Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juli 2013

 

Brian Eno’s Discreet Music is a very singular record. I’m just talking about side A: the other side is just something else. But you can play it on almost any kind of system and it works. It doesn’t require hi-fi. I remember in 1978, around Christmas, my first wife and I went on a trip to Cadaqués in Spain, a place associated with Dali, and we rented a converted fisherman’s cottage. It was three storeys high and an architect had worked on it, and what they’d done was they’d gutted the whole building top to bottom, and there was a staircase that ran from near the door up to the roof, which was a flat roof that you could sit on. And the floor seemed suspended. It was an amazing place. And we had a tape of this album and the kind of portable cassette player you used to have in the 70s, but you could put it on in the bottom part of the house, not even on full volume, and the room just filled. The music filtered through the whole space. I don’t know any other music that could do that. He did other interesting ambient works and his early song records are good, but Discreet Music is such a singular piece. There really is nothing else like it that exists. It’s just three notes. It’s so simple. There’s nothing to it, but it’s completely musical.

 

 

 

 

(sources: Uncut / The Quietus)

 

Der Tag an dem Robert Wyatt im Briefkasten versank (Teil 1)

 

….und dann versank Robert Wyatt im Briefkasten.
Kann man sich meinen Kummer vorstellen? Da öffne ich nach einer 1280 km langen Autofahrt durch Frankreich – endlich an der geliebten Atlantik-Küste – die Tür eines Appartementhauses der Firma Inter-Holidays, zu meiner linken entdecke ich zahllose Briefkästen, nur wenige tragen einen Namen, die meisten nichts als nackte Nummern, finde den Briefkasten, der die Zahl unseres Appartements trägt, sehe durch den Briefkastenschlitz und tatsächlich, da liegt es, das Päckchen, auf dem Boden des Kastens. M. hatte wirklich nicht zu viel versprochen: der gefütterte Umschlag mit der neuesten Robert-Wyatt-CD hatte uns überholt. Ohne auch nur irgendetwas aus dem Auto in die Wohnung zu hieven, suche ich – zitternd vor Vorfreude – unser Appartement auf und schaue nach dem Briefkastenschlüssel. Ich kann es nicht fassen, schnell muss ich feststellen: ich habe keinen Schlüssel für die verfluchte Briefkastentür. In der ganzen Wohnung…nicht die Spur eines Briefkastenschlüssels. Mit Bratenspieß, Kochlöffel und verschiedenen Gabeln bewaffnet, versuche ich, die doch mit solcher Spannung erwarteten Platte aus der Letterbox zu fischen, vergeblich. Und dann verspüre ich ein übermenschliches Verlangen danach, sofort Inter-Holidays anzurufen und wen auch immer dort aufs Fürchterlichste zu beschimpfen. Dieses sündteure Unterfangen, das ich von meinem PrePaid-Handy aus veranstalte, endet in einer Warteschleife und vielen französischen Tipps, die ich nicht verstehe. Am Abend dann in der Ferienwohnung – die Wyatt-CD immer noch im Kasten liegend – einen lauen Sommerabend auf der lauschigen Terrasse erhoffend, sitze ich zwischen einer brüll-laut lärmenden Familie zur Linken und einer Horde idiotisch schreiender und johlend kreischender pubertierender Jugendlicher zur Rechten und könnte heulen­­: Was für ein Urlaub!
M. hatte mich vor ein paar Tagen angerufen und mir total begeistert von der neusten Wyatt– CD erzählt, For the Ghosts Within sollte sie heißen, er habe sie schon.

