Manafonistas

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Archives: Januar 2021

2021 31 Jan

The Dry

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Seit einer Woche ist die Hündin morgens kaum zu bewegen, das Haus zu verlassen. Mal versteckt sie sich unter dem Bett, wenn sie merkt, dass ich mich zum Rausgehen fertig mache, mal läuft sie im Treppenhaus schnurstracks in den ersten Stock und sucht Zuflucht an der Wohnungstür der Nachbarn. Wieder zu Hause verbringt sie möglichst viel Zeit möglichst nahe am heißen Ofen. Ich habe heute das erste Mal in diesem Winter eine achtzehn Jahre alte Daunenjacke ausgepackt, die ich nur selten anziehe – so kalt wie heute ist es fast nie bei uns. Wärme spenden Tom Ka Gai, Steve Eliovsons Dawn Dance und The Dry von Jane Harper, ein Krimi in dem es so heiß ist, dass die Flüsse ausgetrocknet sind, die Farmer kein Einkommen mehr haben („The drought. It’s going to kill this town.“), in dem ein 36jähriger Polizist aus Melbourne zurück in das Nest seiner Heimat kommt, aus dem er vor 20 Jahren Hals über Kopf wegziehen musste. Er ist gekommen, um bei dem Begräbnis seines Jugendfreundes dabei zu sein, der seine Frau, seinen Sohn und sich erschossen hat – oder ist die Familie vielleicht doch anders umgekommen? „All around were rosebushes that were neatly pruned, but very dead.“

2021 31 Jan

Von Cronopien, Famen, und Manas

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Wie die Lieblingsalben des argentinischen Freigeistes in Pariser Zeiten anno 1958 wohl ausgesehen hätten?  Carlos Gardel, Astor Piazzolla, Thelonious Monk, Charlie Parker und Louis Armstrong hätten gut und gerne dabei sein können. Neuheiten wie alte Schätze. Wir schreiben das Jahr 2021. Unser Rückblick hat begonnen. 33/15, 33/12, 16/4, 30/0, 12/12 – so sind die Taktungen ausgewählter Lieblingsalben. Die Hälfte der Manas ist schon dabei, ein guter Schnitt. Wer will, kann sich noch dazugesellen. 5/5, 5/0, 10/5, 3/3, 8/0. Das wäre doch machbar, erst recht nach meiner Radionacht – und die Deadline, die in diesem Falle eine Lifeline („full of lifers“), wäre für unserer Patience gesammelter Faszinationen, ist ja auch erst Ende Februar. Sobald sich einiges angesammelt hat, können wir bei den anderen Manas schauen, was ihre Gehörgänge durchrauscht, und ein synergetischer Effekt wäre mal keine hochtrabende Leerformel.

Es geht jedenfalls schon einmal gut los und die Aussichten sind sehr hoffnungsvoll:

Favorite Albums (33):

Grandbrothers – All the Unknown, Biosphere – Angel’s Flight

 

Reissues (10): –

Brian Eno – Rams wird sicher irgendwo auftauchen. Bin aber noch unentschlossen, ob dieses Album nicht doch zu den 2021’ern zählen sollte (oder vielleicht als Nachtrag für 2020 durchgeht)…

2021 31 Jan

Sweet 16 4 2021

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16 (Album)

1. Floating Points,  Pharoah Sanders, London Symphony Orchestra Promises / 2. Sons of Kemet Black to the Future / 3. Nik Bärtsch Entendre / 4. Portico Quartet Terrain / 5. Little Simz Sometimes I Might Be Introvert /  6.  Shai Maestro Human / 7.Timo Lassy Trio / 8. Jeb Loy Nichols Jeb Loy / 9. Fleet Foxes Shore  / 10. The Notwist Vertigo Days  / 11. Masha Qrella Woanders

 

4 (Re-Issue)

1. Radiohead Kid A Mnesia /2. Ian Carr’s Nucleus Roots / 3. Tortoise Millions Now Living Will Never Die & TNT

 

