Es ist ein weiter Weg nach Hamburg. Große Städte zu besuchen, reizt mich nicht besonders. Weite Wege lege ich lieber zurück, wenn ich in leeren Landschaften ankomme, in Landschaften voller karger Schönheiten.
Weite Wege gehe ich gerne, wenn ich Freunde treffen kann. Die Reise nach Hamburg war ein Geburtstagspräsent, das mein Mädel von unseren Kindern geschenkt bekommen hat.
Wir verbrachten zwei Tage bei Bettina und Rudolf. Zwei weitere Tage streiften wir auf dem Festival umher. Das Programm war reichhaltig, Bekanntes und Unbekanntes, Attraktives und Uninteressantes.
Omer Klein Trio (listen)
Dieses Trio habe ich im letzten Jahr live gehört. Wenn ein Auftritt in Reichweite ist, sollte man die Gelegenheit zum Besuch nützen. Ich halte das Omer Klein Trio live für das zur Zeit aufregendste Piano Trio weltweit. Das Recital in der Schiffbauhalle auf dem Blohm & Voss Gelände wurde von NDR info mitgeschnitten.
Django Bates und die hr-Bigband
51 Jahre Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Saluting Sgt. Pepper – direkt an den Bühnenabsperrungen, ganz vorne. Witzige und aberwitzige Arrangements. Der Sänger Martin Ullits Dahl, glänzend!
A Day In The Life – a wonderful one in this case …
Tony Allen
Ein Blick aus der Elbphilharmonie auf die Stadt. Am Samstagabend um 20 Uhr spielte im Großen Saal die Band von Tony Allen. Ich kannte ihn nicht. Der Auftritt war eine kleine Enttäuschung.
Allen spielte wenig differenziert, sein Pianist war kein begnadeter Improvisator, allerdings ein gut groovender basso-continuo-Spieler. Ein junger Saxophonist und ein talentierter Double Bass Player ergänzten zum Quartett. Zu Hause angekommen, habe ich mein Wissen über Tony Allen deutlich vergrößert, habe bei Qobuz ein paar Alben angehört, die mir gut gefallen haben. Brian Eno beschrieb einmal Tony Allen als „den vielleicht größten Schlagzeuger, der je gelebt hat“. Dieser Auffassung werde ich mich jedoch nicht anschließen.
Vielleicht lag es am Ort, am Großen Saal, dass ich wenig angetan war. Es ist ein Raum, gebaut für ein Sinfonie-Orchester, mit den dafür passenden akustischen Eigenschaften. Zwei Sekunden Nachhall mögen ideal sein für Sinfonische Musik, aber wenn Tony Allen die Cymbals traktiert, wird es ein zischender Klangbrei, in dem dumpfe Tomtom-Impulse schwimmen. Bass Drum und Kontrabass liefern ein konturlos wummerndes Tiefton-Fundament. Auch an den Freiluftbühnen der Blohm & Voss Werft frönte man den über die Maßen röhrenden Bässen, den Machos des Frequenzspektrums – grauenhaft. Am besten war der Sound beim Omer Klein Trio in der Schiffsbauhalle, vielleicht deswegen, weil Spezialisten des NDR am Werk waren.
Ich freue mich auf die Kulturwelten Helmbrechts, wo Mixer mit guten Ohren und Geschmack für transparenten Sound sorgen, in kleinen Sälen – ein großer Vorteil!