Manafonistas

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Archives: Juni 2018

2018 13 Juni

Das Hotel am Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen

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Es war eine Nacht lang meine Verbindungsbrücke zur Welt und heisst „Vier Jahreszeiten“, was ein kleiner Scherz und doch wahr ist. Von dem berühmten Hotel gleichen Namens hat es immerhin den vollkommen verblichenen Abglanz einer alten Ära übernommen. Da schwirren ja überall Trachtenmädels herum in der Stadt, der Lokalkolorit kann gnadenlos sein, von alten Männern mit grosser Vogelfeder im Hut ganz zu schweigen. Ich kann auch meine Geschichten von Hotels erzählen, ähnlich, wie es, in der Nacht zum Samstag, in den Klanghorizonten, Father John Misty und Ketil Bjornstad angehen. Wenn es nicht um Begegnungen mit Unbekannten geht oder Liebesrauschnächte, ist das Hotel ein guter Ort, das Alleinsein zu kultivieren. Der norwegische Pianist hat diese Lektion gelernt, von seinem alten Freund Terje Rypdal, wie man in solch fremden Räumlichkeiten aufschlägt, in dem man das Persönlichste (Musik, Bücher etc.) sofort nach Betreten des Zimmers um sich ausbreitet. Habe ich in den „Vier Jahreszeiten“ auch gemacht. Nicht zuletzt das Booklet von Bjornstads „A Suite of Poems“. Der Raum mit seiner hohen Decke und der Bahnhofsnähe brachte frühe Kindheitserinnerungen zum Vorschein. Asthma in Bad Gastein, Gespenster unter dem Bett. Erste Fahrstuhlfahrten. Viele alte Fahrstühle sehen aus wie Särge aus den Fünfziger Jahren. Beengt und schmucklos, Rumpelsärge. Guter Humor ist stets gefragt, in Garmisch wie in New Orleans: „It’s brass band in the bathtub / It’s the devil in the minibar / It’s voodoo in the wall / I think I’ll call it a day.“ (Lars Saabye Christensen)

2018 12 Juni

Klaus Schulze: Silhouettes

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Von Klaus Schulze hat man lange nichts mehr gehört; irgendwann habe ich es allerdings auch aufgegeben, seinen Veröffentlichungen bewusst zu folgen. Seine letzte mir bekannte Soloplatte war Kontinuum von 2007, Shadowlands von 2013 ist mir anscheinend entgangen, seine Experimentierereien mit Lisa Gerrard fand ich eher nicht sehr geglückt. Aus gesundheitlichen Gründen wird es auch keine Konzerte von Schulze mehr geben.

Da freut man sich dann doch über ein Lebenszeichen. Und man erkennt ihn wieder. Silhouettes ist offenkundig ohne jeden Produktionsdruck und mit recht einfacher Ausrüstung entstanden, hat keine Gastmusiker, hängt sich an keine Trends an, kommt nicht mit aufgeblasenen Synthie-Effekten daher, sondern ist Ambient im besten Sinne. Eine über Strecken fast unauffällige Klanglandschaft, auf die man sich einlassen kann, die aber auch nicht stört, wenn sie einfach nur im Hintergrund läuft. Die Basis der vier Stücke sind Reihungen an- und abschwellender Akkorde, in denen gelegentlich die charakteristischen echogeladenen Schulze-Sequenzen aufblitzen, manchmal um simple Percussion ergänzt. Wirkliche Melodien gibt es nicht, aber die waren ohnehin nie Schulzes Stärke. Die Titel — etwa „Der lange Blick zurück“ oder „Châteaux faits de vent“ — lassen einen leichten Grad von Melancholie erahnen, der sich beim Anhören mehr und mehr bestätigt. Wer den Schulze von Mirage mochte, wird sich auf Silhouettes sofort zu Hause fühlen.

Silhouettes gibt es in allen handelsüblichen Formaten, unter anderem auch in einer 2-LP-Version in weißem bzw. graumarmoriertem Vinyl und als als limitierte Superduper-2-LP-Luxus-Version in rotem Vinyl mit beigelegter CD im Digipack und einem Print, um den Schulze wahrscheinlich in einer Vollmondnacht herumgetanzt ist. Ob man das braucht, muss jeder selbst wissen. Mir genügt die einfache CD. Aber die finde ich auch nach wiederholtem Hören erfreulich.