… (Wieder/Entdeckt)

  1. Hiroshi Yoshimura Green / Satoshi Ashikawa Still Way
  2. James McBride Deacon King Kong
  3. Robert Galbraith The Cuckoo’s Calling, The Silk Worm
  4. George Steiner Warum Denken Traurig Macht
  5. Walter Benjamin Einbahnstraße
  6. Masseria Li Veli Susumaniello 2019
  7. Don Cherry Organic Music Society
  8. Max Dax Dissonanz
  9. Kazuo Ishiguro Klara And The Sun
  10. Don Cherry, Chris Blackwell El Corrazon
  11. Collin Walcott Cloud Dance
  12. Keith Hudson Playing It Cool
  13. The Congos Heart of the Congos
  14. Juli Zeh Über Menschen
  15. Hartmut Rosa Unverfügbarkeit
  16. John Burnside I Put A Spell On You

2021 31 Jan

Album / Re-Issue / Wiederentdeckt

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November

Albums (12):

1. Steely Dan: Northeast Corridor / Donald Fagen: The Nightfly Live (September)
2. Lana Del Rey: Blue Banisters (Oktober)
3. Lana Del Rey: Chemtrails Over The Country Club (März)
4. Nick Cave & Warren Ellis: Carnage (Februar)
5. Marc Johnson: Overpass (August)
6. Can: Live in Stuttgart 1975 (Mai)
7. Brahms: Symphony No. 4; MacMillan: Larghetto for Orchestra (Pittsburgh Symphony Orchestra, Manfred Honeck) (November)
8. Asmus Tietchens (Hematic Sunsets): Aroma Club Adieu (Juni)
9. Daniel Lanois: Heavy Sun (April)
10. András Schiff, Orchestra of the Age of Enlightenment: Brahms — Piano Concertos 1 & 2 (Juli)
11. Konstantin Semilakovs: Alexander Scriabin — Couleurs Sonores (Januar)

 

Re-Issues (12):

1. Dave Pike Set: At Studio 2, March 11, 1971 (Februar)
2. Pet Shop Boys: Discovery — Live In Rio 1994 (Mai)
3. Klaus Doldinger: The First 50 Years Of Passport (Juli)
4. Gentle Fire: Explorations (1970-1973) (Januar)
0. (März)
0. (April)
0. (Juni)
0. (August)
0. (September)
0. (Oktober)
0. (November)

 

Wiederentdeckt:

Januar: 801 Live (1976) 
Februar: Cat Mother & The All Night Newsboys: The Street Giveth … And The Street Taketh Away (1969)
März: Albert Mangelsdorff: Three Originals (The Wide Point, 1975; Trilogue, 1977; Montreux, 1980)
April: David Shea: Tower of Mirrors (1995) 
Mai: Hans Zimmer: The British Years (My Beautiful Laundrette, A World Apart u.a.) (2005)
Juni: Miles Davis: Big Fun (1974)
Juli: Hot Tuna: Hoppkorv (1976)
August:
Ketil Bjørnstad, Bjorn Kjellemyr, Jon Christensen, Per Hillestad, Terje Rypdal: Water Stories (1993)
September: Hanns Dieter Hüsch: Abendlieder (1976)
Oktober: Kraan: Live (1975)
November: Ougenweide: Herzsprung (2010)

 

 

 

 

