Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

 

 

My wife reminds me that I should send the picture of her carrying the dog before we met the trekker and his sweaty, tired girlfriend in Tibet. Samye Chimphu behind us. That’s with the Agram story.

(Steve Tibbetts, email, yesterday)

 

 

Komplett verrückte Idee. Es sei denn, man macht es radikal anders, kein Best Of, mehr ein Mix aus Kurzessay, Gedankensplittern, Stories, und einem Haufen unfassbar guter Musik. Als Glücksfall entpuppte sich meine Idee, Jon Balke und Steve Tibbetts zu einigen Favoriten zu befragen. Alle Platten, die sie besprechen, sind fantastisch, und es sind auch interessante „Aussenseiter“ dabei. Sie werden ihren Geschichten gespannt lauschen! Die üblichen Wahrheiten sind eben allzu spruchreif und abgegrast. Das ist dann auch ein Trick: nicht „Belonging“ zu spielen, oder „The Köln Concert“, oder „Officium“, sondern viele Alben ins Spiel zu bringen, deren Nachbrennkraft beträchtlich ist, und die sich nicht wie warme Brötchen verkauften. Mehr Entdeckungsreise als Deja Vu. „Danca Dos Escravos“ von Egberto Gismonti ist so ein Wahnsinnsalbum, abseits der Zeitgeistereien. Als special guest tritt auf, in der letzten Runde, mit einem brandneuen OTON, Areni Agbabian. Ich habe ein sehr ungeordnetes Archiv, also beginnt nun bald das grosse Wühlen für die Klanghorizonte vom 17. August.

 

2019 16 Juli

Gong x 2

von | Kategorie: Blog | Tags: , | | 6 Comments

 
 

There’s somebody there that you’re pleased to find
My face just fits
What you have in mind.
Rejoice!
I’m dead!
At last you’re free
You’ve recognized yourself
In me …

(Daevid Allen)

 
 

Natürlich: Gong war das Vehikel des Alien Australian und seiner good witch Shakti Yoni. Leider leben sie beide nicht mehr, aber Rejoice! I’m Dead! — es scheint ihnen nicht viel auszumachen. Space Whisper hört man nicht mehr, die eigentlich Allen-typische Glissandogitarre aber schon noch.

Gong besteht heute aus Ian East (sax), Fabio Golfetti (git, voc), Cheb Nettles (dr), Dave Sturt (bg, voc) und Kavus Torabi (voc, g), und auch, wenn keiner dieser Musiker noch zu einer der diversen Urbesetzungen gehört hat, so wissen sie doch genau, wo sie herkommen. Sie haben das gesamte Gong-Repertoire an Bord, wie jedes ihrer Konzerte beweist. Und man hört diese Tradition auch auf dieser Platte, denn die Band konnte hier noch auf Musik und Texte zurückgreifen, die aus Daevid Allens Feder stammten. Zudem sind in einzelnen Stücken die Gong-Veteranen Steve Hillage (der auch live immer mal wieder mit von der Partie ist) und Didier Malherbe dabei, auch Daevids Stimme ist als Sample noch zu hören. Die Platte hat für mein Gefühl keine Schwachstelle.
 
 

 
 