 

 

Neid befiel mich, Neid ist gar kein Ausdruck. Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, bot M. an, mir ein Exemplar For the Ghosts Within an den Atlantik zu schicken. Ich war sprachlos, das war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich erinnerte mich, dass M. schon einmal eine derartige freundschaftliche Glanzleistung vollbracht hatte. Damals war es die neueste Gabarek-CD Rites, die mir M. an den Atlantik schickte und damals war es auch kein Briefkasten eines Appartementhauses, in dem die CD verschwinden konnte, sondern offene Postfächer einer Campingplatz-Rezeption.
Am nächsten Tag dann: meine besten Englischkenntnisse hervorkramend, wähle ich in einer grauenhaft versifften Telefonzelle erneut die Nummer von Inter-Holidays – und erreiche jemanden. Wie man mir denn helfen könne, fragt eine Stimme, deren Besitzerin ich niemals auch nur einen Jogurt abkaufen würde, ich lege so richtig los, von wegen Schlamperei und fehlender Briefkastenschlüssel, so ginge das ja nicht und das bei drei Sternen und überhaupt, die Klimaanlage auf dem Klo funktioniere nicht, eine Halterung für die Klopapierrolle fehle und dann das Besteck, wenn man das Croissant aufschneide, verbiege sich schon das Messer, auch der Fernseher sei ja wohl das letzte, da hätte mein Nachbar neulich einen weggeschmissen, der war ja blitzneu im Vergleich zu dem flimmernden Steinzeitgerät in der Wohnung; auch fehle es an einer Knoblauchpresse, ob sie sich das denn vorstellen könnte, eine französische Ferienwohnung ohne diese Pflichtteil. Was? Ich hätte sie oder ihren Chef fragen sollen, an wen von beiden meine Post verschickt werden solle? Jetzt gerate ich erst recht in Rage. Die spinnt wohl. Doch, bellt sie, die Post käme nie an die Ferienanschrift, sondern stets an die Inter-Holiday-Niederlasssungsaddresse. Wo käme man denn da hin, die Besitzer der Wohnungen kämen schließlich aus allen Staaten Europas, wenn man von denen auch noch verlangen würde, dass sie ihre Briefkastenschlüssel den verehrten Mietern ihrer geliebten Ferienwohnung…also wirklich, unzumutbar, keine Chance. Wie hatte ich nur annehmen können bei dieser bestens geschulten Inter-Holiday-Vorzeige-Dame irgendwie etwas erreichen zu können. Hatte sie sich doch bereits in den ersten Minuten, als ich den Schlüssel für diese saubere Inter-Holiday-Wohnung abholen wollte, als ziemlich, sagen wir mal, unwissend erwiesen. Aber sie verspricht immerhin, den Besitzer der Wohnung ausfindig zu machen, sie könne aber für nichts garantieren, wenn sie ihn erreiche, könne ich sicherlich innerhalb von 10 Tagen den Schlüssel in der Niederlassung abholen. Also, das geht ja gar nicht, denke ich, einmal dauert unser Urlaub in dieser feinen Wohnung gerade einmal vierzehn Tage, zum anderen, nein, also wirklich, zehn Tage am Briefkasten mit `Robert Wyatt drinnen´ vorbeigehen zu müssen, das wäre die Höchststrafe!
Und trotzdem, zunächst heißt es: Es hilft nichts, Robert Wyatt bleibt mit seiner neusten Platte – die letzte Veröffentlichung von ihm liegt fünf Jahre zurück – in den Briefkastentiefen liegen. Ich könnte es sprengen, dieses Scheißding. Aber dann wäre wahrscheinlich auch die Robert-Wyatt-CD hin.

 

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Lecture: Brian Eno (New York, 2013)

 

The most surprising sentence of the man who was once playing an „anti-jazz ray gun“: „I’m a Glenn Miller fan.“ We know about his love for Miles Davis‘ „In A Silent Way“ and some stuff of early Weather Report, but the King of Swing comes as a surprise! :) A great moment, too, is when Eno is speaking about about Picasso in Paris in 1908 when he was visited by a Russian prince. And then it’s pure fun to listen to Eno speaking about Fellini soundtracks as a great example of delivering a second version of a film story. And, be sure, and I say this with a slight relief looking back at my Parisian „restaurant trip“, another great story is about a brilliant Italian ristorante in London that fairly demonstrates (as analogy) that music can be cooked to death if you are not able to deal with certain amounts of madness and creative chaos.

