Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Ich weiss gar nicht  mehr, habe ich den Film mit „Split-Screen“ auf grosser Leinwand gesehen (war der ab 12?), oder Jahre später, als es in der BRD nur zwei Fernsehprogramme gab. Egal, er beeindruckte mich. Und wie unverwüstlich schien Steve McQueen, und welche Schockwellen löste sein Tod in den USA hervor – Lambchop schrieben mal einen Song oder ein Instrumentalstück zu jenem Ereignis, das manchen Menschen dort, in den Staaten, wie das Ende ihrer Kindheit erschien. Das Verlieren der Illusion des Dauerhaften. Zu den seltsamen Faszinationen des Films zählt auch der Evergreen, hier vorgetragen von Noel Harrison. Meine Lieblingsversion. Erst könnte man ihn in dieser Action-Komödie für seltsam verfehlt halten, mit der  Zeit aber fügen sich die hauchzarte Melodie und die wundersamen Verse in diverse Schwebungen des Films ein, dem ab einem gewissen Moment alle Schwerkraft abhanden kommt. Und auch das Wiedersehen des Klassikers glückte. Trotz allem Altmodischen und Weithergeholten.  Wie zeitlos doch das Lied ist – das  geheime Schwungrad eines perfekten Beispiels für „pures Kino“. Hätte ich gerne noch mit dir gesehen, Annette! Du warst vier, als „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ in die Kinos kam. In dearest memory.

 

2022 27 Aug.

Herbstlese

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Olaf, ich mag dieses Cover, und hoffe, die Musik hält mit. In Kürze kommen die beiden Neo-Noir-Action-Reisser „Mesrine“ von Vincent Cassel (danke, John!) und eine Eberwein-Hypnose-Cd (danke, Gudrun!) bei mir an. Rein musikalisch neigt sich das global so bittere Jahr dem Ende entgegen, und neben meinem sehr überschaubaren Stapel „Mögliche Überraschungen“ (neben OM liegt da eine Weissmuster-Cd des auf dem Foto abgebildeten Albums), werden noch einige ECM‘s kommen (u.a. Heiner Goebbels‘ „A House Of Call – my imaginary notebook“), die neuen Schallplatten von Brian Eno, Bill Callahan und Lambchop (Highlights all three! – see „The Conviviality of Solitary Games, at the right, „time travel“ column), sowie (hoffentlich betörende) Remaster alter geliebter Vinylversionen von Wilco (people, get ready, leave California Hotel and enter ((finally)) the twilight worlds of Yankee Hotel Foxtrot!) – und Kevin Rowland‘s Dexy Midnight Runners (hello, sweet sweet loving days of Grasfilzing!). Was fröhliches Recycling angeht, reduziere ich mich auf die zwei Letztgenannten. Und, fast vergessen, die SoulJazz Records Edition von „Grounation“. Dass es an meinen „Top Twelve“ noch grosse Änderungen gibt, wage ich zu bezweifeln. Nikolaus kann kommen. Die Schatztruhe des Jahres ist und bleibt Robert Fripps „Exposures Boxset“ (s. Kolumne rechts). Es wird ein kalter Winter in Deutschland, nicht nur das private Gasreservoir will angelegt  sein, auch die Seelennahrung, nicht zu knapp. 

 

„What is the colour when black is burned“ 

– Neil Young 

 