Und weiter geht’s. The Universe Also Collapses erschien im Mai 2019, diesmal ohne Gastmusiker und ohne Rückgriffe auf Allensches Material. Das schadet überhaupt nichts, die Platte ist Powerplay von Anfang bis Ende (bis auf „If Never I’m And Ever You“, das mir ein bisschen vorkommt wie an den Anfang von Seite 2 geschoben, weil noch Platz war). Es liegt nicht zuletzt an Kavus Torabis Stimme und Gesangsstil, dass mich dieses Gong-Album mehr an den Zappa der Siebziger erinnert als an die ursprüngliche Gong-Trilogie (Flying Teapot, Angel’s Egg, You). Wobei Parallelen zwischen „Forever Reoccurring“, dem zwanzigminütigen Startstück des Albums, und dem Meisterwerk „Master Builder“ vom You-Album schon auffallen. Aber das ist nicht negativ gemeint. Es ist einfach eine volle Dosis Hippieseligkeit, aber ohne Räucherstäbchen und ohne in irgendeiner Weise nostalgisch zu sein — das muss man erstmal hinbekommen. Der ethnischen Vielfalt der Musiker ist es im übrigen geschuldet (vermute ich jedenfalls), dass auch ein Werk wie „My Sawtooth Wake“ zu finden ist, eine Viertelstunde mit orientalischer Atmosphäre und einem Rhythmus, der auch ansonsten fitte Schlagzeuger ins Schwimmen bringen kann.

Ein ziemlich sicherer Kandidat für meine Alben des Jahres.

 

Nebenbei mit großer Freude festgestellt: Viele Soloalben und Kollaborationen Daevid Allens, die seinerzeit über mindestens ein Dutzend Klein- und Kleinstlabels verstreut und natürlich längst vergriffen waren, sind — anscheinend durch die Initiative einer Daevid-Allen-Foundation — nun auf Bandcamp versammelt und zumindest als Download wieder zu beziehen. Es fehlen immer noch einige, aber immerhin, es ist ein Anfang.
 
 

and I was surely not asked as an insider. I was just way too young to be totally immersed with the label‘s salad days that were heavily connected with the stylings of what they then called hard bop. But over the years, I stumbled on some famous ones, and lesser known gems. The wonderful German writer Ernst Augustin has lived out his knack for Lee Morgans The Sidewinder in his nearly forgotten masterpiece Der amerikanische Traum – other stellar productions were Coltrane‘s Blue Train, Dolphy’s Out To Lunch, Andrew Hill‘s Point of Departure. But they never moved me in the way some of the other stuff did, canonical or not.

In the September issue of UNCUT, Robert Wyatt will write some lines about his favourite Blue Note album, and I’m very curious which one he will pick up. I can imagine he will choose Grant Greens Idle Moments, or an album with a more raw spirit, like Ornette Colemans two performances at The Golden Circle in Stockholm. Or he will surprise me, something he has always done with each of his albums.

I’m writing this far away from home, and not having access to any of these albums. So no way to find out if some of my old preferences still stand the test of my current state of sentiments. I can definitely say, I nearly obsessively listened (at least until the day of the ridiculous accident) to two old jazz albums, time and time again, from the time before my time. One was Sonny Rollins Way Out West (no Blue Note record), and Kenny Burrells Midnight Blue was the other vinyl. So here‘s my list of eight „killers“, and I will keep you informed about Roberts words. It puts a smile on my face remembering I sent him Julio Cortazar’s Rayuela some years ago, a book that is a terrific work of lost hopes, friendship, everlasting love, soul food called jazz, sex and escapes, sex and exile, smoking, sipping tea from Argentina, and, well, dying. Let‘s return to the music. It is very interesting that I never understood what made me love Sonny Clark‘s „Cool Struttin‘“, at least for a while, I would never call it „my music“. Life is strange. Life is, at certain points and passages, a long drink of the blues.

 

 

 

 

Jackie McLean: Destination … Out

Kenny Burrell: Midnight Blue

Bobby Hutcherson: Dialogue

Grant Green: Idle Moments

Jackie McLean: Let Freedom Ring

Bobby Hutcherson: San Francisco

Donald Byrd: Ethiopian Knights

 

2019 14 Juli

Vierzehn Acht Neunzehn

von | Kategorie: Blog | | Comments off

 

Lachen Sie eigentlich nie?

Wenn etwas Lustiges passiert schon.

Ich war schon viermal hier und nie haben Sie gelacht. Wenn ich stolpere, lachen Sie dann?

Nein, das wäre ja Schadenfreude.