Vor ein paar Monaten schrieb ich an dieser Stelle ein paar Zeilen über die Wenders-Filme Alice in den Städten und Im Laufe der Zeit. Einige Jahre bevor diese Filme entstanden, wollte Wenders, Chefarztsohn, nach abgebrochenem Medizinstudium noch Maler werden. 1966 hatte er das Theaterstück Publikumsbeschimpfung von Peter Handke in der Städtische Bühne in Oberhausen gesehen. Damals traf er zum ersten Mal Peter Handke. Man soll sich über das gerade gesehene Stück ziemlich gestritten haben, hieß es. Während Handkes Zeit in Düsseldorf begegneten sich die beiden zufällig erneut. Hier in Düsseldorf legten Handke und Wenders dann den Grundstein für eine lebenslange Freundschaft. Für Wenders ist Handke der erste und beste Freund. Der Wunsch Maler zu werden, führte Wenders zunächst nach Paris, wo er allerdings weniger die Malerei als vielmehr für sich das Kino entdeckte. Er besuchte nun die Filmschule in München. Schon bald folgte die erste Zusammenarbeit der Freunde: Wenders drehte nach einem Buch von Peter Handke mit seinem Freund zusammen Drei amerikanische LPs, einen Fernsehkurzfilm für den Hessischen Rundfunk.

 
 
 

 
 
 

Zwei Jahre später folgte Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter. In beiden Filmen spielte die Musik eine zentrale Rolle, Im Wenders/Handkefilm Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter muss der Held des Films, Josef Bloch, wegen eines Fouls vom Platz, rote Karte, das wirft ihn vollkommen aus der Bahn. Gezeigt wird Bloch, wie er in Kneipen abhängt, die Musikboxen bedient, zuhause, im Hotel, überall Musik hört. Atmosphäre wird über lange Einstellungen erzeugt – gezeigt werden Tankstellen, Busse, ein Bahnhofskino, Musiktruhen, Kofferradios, Spielautomaten, Warteräume, Flipperautomaten und immer wieder Jukeboxen – und jede Menge Musik gibt es zu hören, von Van Morrison, den Kinks, den Troggs und anderen, gesprochen wird wenig.

 
 
 

 
 
 

Musik spielte in diesem Film eine so überragende Rolle, dass der Streifen Die Angst des Torwarts vorm Elfmeter wegen ungeklärter Musikrechte über 40 Jahre lang nicht gezeigt werden durfte. Man kann ihn jetzt wieder sehen, aber was für eine Enttäuschung, nicht mit der Originalmusik.

Zuerst aber drehten die Freunde Drei amerikanische LPs, einen Fernsehkurzfilm, den ich bisher noch nicht anschauen konnte. Über viele Jahre war ich auf der Suche nach diesem frühen Roadmovie. Nun, jetzt bin ich von Freunden auf diese Adresse aufmerksam gemacht worden und gebe den Tipp hier natürlich gleich weiter. Dreizehn Minuten aus einer anderen Zeit, 1969 war das.

 
 
 

 
 
 

Und jetzt weiß ich auch, um welche drei amerikanischen LP es geht: Van Morrisons Astral Weeks; Green River von Creedence Clearwater Revival und Harvey Mandels Cristo Redentor.

Anderes Thema jetzt: die Firma Hubro Records ist für mich ja schon seit einigen Jahren eine Andresse für Überraschungen. Kürzlich bin ich auf Hilde Marie Holsen und ihr Album Lazuli gestoßen und war total begeistert. Miles spielt da aus dem Himmel. Man glaubt es nicht, was die junge norwegische Trompeterin da für eine Musik hervorzaubert. Das fast 17minütige Titelstück hat mich jedenfalls so umgehauen, dass die Platte mal auf jeden Fall unter die ersten zehn auf meiner Hitliste 2018 erscheinen wird. Übrigens ist es Hilde Marie Holsens zweite Arbeit, die bei Hubro veröffentlicht wird, Ask war ihr Erstlingswerk.

 
 
 

 

2018 12 Juni

Zwölf Sechs Achtzehn

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Tage wie dieser: Samstagnachmittag. Auf dem Weg nach Oberhausen, mit dem Zug. Drei Sitzreihen vor mir ein Junggesellinnenabschied. Das Übliche: ein Mädel mit Bauchladen, es werden Süssigkeiten und andere trinkets verkauft. Die Kostümierungen (rosa!) sprechen für sich. Einige Sitzreihen hinter mir Jungs, die auch ihre lautstarke Feierfunktion aktiviert haben. Ob sie zu der Frauengruppe vor mir gehören, lässt sich nicht feststellen.

