on life, music etc beyond mainstream
2019 7 Feb.
von Lajla Nizinski | Kategorie: Blog | Tags: Kunst | | 4 Comments
2019 7 Feb.
von Martina Weber | Kategorie: Blog | | 1 Comment
to be continued
Toffee brown und Oyster grey. Zwei mal sechzig Milliliter. Die neuen Farben der Saison. Das Datum notiert, um nachzuhalten, wie lange vorhaltend. Zwei Anrufe beim morgendlichen, vier Kilometer langem Weg um den See herum. Jemand hat an Dich gedacht. Falsch! Es waren sogar zwei. Das Eis auf dem See gefroren, aber nicht durchgehend und nicht zum Betreten freigegeben. „I Trawl The Megahertz“, neu aufgelegt. Nach einer niederschmetternden Diagnose entstanden: ein Monolog aus im Radio erhörten, aufgezeichneten und dem eigenem Empfinden des Paddy McAloon. Eine Altersangabe, die heute gelesen, vor fünf Jahren auf dich zugetroffen hätte. Nachdenklich werden. Ein abendliches Anhören des gesprochenen Monologs; und auch das Nachlesen. Die Vertiefung. Der Ritt nach Agadir und das Versprechen, eines Tages frei zu sein wie der Wind.
Beim Betreten des kuppelförmigen Konzerthauses war bald im Hintergrund ein monotoner Subbassrhythmus zu vernehmen, der sich – nicht laut – aber beharrlich über eine Stunde ins Bewusstsein hämmerte und irgendwann unabweisbare Assozitionen zu dem großen Erdbeben- und Vulkanausbruchsimulator in Lanzarote aufkommen ließ. Ich empfehle immer gerne einen Besuch dort, weil sich dort herbe Naturkatastrophen bequem und effektreich in den Vergnügungstempel einfügen und für ein unvergessliches Erlebnis sorgen. Unter der Kuppel des Saales hingegen änderte sich nun etwas: es kam Musik. Erst beim dritten Hinhören erkannte ich einige 20 Jahre alte Top-Charthits, von Robbie Willams, Britney Spears, Aerosmith, Madonna, Cher und viele mehr, die zur Einstimmung auf das Bevorstehende einfach um des gesamten Frequenzbereichs oberhalb von ca. 2000 Hertz beraubt worden waren und so die Basstrukturen vor sich hinwummerten. Düster und grob entstellt. Ein Testfall für den Hörgeräteakustiker.
Grelles Gegenlicht. Die Musiker betreten die Bühne, keine Vorgruppe. Sie wäre ohnehin chancenlos gegen das gewesen, was nun kommt. Massive Attack, die von der ersten Sekunde an ihrem Namen mehr als alle Ehre machen. Der Subbass wird lauter, fängt an bei einem Velvet Underground-Cover genüßlich mit den Gedärmen zu spielen, während die restliche Musik und die hochkomplexe visuelle Installation wie ein Kunsttsunami von der Bühne über uns hinwegfegt. Mit grenzenloser Intensität und ungeheurer Wucht. Keine Kompromisse, keine Pause, kein Aufatmen dazwischen. Die Schallwand verschluckt uns mit einem Biss, jagt uns durch ein Universum von Bildern, die Zitate, Untermalung, politisches Statement oder quälende Konfrontation mit dem Schatten medialer Idiotie zugleich sind. Immer wieder werden Texte, teils auch in Deutsch eingestreut, die kryptische Aussagen verbreiten. Außerhalb des Vergnügungstempels geht der Krieg weiter. In der 2D-Welt leben die Toten weiter und lassen uns nicht los (wozu Ausschnitte aus Filmen mit längst Verstorbenen laufen oder auch mal im Nachtsichtmodus gefilmte reale Todesfälle). Wir leben in einer Dauerschleife. Lasst sie uns beenden und beginnen unsere Zukunft zu gestalten. Zwischendurch nette Accessoirs aus der Filmbranche z.B. Monstermasken im Großformat, Bilder aus dem Syrienkrieg und bizarre Sequenzen mit Putin und Trump. Was bei diesem Gesamtkunstwerk im Vordergrund steht lässt sich kaum sagen, weil jeder Welle sofort die nächste folgt. Es ist der 20. Geburtstag von Mezzanine und so werden nur die Songs von diesem Album gespielt und alle sind dabei, sogar Horace Andy und zum ersten mal seit Jahren wieder auf der Bühne die unübertreffliche Elizabeth Fraser, deren Gesangsparts nicht nur bei „Teardrop“ für höchsten Chill-Factor sorgen. Aber Massive Attack wären nicht, was sie sind, wenn sie nicht zwischendurch zitieren und covern würden. Wobei Covern hier heißt die Stücke in das akustische Gesamtgefüge mit nachdrücklichster Betonung des unteren Frequenzspektrums nahtlos einzufügen. The Cure, Ultravox, Bauhaus und nicht zuletzt den guten alten Pete Seeger, der schlichtweg in sein absolutes akustisches Gegenteil verkehrt, basslastigstens unerkennbar bleibt. Aber mit vollster Wucht von der ersten bis zur letzten Minute, konfrontativ und unausweichlich. Ein nicht verhandelbares Statement, künstlerisch komplex und vielschichtig, aber in der Haltung freundlich, tolerant, weltoffen und multikulturell. Volle Dröhnung, kompromisslos, konsequent. Noch nie eine so harte Performance gesehen, ohne dass mir die Ohren danach nicht gepfiffen hätten. Massive Attack. There are no enemies anywhere. I Will Love.
