Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Januar 2019

2019 20 Jan.

A New Video in the ECM 50 Series

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Ich habe nie gross Devotionalien gesammelt, ausser ein paar Eintrittskarten, und ein Tshirt (von den Go-Betweens, leider lang verschlissen), aber ich wäre für jede Narretei zu haben, wenn es um das White Album ginge. Ein englischer Schriftsteller, William Shaw, veröffentlichte einige historische Kriminalromane, in denen das London der „Beatlemania“ Schauplatz ist, really good novels, by the way, und was gäbe ich dafür, heute eine klassische Zeitmaschine besteigen zu können, und mit meinem dreizehnjährigen Ich (besser sweet sixteen) zwei, drei Wochen ein Zimmer in Soho zu beziehen (okay, sweet eighteen). Aber natürlich mit meinem Bewusstsein von heute, haha. (Gerhard Henschel beschrieb einen solchen Trip bereits, aber das Buch enttäuschte, so bemüht kauzig, wie es daher kam.) So bleibt mir nichts anderes übrig, als weiterhin und ganz und gar in die „Big Box“ des White Album abzutauchen, mit all den neuen Abmischungen, „Esher Demos“, „Surroundings“, unveröffentlichten Sessions. Dieses Werk ist für mich eines, bei dem ich sagen würde, „the mothership has landed“ – ich kehre stets eine Spur verwandelt zurück. Jungbrunnen, Sterben lernen, neue Anfänge, alles ist darin. Die Firma Pro-Ject hat unlängst,  in limitierter Auflage, einen „White Album Record Player“ auf den Markt gebracht, was natürlich schöner Blödsinn ist, und all meine Sympathien hat. Jeder Plattenspieler ist letztlich auch eine Zeitmaschine, und wenn ich je im Schneidersitz von meiner Petrolcouch abheben sollte, liegt es nicht an einer Erleuchtung, oder einem heiligen Mantra. Gestern lag es an einer ganz anderen Platte, „The Following Morning“, von Eberhard Weber.

 

2019 20 Jan.

While my olive oil can gently weeps

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Diese gebastelte Gitarre klingt wie eine Ukulele. Einen Meister an der Timpe konnte ich heute in einem Konzert erleben: Pedro Izquierdo. Er lebt auf Teneriffa. Auf YouTube gibt der Professor auch Unterricht an dem kleinen Instrument. Zur Schönheitskönigin von LA GOMERA wurde Rita (links) gewählt. War auch meine Wahl. Ich bin ziemlich sicher, dass sie als Mädchen zur Welt kam ☺

 

„I go now, I leave you.“

„Yeah“, she nodded. „Have fun.“

 

I was not sure, if I would return. She was used to my run aways. I finally wanted to escape from all these Dells and Apples and Samsungs. I wanted to use only my brain in fresh air and reflect old questions: What is time, when present can be watched now in nature, what will I see in future? Where do the roots come from reconnection, what did it mean before IT came along? What does reaction really mean for us? Google would have given me not a satisfying answer. I wanted to hike, to think, to stay in a happy thought modus.

 
 


 
 

As I was walking through that magical woods,  early melodies came into my mind. First I was humming: „I wanna live, I wanna give …“ Then I switched to Uncle John’s Band.

 

Will you come with me?

Won’t you come with me?

Wwo, oh, what I want to know, will you come with me?

 

What a great rhythm I found, to zigzag over the basalt rocks. When I had climbed a sharp volcanic top, I sang out loud: „Black Jack David come running through the woods, singing so loud and gaily …“ I know that David Sylvian digs the forest. There is a fire in the forest, it’s taking down some trees. When things are overwhelming, I let them be …

There are waterfalls I had to cross over. When I jumped far enough to reach safely the other side, I copied that high Joni Mitchell giggle. O how much I felt free. How wonderful not to be in the need of the Holzwege. The gorgious nature had so much to offer, I wasn’t in the need of a word of comfort. When I passed a small pueblo, I saw a young man playing a tiny guitar (timpe). I fancied his mother standing in the kitchen, playing the chacaras over pots and pans. I wondered if she was a modern woman, living so deep in the woodlands. What did she think about former times, when men gave their wifes as a present to the guests. Strange traditions, I thought. You offer your true love? Great gesture or a bitter sin?

I had to laugh out loud, when it came into my mind, what an effect laurel had to the old Greeks. They took laurel as an aphrodisiac. And I recalled all these laurel leaves my mother put into the Sauerkraut for my polish father. I could smell the Sauerkraut and, Jesus, I was getting hot. „Estar de bulla“, which means, yeah: I’m feeling fine. Why should I return to her? She will be fine. She should appreciate that I don‘ t change her into a laurelsilvia, like Apollo did to Daphne. No I am not Apollo. I stay in the woods.