Mit nichts gilt es so sachlich umzugehen wie mit dem Material des Fantastischen, und Träume gehören allemal dazu. Und so ist es nur der Ehrlichkeit geschuldet, zuzugeben, dass das Transkript meines Serientraums eine Version ist. Nach vielen Umzügen hatte ich das Original verloren, und die sich stetig wiederholende Sequenz aus „Swimmingpool (Ort) und Initiation (Ritual)“ lediglich aus der Erinnerung neu notiert. Die allnächtlichen Begegnungen mit der „Farbenfrau“ hatten einen Einfluss auf manches, was später kam. Love, Devotion, Surrender. Am Tag nach der Tranceinduktion gingen Erika und ich durch unser Würzburg, das sich seit den Siebzigern erheblich gewandelt hatte. Aber wir blieben dran, und suchten alte Orte aus, ob sie nun unkenntlich geworden waren oder beharrlich ihr Revier verteidigt hatten. Sie zeigte mir den kleinen Park, in dem sie Ellen Rabner zum ersten Mal geküsst hatte („im Bett war diese Traumfrau ein Sub, Micha, sie hasste die ewig anhimmelnden Blicke der Jungs, die sie stets ziemlich dumm umschmeichelt hätten), und es war der gleiche Park, mit dem ich einst mit meiner Verlobten lustwandelte, zwischen Audimax und Studentenwohnheim. Dort, in der Friedenstrasse, fuhren wir in dem „internationalen“ Gemäuer mit dem alten Fahrstuhl in den siebten Stock hoch – was für ein sentimentaler Reflex – wo ich (lange vor Erikas Fesselungen), ein Kopfkissen mit C. teilte und die glückseligsten Monate der Siebziger Jahre verbrachte. Sie führte mich auf die Alte Mainbrücke, und liess uns das Spiel spielen, alle jene mit Namen (und die exakten Stellen dazu) zu benennen, die wir dort geküsst hatten. Erika gewann 5:2 – selbst im Fussball fast eine Klatsche. Wir kamen in jenen Spielmodus von Erwachsenen, die Witterung aufnahmen und alte Leidenschaften Revue passieren liessen – Nostalgie schwang überall mit. Obwohl, bei Erika wusste ich das nicht so genau, sie fasste mir auf der Brücke en passant in den Schritt, gab mir einen rasanten Zungenkuss und vermerkte: „6:3, Schätzchen!“ – und weiter ging es. Hier der Plattenladen von Recommended Records, wo ich die erste und beste Platte der Violent Femmes gekauft hatte. Da die Treppe zur Festung, wo sie zum ersten Mal und ohne Vorlauf eine unbekannte Schöne um einen Kuss gebeten und überrumpelt hatte, in freier Wildbahn. Ich zeigte ihr den Ort, an dem meine Lieblingsbuchhandlung war (die auch Erikas Lieblingsbuchhandlung war), wo ich Italo Calvinos „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“ erstand. „Ich kenne so viele Menschen, Erika, die immer alles vom Ende her begreifen wollen, Italo aber bastelte seinen Roman aus lauter Kapiteln, die den Anfang einer Geschichte erzählen, der dann einfach abreisst, und anderen Anfängen Platz macht.“ Das erzählte ich ihr, als ich sie mit meinem VW Bulli nach Veitshöchheim fuhr. „Noch ein Kaffee, Süsser? Wir können heute etwas zuende bringen.“ Das zweite Endspiel. Nach jener Nacht sah ich sie nie wieder. Sie starb fünf Jahre später auf einer Autobahn im Süden Frankreichs. (an dieser Stelle die kurze Notiz, dass ich einen einzigen Ort erfunden habe in dieser Geschichte, sowie alle Namen, aus Respekt vor den Lebenden und den Toten. Und das wird auch der Fall sein, sollte ich den kleinen Roman „Der schwarze Hund von Bergeinöden“ fertigstellen, anno 2024.)

 

John Darnielle has written almost 650 songs now, and some of them are very sad, dealing with hard drugs and tragic ends, hurting yourself and others, sicknesses of both body and brain, off-brand alcohols. They are told in beautiful, unnerving, specific detail, because John Darnielle is a very good writer, and also some of them are just true stories about his own life. And, believe it or not, there‘s much magic in them, the stuff of dreams and wisdom, and a beating heart. and if  you are  take interest in John’s worlds, John‘s world, perhaps you shouldn’t miss his leatest novel, Devil House, the story of a once-successful true-crime writer who moves into a California house where a pair of murders took place during the “Satanic Panic” of the 1980s. (m.e.)

