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Archives: Exsurrealist

Fährt man auf der Autobahn, kann man entspannt das Radio einschalten und vielleicht den alten Beatles-Song hören: „We all live in a yellow submarine“. Man kann dann auch eine Kassette der sogenannten Autobahnuniversität einlegen, in der originale Universitätsvorlesungen eingespielt sind und kann etwas über Niklas Luhmanns Systemtheorie hören. Wenn man beides kombiniert, hat man den optimalen Einstieg. In einem U-Boot findet nämlich die Realitätsortung durch Echolot und Funkpeilung statt. Wale, Eisberge und Luxusdampfer kommen nur in der Form von Frequenzen auf dem Schirm vor, obwohl sie tatsächlich da draußen vorhanden sind. Auch die neurochemischen Signale unseres Hirns machen nur Klick, Klick, Klick und erzeugen so die ganze bunte Welt einschließlich Niklas Luhmann und seine Systemtheorie. Diese Überlegungen kennzeichnen die Erkenntnistheorie des Konstruktivismus, die grundlegend ist für das Verständnis der Systemtheorie. Vorläufer waren der an den Universitäten der 20er Jahre herrschende Neukantianismus, die Vaihinger-Rezeption um die Jahrhundertwende und natürlich Nietzsche und dann Kant, und sie reicht ganz weit zurück bis in Platos Höhle.“

 

 

 

 

Man sieht es Samson und Delilah nicht auf den ersten Blick an, aber sie sind erschöpft. Sie tragen nicht an der Bürde ihrer geschichtsträchtigen Namen, sie hatten ganz anderen Stress hinter sich. Das heisst, hier greift die Fürsorgepflicht. Nun bin ich zwar mal als Hundeflüsterer aktiv gewesen, aber nur bei meinem eigenen Hund. Und das ist schon eine Weile her. In diesem doppelten Fall blieb  mir nichts anderes übrig, als mit Engelszungen auf die Besitzer einzureden, die ich von manch fröhlichem Gelage, Weisskohleintopf, und geisteswissenschaftlichen Disputen her gut kenne.

Aber Habermas, Luhmann, Bateson, Sartre, Schopenhauer und die ganze Rasselbande rücken erstmal in weite Ferne, wenn es um unsere treuen Begleiter geht, die sich am Rande des Nervenzusammenbruchs bewegen, ähnlich wie die schönen Frauen in Pedro Almodóvars Film. Wie gesagt, man sieht es ihnen nicht an, sie versuchen Haltung zu bewahren, und schweigen lieber als zu bellen, geben auch ihren Menschenfreunden gutgemeinte Ratschläge, aber sie sind einfach zu selbstlos, um in den Spiegel zu schauen, und sich einen Burnout ersten Ranges zu bescheinigen.

Dann nämlich könnten professionelle Hundeheiler und Tierärzte, die ihr Handwerk verstehen, ganze Arbeit leisten. Nun bin ich vorgestern bei Samson und Delilah vorstellig geworden, habe mich in einen sprechenden Golden Retriever verwandelt, und ihnen, in bester Walt Disney-Manier, ein paar ernsthafte Worte zugeflüstert: „Freunde des einst so fröhlichen Gebells, nehmt euch eine Auszeit, denkt an euer eigenes Wohlbefinden, bis der Geist wieder aufklart, und die Seele sich hebt.“

Der Laie mag annehmen, dass solch geschraubte Worte leicht ihr Ziel verfehlen, aber glaubt mir, nach so vielen Lassie- umd Rintintin-Folgen, sowie lebenslangen Hundefreundschaften, weiss ich, welcher Ton anzuschlagen ist – und er wird sein Ziel nicht verfehlen. Es ist gut, dass Samson und Delilah Hunde sind ohne Arg, wären sie Menschen, man könnte ihnen leicht einen Hang zum Pharisäertum attestieren, aber das können wir in diesem Fall komplett ausschliessen.

2014 6 Apr

Mr. Lynch’s favourite restaurant

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Frank Nikol müsste eigentlich ein alter Bekannter sein, aber er ist mir nie begegnet. Dabei hört er die „Klanghorizonte“ seit 20 Jahren (kann das sein?) und hat dabei musikalische Favoriten wie The Necks und Federico Mompou entdeckt. Ich habe Frank vor wenigen Tagen entdeckt, und war gleich hin und weg von den „Ein-Bild-Geschichten“ seines Blogs. Diesen Ex-Surrealisten haben wir nun in unserem Blogroll aufgenommen, jeder landet mit einem Klick in Franks Welt. Ein Doppel-Klick, und das perfekte Liebespaar erstrahlt in vollem Cinemascope! Die Zeichnungen für sein Projekt „Als wir noch Surrealisten waren“ haben gewiss viel mit seiner medialen Sozialisation zu tun. O-Ton Nikol: „Der Einfluss von unzähligen Filmen, von Literatur, Theorie, Geschichte und Popkultur trifft auf die Lust an der Zweckentfremdung, d.h. die Lust daran, die Dinge neu zu erzählen, oder genauer: anders. Die Zeichnungen entstehen nach den Vorlagen alter Filmstills. Verbunden mit neuen, assoziativ entstandenen Texten werden sie zu Ein-Bild-Geschichten, die, mal mit, mal ohne Pointe, vielleicht auch davon erzählen, daß alles auch ganz anders (gewesen) sein könnte.“ Solch ein freies Spiel der Möglichkeiten haben die Surrealisten ja einst eröffnet, und dabei allerlei herrliche Konfusionen gestiftet. Und wer da nicht „Skandal, Skandal!“ rief, der konnte aus der Routine eingefahrener Gewohnheiten ausbrechen – voller Lust aufs Unbekannte, wo immer auch hin!


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