I know that the celebration of holy Sebastian is going on in the village. The choice of six beautiful girls will be a new torture for him. It’s clear to me, I stay. I keep walking on piedras, chacaras del silencio.

 
 


 

2019 18 Jan.

„Why Hasn‘t Everything Already Disappeared?“

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“Hmmmm,” he sighs. “I think it’s a very terrestrial album. It’s not very cosmic. What music do you associate with the cosmic? Let me answer for you. I imagine psychedelic music. I’m anti-psychedelic – a non-Italian realist.”

(Bradford Cox, Deerhunter)

2019 18 Jan.

„Other Broken Songs Of Green And Love“

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Ich vergrössere den Bildausschnitt aus einer Szene von Diva. Ein bisschen „Blow Up“ spielen. Der Film kommt 1981 in die Kinos. Nahbei sieht man Leonards Songs Of Love And Hate, Brians Another Green World und Mariannes Broken English. Auf dem vorletzten Album der Faithfull singt, alles andere als eine „naheliegende“ Kombination, Eno in ihrer Version eines Cohen-Songs ein paar Zeilen mit. Es ist ein Moment, den ich liebe. Die Sammlung der schönen Zufälle ist um ein Exemplar reicher. Ich höre die vielleicht schönste Platte von Dictaphone, Vertigo ii. Wenn wir schon, à la Diva, bei „film noir“ sind, oder „neo noir“.

 

 

 

Das literarische Vermögen, über einfache Alltagsangelegenheiten auf interessante Weise zu schreiben, schätze ich sehr. Desweiteren auch die Fähigkeit, die negativen Aspekte des Lebens herauszustellen: die Schwierigkeit des Seins zu schildern, vom Nachteil des Geborenseins zu reden, das Unbehagen an der Kultur nicht vorschnell untergraben, das Falsche im wahren Leben zu entlarven, den Schimmelpilz mit Namen Menschheit zu verachten, die Ausbeutung der Natur anprangern, die Missachtung des Tierwohls anklagen, den Riss zwischen Trieb und Vernunft zu beachten. Kurzum: den Kritiker und Skeptiker in uns zu pflegen. Dies war einst starker Impuls hinsichtlich der Neugier an einer Philosophie, die sich als erbaulicher Schulstoff wenig eignet. Bei Schopenhauer und Cioran liess es sich finden oder dem wenig bekannten, einst sehr geschätzten Soziologen Dietmar Kamper. Der kürzlich verstorbene Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino war auch hilfreich. Witzig, präzise beobachtend, dabei besänftigend öffnete er Räume. The doors of perception. Die Schriftstellerin Sibylle Berg, ein schärferes Kaliber: schonungslos, als radikal gegenspirituelle Randfrau unverzichtbar. The lady is a punk. In Tuchfühlung bleiben mit den Dunkelwelten, nicht nur die wohlgefärbten Erinnerungen pflegen. Der Wiederkehr des Verdrängten Vorschub leisten, indem man gar nicht erst verdrängt. Permanentes Hintergrundgrummeln, so nannte es ein Malerfreund, dessen witzig provokante Bilder für mich immer ein Stück Heimat waren. Momentaufnahmen des Abgrunds, die Blumen des Bösen, Paraden der Peinlichkeit, die Sprache des Unbewussten. Sehe ich so manches Foto von mir aus der Jugend, graust es mich: „Das war ich? Nichts wie weg!“ Glücklich sind jene, die sich selbst toll finden. Genazino und der genannte Dietmar Kamper zählen zu denen, die halfen, unbehagliche Selbst- und Weltfremdheiten auszuloten: der eine bot den „Regenschirm für diesen Tag“, der andere würdigte die Einbildungskraft und verteidigte das Körperliche (Kamper war einst Sportler) gegen vorschnelle und vorlaute Vergeistigungen. Er sagte es einst treffend: „Das Leben lebt nicht, man muss ihm helfen – das nannte man früher Magie.“ Zum Abschluss dieser rückschauenden Reflexion ein Satz aus dem Buch Gedanken ohne Denker, das auch vom Buddhismus handelt. Sein Autor lässt eine Klientin zum Ende ihrer Psychoanalyse hin sagen: „Gott gibt es nicht und die Familie gibt es auch nicht.“

Gibt es aber überhaupt eine vernünftige Art, über den arabisch-jüdischen Konflikt zu sprechen? Wenn man als Nichtjude nach dem Antisemiten-Methadon „Israelkritik“ süchtig ist, natürlich nicht.