 

 

 

John D., Mastermind der Mountain Goats, einer meiner geschätztesten Bands auf dem Planeten, nahm vor Jahr und Tag die Kids mit, um „Ghidorah, das dreiköpfige Monster“ zu sehen,  einen Film, den es auf deutsch mit anderem Titel in einer etwas zu teuren DVD-Edition gibt, sonst wäre das ein Fest für die ganze Mana-Familie. Es handelt sich um einen Kaiju-Film aus dem Jahr 1964.

 

Er ist der fünfte Film der Godzilla-Reihe und zeigt, wie Godzilla sich mit seinen beiden Feinden aus den Vorgängern, Mothra und Rodan, zusammenschließt, um Ghidorah zu besiegen. Sie müssen sich an ihm für den Angriff auf die Stadt Matsumoto rächen. Sie müssen ihn leiden lassen. Aber der Film hat auch etwas Surreales an sich, mit Außerirdischen von der Venus und anderen weltlichen Genüssen.


OTON DARNIELLE: „Es gibt ein japanisches Gesangsduo namens The Peanuts, ein beliebtes Schwesternpaar, das sang. Weil sie Schwestern waren, war ihr Stimmklang fast identisch, so dass ihr gemeinsamer Gesang etwas Geisterhaftes hatte. Und sie spielen diese zwölf Zentimeter großen Zwillinge, die mit Mothra auf der Insel der Kinder leben.

 

Hier der Trailer…

 

OTON DARNIELLE: „Meine Kinder sind daran gewöhnt, Super-Action-Filme zu sehen, also war ich gespannt, wie „Ghidorah – The Three-Headed Monster“ bei ihnen ankam. Sie waren begeistert; sie hatten so viel Spaß, und es hat sie nicht so erschlagen wie … das ist der Hauptunterschied zwischen einem modernen Film und einem Film vor dem digitalen Zeitalter. Jetzt ist es möglich, die Sinne völlig zu überwältigen, und das scheint das Ziel zu sein. Und das scheint es zu sein, woran die Menschen wachsen, und das ist dann eben gut so. Was auch immer für andere Leute funktioniert. Aber ich möchte, dass meine Sinne gereizt und stimuliert werden. Ich will mich nicht überflutet fühlen. Ich will mich nicht erschöpft fühlen, wenn ich das Kino verlasse. Ich möchte mich neugierig fühlen. Ich möchte mehr darüber reden. Mein jüngerer Sohn, der sieben Jahre alt ist, hat noch nie so viel über einen Film gesprochen, wenn er aus dem Kino nach Hause kam, wie über diesen. Er wollte seiner Mutter die ganze Geschichte erzählen.“

 

 

 

Unser neues Rätsel ist nicht mal ein Zuckerschlecken für unsere mittlerweile legendären Ratefüchse aus Leinfelden und Saarbrücken. Oder doch?  Es geht kurz und schmerzlos um zwei Fragen, deren Antworten bei den „Comments“ unterzubringen sind. Jeder hat nur einen Schuss. Erstens: welchem grossartigen Musiker, Sänger, Visionär und Komponisten gehörte obige Musikkassette? Und wer ist jene Frau, deren Foto in meinem zweiten Text über die „Farbenfrau“ abgebildet ist. Da will ich den realen Namen. Wer „Farbenfrau“ schreibt, hat den Schuss nicht gehört:)  Der Preis ist diesmal die neue Cd von Brian Eno (oder Lambchop, oder Bill Callahan). Freie Auswahl. Siehe meinen Text „The Conviviality Of Solitary Games“. Good Luck, lads and ladies! (Und nebenbei, ich antworte nur, wenn jemand bei beiden Fragen richtig liegt. Denken Sie gar nicht daran, ich würde einmal antworten: „eine richtige Antwort reicht nicht!“)  

 

 

 

