Steinbruchsee.

 

(Wenn diese Reise nicht lang schon geplant gewesen, sowieso eine hochspannende Geschichte, wäre ich am 6. Mai  nach Tübingen gefahren, um abends das Bill Frisell Trio zu erleben. Bill ist ja auch mal kurze Zeit seiner Beatles-Leidenschaft gefolgt, und wer weiss, vielleicht würde er übermorgen eine Version von „Happiness Is A Warm Gun“ servieren. – Philip Watsons Biografie „Bill Frisell, Beautiful Dreamer“ ist ein übrigens ein weiterer, unerwarteter, perfekter Lesegenuss. Biografien sind nicht mein liebstes Buchgenre, aber in diesem Jahr scheint sich das Blatt zu wenden. Im August erscheint „Jeder für sich und Gott gegen alle“ bei Hanser, die Erinnerungen eines gewissen Werner Herzog. Vorfreude.)

 

 
 
 

On the back cover of Paul Cronin´s book of conversations with Werner Herzog Werner Herzog – A Guide for the Perplexed one can find this amazing list which might be helpful in various situations.

 

Always take the initiative. There is nothing wrong with spending a night in jail if it means getting the shot you need. Send out all your dogs and one might return with prey. Never wallow in your troubles; despair must be kept private and brief. Learn to live with your mistakes. Expand your knowledge and understanding of music and literature, old and modern. That roll of unexposed celluloid you have in your hand might be the last in existence, so do something impressive with it. There is never an excuse not to finish a film. Carry bolt cutters everywhere. Thwart institutional cowardice. Ask for forgiveness, not permission. Take your fate into your own hands. Learn to read the inner essence of a landscape. Ignite the fire within and explore unknown territory. Walk straight ahead, never detour. Manoeuvre and mislead, but always deliver. Don’t be fearful of rejection. Develop your own voice. Day one is the point of no return. A badge of honor is to fail a film theory class. Chance is the lifeblood of cinema. Guerrilla tactics are best. Take revenge if need be. Get used to the bear behind you.


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