In meinem Rucksack krame ich nach meinen Kopfhörern, die ich schnellstens zum Musikhören aufsetzen muss.

Im Bahnhof Oberhausen angekommen, werde ich von ähnlich motivierten Mitmenschen (an ihrer Lautstärke sollt ihr sie erkennen!) förmlich überrannt; in die Bahnhofsbuchhandlung flüchtend, erfahre ich, dass die Grossveranstaltung „Oberhausen Olé“ dieses Publikum in die Stadt gelockt hat. Ich kaufe für einen Freund eine Ansichtskarte von Oberhausen, damit er später seinem zu Hause wartenden Sohn schreiben kann, und gehe andere, meine eigenen Wege in die Fussgängerzone, um ihn zu treffen.

Tage wie dieser: Montagnachmittag. Festgestellt, dass ich bestimmte Songs momentan eher nicht hören sollte; weil sie mir einen Kloss in den Hals zaubern und ich schwer an mich halten muss. Und das Phänomen erleben, dass man diese Lieder dann erst recht hören will. Und auch hört. Zu Hause sieht mich keiner dabei. Tage wie dieser.

 
 
 

 

Der ganze Boden war bedeckt von zähem schwarzem Schlick oder besser gesagt dem, was der große Säuresee von den Abresten der Welt übrig gelassen hatte. Der schneidend scharf riechende Säuresee, wie ihn Moebius (eigentlich Jean Giraud) und Alessandro Jodorowski (die beide bemerkenswerterweise bislang hier viel zu kurz gekommen sind) in ihrem irren Initiationsmythos Incal beschreiben, liegt tausende von Metern oberhalb dieses düsteren Ortes an den kein Licht mehr dringt. Zutiefst rätselhaft ist auch der Weg, wie man hierher gelangt und ich könnte ihn in meinem jetzigen Zustand auch keinesfalls nachvollziehbar beschreiben. Ich habe nur gehört, dass James Cameron bei seinem letzten Tauchgang in den Marianengraben fast einen der verborgenen Eingänge gefunden haben soll, aber dann gab es Irritationen mit der Sauerstoffversorgung und er musste wohl aufsteigen.

Langsam versuchte ich mich also durch den düsteren Schlick voranzuarbeiten. Für die Augen ist hier vollkommene Nacht, so dass man nur nach langer Adaptation mit dem Geist die Schemen schattenhaft erkennen kann. Nach scheinbaren Ewigkeiten, die mich dem illusionären Charakter der Zeit ein Stückchen näher brachten, wurde der Boden etwas nachgiebiger und weicher, fast wie an einem Ufer. Es schnürte mir fast die Luft ab, der beißende Geruch dessen, was jenseits ultimativer Zersetzung noch olfaktorische Reize absondert, als eine noch lichtleerere Gestalt auf mich zutrat und mich mit einer dezenten Geste zum Mitkommen aufforderte. Er war gänzlich von einer Kutte umhüllt, worüber ich nicht unglücklich war, wissend was sie verbarg. Als wir an einer Art Fähre angekommen waren bedeutete er mir Platz zu nehmen und meinen Obolus für die Überfahrt zu entrichten. Es ist schwer etwas hier herunter mitzubringen, da alles Irdische auf dem Weg, spätestens durch den Säuresee völlig zersetzt wird, selbst Knochen haben da keinen Bestand mehr. Irgendwie gelang es mir aber den Silberling, den ich seltsamerweise auf dem Weg hierher dennoch retten konnte, zu fassen und dem cerberusähnlichen dreiköpfigen Wesen direkt in eines der offenen Mäuler zu schieben und den Schalter darüber im fahl glühenden rechten Auge zu betätigen. Das riesige Maul klappte lautlos zu und einen Augenblick später ertönte ein leises Zischgeräusch …

