Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Oktober 2012

Looking back. Big Problem. Got the Eno promo copy weeks before its release. At this time i could not listen to it without starting to sleep, maximum 25 minutes of listening time. The problem was I was on drugs. Legal drugs. Downers. You cannot hold your attention high when Bromodiazepam is floating through your body. i took these drugs not because I was in a state of panic, agoraphobic, grieving. No, I was suffering from queasiness. And some, not so nice, related symptoms. Everyday. Over weeks. Pure horror. It was psychosomatic. These drugs were a gift from heaven. I knew they can produce addiction. So I had to be careful with heaven’s nice offer. The symptoms vanished immediately. I was cured within 9 days. But I had to pay another price. I could not enjoy Brian’s new album, I was definitely not in the right mood. Looking forward: Now we have November, and I am feeling fine. i listened to LUX for the first time with clear senses, and it is beautiful. I played it on air, and two night workers came into my studio asking: what a wonderful music! They were so right.

Meine kleinen pathetischen Anwandlungen als Teenager wurden befeuert von der Sonne, die, den Walker Brothers zufolge, nie mehr scheinen würde. Später hatte ich Respekt vor Walkers vier Soloalben 1,2,3 und 4, die von Jacques Brel beeinflusst waren und schon an einem eigenen Surrealismus werkelten. Aber es blieb vorerst eine Zuneigung aus der Halbdistanz. „Climate of Hunter“ war sein erstes Meisterwerk, die Musik wurde erratischer, intensiver, befreite sich aus den Vorgaben des französischen Chansons. Die Abstände zwischen seinen Soloalben wurden immer länger, „Tilt“ und „The Drift“ wurden meisterhafte Songzyklen, die Althippies genauso ratlos zurückliessen wie neunmalschlaue Schreiberlinge à la Bruckmaier und Wilander. Letzterer übersetzte einen Song, um das Absurde des Unternehmens vorzuführen, fühlte sich dabei wahrscheinlich unheimlich cool und verlieh dem Album fünf Galgen. Der andere verweigerte jede inhaltliche Auseinandersetzung und unterstellte Walker, dass er wohl irgendwann mal beschloss, sich um die Menschen ringsum zu erheben, und sich für etwas Besseres hielt. Belegbare Quellen? Fehlanzeige! Es ist interessant, dass die Gegenkultur einst angetreten war, Horizonte zu erweitern, Grenzen einzureissen, Hörgewohnheiten zu erweitern. Da, wo das dann wirklich passierte, bei Buckleys „Starsailor“, Enos „Discreet Music“, Talk Talks „Laughing Stock“ etc. etc., wurden Ratlosigkeit und Häme erst mal gross geschrieben. Um es klar zu sagen: auch die neue Musik von Scott Walker wird viele Menschen verstören und in die Flucht treiben, aber man sollte ihr wenigstens mit Respekt begegnen und nicht mit dümmlicher Arroganz. Und einige werden spüren, dass es Musik auf dieser Welt gibt, die sich einen Scheiss um Coolness kümmert und tiefste Schichten aufbrechen kann.

2012 24 Okt.

Sherlock im Home-Studio

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„Gehörbildung ist eine äußerst zähe Angelegenheit. Erfolge sind nur schwer messbar. Die Entwicklung des Gehörs verläuft in kleinsten Etappen, die für uns selbst kaum wahrnehmbar sind. Erst der Vergleich über mehrere Monate oder Jahre zeigt, dass man Fortschritte gemacht hat. Ohne genau zu wissen wie, wann oder warum dieser Prozess stattgefunden hat, realisiert man plötzlich: “Ist das einfach! Wieso hatte ich damit früher solche Probleme?!“ (F. Sikora, Die Neue Jazzharmonielehre)

Man kann sich von Musik bezaubern lassen, ohne das man weiss, was dort gespielt wird oder musiktheoretisch vor sich geht. Das ist OK, denn Musik sucht ja seine Hörer wie der Brief den Adressaten. Spielt man ein Instrument, versucht man, etwas nachzuspielen. Bei vielem hiess es dann immer: Ist zu schwer! Man hielt bewundernd Andacht. Technische Mittel mochten nicht gereicht haben. Es könnte aber auch eine seltsame Blockade gewesen sein, von der Art, wie man meinte, man könne nicht kochen, weil einem Oma, Mutter oder Onkel einmal sagten: „Du kannst nicht kochen!“ Nur das man hier sich selbst einflüsterte: „Sowas kannst du nie und nimmer spielen!“ Falsche Ehrfurcht, gekoppelt mit einer romantischen Wahrnehmung – dem Hang, zu verklären, dort wo Aufklärung, Aufmerksamkeit und nüchterne Analyse hilfreich gewesen wären. Nun aber, neuzeitlich, frühherbstlich und an Erfahrung gereift hört man beispielsweise ein Stück von Steely Dan, Donald Fagen – oder von Mister Mehldau gar – und man gibt Obacht: Hey, was geht da vor sich! Was wird gespielt im Bass, am Keyboard? Welche Figur genau singt der Gesang …