2021 31 Jan

Sie haben Knut

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Zeit, mal wieder auf ein anderes Medium zurückzugreifen, die Zeit noch weiter zu entschleunigen und die Filme auf den VHS-Videokassetten durchzuschauen. Sie haben Knut kam im Jahr 2002 wahrscheinlich nur in die kleinen Programmkinos, lief irgendwann im Fernsehen und spielt im Winter 1983 in einem geräumigen Holzhaus in den österreichischen Alpen und in einem Skigebiet. Ein Paar in den Zwanzigern, sie sind seit acht Jahren zusammen, möchte hier ein ruhiges Wochenende verbringen, unerwartet trifft ein Teil des Freundeskreises des Bruders der Frau dazu, während der Bruder der Frau, Knut, auf sich warten lässt. Der Film bietet Zeitgeist 1983 pur: Politische Diskussionen, Abstimmungen, Zurechtweisungen im Namen der Gruppendynamik, heimliche Bewunderungen, Offenbarungen und typische  Redewendungen wie „Ich habe einen Anschlag auf dich vor“, ein Satz, den ich wirklich lang nicht mehr gehört habe. (Für die später Geborenen: Der Satz leitete eine mehr oder weniger aufwändig zu erfüllende Bitte ein.) Natürlich ist auch ein charismatischer Gitarrenspieler dabei, einmal entsteht eine spontane Musiksession der Gruppe. Zwei sehr unterschiedliche Jungs, elf und 14 Jahre, sind mit von der Partie. Ein wunderbar authentischer und in jeder Sekunde glaubhafter Film mit starken Nostalgieeffekten, die zu Lachausbrüchen führen können.

2021 30 Jan

Sprechen Sie Kosmische?

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This is the title of a short note in the March edition of „Electronic Sound“, in regards to Jan‘s book, and the subtitle is „Reeperbahn to Autobahn in impressive tome“. „Krautrock didn‘t fall from the sky“, declares Hamburg-born, US-based author Jan Reetze. „As soon as you find out that former Kraftwerker Wolfgang Flür was in a band called „The Beethovens“ in 1966, you know there‘s a back story that needs telling.“ As we know by now, „Jan places krautrock in the wider context of Germany‘s post-war reconstruction and its popular music industry, taking you from the jazz of the 1950s, via Stockhausen and the electronic avantgard, toward the 1960s beat boom, krautrock, Neue Deutsche Welle, and on into the 1990s. Spread across 536 pages, this is a deep dive and then some.“ 

Approaching Hamburg, later in the day, after some wild driving through the hinterland of Neumünster (caused by a A7 highway accident),  I put on post-kraut rockers „Trees Speak“, a joyful, eerie soundtrack for my Elbtunnel drive no. 8 this year.


 
 

 
 

Peter Sloterdijk schreibt in seinem Buch Den Himmel zum Sprechen bringen in der Vorbemerkung:

 

Da der Titel dieses Buchs mehrdeutig klingt, soll darauf hingewiesen werden, dass im folgenden weder vom Himmel der Astrologen die Rede sein wird, auch nicht von dem der Raumfahrer. Der zum Sprechen gebrachte Himmel ist kein möglicher Gegenstand visueller Wahrnehmung. Doch drängen sich beim Blick nach oben von Alters her bildliche Vorstellungen auf, von vokalen Phänomen begleitet: das Zelt, die Höhle, das Gewölbe, im Zelt tönen die Stimmen des Alltags, die Höhlenwände werfen alte Zaubergesänge zurück, im Gewölbe hallen die Kantilenen zu Ehren des Herrn in der Höhe wider.

Aus dem Gesamt von Tag- und Nachthimmel ergab sich seit je ein archaisches Konzept des Umfassenden. In ihm ließ sich das Ungeheure, Offene, Weite mit dem Beschützenden, Häuslichen in einem Symbol kosmischer und moralischer Integrität zusammendenken. (…) Als der Himmel im Gang der Säkularisation seine Bedeutung als kosmisches Immunitätssymbol verloren hatte, wandelte er sich zum Inbegriff der Beliebigkeit, in der menschliche  Absichten verhallen. Nun ruft das Schweigen der unendlichen Räume bei Denkern, die in die Leere horchen, metaphysischen Schrecken hervor.

 

(Das neue Buch ist sehr lesenswert. Sloterdijk schleicht sich an die Götter heran, indem er die Religionen literarisch untersucht.)

