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2021 30 Jan

Den Himmel zum Sprechen bringen

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | 6 Comments


 
 

 
 

Peter Sloterdijk schreibt in seinem Buch Den Himmel zum Sprechen bringen in der Vorbemerkung:

 

Da der Titel dieses Buchs mehrdeutig klingt, soll darauf hingewiesen werden, dass im folgenden weder vom Himmel der Astrologen die Rede sein wird, auch nicht von dem der Raumfahrer. Der zum Sprechen gebrachte Himmel ist kein möglicher Gegenstand visueller Wahrnehmung. Doch drängen sich beim Blick nach oben von Alters her bildliche Vorstellungen auf, von vokalen Phänomen begleitet: das Zelt, die Höhle, das Gewölbe, im Zelt tönen die Stimmen des Alltags, die Höhlenwände werfen alte Zaubergesänge zurück, im Gewölbe hallen die Kantilenen zu Ehren des Herrn in der Höhe wider.

Aus dem Gesamt von Tag- und Nachthimmel ergab sich seit je ein archaisches Konzept des Umfassenden. In ihm ließ sich das Ungeheure, Offene, Weite mit dem Beschützenden, Häuslichen in einem Symbol kosmischer und moralischer Integrität zusammendenken. (…) Als der Himmel im Gang der Säkularisation seine Bedeutung als kosmisches Immunitätssymbol verloren hatte, wandelte er sich zum Inbegriff der Beliebigkeit, in der menschliche  Absichten verhallen. Nun ruft das Schweigen der unendlichen Räume bei Denkern, die in die Leere horchen, metaphysischen Schrecken hervor.

 

(Das neue Buch ist sehr lesenswert. Sloterdijk schleicht sich an die Götter heran, indem er die Religionen literarisch untersucht.)

 

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6 Comments

  1. Lajla Nizinski:

    Die spektakulären Himmelfotos fand ich in einem Museum auf La Palma. Die Insel ist für seine ausgezeichnete Sicht auf die Sterne berühmt.

  2. Michael Engelbrecht:

    Viel Himmel hier in den letzten sieben Tagen zu sehen …

    Himmel aller Art …

  3. Lajla:

    Was sagt dir der Himmel über Sylt? Gott ward in der Sansibar am Sonntag?

  4. alex:

    bei sloterdijk immer das vage gefühl, dass er ein scharlatan ist. er schreibt gut, ist sehr sprachgewandt, hat aber nichts zu sagen, in seinen texten dreht er sich eloquent um die leere. es fehlt völlig die praxis. er war ja damals im ashram vom baghwan in poona. als hätte er dort gelernt wie man ein guru wird ohne sich erwischen zu lassen.

  5. Lajla:

    Alex, „sich im Denken orientieren“ (Kant), das macht Sloterdijk in diesem Buch.

  6. Michael Engelbrecht:

    Alexa, so unendlich vieles kreist um die Leere, von alten deutschen Mystikern bis zum Nihilismus, von Zen bis Taking Tiger Mountain (By Strategy). Und wer wurde nicht schon alles Scharlatan genannt: Don Cherry zum Beispiel.


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