Ein kleiner Tipp von der Sorte grenzwertig: den Musiker habe ich geliebt (na, das ist mal ein Fall von Redundanz) – und der Frau auf dem Foto hätte ich damals, als sie in dem Alter des Bildes war, den Hof gemacht,  wie Timothy Leary einst der einst atemraubenden Annette Peacock. Trapped by beauty…😉 Auflösung ist kommenden Samstag um 15.30 Uhr, es sei denn,  einer/eine räumt den Preis vorher ab. Dieses Musikquiz wurde unter dem Einfluss eines Viertelliters „Podecalta Maremma Toscana 2017“ (siehe Foto, alles Kracherweine unter 40 Euro, lieferbar vom Weinladen meines Vertrauens in der Kleinmarschierstrasse in Aachen!! Und, ähem, grosse Ausnahme am Nachmittag, bin ja kein Suchtl!) – und dem Hören von „The World Is A Ghetto“ von War verfasst. Scharfe Scheibe!

 

Here we have the new album from my beloved Mountain Goats. Remember, the last one, „Dark In Here“, was an absolute gem, a highlight in lyrical and musical terms, even for the band‘s high standards. Bleed Out is more straight forwward, inspired by action movies from the 1960s, ’70s, and ’80s, in which Mountain Goats frontman John Darnielle found comfort toward the end of 2020. Cozied up in his North Carolina home, Darnielle watched French thrillers like 2008’s Mesrine, vintage Italian Poliziotteschi, and 1974’s The Freakmaker starring Donald Pleasence. Here‘s the song „Make You Suffer“. I highly recommend, after listening to the album two times in a row, to go to one of your favourite action movies from the days of old. In my case, 1968‘s neo-noir action thriller „Bullitt“ with Steve McQueen never fails. „It’s an interesting question, though: can you get emotional depth from things created solely to thrill?“ this is what Michael Hamm writes in his three star review, and I kindly answer: „Yes, you can.

 

 

avenidas

avenidas
avenidas y flores
flores
flores y mujeres
avenidas
avenidas y mujeres
avenidas y flores y mujeres y
un admirador

 

„You win a while and then it’s doneYour little winning streakAnd summoned now to dealWith your invincible defeatYou live your life as if it’s realA thousand kisses deep“ 
Sss
–  L. Cohen
Hjkl
klä

Leonard Cohens Roman „Das Lieblingsspiel“ hat mich lange nicht so berührt wie seine Songalben, aber es gab eine Passage, da sinnierte er über die Transformation der Frau im Orgasmus, und wie jede einzelne Liebes- oder Bettgefährtin sich in der Exstase in ein anderes Wesen verwandelte. Ein Hang zur dezenten  Übertreibung, aber mit wahrem Kern allemal. Joni Mitchell beklagte sich mal, rückblickend und mit einem Lächeln, dass Leonard kaum ihr Schlaflager verlassen wollte und unersättlich war, liebestrunken, zumindest sextrunken. Ich konnte das mit den „Verwandlungen“ im Laufe der Jahre bestätigen (war ja auch ein so hoffnungsvoller wie hoffnungsloser Romantiker), und nur zu gerne begab ich mich auf die Erforschung dieser anderen Seite. Seltsamerweise kann ich mich an den Orgasmus einer meiner ganz grossen Lieben nur sehr fragmentiert erinnern, obwohl wir oft über Stunden das Kopfkissen teilten und es in einer Badewanne, unter Linden, einmal sogar auf einem Ameisenhügel trieben. Unser Sex war allerdings anders als der mit Erika keine Forschungsstätte rarer Stellungen und Praktiken, sondern ein kreatürlicher Akt ohne Design, Rollenspiel, und kleine Gerätschaften, es war auf elementare Weise natürlich, sie war keine „Göttin“, keine stilisierte Figur, aber so unfassbar „alles“ (in meinen sehenden, blinden Augen), dass ich in jede Falle ihrer Schönheit zu tappen bereit war, bis sie mich am Ende eines Jahres noch dreimal hintereinander hart vögelte und aus dem Paradies warf. Um wieder zu Sinnen zu kommen, um wieder „vernünftig“ zu werden. Sie war gewiss mein „Urtyp“ –  und damit ohne weitere Vorrede auf zur Transkription von Erikas Trancearbeit, meine „Farbenfrau“ betreffend, meinen „Urtyp aller Urtypen“. Die aufgezeichneten Details der Tranceinduktion (obwohl an Erickson geschult, machte sie es mit einem Pendel) lasse ich aussen vor.