2019 5 Feb.
von Michael Engelbrecht | Kategorie: Blog | | Comments off
Wenn es edel wird und gestenreich, ist der Kitsch immer eine Option. Das Schicksal trifft auch solche Musiker, die manch kühnes Glanzstück verfassten, und „big players“ in der Folge an die Tür klopften. Man sucht ja gerne die grosse Zahl der Hörenden, und an Mut zur Peinlichkeit scheint es wenigen Klavierspielern zu mangeln, die gerne Popsensibilitäten mit Klassiktouch verbandeln. Es ist unfassbar, wie ein gewisser Max Richter zu seiner grossen Konzeption für schlaffreudige Nachtlauscher ansetzte, und dann mit SLEEP eine Mogelpackung aus Klang gewordenem Aloe Vera und Johanniskraut entwarf, die man, tiefenwirksamer noch, mit der Qualität eines künstlichen Schaumbades a la „Badedas“ übertrumpfen kann. Ganz tief versank ich in den Untiefen meiner Petrolcouch, als ich Hauschkas neuem, erstem reinen Pianosoloalbum ohne präparierte Sounds zuhörte. A DIFFERENT FOREST ist ein Gipfelerlebnis des schwelgerischen Kitsches, und dass soviel ganzheitliches Geschmäckle einen Blutzuckertest nahelegt, lässt sich an diesen Tonmalereien mit dezenten Wallungskurven trefflich beweisen – zu jedem Baumrauschen gibt es im Booklet eine kleine Story, und das ist so andächtig und ökologisch wertvoll, dass man sich schämt, jemals an einem Baum gepinkelt zu haben. Gerne wird in solchen Zusammenhängen von Neo-Romantik und schlichter Ergriffenheit auf Michael Nymans preisgekrönten Soundtrack zum preisgekrönten Film The Piano verwiesen, wahrlich biedere Klimperei, so rigoros wie Pavlovs Hund auf simpelste Reflexe des Gemüts zielend. Das mit dem „Understatement“ scheinen manche arrivierten Neoklassizisten nicht richtig verstanden oder vorübergehend vergessen zu haben – sie müssten nur den asketisch zirkulierenden Pianotönen von Robert Wyatt auf Music for Airports ihre schwebende Aufmerksamkeit zuwenden, und dann ein bisschen Cage lesen, oder es mal mit Heavy Metal versuchen.
(Fällt mir wegen RAMS ein. Und Enos Filmmusik.) Ich habe bis heute seltsamerweise nie „Eraserhead“ gesehen, aber etliche verdammt gute Filme von David Lynch, und seine Serie „Twin Peaks“. Die dritte und letzte Staffel, „Twin Peaks: The Return“ ist ein weiterer Höhepunkt seines Schaffens. Leider ist er auf die geldgierige Sekte TM und ihre Ideologie wohl bis heute reingefallen, da sind ihm schwere Torheiten unterlaufen, ein Dokumentarfilm, der das krass enthüllt, ist „David Wants To Fly“ (die Extras auf der DVD sind ebenfalls erhellend). Ein Lehrstück, kluge Distanz zu vermeintlichen Idolen zu bewahren. Ich hatte also damals nur seinen beeindruckenden Film „Der Elefantenmensch“ (1980) gesehen, als ich im Sommer 1984, ich weiss heute noch, dass es ein heisser Sommertag war, in der Brückstrasse in Dortmund in eines der grossen Kinos ging (es hiess wohl allen Ernstes „Universum“), auf der rechten Seite, um „Dune“ zu sehen, auch hatte Brian Eno etwas zum Soundtrack beigesteuert, was meine Spannung noch grösser werden liess. Tja, und das war vielleicht ein fulminant in den Sand eines Wüstenplaneten gesetzter Blödsinn – selbst die zwei Tracks von Eno rissen nichts mehr raus, wurden von diversen Sandlöchern verschluckt. Neben „Twin Peaks“ haben dann allerdings noch zwei Lynch-Filme für unvergessliche Kinoerlebnisse gesorgt: „Blue Velvet“ und „Mulholland Drive“. Kein anderer sonst, auch nicht die Vielgelobten, die gern im gleichen Atemzug genannt werden. „Straight Story“ mochte ich auch, und dachte, Bill Frisell hätte die Musik gespielt, hat er aber nicht. Der letzte „Kinofilm“, der mich umgehauen hat, wurde via Netflix frei Haus auf die grosse Leinwand geliefert, „Roma“. Und der ist natürlich nicht von Herrn Lynch.
2019 2 Feb.
von Manafonistas | Kategorie: Blog | Tags: Open Land | | 7 Comments
2019 1 Feb.
von Michael Engelbrecht | Kategorie: Blog | Tags: Aaron Parks | | 3 Comments
Yes, Herr Klinger, it’s a burner. Though Little Big is not inspired by the famous fantasy novel Brian W. told us about, this album is quite a fantastic affair, full of contrasts and real surprises. Mr. Whistler (on the now legendary blog of The Manafonistas), and Will Layman on Popmatters, revealed some of its mysteries. Not being a rip-off from any jazz-rock-fusion of the golden era in any way, it contains the same adventurous spirit of some of the classics from that era. And, yes, the production values – Will Layman writes: „Another outstanding quality of the recording is its excellence as a recording and as a production. Not only are the sounds themselves sumptuous – the richness rather than any tinniness or squawking from the synthesizer, the delicious, sedimental way that Parks layers piano and electric piano, the three-dimensional feeling of the drum parts with kick and snare and cymbals all seeming to come at your ears from the warm center of the tracks – but the recording is produced to avoid the cliches of a guitar/keys-trio record.“ And, to close this with some food for thought: the best way of being nostalgic is inventiveness.