 
 

v  i  d  e  o

 
 
„NUMB  builds into a glugging, broken-machine chug, caffeinated industrial drones stewing beneath the cycles of Skidmore’s hushed, serpentine cries draped around the track like an attic full of spacious cobwebs.“ (Matt Ryan) | „When Stott’s machine bass pulse enters just under halfway through, we realize we’re in for a world of serious contrasts: NUMB  is delicate and gorgeous but has an undercurrent of menace, and the tension between these qualities is the record’s essence“ (Mark Richardson)

2012 23 Okt.

Well said, pretty much amazing! (The xx: Coexist)

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„Three years later The xx are still introverts and they still make striking music. Their new album, Coexist, finds the trio refining their sound – slowly peeling away layers until the heart of the song is exposed. The minimalism that showed up intermittently on their debut is one of the defining aspects of Coexist. Most songs feel skeletal, with nothing more than guitar, bass, and restrained percussion. Of course, this instrumental sparseness leaves space for the voices of Madley Croft and Sim to sprawl out in the way they were meant to be heard. Their lyrical interplay is the core of the band’s emotional energy and thus by magnifying their words Coexist is made all the more heartbreaking. Ultimately, it is an album less about variety than it is about depth. Each track is sonically cavernous and multiple listens in a quiet dark room are required for full effect. If you’ve never listened to music that way The xx may not be your style. But for those that do, listening to Coexist will prove to be a haunting and captivating experience.“

 
 

 
 

Jeff Lynne verhalf dem Kitsch im Pop zu einsamen Höhen. Sein Electric Light Orchestra taugt bis heute, um alles Wichtige zu erfahren über falsches Pathos, Überproduktion und sinnfreies Schwelgen. Pop als vakuumverpackte Reinlichkeit. Mit den Traveling Wilburys ging es dann mit viel weniger Zuckerrand zur Sache. Aber Lynne hatte es sich eingerichtet in seinem schaurigen Wohlklanglabor, schlicht ignorierend, dass die allerfeinste Melodie den Bach runter geht, wenn zuviel Kirmes und Zuckerwatte im Spiel ist. Seine Harmonien im Fahrwasser der Beatles waren und blieben erfolgsverwöhnter, jedoch hochtrabender Abklatsch, gern ausgesucht von zweitklassigen Regisseuren zur Fütterung der Emotionen in zweitklassigen Filmen. Nun aber hat sich Jeff Lynne erinnert an alte Lieder aus dem Radio, die er in den 50er Jahren und in den frühen 60ern hörte, bevor die Welt farbig wurde. „Running Scared“ ist dabei, von Roy Orbison, „Smile“ von Charles Chaplin. Und er hat diese Songs,  die leicht ins Ohr gehen, neu vertont, auf seinem Album „Long Wave“, dabei den ELO-Faktor auf ein Minimum reduziert: Lieder in Schwarzweiss mit feinsten Abstufungen in Grau. Ja, alles Fett ist aus diesen Darbietungen, die im Schnitt gerade mal gut zwei Minuten dauern, gewichen. Solch eine Spielart der Sentimentalitat ist eine freudvolle Angelegenheit, schauen Sie nur auf das Cover: alle Farbe ist auch hier aus dem Bild verschwunden,wie aufgesogen vom Nebel: als hätte man eine Geisterstadt des Wilden Westens ins Londoner Eastend transportiert. Vielleicht kommt gleich noch, bevor das letzte Lied verklingt, der Beatles-Bus der „Magical Mystery Tour“ vorbei, sammelt den vor der Tür lungendern Jeff Lynne ein, und verschwindet hinter der Kurve auf Nimmerwiedersehen. Das Ende einer Ära.

2012 22 Okt.

Na, das wird was werden heute Nacht!

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Ich bin so müde, dass mir das Rotlicht des Mikrofons hoffentlich einen kleinen Adrenalinschub besorgt. Die Musik als solche ist natürlich eine grosse Freude, und wird mich zusätzlich wachmachen. Es beginnt ja fast ganz harmlos, mit dem Benedikt Jahnel-Trio. Das Highlight seiner Platte, ein 13-Minuten-Stück, hätte den Rahmen gesprengt, und die Zeitreisen dieser Stunde drastisch verkürzt. ich fürchte nur, ich rede zuviel, und das könnte dem allerfeinsten Bobo Stenson Trio wichtige Zeit rauben. Auf der Autobahn hörte ich erstmals die neue CD der jungen englischen Band „The XX“, die mit „Coexist“ einen unheimlich fein gearbeiteten Liebesreigen geschaffen haben: kein überflüssiger Ton, keine Spur von Kitsch, selten so viele Zwischentöne auf einem Songalbum dieses Jahres gehört. Mag sie gar nicht vergleichen. Auf keinen Fall werde ich „Coexist“ auf der Rückfahrt hören – ich müsste sonst in Remscheid auf den Parkplatz fahren und bis zum Morgengrauen durchschlafen, durchträumen.