(Maxim Biller)

 

Geht es nach Maxim Biller, bin ich ich wohl auch Antisemit, empfinde ich doch den Ausdruck „Israelkritik“ als hilfreich und sachlich. Angemessen der hanebüchenen Politik des israelischen Premiers.

Seit langer Zeit wird das Recht der Palestinenser untergaben, ausgehöhlt, das Völkerrecht Lügen gestraft. Wie oft muss man das hier in Diskussionen eigentlich noch wiederholen, und, ja, einfache Schwarzweiss-Muster mache ich mir auch nicht zueigen – dass auch der gerechte Zorn die Züge verzerren kann, wissen wir nicht erst seit Brecht.

Mein beherztes Kopfschütteln allerdings (wiederum kein Antisemitismus) gilt den gesammelten Tiraden von Herrn Biller gegen deutsche „Antisemiten“, die keine sind, und die er schon in der 68er-Bewegung ausfindig macht.

Werter Herr Biller, habe Sie es noch nie so empfunden, dass die Politik Israels so einiges aus der Zeit des Nationalsozialismus, der finstersten Zeit der jüngeren deutschen Geschichte, übernommen hat? Soll ich das auflisten?! Am Schluss einfach mal was aus aktuellen Meldungen der letzten Wochen: 

„Israel ist das gelobte Land, Brasilien ist das Land der Verheißung“, sagte Benjamin Netanjahu während einer Pressekonferenz mit Jair Bolsonaro. Netanjahu erklärte außerdem, Bolsonaro nach Israel eingeladen zu haben, wo er als „ein großer Freund, ein großer Verbündeter, als Bruder“ willkommen sei. Erinnern wir kurz daran, dass Bolsanaro nie einen Hehl aus seiner Bewunderung für die Militärdidaktur der Jahre 1964 bis 1985 gemacht hat.

Drei Wochen nach dem Treffen mit Benjamin: der brasilianische Präsident unterschrieb ein Dekret, wonach Menschen, bis zu vier Schusswaffen besitzen dürfen, und löste damit ein Wahlversprechen ein. Schreiben Sie doch einmal über Brasilien, Herr Biller, den neuen „Bruder“ Ihres Landesvaters. Sie werden eine Entdeckung machen – von „Israelkritik“ keine Spur!

 

Part one

 

Part two

 

 

Im Sommer 1991 war ich in London, in den Wochen, als auch dieses Interview entstand, um Robert Wyatt zu dem Album „Dondestan“ zu befragen. Zuvor hatte ich seinen Freund Brian Eno besucht, der mir einen kleinen Brief für Robert mit auf den Weg gab. Ausserdem luchste mir Brian meine „Promo-Kassette“ ab, auf der ich das Album schon oft gehört hatte. Als ich dann in Dorset war, an der Küste, vermisste ich es schon auf meinem Walkman. Ich fand das alte Interview aus der Jazzthetik vor einigen Tagen, was für ein Gerümpel, auf dem Dachboden, nachdem Paul Webb aka Rustin Man auf meine Frage, was sein Lieblingsalbum von Wyatt sei, ins Schwärmen geriet von „Dondestan“. Es ist ein so betörendes Album, so brüchig, dass es sogar in zwei Versionen vorliegt, und doch unverwüstlich, die Erstausgabe wie die Edition „revisited“. Ich glaube, ich werde irgendwann in diesem Jahr das alte Gespräch, bei dem auch Alfie dabei war, etwas entlüften, heisst, meine Fragen etwas straffen, und hier neu hinstellen.

 

Es war die erste von drei bewegenden Begegnungen mit dem Mann, der für eine der Hymnen meiner Teenagerjahre sorgte, „Moon in June“, da noch an der Seite von Soft Machine. Später reiste ich dann in die Stadt and der Themse zu Gesprächen über die Alben  „Shleep“ und „Cuckooland“ – letzteres fand statt auf der Bühne des „Purcell Room“, angenehme Kühle, mildes Licht, ein Security Team, und draussen der heisseste Tag jenes  Sommers – da begegneten sich, vor meinen Augen, Robert Wyatt und Ivor Cutler, ich hielt Distanz, und freute mich, den Busfahrer der „Magcal Mystery Tour“ in seinem Element zu erleben. Ivor hatte seinen grossen Auftritt in Robert Wyatts  „Rock Bottom“.  (m.e.)

 


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