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2017 22 Aug.

Moshi

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Man nannte ihn Barney, aber er war Franzose. Bernard Jean „Barney“ Wilen, geboren 1937 in Nizza. Mit seinem Saxofon ein Wanderer zwischen Welten. Früh begleitete er Miles Davis zu den laufenden Bildern des Louis Malle-Klassikers mit Jeanne Moreau, „Fahrstuhl zum Schafott“ , er spielte mit drei Vierteln des Modern Jazz Quartet, in den Sechziger Jahren dann Free Jazz, Fusion Music. Jazzgeschichte im Hochgeschwindigkeitsmodus.

Joachim Ernst Berendt holt ihn 1967 für „Jazz meets India“ nach Donaueschingen, und wenn wir schon mal in der Ecke sind – er spielt auch im berühmten Lindauer Jazzclub „Zur Fischerin“. Der junge Manfred Eicher organisiert das Programm des Clubs mit und steigt schon mal mit seinem Kontrabass ein. Ich war vor Wochen an genau dem Ort, heute ein gutes Restaurant, ich hätte gerne eine Zeitmaschine betreten.

Im wilden Jahr 1968 kam der Underground auch im Schwarzwald an. Bei MPS entstand „Barney Wilen and his Amazing Free Rock Band“ – mit Joachim Kühn, Aldo Romano und anderen Cracks nahm er die Platte „Dear Prof. Leary“ auf. Leary war nie Professor, wie Jan Reetze jüngst anmerkte.  Der Traum: Afrika. Mit dem einstigen Model aus reichem Haus, Fahnenschwingerin 68 in Paris, Freundin und Filmemacherin Caroline de Bendern und einem recht grossen Tross bricht er 1970 auf – Gelder fliessen aus einer Kulturstiftung.

Der ganz grosse Traum ist das, das Ziel: Sansibar. man besingt die Insel, aber man kommt nie dort an. Hätte man die geplante Strecke durchgezogen, wäre man in Kriegsgebieten leicht zu Tode gekommen. Das Leben, der Jazz, das Abenteuer, werden eins. 1972 kehrt man zurück. Das Ergebnis: das Album Moshi. Von einem kleinen Label damals veröffentlicht, wird es gefeiert, erinnert, fast vergessen, und zum teuren Sammlerstück. Jetzt hat das Label Souffle Continu „Moshi“ als Doppelalbum auf Vinyl neu herausgebracht, mit einem tollen Bildband, notierten Erinenrungen und einem auf DVD beiliegenden Dokumentarfilm von Carolin de Bendern.

Zwei Jahre zogen Barney Wilen und seine Weggefährten durch Sahara und Sahelzone. Afrika: für afroamerikanische Jazzmusiker wahlweise Urheimat oder Mythos. Pharoah Sanders, Art Blakey, Randy Weston, Don Cherry und viele andere verweilten dort, aber eben auch europäische Freigeister. Die afrikanische Verwurzelung, politisch oder romantisch genährt, sollte während und nach kolonialistischen Wirrnissen ein neues Bewusstsein schaffen, konkrete Utopien eines freieren Lebens waren gefragt, doch der Kontinent erlebt, bei allem Wandel,  bis heute politische, soziale, existenzielle Alpträume.

Zahllose Rock- und Jazzmusiker zog es Ende der Sechziger Jahre nach Marokko, nicht alle werden glücklich. Die Fremde fordert oft ihren Tribut, der Rausch kann  in Angst umschlagen. Das Doppelalbum „Moshi“ ist eine schillernde Collage, die keine Verschmelzung der Welten vorgaukelt. Man spielt mit Einheimischen, schliesst Freundschaften, studiert neue Perkussionsinstrumente, singt alte und neue Hymnen. Die Musiker aus Frankreich lassen sich mit Haut und Haar auf die Fremde ein, lernen die blauen Menschen kennen, Stämme, die surreale Maskenbälle inszenieren.

Irgendwann dreht die französische Stiftung den Geldhahn zu, aber Caroline de Bendern dreht ihren Film zuende, der so fragmentiert ist wie die Musik, und auf jeden schlauen Kommentar aus dem Off verzichtet. Es gab schon genug Ethnologen, die mit den ihrem westlichen Herrschaftsdenken Zerrbilder Afrikas verbreiteten. Das Leben mit den afrikanischen Freunden hat an manchen Orten etwas Kommunenhaftes, das Jammen die Nächte hindurch, erotischer Taumel, Freunde fürs Leben, und dem Tod begegnen sie auch im engsten Kreis.