 

 
 

Vor  ewiger Zeit war ich in dieser Strasse (im Quartier Latin, nahe der Sorbonne) die sich seit Jahrzehnten nicht verändert hat (diese Gasse ist vollkommen trubelfrei), und sah Werner Herzogs „Fata Morgana“: ich erinnere mich an lange Kamerafahrten über verwaistes Wüstenland, einzelne Autoteile ragten aus dem Boden, und mir kommt es heute so vor, als wäre im Film auch Leonard Cohen zu hören gewesen. Aber womöglich verwechsle ich das mit Robert Altmans Schwarz-Weiss-Film „McCabe and Mrs. Miller“, in dem der Barde auf jeden Fall die Erzählung des herrlich handlungsarmen Westerns begleitete. Manchmal überlagern sich Erinnerungen an Filme, die man vor langer Zeit sah. Ich wünsche mir, dass ich mich wieder auf das langsame Tempo der alten Filme einschwingen kann, und werde mir den Streifen mit Walter Matthau anschauen (drittes Plakat von links), der in Deutschland, wenn ich mich nicht täusche, unter dem Titel „Der grosse Bluff“ lief, und so tief im Sitz des Kinos versinken wie nur möglich.

 
 

2013 18 Juli

Nahe des Jardin du Luxembourg

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In dem Restaurant nahe des Jardin du Luxembourg (25, rue Servandoni) fand ich mich am frühen Mittag ein, um noch einen der begehrten Tische zu ergattern. Das Interieur lässt ans Paris der 50er Jahre denken, und die gleichermassen herbe, in die Jahre gekommene, unnachgiebige Schönheit der Besitzerin (die den Laden zusammen mit ihrem Mann, einem Meisterkoch, führt) wirkt ebenfalls wie ein Artefakt einer alten Zeit: leicht kann man sich vorstellen, sie hätte einst, als junges, hübsches Girl, Julio Cortazar eine krosse Entenbrust serviert, oder George Simeneon bei der Durchsicht eines neuen Maigret-Skripts einen Espresso zur Seite gestellt. Hier bekam ich als „entree“ ein fantastisches Gazpacho, das alles in den Schatten stellte, was ich mir bisher unter einer erfrischenden Gemüsesuppe (mit ungekochtem Gemüse) vorstellte. Und dann kam der Hauptgang: zuvor hatte ich mit meinem alten Schulfranzösisch identifiziert, dass es sich um Kalbsfleisch handelt, mit Pfifferlingen, in Madeira geschmort oder flambiert. Und, als ich es mir munden liess, wusste ich sofort: nur ein unangefochtener Meister kulinarischer Genüsse bringt eine solch abgerundete Komposition zustande, das Fleisch war „au point“, auf den Punkt gebraten, das Drama aber war, schlicht und ergreifend, ich mag keine Kalbsniere, und teile nicht die Lust der Franzosen an Innereien. Dessen ungeachtet, kann ich Ihnen „La Cuisine du Philippe“ nur wärmstens empfehlen.

2013 17 Juli

Balcony

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In a Spike Milligan story about (if I remember correctly) a short break in Paris, the narrator, describes waking up in his 3rd floor hotel bedroom, opening the doors and stepping out onto the balcony, and then (as he writes) … „I remembered – I didn’t have one!“ Well something similar happened to me today. I excitedly drove to the post office to pick up a package from Kudos Records, from whom I’d ordered the Purity Supreme ep „Always Already“ – Purity Supreme being a collaboration between Leslie Winer and Christophe Van Huffel. I slit it open with an eager finger (that I had to hand (so to speak)) and remembered that wonderful feeling I had years ago whenever I bought a new record – that wonderful, but slightly unfamiliar feeling … unfamiliar because it’s years since I’ve been in the habit of buying records – the reason being: I don’t have a record player! (something I should have remembered when reading Michael’s recent Blog post about his turntable!)
 