… und auf einmal war es, als ob es etwas heller werden würde. Der Fährmann stieß die Fähre ab, wobei ein leise glucksendes Geräusch ohne jegliche Höhen entstand und wir glitten stille voran, während die Geräusche aus dem Cerberus lauter wurden und sich schrittweise in archaische Klänge verwandelten. Der düstere Fährmann stutzte und gab zum ersten mal ein zustimmendes Geräusch von sich. Dann setzte er sich, nachdem immer deutlicher Musik zu erkennen war und zückte einen Reefer aus seinem Mantel, den er mit einem Reiben seiner Finger aneinander anzündete und den dicken Rauch genüßlich einzog. Gleichzeitig fing es langsam an weiterhin heller zu werden. „Das hatten wir hier lange nicht mehr“ sagte er mit affektloser, sonorer Stimme, „der letzte, der hier ein bißchen Licht reingebracht hat, war Pythagoras, als er mit seinem Bassmonochord einen Rock’n’Roll abfetzte“. „Das tut mir leid“ antwortete ich zaghaft, „keine Ahnung nach welchen Regeln hier unten was ankommt“. All das, was sich musikalisch seit Pythagoras getan hatte erklang nun in sehr komprimierter und dennoch minimalistischer Weise, kleine bizarre Oden aus der über- und unterirdischen Gesamtkulturwelt. Eine intensiver als die Nächste. Nichts, was man schon mal gehört hätte und trotzdem nichts unbekannt. Nun war es so hell geworden, dass man das andere Ufer sehen konnte, wo zwei noch etwas verschwommene Gestalten standen, die sich beim Näherkommen als Moebius & Moebius entpuppten, genau genommen Dieter und Jean Giraud, wobei auf der Schulter des Zeichners die Lichtinkarnation seiner Betonmöwe Deepo saß, die alles überstrahlte.

 

 

 

 

Die beiden hielten sich im Arm und lachten und auch der Fährmann schien inzwischen nicht nur ziemlich stoned, sondern auch herzlich guter Stimmung zu sein und gluckste heiter im Takt vor sich hin. „Junge“, sagte er trocken, „das muss Dir mal einer nachmachen: einfach die Welten kurzzuschließen, indem du uns was mitbringst, wo der eine Schöpfer noch im Irdischen weilt und der Andere die Zeitlosigkeit hier mit wundersamsten technoiden Klangsignalen in ein endloses Band verwandelt“. Alles brodelte nun in überbordender Eleganz, der Raum brach lautlos in sich zusammen und jenseits der wundersamsten Musik war nur noch das leise Lachen von Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius zu hören, während der andere Moebius mit einem Fingerstrich im Leeren seine Betonmöwe das lang erwartete Weltenei legen ließ …

 

 

2018 8 Juni

Mr. Tillman

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Ah
Mr. Tillman, good to see you again
There’s a few outstanding charges just before we check you in
Let’s see here, you left your passport in the mini fridge
And the message with the desk says here the picture isn’t his
And oh, just a reminder about our policy
Don’t leave your mattress in the rain if you sleep on the balcony
Okay, did you and your guests have a pleasant stay?
What a beautiful tattoo that young man had on his face
And oh, will you need a driver out to Philly?
Jason Isbell’s here as well
And he seemed a little worried about you“

(excerpt)

 

video

 

2018 7 Juni

Eivind, surprised!

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What a wonderful new Jon Hassell album, I had to smile reading you‘re listed on one track. In my next show I will play some of it, and his ancient „Vernal Equinox“, too.

Honestly I didn’t know I was on the record, but I only heard the two tracks available on spotify (and ordered the album). I love what I heard so far, and are really happy to hear that he used some material from the time we played as well. Looking forward to hear the rest!

 

2018 7 Juni

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https://thequietus.com/articles/26578-north-sea-radio-orchestra-with-john-greaves-and-annie-barbazza-folly-bololey-rock-bottom-robert-wyatt-review

2018 6 Juni

Sechs Sechs Achtzehn

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„Everyone carries a room about him. This fact can be proved by means of the sense of hearing. If someone walks fast and one pricks up one’s ears and listens, say at night, when everything round about is quiet, one hears, for instance, the rattling of a mirror not quite firmly fastened to the wall.“

(Kafka, „The Blue Octavo Notebooks“)

 

„As a very sensitive child, I reacted to the violence around me by internalising everything. I closed all the shutters, build up walls, became as perfect as I could be, in order not to be hit. My only refuge was music, and I totally disappeared into the internal landscapes it opened up to me.“ 

(Max Richter, Liner Notes „The Blue Notebooks“, 2018 Anniversary Edition)

 

 

Vor kurzem erschien eine Jubiläumsausgabe des „Blue Notebook“ Albums von Max Richter; um eine CD mit sieben Titeln ergänzt; vier davon unveröffentlicht. Dinah Washington fügt mit ihrem Gesang dem bisher instrumental gehaltenen „This Bitter Earth / On The Nature Of Daylight“ eine neue Farbe bei. Die zwei Neuabmischungen auf der zweiten CD sind zu vernachlässigen; stören eigentlich nur den Fluss beim Anhören.