Barney Wilen starb 1996 in Frankreich. Ich habe mich erst in den letzten Wochen mit seinem Leben etwas näher befasst, habe mir noch eine alte Filmmusik besorgt, von einem französischen Film noir mit Lino Ventura, ich kann mir ihn auch, als jungen Schlacks, gut vorstellen, im Jazzclub „Zur Fischerin“, anno 1968, in Lindau, am Schwäbischen Meer.

 

 
 
 

ONE The Beatles: Sgt.Pepper’s Lonely Hearts Club Band (double cd oder, auch wenn das immer doof klingt, die „super deluxe edition“) – die Herstellung einer wundervollen Stereobalance beweist, dass die Jungs damals wirklich mono bevorzugten, die Transparenz ist atemraubend, der Bass druckvoll. Wer stets gern zu der Garagenband aus Liverpool zurückkehrt, lese das Buch „Dreaming The Beatles“.

 

TWO Brian Eno: Taking Tiger Mountain (By Strategy) (double vinyl) – die „vier half-speed masters“ von Enosvier Songalben aus den Siebzigern sind jeden Cent wert, obwohl die erhältlichen CD-Masters von 2004 auch keine Wünsche übriglassen. Ich schätze tatsächlich alle vier Alben gleichermassen, Favoriten wechseln mit den Jahreszeiten.

 

THREE Brian Eno: Here Come The Warm Jets (double vinyl) – das wildeste Songalbum ist alles, Protopunk vor Punk, wundervoller Pop, extravaganter Melodienrausch, das englische Wort „overflowing“ findet hier seine vollendete Entsprechung. Aus so einem Reigen  könnten andere Künstler ganze Karrieren schöpfen, Eno gönnt es sich nur einmal.

 

FOUR Brian Eno: Another Green World (double vinyl) – man garantiere mir 25.000 Euro, und ich schreibe ein 120 Seiten umfassendes Prosalanggedicht zu diesem sicher einflussreichsten der vier Alben, ohne ein pathetisches oder schwärmerisches Wort. Am 16. Oktober geht es um diese „big four“ in der „Nahaufnahme“ der Klanghorizonte im Deutschlandfunk. 

 

FIVE Brian Eno: Before And After Science (double vinyl) – ein Kieferklapptrunter-Erlebnis unter guten Kopfhörern, ich höre nie auf, das Album zu entdecken, und hatte in diesem Jahr gar einen luziden Traum, in dem ich einen perfekten neuen Enosong hörte, der nur auf dieses Album gepasst hätte. Echtes Copyright-Problem. Die englische Kurzgeschichte (non-fiction) dazu wird mit Ian McCartney verfasst. Kein Witz. 

 

SIX Radiohead: OK Computer NOTOK 1997 2017 – ehrlich gesagt, habe ich erst in diese Jahr einen Narren gefressen an diesem Album, besser spät als nie. Unfassbar „zeitgenössisches“ Werk, um diesem altbackenen Ausdruck mal etwas Feuer zu geben.

 

SEVEN Bark Psychosis: Hex – kaum einer kennt diese Musik, die ähnlich verstörend ist wie spätes Zeug von Talk Talk – noch heute absoluter „underground“ für die Psyche und nächtliches Lauschen!  „Sheer beauty. Knife-slit tension“. 

 

EIGHT Arthur Russell: Instrumentals (double vinyl) – es ist tottraurig, dass der singende Cellist, Tanzbodenforscher und Verhallungskünstler zu Lebzeiten nie das ernten durfte, was ihm posthum an Lobgesängen zugetragen wird, dieses Werk darf man auch unter „new exotica“ katalogisieren, aber es steht immer noch recht einsam da, wartet auf jeden Zuhörer. Und die kleine neue Vinyledition ist schon wieder vergriffen.

 

NINE Midori Takada: Through The Looking Glass (double vinyl) – japanischer Minimalismus, und so viel mehr. Ein Traum von Henri Rousseau, lauter „twilight zones“, ein einsam und allein eingespieltes Kunststück in arg begrenzter Studiozeit. „Beauty hurts, darkness works as medicine“.

 

TEN Pep Llopis: Poiemusia La Nau Dels Argonautes (vinyl)- die mediterrane, tiefentspannte Variante der Minimalisten & Argonauten, in der alles aquamarin funkelt, und jede Oberfläche eine eigene Tiefenströmung produziert. Ibiza ist nicht so weit von Valencia entfernt. Es ist das Jahr 1983.