2013 17 Juli

Ein schöner Ort, Robert Wyatt zu interviewen

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„Le Chat qui Pêche,
Rue de la Huchette.
Paris at night,
and the strains of a ghost saxophone.“ (Robert Wyatt, Old Europe)

 


(zum Vergrößern jeweils auf die Fotos klicken)
 

2013 17 Juli

Vierte Auslese (2013)

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1) Marsen Jules Trio: Presence Acousmatique ***** (Kühle Sinnlichkeit, kaum fassbare Schönheit; der unerforschte Raum zwischen Harold Budd, Morton Feldman und anderen Reduktionsmeistern) 2) Seaworthy and Taylor Deupree: Wood, Winter, Hollow ***** (So die Welt zu hören, macht Lust aufs Fremde im Vertrauten, die Rückkehr des Hydrophons, und andere Winterträume) 3) Teho Teardo & Blixa Bageld: Still Smiling **** (Dunkler Spott, unedle Elegie, schwarze Eleganz) 4) National Jazz Trio of Scotland: Standards, Vol. 2 **** (VÖ: 6. September. Wundersame Miniaturen, kein Jazz, kein Trio, keine Standards, sweet nothings made by Bill Wells) 5) Wardruna: Yggdrasil **** (Archaische Runenforschung mit nordischem Stimmentheater, der Sprache des Schnees, und Trance-Drummng) 6) Chris Watson: In St. Cuthbert’s Time **** (Naturschauspiele auf einer Insel nahe Northumberland) 7) Hailu Mergia: Hailu Mergia and His Classical Instrument **** (Ein Äthiopier träumt in den USA und ganz allein von alten Zeiten) 8) Roscoe Mitchell: Duets with Tyshan Sorey **** (grossartige Improvisationskunst ohne eine verschenkte Note) 9) The Last Hurrah!: The Beauty of Fake **** (Die West Coast-Enthusiasten aus Norwegen treffen auf die chinesische Zither und andere Exotica) 10) Motorpsycho: Still Life With Eggplant **** (Eine sympathische Zeireise in die hohe Zeit des britishen Prock Rock mit jeder Menge Frischluft) 11) Geir Jenssen: Stromboli *** 1/2 (Von der heimischen Eisscholle ins Reich der Vulkane, jede Tonaufzeichnung auf eigene Gefahr!) 12) The Duckworth Lewis Method: Sticky Wiggets *** 1/2 (Statt grosser Dramen feiner englischer Pop zum weiten Feld des Cricket-Sports, mit dabei Mr. Neil Hannon)

2013 16 Juli

Bistrot la Renaissance

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Nie käme ich auf die Idee, ein Bistrot aufzusuchen, nur weil darin irgendwelche Berühmtheiten Strohhalme geknickt oder einen Cafe Gourmand vertilgt haben. Und so erfuhr ich erst vor Ort, in diesem uralten, 1903 erricheteten Ort der Geselligkeit, an den Ausläufern von Montmartre, in der Rue Championnet, dass Quentin Tarrantino hier war. Zu spät, denn sein Verweilen hat Folgen hinterlassen. Seitdem er hier eine Szene gedreht hat für „Inglorious Bastards“, ist es unmöglich ein Entrecote medium zu erhalten. Mann kann der freundlichen Bedienung noch so bestimmt den gewünschten Garungsgrad des Steaks ins Ohr flüstern, man erhält es auf jeden Fall so blutig, dass Teile des Rinderbluts über den Tellerrand treten. Aber, abgesehen von diesem „running gag“, pflegt man hier beste rustikale Landküche, die Bratwürste sind fein gewürzt, der Rotwein ist gut gekühlt, und das Lächeln der Servierkräfte von ansteckender Herzlichkeit.

2013 16 Juli

Tarte normande

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Die Wegzehrung am Nachmittag hiess „Tarte normande“. Über einen kompakten, aber dünnen Blätterteigboden, reihen sich fein geschnittene Apfelscheiben. Ein süsses Nichts von hohen Gnaden. Die Patisserie befindet sich nahe der Metrostation Jules Joffrin. 32 Grad im Schatten. (s. Kurzfilm).


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