Manafonistas

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Archives: Exsurrealisten

dass dort wenig zu finden ist, wo das grosse Geschwätz sich ballt – der gute Geschmack war schon immer ein Feind spannender Künste und Wissenschaften. Umso erfreulicher, wenn am äussersten Rande der Wahrnehmung seltsame Organismen auftauchen, die unser Herz höher schlagen lassen, jenseits aller ausgeweideten Themen (Liebe, Tod, midlife-crisis, Postmoderne). Also ein Hoch nun auf Band VI der „Erinnerungen eines Insektenforschers“. Vor 100 Jahren verstarb der außerordentliche Naturforscher und Literat Jean-Henri Fabre. Seine Aufzeichnungen sind reizvoller denn je. Dieser sechste Band enthält u.a. Episoden über den Mondhornkäfer, den Mistkäfer, das Heupferd, den Schmetterling, und bringt uns Lebewesen nahe, von deren Existenz wir schon nicht mehr wussten. Und wie schrieb mir eine Leserin nach der Lektüre: „Vergessen Sie den Distelfink!“

 
 
 

 

2015 13 Apr

OM (by Frank Nikol)

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exsurrealist.blogspot.de
 

Manchmal geschehen komische Dinge: Versprecher, Sinnestäuschungen, Einbildungen, aus denen sich ein ein neuer Zusammenhang entwickelt, der viel mehr über die Wirklichkeit aussagt. Wie einst bei Max Ernst, der sich selbst sah als ein Zauberer kaum spürbarer Verrückungen. Es sind die kleinen Fehler, weniger das Perfekte und Überbelichtete, die dem Leben Poesie beimischen – nicht nur damals zu der Zeit, als wir noch Surrealisten waren. Gerade lese ich im Onlinespiegel (Spiegel, Spiegel auf dem Desktop …): „Ich bin die dauerhafte Bundeskanzlerin der Deutschen. Das schliesst alle, die hier leben, mit ein …“ Halt! Nochmal genauer hingeschaut: „Ich bin die Bundeskanzlerin aller Deutschen. Das schließt alle, die hier dauerhaft leben, mit ein, egal welchen Ursprungs und welcher Herkunft sie sind“, sagte Merkel. Gut gesprochen, Frau Kanzlerin! Und mit Geduld, Spucke und der Lücke, die der Teufel lässt – wirds auch noch was mit der Unsterblichkeit.

2014 24 Aug

Les Baxter’s Honeymoon (by Frank Nikol)

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Ja als die Surrealisten doch Recht hatten, ging es zumindest in der Sprache noch phantasievoll zu. In einem sehr ordentlich sortierten Musikladen in Montpellier fand ich eine CD mit Aufnahmen von 6 surrealistischen Künstlern, die ich mir sofort kaufte. Gedichte von Poeten, Malern, Schriftstellern, Bildhauern, einfach alle Künste versammelt und gesungen von Bernard Ascal, der wiederum auch Maler, Musiker: Komponist und Sänger ist, sind darauf zu finden.

 

Michel Leiris
Joyce Mansour
Benjamin Peret
Raymond Queneau
Philippe Soupault

 

Auch von Jean Arp, ja unserem Hans Arp, von dem ich hier ein Dada Sommergedicht einstelle, das alle Schwerkraft vergessen lässt.

 

ICH BIN EIN PFERD

 

ich fahre in einem Zug / der überfüllt ist  /in meinem Abteil / ist jeder Platz von einer Frau besetzt / der ein Mann auf dem Schoss sitzt / die Luft ist unerträglich tropisch ./ alle Reisenden / haben einen riesigen Hunger  /und essen unaufhörlich / plötzlich fangen die Männer / zu wimmern an / und verlangen nach der Mutterbrust.  / sie knüpfen den Frauen die Kleider auf / und saugen nach Herzenslust frische Milch. / nur ich sauge nicht / und werde nicht gesäugt. / es sitzt mir niemand auf dem Schoss / und ich sitze niemandem auf dem Schoss / denn ich bin ein Pferd. / ich sitze aufrecht und gross / mit meinen Hinterbeinen auf der Eisenbahnbank /und stütze mich bequem / mit den Vorderbeinen auf. / ich wiehere laut hii hii. / an meiner Brust funkeln / die Sex Knöpfe des Sexappeals / schön aufgereiht / wie die funkelnden Knöpfe einer Uniform / o Sommerszeit. / o weite weite Welt

2014 16 Mai

„The Perfect Couple“ (by Frank Nikol)