 

ELEVEN Barney Wilen: Moshi (double vinyl) – eine schillernde Collage, die keine Verschmelzung der Welten vorgaukelt. Man spielt mit Einheimischen, schliesst Freundschaften, studiert neue Perkussionsinstrumente, singt alte und neue Hymnen. Die Musiker aus Frankreich lassen sich mit Haut und Haar auf die Fremde ein, lernen die blauen Menschen kennen – psychedelischer Jazz, erotischer Taumel, surreale Maskenbälle!

 

TWELVE Lal and Mike Waterson: Bright Phoebus – „Get past a couple of hokey moments to be transported back, first to the communal hopes of the ’70s, and thence into the country lanes of centuries passed“ (Jim Irvin, Mojo)

 

 

P.S.: I’m only refering to reissues that got a special treatment by excellent remastering techniques (that surpass the quality of other available editions), or by extended and highly valuable extensions, or by brilliant design matching the brilliance of the music, or, simply being gems being saved from forgetting and ridiculously high prices at Discogs. David Bowie‘ s Berlin days  will join the circle later on. No, I’m not a Prince fan. And if  the number would be twenty, Deathprod, Oregon, Weather Report, and Ray Charles in mono would have got their songs of praise. The one who knows the writer who coined the title phrase on „darkness & beauty“, will get a free copy of the next Eno album in 2018, MHQ promises. The four prints that accompanied Before and After Science’s first edition in 1977 (double click on the pictures) are beautifully reproduced in the reissue’s design. 

 

K

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FIRST HOUR Joseph Shabason AYTCHE long swim / Darren Hayman THANKFUL VILLAGES VOL. 2 ( three tracks ) wigsley – east norton – maplebeck / Emanuele De Raymondi SARO viaggio / Fleet Foxes CRACK-UP i should see memphis / Björn Meyer PROVENANCE traces of a song / Fovea Hex THE SALT GARDEN 2 all those signs / Alexei Lubimov & Carl Philipp Emanuel Bach TANGERE cantabile e mesto / Erik Honoré UNREST abandoned home – the park / Joseph Shabason AYTCHE track 3 (the track with the „do-you-remember-when-Joni Mitchell-played-with-Jaco Pastorius-bass“)

 

SECOND HOUR Hans-Joachim Roedelius & Arnold Kasar EINFLUSS (two tracks) black white felt – venta / Porter Ricks ANGUILA ELECTRICA prismatic error / Jeff Tweedy HOME AT LAST sky blue sky / David Torn V. A. – SKY MUSIC (A TRIBUTE TO TERJE RYPDAL) avskjed / Grizzly Bear PAINTED RUINS wasted acres / Stale Storlokken V. A. – SKY MUSIC (A TRIBUTE TO TERJE RYPDAL) dream song – into the wilderness – out of this world / Iron & Wine BEAST EPIC song in stone / Rodach DIE ZEIT IST RUND häuserballett / Matthew Bourne ISOTACH (two tracks) isotherm – isogone

 

THIRD HOUR Music from the reissue of Barney Wilen’s double vinyl album „Moshi“ that can be ordered from the French label „Souffle Inconnu“

 

FOURTH HOUR Music from Carlos Casas‘ double vinyl album „Pyramid of Skulls“ accompanied and surrounded by the composition „Avskjed“ of Terje Rypdal’s album „Descendre“ (1980), and a classic field recording from old England, „Trains in the Night“

 

FIFTH HOUR: two long tracks from the reissue of Pep Lloris‘ „Poiemusia La Nau Dels Argonautes“ and, in the final twenty minutes, a long and winding take on Terje Rypdal’s composition „Icing“ from his classic „What Comes After“ (ECM), to be found on the forthcoming Rune Grammofon release (vinyl only), „Sky Music – a tribute to Terje Typdal – Vol. 2“, a limited addition to the forthcoming „Sky Music“-album (for more information go to the Rune Grammofon homepage!)

