Manafonistas

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Archives: Januar 2019

2019 31 Jan

Götter Insel adios

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Im Rückreisegepäck habe ich „Youth“ von Samuel Ullman (1840-1924).

 

2019 30 Jan

Das Meer, und meine Punkgeschichte

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Letztere ist kurz. Das beste Punk-Album in meiner kleinen Welt ist „Pink Flag“ von Wire. Das kann ich heute wie damals hören, etwas Runtergebrocheneres kenne ich nicht. (Lassen wir mal die genialen Kinks und „You really got me“ aussen vor.) Schärfe bis zur Abstraktion. Das zweite Album von Wire war noch genialer, „Chairs Missing“ hiess es, und war dann schon Selbstverwandlung bzw. „New Wave“. Das dritte Opus: gnadenloser Pop mit einem IQ von 154 – so hiess das Album auch. Mike Thorne war für Wire, was Brian Eno dür die frühen Talking Heads war. Aber der pure Punk:  bei allem Respekt,  die Geisteshaltung, ja, die Musik weitgehend nein, danke. Es gab wenige Ausnahmen, ein paar Songs der Buzzocks mochte ich. Ihr jubilierndster  Song war der bitteren Pille der amour fou gewidmet: Leonard Cohen nannte es „trapped by beauty“, und  bei den Buzzocks „Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn‘t‘ve“.

 

 

 

EINE LADUNG 7-UP FLÄSCHCHEN

 

im auf und ab der schlaglöcher

sandschleier staubspiralen

is this the way to the unfinished obelisk?

das klacken der spielsteine glut

die über die straße weht

o alêre! du warst im fremdesten

aufgehoben

 

aus: Monika Schnyder – Auch Götter haben Gärten. Wolfbach Die Reihe, Zürich 2019

 
 
 

 
 
 

In schönem Wechsel von Weitblick, Nahblick und Tiefblick führen Monika Schnyders Gedichte durch Erdzeitalter, Wolkenbilder und Mythen bis ins Jetzt. Staunend sieht man sich um und erkennt einen Garten für Götter und Göttinnen – bezaubernd, erkenntnis- und genussreich.

 

Es kommt nicht oft vor, dass im Bonusmaterial einer DVD ein Interview mit der Kostümbildnerin enthalten ist. Eher finden sich Interviews mit Schauspielern und manchmal habe ich mich darüber gewundert, wie wenig Hintergründiges (oder vermeintlich Tiefsinniges) diese über einen Film zu sagen haben. Erst durch das Buch „Die Kunst der Filmregie“ von David Mamet wurde mir klar, warum Schauspieler eher wenig über einen Film wissen sollten. „Hinzu kommt“, schreibt Mamet in seiner Klage über schlechte Schauspieler, „daß die meisten Schauspieler versuchen, ihre Intellektualität einzusetzen, um die Idee des Films wiederzugeben. Aber das ist nicht ihre Aufgabe. Ihre Aufgabe besteht darin, so einfach wie möglich die spezifische Handlung, die das Drehbuch und der Regisseur von ihnen fordern, Handlungsschritt um Handlungsschritt auszuführen.“

 

Jaqueline West, Konstümbildnerin bei dem Film „Song to Song“ unter der Regie von Terrence Malick, hat mich mit ihrer Sichtweise auf den Film überrascht. Sie sagte, die Dreiecks-Liebesgeschichte hätte sie an Simone de Beauvoir, Nelson Algren und Jean-Paul Sartre erinnert. Sie sprach von einer Frau, die ihre sexuelle, intellektuelle und künstlerische Freiheit erforscht und dabei Männer auf eine Art benutzt, wie diese es oft mit Frauen tun. Ich holte die Monographie über Simone de Beauvoir von Christiane Zehl Romero aus dem Bücherregal, blätterte darin und las die Passage über ihre Beziehung zu Algren, die im Nachhinein, wen wundert´s?, von beiden Seiten sehr verschieden beurteilt wurde. Jaqueline West hatte sich darüber Gedanken gemacht, wie der Kleidungsstil der jeweiligen Charaktere deren Persönlichkeit spiegelt. Eine schöne Begründung für dunkle düstere Farben: Sie lässt die Seele strahlen, das Gesicht.

 

Ich war über die Suche nach weiteren Filmen mit Ryan Gosling auf „Song to Song“ aufmerksam geworden, Stichworte wie Musikszene in Austin, Texas / exzentrische Lichtgestalt / explosives Dreiergespann. Ryan Gosling spielt hier ganz den good guy und hat mich in dieser Rolle nicht ganz so begeistert wie in „Stay“ oder „Drive“. Entdeckt habe ich Rooney Mara. Im Covertext wird die von ihr gespielte Figur, Faye, zwar als ambitionierte Musikerin bezeichnet, sie spielt Gitarre, im Film aber wir erleben nie, wie sie völlig in der Musik aufgeht. Sie ist okkupiert von ihrer Identitätssuche und damit, in ein Umfeld zu gelangen, in dem sie bekommt, was sie braucht. „Always been afraid to be myself. Thought there was no one there.“ Over-Voice Passagen sind charakteristisch für das filmische Werk von Terrence Malick, ebenso wie schnelle, harte Schnitte, ein dynamischer Kamerablick, meditative Bilder, Motivwiederholungen (Bäume, Äste, der Blick in den Himmel, Schwärme von Vögeln, Gardinen, Berührungen von Gesichtern, die schmalen Bäuche der Frauen, eine Tanzeinlage in der Stunde, bevor es dunkel wird, und immer wieder in verschiedenen Formen das Wasser, die Berührung mit Wasser, die Weite der Landschaft, das Licht). Plötzlich spricht eine Nebenfigur von ihrem Leben wie in einem Dokumentarfilm. Einmal wurde eine Sequenz aus einem Schwarzweißfilm eingefügt. Patti Smith erklärt Faye in einem Café, dass die alten Gitarren die Songs schon in sich tragen, sie sagt, sie könne stundenlang einen Akkord spielen, und fängt damit an. Das sind Autorenfilme, Filme mit Handschrift. Die Dramaturgie liegt ganz in den Bildern, in der Atmosphäre, die sie erzeugen.