 

2021 30 Jan

Eine halluzinogene Musikstunde

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Ich war sehr jung, als ich zum ersten Mal Steve Reich hörte. Ich hatte mich wohl im Radio verwählt, und landete in der Abteilung Ernster Musik, ein Begriff, der mir schon damals lächerlich vorkam. Ich hatte „All Day And All Of The Night“ gehört, Jahre zuvor, nachts auf der „Europawelle Saar“, und das war weitaus mehr als Ernste Musik, das war ein Song, der ein ganzes Schuljahr in den Schatten stellte. Wenn ich an den Musikunterricht im Max Planck-Gymnasium denke, zur Zeit des „summer of love“, musste ich micn durchquälen durch Notationen, hüftsteif dargebotenes Wissen, den „Freischütz“, und andere Überlieferungen, dargeboten in in einem knöchernen akademischen Duktus, von einem Lehrer, der bestimmt ein netter Mensch war, aber offensichtlich den Schuss nicht gehört hatte. Und plötzlich hörte ich „Drumming“. Und war hin und weg. Auf das Stück „It‘s Gonna Rain“, eine Art Perkussionsstück für die menschliche Stumme, und zugleich ein natürliches Halluzinogen, kam ich erst später, irgendwann Ende der Siebziger, durch ein Interview mir Brian Eno, das ich irgendwo eentdeckte. Er erzählte von den strukturellen Verwandtschaften von „It‘s Gonna Rain“ und „Music For Airports“. Die beiden Platten klingen so unglaublich  verschieden, aber sie leben beide, zu einem guten Teil, von der guten alten Tante Asynchronizität. Ich sage es flapsig, vermeide so den akademischen Duktus, und nehme einen Schluck aus meinem Weinbecher, gefüllt mit „Two Left Feet“, made in Australia.

 

„Ich könnte leicht mehrere Stunden lang nur über dieses Stück sprechen. ‚It’s Gonna Rain‘ habe ich wieder und wieder gehört mit meinem guten Freund Peter Schmidt, dem Maler, Ich hatte Peter während meines Studiums an der Kunsthochschule kennengelernt und er war ein sehr, sehr markanter und ungewöhnlicher Charakter. Er war ein deutscher Jude, der in den 30er Jahren nach England gekommen war, und er war ein sehr guter Pokerspieler, denn es war unmöglich zu wissen, was er dachte. Er war eine sehr undurchschaubare Person. Die meisten Leute fanden es sehr schwer, mit ihm zusammen zu sein, weil, wenn man etwas zu ihm sagte, er einen einfach nur ansah. Aber ich mochte ihn sehr, und wir verstanden uns sehr gut, und es stellte sich heraus, dass wir über viele ähnliche Dinge ähnlich dachten. Eines der Dinge, die wir taten, war, in seiner Wohnung in Stockwell herumzusitzen und neue Musik zu entdecken. Meistens war er es, der mir Sachen vorspielte, und eines Tages sagte er: „Hast du das schon gehört?“ und mein Leben veränderte sich innerhalb einer Viertelstunde.“ (Brian Eno, Teil 1)

 

 

He began to warn the people. He said: „After a while, It’s gonna rain after a while; for forty days and for forty nights“ it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain lose your mind & come to your senses it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain And the people didn’t believe him And they begin to laugh at him And they begin to mock him And they begin to say: „It ain’t gonna rain!“ It’s gonna rain It’s gonna rain It’s gonna rain It’s gonna rain It’s gon‘ It’s Rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain They didn’t believe it was gonna rain But glory to God Hallelujah! Bless God’s wonderful name this evening I said, this evening After a while, they didn’t believe it was gonna rain But sure enough, it began to rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain RAIN it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain its gonna rain RAIN  it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain (i hear drums) it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain RAIN Hallelujah! They began to knock upon the door But it was too late Hoo! The Bible tell me, They knocked upon the door until the skin came off their hands Whoo! My Lord! My Lord! I say, until the skin came… (hallucinations taking over) … it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain (high without drugs) it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain (where does this melody come from?) it‘s gonna rain bird calls bird calls it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain (semantic extinction) it‘s gonna rain (Trommeln) it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain the hum of the city it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain (i hear a melody) it‘s gonna rain horns horns horns it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it‘s gonna rain it’s gonna rain it‘s gonna rain rain it‘s gonna rain rain rain rain rain rain…the hum of the city… horns it‘s gonna rain rain rain rain rain