Ganz früh versenkte er sich in die Musik der Shadows, später in  Gitarrensounds von Jimi Henrix und John McLaughlin. Die Sechziger Jahre waren vorüber. Er studierte bei George Russell, und entwickelte einen ureigenen Sound, zu einer Zeit, in der manche vielleicht nur grosses Nachahmen für möglich hielten. Es war ein Sound, der wohl nur in Norwegen entstehen konnte. Und dieser Sound war voller Verzweigungen, das Sphärische, das Muskuläre, Neoromantik ohne Frack, Neorock ohne Posen. Das Quantum Jazz brachten vor allem seine Mitstreiter ins Spiel. Genre? „Sky Music“! Vor wenigen Tagen schickte mir Rune Kristoffersen eine sehr spannende Arbeit, eine Hommage an Terje Rypdal zum siebzigsten Geburtstag des Gitarristen. Alles andere als eine erinnerungsselige Veranstaltung, was da Henry Kaiser, David Torn, Bill Frisell, Nels Cline, Jim O’Rourke und etliche Norweger anstellen. Gemütlich geht anders. Wenngleich Bill Frisells Darbietung bei aller Finesse den guten Terje mal en passant ins Hinterland von Kentucky zu transportieren scheint. SKY MUSIC erscheint am 25. August, kann auch direkt bei Rune Grammofon bestellt werden. In der Radionacht Klanghorizonte spiele ich zwei Stücke aus dem Werk, und, zum Ende der Nacht, ein „Original“. Hier die Liste meiner zehn all time favourites, die sich über drei Jahrzehnte erstrecken. Das allererste Mal  hörte ich ihn auf der zweiten Schallplatte von Jan Garbarek für ECM, „Sart“. Das war die Platte, mit der meine ganz persönliche ECM-Geschichte losging.

 
 

01. Whenever I Seem to be Far Away (ECM 1045) 1974
02. What Comes After (ECM 1031) 1974
03. Odyssey (ECM 1067/8) 1975
04. If Mountains Could Sing (ECM 1554) 1995
05. Waves (ECM 1110) 1978
06. After the Rain (ECM 1083) 1976
07. Skywards (ECM 1608) 1997
08. Descendre (ECM 1144) 1980
09. Terje Rypdal (ECM 1016) 1971
10. Undisonus (ECM 1389) 1990

 

„It’s a strange thing for anyone to say, but from a renowned composer it’s especially baffling. „I’m not much of a music fan,“ says Harold Budd towards the end of a warm, engaging if occasionally mystifying conversation. „I just don’t listen to music – at all!“ Even more surprising, perhaps, is the fact that the 77-year-old doesn’t even own his favoured instrument: a piano. „I think they’re ugly things,“ he chuckles. „Architecturally speaking, and in other ways. So to actually live with a piano? Well, that would really insult my aesthetic sense.“

(from an interview, some years old)

 
 
Hans Otte / Herbert Henck: Buch der Klänge

Roger Eno: 18 Keyboard Studies By Hans Friedrich Micheelsen

Matthew Bourne: Moogmemory

Harold Budd & Brian Eno: The Plateaux of Mirror

Nils Frahm: Solo Remains

Walter Carlos: Switched-on Bach

Roedelius: Selbstportrait Vol. II

Peter Broderick: Partners

Dennis Johnson: November

John Cage / Herbert Henck: Eary Piano Works

L’aggiunta:

Pascal Comelade: Haikus de Piano
 

 

 

 

Einen unbestrittenenen Verfechter der Jazzfotografie hatten wir hier schon, der in nicht zu zähmender Hartnäckigkeit Saxofonisten, Pianisten, Schlagwerker etc. in allen Posen der Exstase und des Innehaltens ablichtete. Auch mitunter in recht verdrehten Körperhaltungen, die einem die Qualität moderner Chiropraktik in Erinnerung rief. Das kam nicht ganz ran an die stilistische Brillianz der Klassiker des Genres, half aber, die Wertigkeit der eigenen Gedanken auch visuell zu dokumentieren, und eine gewisse Allgegenwärtigkeit. Ein Bild erzählt mehr als tausend Worte, diesen alten Spruch schien der knipsende Holländer allerdings widerlegen zu wollen, denn alle Geheimnisse waren aus den Bildern verschwunden, was blieb, falls es nicht ohnehin drunterstand, war munteres Musikerraten. Seither suche ich nach ähnlichen Serienmotiven, die allerdings, gegenüber dem abgegrasten Feld der Jazzfotografie mit ihren ewig wiederkehrenden Mustern, purer Erinnerungswertigkeit, etwas Geheimnisvolles für sich behalten, einen atmosphärischen Mehrwert. Fündig geworden bin ich beim Topos Strandkorb. Genosse Henry kann in solchen Aussichtsposten der Freizeitgesellschaft sicher ein gutes Buch lesen. „Der Butt“, von Grass. Allerdings kommen mir keine Menschen in die Körbe hinein. So bleibt alles ein wenig surreal, und ein leichtes Schwanken des Wirklichkeitssinnes macht offen für neue Erfahrungen, an scheinbar trivialsten Orten. Jedes Idyll ist trügerisch, und so kann heute jeder Strandkorbbewohner, zwischen Ostfriesland und Blackpool, folgende Zeilen in der Zeitung seines Vertauens lesen: “This situation is beginning to develop into this generation’s Cuban missile crisis moment,” ING’s chief Asia economist Robert Carnell said of the Trump-Kim spat in a research note. „While the US president insists on ramping up the war of words, there is a decreasing chance of any diplomatic solution.“  

2017 10 Aug.