 
Die volle Dosis MAGICAL MYSTERY TOUR gibt es Sonntagabend auf ARTE, vor meiner Sendung. Achten Sie auf den grandiosen Ivor Cutler, John Lennon beim Spaghettischaufeln, und den Hypersong „I’m a Walrus“. Und Ringos fettleibige Tante ist auch nicht von schlechten Eltern.

Die nächste Ausgabe der Klanghorizonte hat sich fast von allein aufgestellt. Dreimal Pianojazz der feinsinnigen und expressiven Art: der „Zen-Funk“ von Nik Bärtsch steht im Mittelpunkt der Stunde (am 22. Oktober), seine Module reissen heftig an der Kette; am Anfang und Ende gibt es die neuen Aufnahmen der Klaviertrios von Benedikt Jahnel und Bobo Stenson zu hören (letzterer hat sich unter anderem das alte Lied „Ermutigung“ von Wolf Biermann vorgenommen).

Bleibt noch genug Raum für das neue Album von Donald Fagen, und für zwei Beatles-Songs, anlässlich der sehr schön aufbereiteten Neuausgabe ihres skurrilen Films „Magical Mystery Tour“. Die Fab Four und Donald Fagen betreiben zwei Arten des satirischen Umgangs mit der Liebe und anderen wankelmütigen Realitäten, irgendwo zwischen stoischem Sarkasmus a la Steely Dan und Absurdem Theater (die psychedelische Phase der Beatles feiert fröhliche Urständ).

Und dann gibt es noch nicht mehr und nicht weniger als Musik aus der besten CD, die der norwegische Gitarrist Eivind Aarset je aufgenommen hat, mit tatkräftiger Unterstützung von Jan Bang und Erik Honore, eine Art Ambient-Kammermusik mit Klangspuren von Michael Brook und Peter Green. Wie die verschiedenen Musikwelten dieser 55 Minuten zusammenpassen, mag sich der eine oder andere fragen. Das lässt sich am leichtesten beantworten mit dem Titel des Eivind Aarset-Albums: „Dream Logic“. Ach, und John Cage spielt auch eine kleine Rolle in dieser Nachtstunde. Und Alfred Hitchcock. Und David Lynch. Und ein altes Dampfradio im England der Fünfziger Jahre.

2012 20 Okt.

Nik Bärtsch´s Ronin – Live

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Wozu solche Musik gut sei, fragte mal einer hinsichtlich dessen, was oft als „Zen-Funk“ tituliert wird und seinen Ursprung hat im Land, wo Präzisionsmechanik Grundlage ist für richtiges Timing: in der Schweiz.

„Ein gutes Kunstwerk will nichts!“ wäre eine Antwort auf obige Frage. Musik wie diese behutsam ausgesuchte Zusammenstellung von Live-Mitschnitten der Gruppe Ronin um den Pianisten und Komponisten Nik Bärtsch lebt und atmet aus sich selbst heraus.

Der Covertext des Bandleaders besagt, Ronin habe sich immer, von Beginn an als eine Live-Band verstanden, auch wenn die ausgeklügelten Studioalben mit ihren als Module bezeichneten Songs etwas anderes vermuten liessen. Beim Genuß dieses vitalen Albums gerät man zunehmend in einen Sog – man möchte diese Musik immer wieder hören, denn sie wirkt als ein Appetizer, der angenehm unangestrengt daherkommt.

Auch als eine ECM-Produktion ist dies auf wohltuende Weise völlig melancholiefreie Musik – in der dafür die Zen-Funken nur so sprühen. Yin und Yang heisst hier: das Gefühlvolle trifft zuweilen auf recht rabiate Krach- und Kraftexplosionen – alles bleibt aber im Rahmen einer disziplinierten und konzentrierten Vorgehensweise. Ronin sind tüftelnde Teamworker und der Reiz ihrer Stücke besteht im Zusammenspiel vielfältiger perkussiver Elemente.

2012 18 Okt.

In Practice: David Byrne And St. Vincent

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Peek behind the curtain …
 
…  at the final rehearsal before David Byrne (of Talking Heads) and Annie Clark (of St. Vincent) took their collaborative album, Love This Giant, out on the road — complete with eccentric choreographed dance moves and an eight-piece horn section. (npr)
 


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