 

 

 

„Steve Reich hat das 1965 aufgenommen, das ist also 51 Jahre alt und verdammt noch mal, was haben wir ein halbes Jahrhundert lang gemacht? Das erste, was passiert, wenn man sich das anhört, ist, dass man durch das repetitive Element allmählich anfängt, den Fokus auf die Stücke zu verlieren, die sich ständig wiederholen. Man fängt an, die kleinen Unterschiede zu hören.

Es ist ein bisschen wie die Art, wie das Auge eines Frosches funktioniert. Es scannt nicht wie unseres, es bleibt auf eine Szene fixiert und sehr schnell werden die Stäbchen und Zapfen mit allem gesättigt, was sich nicht bewegt. Sobald sich also etwas bewegt, z. B. eine Fliege, ist das das Einzige, was der Frosch sieht. Ich denke, dass sich die Ohren ähnlich verhalten, wenn sie mit etwas stark Wiederholendem wie diesem konfrontiert werden. Die Ohren werden schnell gesättigt oder gewöhnen sich an das Gewöhnliche und fangen an, Details aufzuschnappen.

Ich erinnere mich, als ich „It’s Gonna Rain“ zum ersten Mal hörte, fing ich an, mich auf die Tauben zu konzentrieren, denn das war draußen auf der Straße, es war die Aufnahme eines Straßenpredigers, also kann man Autos und Hupen hören und dann fängt man an, diese Vögel zu hören, aber erst nach einer Weile, nachdem das andere Zeug aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Das ist erstaunlich, denn das, was die Musik machte, war mein Gehirn, und das war das erste Mal, dass mir klar wurde, dass man als Komponist das Gehirn des Zuhörers mitbenutzen kann. Also plötzlich, wow, weitere 100 Prozent des soch öffnenden Universums!

Wenn du etwas in die Welt setzen kannst, das irgendwie unvollständig ist, und es dein Bewusstsein und die Fehler deines Wahrnehmungsapparates benötigt, um es tatsächlich zu etwas Besonderem  zu machen, nun, als mir das klar wurde, hat sich meine Vorstellung von dem, was Musik sein könnte, völlig verändert.

Die tatsächliche Menge des verwendeten Materials ist winzig, der Loop von „it’s gonna rain“ dauert nicht einmal eine Sekunde, und das ist das einzige Element, das in diesem Abschnitt verwendet wird. Man denkt, Mist, das ist Sparsamkeit, und ich habe den ökonomischen Einsatz von Mitteln immer gemocht.

Zu der Zeit, als ich das zum ersten Mal hörte, befanden wir uns in einer Zeit der maximalen Verwöhnung in der Popmusik. Sechzehnspurrekorder waren gerade aufgetaucht, und plötzlich packten viele Leute so viel Information darein, einfach nur,  weil man es konnte. Jedes Gewürz im Schrank. Plötzlich hörte ich das, und es war so krass und effektiv.

Die andere Sache daran ist, dass darin ein Mechanismus steckt, den ich später oft verwendet habe, etwa In Music for Airports,  nämlich die Idee, dass die Dinge nicht synchron zueinander laufen. Umendlich vieles in der Musik hatte bis dahin mit Synchronisation zu tun.  Was aber in diesem Stück passiert, ist, dass man den gleichen Zyklus bekommt, der aber so abläuft, dass die Zyklen  bei jeder Wiederholung in einer etwas anderen Position zueinander stehen. So entsteht automatisch Abwechslung, und das verwende ich bei vielen meiner Arbeiten. Das wurde zu meiner bevorzugten Technik, um sofort etwas Interessantes zu schaffen.“ (Brian Eno, Teil 2)


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