 

2019 13 Juli

Tania Giannouli

von | Kategorie: Blog | | 4 Comments

 
 

„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“

 
 

Das sagte – many, many moons ago – Aristoteles, der von der ins Unwetter und somit in die Schlagzeilen geratenen Insel Chaldiki stammt, wo vor ein paar Tagen ein Tornado Schlimmes anrichtete. Ein Freund hatte mir unlängst von einer griechischen Pianistin erzählt. An sie dachte ich, als ich die Unglücksnachricht hörte. Ich hatte mir vorgestellt und gewünscht, dass es neben den Politikern, besonders die Musiker, überhaupt die Künstler, sein sollten, die an solch dunkle Orte eilten.

Tania Giannouli kommt aus Athen. Sie hat bereits 8 Alben eingespielt und viele Konzerte gegeben, die sie immer bekannter werden liessen. Ihren Durchbruch hatte sie mit dem  Jazz Album Transcendence. Mir fiel das Stück „Spell“ (auf Rewa) ein, an diesem black thursday. Es ist diese stille, mystische Improvisationsweite,  die sich so tröstlich über das Verwüstungsfeld hätte ausbreiten können. Die Pianistin Tania spielt besonnen, verhalten, jeder Ton ein langer Atemzug, so, als ob es schwer sei, zum nächsten Ton Anklang zu finden. Sie wird von Instrumenten aus der fernen Maori Welt begleitet, Robert Thorne kann sie spielen. Und –  ganz zurückgenommen – mischt noch der Elektroniker Steve Garden mit.

ECM stand hier mal nicht als musikalischer Aufnahmepate, Tania Giannouli ist bei dem neuseeländischen Label „Rattle Records“ unter Vertrag. Erst kürzlich war das Trio auf der Jazzahead 2019 in der Jazz Club Night in Bremen zu erleben. Dabei hatte sie den Trompeter  Andreas Polyzogopoulos und den Oud-Spieler Kyriakos Tapakis. Eine wundervolle Zusammenstellung. Hier ein paar Links, die sich lohnen, anzuklicken:

 

 

soundcloud / tania gianoulli

Tania Giannouli Trio at Jazzfest Berlin 2018: 

„Medley“

„Dawn Dancer“

„Labyrinth“

 

2019 12 Juli

Zwölf Sieben Neunzehn

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Even in the smallest town there is a coffee shop, a creek, some trees and a bridge to cross. And then comes the moment when you even miss the announced downpour. Just for the memory.

 

2019 11 Juli

Time travel equipment for seven (and more) journeys

von | Kategorie: Blog | | Comments off

 

2019 11 Juli

Das Sommerloch

von | Kategorie: Blog | | 5 Comments

 

 

The guitar is multilingual

Habt Ihr das Sommerloch schon einmal gesehen? Nein? Ich auch nicht. Ich habe einmal das Denkloch gesehen, gemalt von einem französischen Künstler. Da steht ein Mann und denkt ein Loch in den Boden. Beeindruckendes Gemälde. Ich will heute darüber nachdenken, weshalb ein vegan-non-smoking-antialcohol Festival wie das Fusion in Müritz genauso gut eine Bombenstimmung hervorzaubern kann, wie Woodstock; dass Bob Dylan nach Hamburg tourt; und warum Neil Young eine schlechte Performance in Mannheim lieferte; dass ich am Rhein sitzen kann und mit Tausenden ein great party feeling bei freiem Eintritt haben kann; dass ich es toll finde, dass Leute zusammen Musik aus ihren mitgebrachten Blockbustern hören und das im Spotify Zeitalter …

 

And nobody is watching you

Ich denke an früher, wie wir zusammen saßen,  unsere neu erworbenen Schallplatten anhörten und über die Marke des Schallplattenspielers oder über die richtige Gramzahl beim Auflagegewicht der Nadel – Kristall oder Diamant – diskutierten.