Und noch eine Empfehlung: der von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch geschriebene Soundtrack zu „Blade Runner 2049“; ein Soundtrack der so ganz anders ist als man ihn von Hans Zimmer erwartet. Natürlich, auch dieser trägt unverkennbar seine Handschrift; aber dieser ist technischer, härter, schriller und elektronischer – ungewohnt für Hans Zimmer zwar, aber der Thematik des Filmes angemessen.

Mit diesen beiden Alben lassen sich die Abende bei untergehender Sonne verbringen: verborgen und unbeobachtet hinter einer Mauer aus Klang sitzend, zur Ruhe kommend. Auf dass niemand störe.

 

2018 5 Juni

Elbjazz Festival

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  Impressionen

 
 
 
Es ist ein weiter Weg nach Hamburg. Große Städte zu besuchen, reizt mich nicht besonders. Weite Wege lege ich lieber zurück, wenn ich in leeren Landschaften ankomme, in Landschaften voller karger Schönheiten.

Weite Wege gehe ich gerne, wenn ich Freunde treffen kann. Die Reise nach Hamburg war ein Geburtstagspräsent, das mein Mädel von unseren Kindern geschenkt bekommen hat.

Wir verbrachten zwei Tage bei Bettina und Rudolf. Zwei weitere Tage streiften wir auf dem Festival umher. Das Programm war reichhaltig, Bekanntes und Unbekanntes, Attraktives und Uninteressantes.
 
 
 
  Omer Klein Trio   (listen)
 
 
 
Dieses Trio habe ich im letzten Jahr live gehört. Wenn ein Auftritt in Reichweite ist, sollte man die Gelegenheit zum Besuch nützen. Ich halte das Omer Klein Trio live für das zur Zeit aufregendste Piano Trio weltweit. Das Recital in der Schiffbauhalle auf dem Blohm & Voss Gelände wurde von NDR info mitgeschnitten.
 
 
 
  Django Bates und die hr-Bigband
 
 
 
51 Jahre Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Saluting Sgt. Pepper – direkt an den Bühnenabsperrungen, ganz vorne. Witzige und aberwitzige Arrangements. Der Sänger Martin Ullits Dahl, glänzend!
 
A Day In The Life – a wonderful one in this case …
 
 
 
  Tony Allen
 
 
 
Ein Blick aus der Elbphilharmonie auf die Stadt. Am Samstagabend um 20 Uhr spielte im Großen Saal die Band von Tony Allen. Ich kannte ihn nicht. Der Auftritt war eine kleine Enttäuschung.

Allen spielte wenig differenziert, sein Pianist war kein begnadeter Improvisator, allerdings ein gut groovender basso-continuo-Spieler. Ein junger Saxophonist und ein talentierter Double Bass Player ergänzten zum Quartett. Zu Hause angekommen, habe ich mein Wissen über Tony Allen deutlich vergrößert, habe bei Qobuz ein paar Alben angehört, die mir gut gefallen haben. Brian Eno beschrieb einmal Tony Allen als „den vielleicht größten Schlagzeuger, der je gelebt hat“. Dieser Auffassung werde ich mich jedoch nicht anschließen.

Vielleicht lag es am Ort, am Großen Saal, dass ich wenig angetan war. Es ist ein Raum, gebaut für ein Sinfonie-Orchester, mit den dafür passenden akustischen Eigenschaften. Zwei Sekunden Nachhall mögen ideal sein für Sinfonische Musik, aber wenn Tony Allen die Cymbals traktiert, wird es ein zischender Klangbrei, in dem dumpfe Tomtom-Impulse schwimmen. Bass Drum und Kontrabass liefern ein konturlos wummerndes Tiefton-Fundament. Auch an den Freiluftbühnen der Blohm & Voss Werft frönte man den über die Maßen röhrenden Bässen, den Machos des Frequenzspektrums – grauenhaft. Am besten war der Sound beim Omer Klein Trio in der Schiffsbauhalle, vielleicht deswegen, weil Spezialisten des NDR am Werk waren.

Ich freue mich auf die Kulturwelten Helmbrechts, wo Mixer mit guten Ohren und Geschmack für transparenten Sound sorgen, in kleinen Sälen – ein großer Vorteil!

Wer wird dort wohl spielen?


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