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2014 12 Mrz

Im Krautrockhimmel

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„Einmal, als ich mit Alice, lang ist es her, in einer dieser Städte war, Wuppertal oder so, legte ich diese Platte auf, die ich in einer Tüte mit mir schleppte, und sie sagte, diese Zahnpasta würde sie gerne mal benutzen. „Rastakraut Pasta“. Obwohl die Welt schon Jahre zuvor in lauter Farben explodiert war, schienen wir uns durch einen Schwarzweissfilm zu bewegen, als wären die idealen Wochen angebrochen zum Aufbewahren der flüchtigsten Momente.“

 
Hallo Michael,

 

nur eine kurze Rückmeldung zu der jüngsten Ausgabe der Klanghorizonte, die für mich auch eine Wiederbegegnung war mit Entdeckungen, die ich in früheren Sendungen von Dir gemacht hab.

„Luxa“ z.B. ist schon seit längerem meine Lieblingsplatte von Harold Budd gewesen. Sehr interessant war von Budds Arbeitsmethoden zu hören (solche Regeln klingen immer vertrauenswürdiger als z.B. Kategorien wie „Inspiration“). Wahrscheinlich hab ich „Luxa“ auch bei Dir zum ersten Mal gehört.

Genauso wie Arthur Russell, dessen „Worlds of Echo“ ich in letzter Zeit wieder gehört hab. Mir gefällt sehr diese etwas spröde und sparsame Kombination von Cello, Gesang und electronics. Jetzt im ersten Stück außerdem Percussion und Bläser zu hören, daran muß ich mich erst mal gewöhnen …

Auch das Stück, das Du von Marsen Jules (eine weitere Klanghorizonte Entdeckung für mich) gespielt hast, war überraschend, nachdem ich auf seiner website eine Vorabveröffentlichung gehört hatte, die mehr auf der melodischen Linie dessen liegt, die ich schon kenne.

Völlig unbekannt war mir die Musik von Simon James Philips, die meiner Vorliebe für minimalistische Klänge sehr entgegen kommt und das besonders, weil sie Pausen lässt (im Gegensatz zu vielem „Zugekleisterten“ bei Phillip Glass etwa). Ich stell mir vor, so ähnlich hätte minimal music von Cage klingen können (na ja, etwas übertrieben, gebe ich zu).

Das Wiederhören von Lieblingsmusik und gleichzeitig die Neugier auf Unbekanntes, dieses Wechselspiel bestimmt naheliegenderweise nicht nur bei mir vieles, was sich um die Leidenschaft für Musik dreht. Beim Hören der Klanghorizonte haben sich dabei über die Jahre so etwas wie Jahresringe von Hörerlebnissen gebildet, die bei jeder neuen Ausgabe sachte mitschwingen und sich dann mit Neuem anreichern und auch umgekehrt.

Ich freu mich also schon, wie immer, auf die nächste Ausgabe.

 

Liebe Grüße, Frank (Nikol, Anm. d. Manafonistas)

 

 

 
 

Frank Nikol müsste eigentlich ein alter Bekannter sein, aber er ist mir nie begegnet. Dabei hört er die „Klanghorizonte“ seit 20 Jahren (kann das sein?) und hat dabei musikalische Favoriten wie The Necks und Federico Mompou entdeckt. Ich habe Frank vor wenigen Tagen entdeckt, und war gleich hin und weg von den „Ein-Bild-Geschichten“ seines Blogs. Diesen Ex-Surrealisten haben wir nun in unserem Blogroll aufgenommen, jeder landet mit einem Klick in Franks Welt. Ein Doppel-Klick, und das perfekte Liebespaar erstrahlt in vollem Cinemascope! Die Zeichnungen für sein Projekt „Als wir noch Surrealisten waren“ haben gewiss viel mit seiner medialen Sozialisation zu tun. O-Ton Nikol: „Der Einfluss von unzähligen Filmen, von Literatur, Theorie, Geschichte und Popkultur trifft auf die Lust an der Zweckentfremdung, d.h. die Lust daran, die Dinge neu zu erzählen, oder genauer: anders. Die Zeichnungen entstehen nach den Vorlagen alter Filmstills. Verbunden mit neuen, assoziativ entstandenen Texten werden sie zu Ein-Bild-Geschichten, die, mal mit, mal ohne Pointe, vielleicht auch davon erzählen, daß alles auch ganz anders (gewesen) sein könnte.“ Solch ein freies Spiel der Möglichkeiten haben die Surrealisten ja einst eröffnet, und dabei allerlei herrliche Konfusionen gestiftet. Und wer da nicht „Skandal, Skandal!“ rief, der konnte aus der Routine eingefahrener Gewohnheiten ausbrechen – voller Lust aufs Unbekannte, wo immer auch hin!


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