 

And nobody was watching us

Neben mir steckt sich die Frau im leichten Sommerkleid ihre winzigen earphones rein, neben ihr der Freund mit gelben grossen headphones.

 

And they are all watched

Ich habe das Buch von Shoshanna Zuboff dabei: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus (Campus). Darin geht es um die einseitige Beanspruchung menschlicher Erfahrung als Rohstoff zur Umwandlung in Verhaltensdaten. Und um die allgegenwärtige Frage: Beherrschen wir noch die Maschinen? (The Big Other / Lacan). Die Harvard Ökonomin findet eine plausible Herleitung vom Massenprodukt Auto (Ford) bis hin zum vermeintlich individualisierenden Produkt iPhone. Sie erklärt sehr anschaulich, wie die Ökonomie geschickt das Verhalten der User von iTunes, iPod und iPhone ausnutzt, spricht gar von „Verhaltensterminkontrakten“. Ihre etwas sperrig daherkommenden Wortschöpfungen machen durchaus Sinn, wenn man bereit ist, mit ihr die Vorstellung zu teilen, was wir eigentlich sprachlich und denkerisch für Mittel haben, für das, was Facebook und Google mit uns macht. Sie nennt es noch: Das BeispielloseSie gibt uns zum besseren Verständnis das Beispiel des Pferdewagens, der plötzlich ohne Pferd in Bewegung geriet – und man auch nicht wusste, wie man das nennen sollte. Zuboff arbeitet auch mit vorhandenem Wissen und zieht Skinner (Behaviorismus) und Hannah Arendt (Totalitarismus) hinzu, um fortzuführen und aufzuklären, wie sehr uns die großen digitalen Unternehmen im Griff haben. Auf dem neuen Album Talk To Me von der Bostoner Band Editrix,werden wir schon am Anfang Zeuge der  menschlichen Veränderung: „I did it for the Instagram.“ Wendy Eisenberg singt diese Lyrik. Ich kenne sie aus dem Country-Umfeld. Nun hat sie anscheinend ihr Banjo zur Seite gelegt und konzentriert sich voll auf ihre Gitarre. Ihre Riffs sind phänomenal. Zusammen mit Steve Cameron am Bass und Josh Daniel am Schlagzeug spielt das Trio von Free Jazz bis yet unnamed music. Wer denkt da nicht an die nicht zu kategorisierende Musik von Captain Beefheart.  Also – give it a shot.

 

Wendy Eisenberg – „Three Dream Rooms“

 
 

 
 

2019 7 Juli

Mark Fisher & Justin Barton: On Vanishing Land

von | Kategorie: Blog | | Comments off

 

 

Hyperdub launch new sub-label, Flatlines, for the vinyl and digital release of On Vanishing Land, an audio-essay by Justin Barton and the late Mark Fisher. OVL evokes a walk along the Suffolk coastline in 2006, from Felixstowe container port („a nerve ganglion of capitalism“) to the Anglo-Saxon burial ground at Sutton Hoo. A walk under immense skies, through zones of deep time and within sunlit, liminal terrains, into the eerie. Everywhere there are charged atmospheres, shadowy incursions, enigmatic departures. A derelict radar base, coastal heathland, drifting thistledown, towers of overgrown shipping containers – music haunted by wider levels of reality, narrations about rarely visited zones and potentials, voices of dreams and stories. Newly composed tracks by John Foxx, Gazelle Twin, Baron Mordant, Raime, Pete Wiseman, Farmers of Vega, Skjolbrot, Eerie Anglia, Ekoplekz and Dolly Dolly; and, alongside these, views toward M.R. James’s Oh Whistle and I’ll Come to You My Lad (1904), Joan Lindsay’s Picnic at Hanging Rock (1967), and Brian Eno’s On Land (1982). Beyond the surface of the day something becomes visible, a way forward, an escape-path from capitalist reality. On Vanishing Land is about following the lines of terrains and dreams. It is about a micropolitics of escape, of disappearance.


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