 

 

 

 

 

Blue-eyed woman is a healer to me(Blue-eyed woman)If I lose that woman I’m history(Blue-eyed woman)


Neil Young

 

ERIKA: Woran merktest du, dass die Sache mit der Farbenfrau etwas Besonderes  war in deinen Träumen?  MICHAEL:  Sie kam immer wieder, oft mehrmals in der Woche. ERIKA: Wie alt bist du da? MICHAEL: Fünf, sechs, sieben Jahre alt. Ich liege in meinem Bett im Weissdornweg Nummer 9 in Hombruch, und sie kommt immer in frühen Morgenstunden. ERIKA: Wieso weisst du, dass es früh am Morgen isr? MICHAEL: Wenn sie wieder fort ist, öffne ich die Augen und blinzele ins  Licht. ERIKA: Ist der Ort, zu dem die Farbenfrau kam, immer der gleiche, und wenn ja, beschreibe ihn. MICHAEL:  Ein warmer Ort. Tropisch. Ich sitze am Rand eines Swimminpools. Meine Füsse spüren die Wärme des Wassers. Das Wasser hat die Farbe von Kakao. Es duftet sehr angenehm. ERIKA: Kannst du sehen, was hinter der Schwimmhalle ist? MICHAEL: Ein grosses Fenster, ein Blick auf eine Wiese,  einen Wald. ERIKA: Wieviele Menschen siehst du in der Halle, und draussen? MICHAEL: Da ist niemand, nur ich. Bis die Farbenfrau kommt. ERIKA: Beschreibe noch einmal deine genaue Position im Raum! MICHAEL: Ich sitze  in der Mitte der langen Seite des Swimmingpools. Manchmal berühren die Füsse das Wasser. Ich bin glücklich. ERIKA: Glücklich? MICHAEL: Geborgen. ERIKA: Woran merkst du, dass die Farbenfrau den Raum betritt?  MICHAEL: ich höre eine Geräusch von hinten, wie eine Schwingtür, ich höre ihre Fussschritte, als würde sie über kleine Wasserpfützen gehen. ERIKA: Und dann? MICHAEL: Sie setzt sich hinter mich, manchmal hockt sie sich hinter mich. Wenn sie ihre Beine neben meinen baumeln lösst, sehe ich, wie lang und schlank sie sind, tiefes Braun. Die Haut glänzt. Die Augen blau. Unendliches Blau. ERIKA:  Wie gross, glaubst du, ist sie?  MICHAEL: Sie überragt mich mit ihrem Kopf und ihren dunkelbraunen, nein, schwarzen… glänzenden… Haaren, ich habe sie nie stehen gesehen…nur schemenhaft aus dem Rückraum auftauchend… ERIKA: Rate ihre Grösse! Michael: 1 Meter 90? ERIKA: Was macht sie, wenn sie hinter dich hockt, oder sich auf dem Boden niederlässt? MICHAEL: Umschlingen…sie umschlingt mich…mit ihren Händen…und Armen…ihre Hände fahren über meine Brust…langsam…meine Oberschenkel…ich bin berauscht. ERIKA: Woran spürst du, dass du berauscht bist? MICHAEL: Da ist dieses Lustgefühl.. Lust strömt durch mich hindurch…überallhin…sie berührt mich…jede Berührung schickt Schauer… ERIKA: Streichelt sie deinen Schwanz, masturbiert sie ihn? MICHAEL: Nein. ERIKA: Hast du im Laufe ihrer Berührungen einen Orgasmus? MICHAEL: Nein…sie berührt mich aber dort, legt ihre Hand auf…himmlische Lust…ich spüre, ihre Nacktheit, wenn sie ihren Oberkörper gegen meinen presst… ERIKA: Wie lange berührt sie dich? MICHAEL: Sehr lange…dann steht sie auf und geht…ich bin nicht traurig…ich weiss, die Farbenfrau kommt wieder. ERIKA: Und du nennst sie im Traum Farbenfrau? MICHAEL: Nein, nie. Hinterher, wenn ich mich erinnere. Sie spricht nicht…ich spreche nicht…gebe nur Laute von mir. Und ich liebe dem Duft und das Geräusch ihres Atems…ERIKA: Später, als die Zeit dieses Serientraums vorüber war, hast du sie dann auch immer noch Farbenfrau genannt? MICHAEL: Ja, oder Amazone. Oder Indianerin. ERIKA: Hat sie je vor Lust gestöhnt? MICHAEL: Nein, ich erinnere ihr warmes Lächeln, wenn ich meinen Kopf nach hinten drehe, ihre grossen Augen… ich gehörte ihr.

