In dem Restaurant nahe des Jardin du Luxembourg (25, rue Servandoni) fand ich mich am frühen Mittag ein, um noch einen der begehrten Tische zu ergattern. Das Interieur lässt ans Paris der 50er Jahre denken, und die gleichermassen herbe, in die Jahre gekommene, unnachgiebige Schönheit der Besitzerin (die den Laden zusammen mit ihrem Mann, einem Meisterkoch, führt) wirkt ebenfalls wie ein Artefakt einer alten Zeit: leicht kann man sich vorstellen, sie hätte einst, als junges, hübsches Girl, Julio Cortazar eine krosse Entenbrust serviert, oder George Simeneon bei der Durchsicht eines neuen Maigret-Skripts einen Espresso zur Seite gestellt. Hier bekam ich als „entree“ ein fantastisches Gazpacho, das alles in den Schatten stellte, was ich mir bisher unter einer erfrischenden Gemüsesuppe (mit ungekochtem Gemüse) vorstellte. Und dann kam der Hauptgang: zuvor hatte ich mit meinem alten Schulfranzösisch identifiziert, dass es sich um Kalbsfleisch handelt, mit Pfifferlingen, in Madeira geschmort oder flambiert. Und, als ich es mir munden liess, wusste ich sofort: nur ein unangefochtener Meister kulinarischer Genüsse bringt eine solch abgerundete Komposition zustande, das Fleisch war „au point“, auf den Punkt gebraten, das Drama aber war, schlicht und ergreifend, ich mag keine Kalbsniere, und teile nicht die Lust der Franzosen an Innereien. Dessen ungeachtet, kann ich Ihnen „La Cuisine du Philippe“ nur wärmstens empfehlen.
2013 18 Juli
Nahe des Jardin du Luxembourg
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off