Verschwundene Jugend, Bild Nr. 5288

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An einem sommerlichen Morgen hatte ich in Dortmund, auf dem britischen Soldatensender BFBS, den Song „Here He Comes“ erstmals gehört, aber es dauerte Wochen, bis ich, zurück in Würzburg, genauer gesagt, in Gerbrunn, Paul Ehrlich-Strasse 14 (seltsam, dass man manche Adressen im Kopf behält, die nur von kurzer Verweildauer waren), vom Paketboten aus dem Bett geklingelt wurde, und die Erste Edition von „Before and After Science“ in Händen hielt: diese wahrlich limitierte Auflage enthielt vier Lithographien von Peter Schmidt, einem guten Freund Brians, dessen früher Tod ihn tief traf. Ich weiss nicht, ob ich jemals einer Platte (das Paket kam aus Unterlüß, Leser der Zeitschrift „Sounds“ erinnern sich) mit solcher Vorfreude entgegengefiebert habe, ausser vielleicht „Blue“ und „Sgt. Pepper“. Und „Dondestan“. Es waren einfache Motive, eine Treppe, ein Blick aus dem Fenster, Marginales, alles in unaufdringlicher Farbgebung – diese „paintings“ empfand Eno als zusätzliche „tracks“, nicht erst in seinen späteren Installationen suchte er nach einer Verschmelzung von flüchtigen Klängen und flüchtigen Bildern: die vier Bilder schliessen nahtlos an die ambienten Sphären der Seite Zwei der Schallplatte an, und transportieren das dort vermittelte Gefühl der Ferne, des Treibens im Irgendwo, des stillgestellten Radios, in ein surreales Flair von Alltag, von Tagen im All, von scheinbar vertrauten Räumlichkeiten (die Songs hörte ich heute morgen, sehr früh, am noch unbevölkerten Badestrand Schillig im Wangerland („a thousand miles away …“) – und diese vier Bilder finden sich zum Glück wieder, wenngleich nicht als Einzeldrucke, auf der neuen „half-speed“-Ausgabe seines vierten Songalbums der Siebziger und seines letzten für viel zu lange Zeit. Diese vier gesangshaltigen Alben, die schon seinerzeit so viel Zukunft in sich trugen, und heute wahlweise zeitlos oder zeitgenössisch klingen, sind nach wie vor grosse Abenteuer. Am besten funktionieren diese gesammelten Unerschöpflichkeiten, wenn die eigenen Wissens- und Nostalgiespeicher nur leise im Hintergrund rumpeln.

2017 7 Aug.

Before and After Dorothy

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Hello Brian,

here’s a „gospelmate“ of yours:

 

„The Great Debate“ is an eight-minute mini-musical that pits science against religion to determine, once and for all, who is right when it comes to humanity and existence. Though you are an atheist, in the song, the religious side comes out on top, largely thanks to the power of gospel music.

Randy Newman: Faith wins because it’s got Dorothy Love Coates, the Golden Gate Quartet, Bach, Beethoven, Mozart, Brahms, everybody. I don’t know whether I am a music lover, strictly – it’s hard to say how I feel about it – but I love good gospel music. No doubt. My side, the agnostic, atheist side, has got nothing like that. There’s no great song that’s like, “Let’s all not believe and play our agnostic hymnals!” They got everything: the high ceilings, the confessions – man what a hit idea.

(from a new Pitchfork interview)

 

P.S. Though you’ve never been too much interested in your historical ego, it’s great to see how these four classics from the 70’s receive a lot of interesting thoughts and appraisals, funny enough, nearly no one has been diving deeper into the special sound quality of the new „half-speed masters“. And there should be an improvement – standing up three times to get the full experience, makes a difference to old time vinyl experiences :) – I’m prepared for some comparative listening soon … best, Michael

 
 
 

 
 
 

Thanks Micha,

I’m just reading Anthony Heilbutt’s book THE GOSPEL SOUND which has a lot about Dorothy Love Coates in it … I’m still in love with her.

Yes, the old albums have had a good reception. I should listen to them again myself 😉. Last time I listened to any of them I found myself thinking „Who was that person?“. Releasing little time-capsules called „albums“ certainly gives you some surprises later in life: surprises about how much you change over a lifetime, and about which bits don’t change.

And I see Randy Newman has a new record out too. I look forward to that – always admired him enormously as a songwriter (GOOD OLE BOYS one of my alltime favourite albums).

XXB


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