„Our paths may cross again in some crowded bar
We feel a little lost ‚cause we’ve drifted away so far
Hoping to find the right words to say
We joke a little and then go on our way“

– Lucinda Williams

 

Einmal klopfte Erika an meine Tür, das war etliche Jahre, bevor sie die Assistenzstelle im Schlaflabor erhalten sollte, und von Kommilitonen vorzugsweise mit Dr. Kuntz angeredet wurde. Sie schenkte mir eine Rose, sagte, dass sie sich in Ellen Rabner verguckt habe (wir waren alle das gleiche Semester, und Ellens Spitzname war, unter den Jungs, „die Zehn“), wir jetzt noch ein letztes Mal vögeln würden, aber dann Geschichte wären, „aber ne gute Geschichte“, fügte sie hinzu. Und dann legte sie mich flach (ihr Lieblingssatz, oft aus dem Nichts abgefeuert: „Ich leg dich jetzt flach“, ein Tausch der Erwartungen, mehr als der Hauch einer Bestimmerin.) Die Geschichte melancholischer letzter Ficks wurde jedenfalls um ein Kapitel reicher (aber auch das sollte sich als nicht ganz richtig rausstellen.) Zwei Monate erfüllte Erotik (an der Grenze von verknallt und rattenscharf), mit viel zu frühem Sonneneinfall, durchgeschwitzten Laken, und einer Ära, in der meine Mathematik (nach langweiligen Statistikseminaren) hauptsächlich aus Knaus Ogino bestand (meine kurze Karriere als Frauenversteher), hinterlässt auch zwanzig Jahre später ein paar Spuren, und so begann alles mit einem herzhaften Lachanfall ihrerseits, als ich nach einer halben Ewigkeit an Erikas Tür klopfte und ihr Hochglanzbüro mit Blick zur Ulmenallee betrat. – Was, so ganz ohne Anmeldung, Micha!? Wir schauten uns einfach nur an, sie lachte, brachte nur diesen einen Satz zustande in fünf Minuten. Oh, wir konnten zusammen gut schweigen und still sein, wie damals, als uns nach den Orgasmen besseres einfiel als ein dezenter Erschöpfungsschlaf. Nachdem wir uns gesammelt hatten, tauschten wir unsere Historie aus: ihre Zeit mit Ellen habe zwei Sommer gedauert, und sie selbst sei ein etwas unsteter „Hopper“ (ihr Ausdruck) zwischen den Geschlechtern geworden, Karriere, ja, Kids, nein. Ich erzählte von meinem Melodram im Nördlichen Bayerischen Wald, und dass ich jetzt an einer Volkshochschule eine Forschungsarbeit durchführe, „Neue Konzepte in der Gesundheitsbildung“. Die Fachsimpelei und das kleine ABC der Amouren war schnell abgehakt, und sie fragte mich nach dem Grund meines unerwarteten Auftauchens. – Die gute alte Tante Hypnose, sagte ich. Ich schreibe für ein englisches Magazin eine kleine Serie über, bingo, Serienträume, und du sollst mich in Trance versetzen und alles aufzeichnen. Zu meinem Serientraum mit der „Farbenfrau“. Da kommt dann vielleicht mehr ans Licht, als die Geschichte, die ich schon so oft erzählt habe. Ich meine, Erika, ich war damals fünf oder sechs Jahr alt. Sie war die Erste unseres Jahrgangs, die eine Hypnoseausbildung machte, und wir liesssen uns gerne von ihr hypnotisch bespassen, vergassen für Augenblicke unsere Namen, befolgten absurde posthypnotische Suggestionen, und erkannten dennoch das grosse Potential des kreativen Unbewussten. – Micha, Micha, Micha, das können wir gerne machen. Aber dann  muss ich dich ja schon wieder flachlegen. Ihr Humor war über die Jahrzehnte intakt geblieben, auch wenn wir beide wohl spürten, dass das alte Feuer beinah, ich will‘s ja nicht übertreiben, wehmütigen Erinnerungen gewichen war. Was denn auch sonst? Das alte Studentenwohnheim. Always crashing in the same car. Schön, kurz und heftig, erste Fesselung ever – nun so weit entfernt wie das Blättern in einer Fotokladde auf dem Dachspeicher.

 

 

 

The Conviviality of Solitary Games

 

When it comes to autumn, and winter still months, or a cover, away, journalists and music lovers take a deep breath looking at the records (so far) that do not only turn to be part of the annual magic list, but have the potential of becoming life‘s company. In regards to song albums, I have the luck to now have heard my stunning „quartet of song albums“ in its entirety, everyone of them being a challenge and a reward.

 

September songs, October songs, autumnal they all are in certain ways. And lifers, for sure. IMO. And though I am obliged to keep my reviews unwritten and unpublished till the week before the albums‘ release, it is easy to name them, realizing some quite great songworks didn‘t make it to my dozen albums of 2022. But here, the soulfood collection, a labour of love each of them. 

 

One thought beforehand: don‘t believe anyone telling you these albums are too far out and not easy to approach. The only requirement: open ears, time, time, time. And quietness. And not thinking of the good old 70‘s! No jukeboxes around anyway! Bill Callahan‘s work may be his quietest of all, but a whole lot is going on between acoustic strumming, words delivered with measurance, and delicate arrangements – all flirting with the elemental, and reaching out for the deep.

 

Lambchop‘s album (the double vinyl comes along orange-marbled) may even appear stranger than the enigmatic brilliance of   „Showtunes“, but it is an equally shining star. More cinemascope, but the same degree of little gestures, discreet offerings, slow motion observations. Profound music of highest order, and food for thought.

 


As is Brian Eno‘s trip to the stars, not forgetting all things lost in the fire of our lives (as far as we can remember). Sometimes, from a distance, everything (losses first, and hands still to hold) falls into place.  An hour of true vibrations! No catchy songs, no singalongs, no fairytale searches of parallel worlds, no hooks, no future evergreens, oh, hold on, in their own peculiar way these songs which could be coined as modern day lamentations, a collection of future „everblues“ at least, striking quite a special, different note, corner in Brian Eno‘s song life. The album is haunting, uncanny, ethereal, anti-nostalgic, lost in space, and, simply said, beautiful in a dark way.

 

And, the only work available today and for some time now, waiting for you at your local record store, is the „retro existential wonderland“ of Father John Misty‘s double album „Chloé and The Next 20th Century“. Four impressive song albums in a row, and a great companion to it, another autumnal album without songs sung or spoken, Dutch pianist Wolfert Brederode‘s awesome „Ruins and Remnants“, coming later this year, a lifer, too, with piano, percussion, a string quartet. And Manfred Eicher.


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