 

  • What do you see?
  • A pool.
  • It´s a stage.

 

Die Geschichte ist das, was im Unterbewusstsein zwischen den Schnitten passiert. Faye trägt anfangs verschiedene Perücken, sie spielt mit ihrer Identität, sie sucht sie, ihre Identität ist nicht einfach da, sie muss sie, wie jede Künstlerin, jeder Künstler erschaffen. Die Körper verändern sich, die Gesichter. Es geht nicht darum, dass eine Schauspielerin einfach eine Handlung ausführt. Es geht darum, dass sie durch die Art, wie sie es tut, etwas zeigt. Malick und Mamet leben in verschiedenen Welten. Mamet geht davon aus, dass jeder Film ein Drehbuch hat. Terrence Malick filmt ohne Drehbuch.

 

Partys am Pool. Live-Konzerte. Drogen, experimenteller Sex. Tell me, what really scares you? You killed my love.

 

Umherziehen, zu zweit, wie die Vögel. Nur neben dir sitzen. Verzaubert sein.

 

2019 29 Jan

Olompen

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Ich schreibe hier selten über neu erschienene Alben. Meistens sind es Rückblicke auf Klassiker oder Konzerterlebnisse – längst stattgefundene oder frisch erlebte. Aus diesem Grunde sind meine Jahreslisten kurz und enthalten oft weit zurückblickende Reviews. Man gestatte diesen holprigen Pleonasmus. Manchmal mache ich mir Gedanken, warum das so ist. Ein paar persönliche, nur auf mich zutreffende Antworten habe ich. Diese zum Beispiel.

In meinen ganz jungen und den noch jungen Jahren war die Welt ein Buch mit unendlich vielen ungeöffneten Seiten. Das ist es auch heute noch, obgleich es weniger unendlich viele Seiten zu sein scheinen als vor sechs Jahrzehnten.

Ich erinnere mich an eine meiner ersten Geigenstunden. Ich war damals 9 Jahre alt. Nach dem Schrubben auf leeren Saiten und den ersten Griffübungen kam endlich eine vollständige Tonleiter zur Aufführung, G-Dur – grifftechnisch simpel und nur ein Saitenwechsel. Kantor Arthur Orth begleitete mit ein paar Harmonien und meine Knie wurden weich von diesem unerhörten Eindruck. Zu Hause erzählte ich – noch ganz ergriffen – meiner Mama von diesem Erlebnis. Die Wirkung heute? Sie wäre gleich Null …
 
 
 

Olompen
 
 
 

Die ersten Seiten im Buch der Welt machen einen ungeheuren Eindruck, wenn man sie zum ersten Mal aufschlägt. Seit 2 Jahren und 3 Monaten habe ich Julius, meinen ersten Enkel. Es ist ein Riesenvergnügen mit ihm. Zwar flippt er nicht aus bei einer G-Dur-Tonleiter , aber bei Blasmusik, bei „Uff da daaa“ schon. Bayerische Volksmusik und die Blaskapellen beim Helmbrechster Schützenfest waren ja auch meine ersten musikalischen Vorlieben. Meine banalsten Scherze und Blödeleien verlangt er „nochmaahl, nochmahhl“

Das Gedächtnis in den ersten Lebensjahren ist wahnsinnig leistungsfähig. Julius merkt sich in der Regel ein einmal gehörtes Wort. Und wenn eines schwer auszusprechen ist oder es ihm nicht gefällt – wer weiß das schon -, dann erfindet er ein neues. Beim Kinderarzt bekommt er nach der Untersuchung zur Belohnung *Gummigiechi*. Letzte Woche habe ich in der Wohnung mit ihm Fußball gespielt, nicht mit einem schweren Ball, sondern mit *Olompen*.

Julius gibt mir richtig Aufwind.

 

Umständehalber kann ich nur kurz an Michel Legrand erinnern, ich bin wirklich „On the other side of the wind“. Das ist z.B. der Titel eines Film, den Orson Welles produziert hat und für den Michel Legrand die Filmmusik komponierte. Vor Jahren schwärmte ein kanadischer Freund von dem Film Umbrellas in Cherbourg. In diesem Film wird ausschließlich singend rezitiert, ganz außergewöhnlich komponiert von Michel Legrand. Es lohnt sich über ihn nachzuschlagen: „Watch what happens“ …

 

Nein, Passageriten sind mir immer noch wichtig und ich habe nicht vergessen, dass es, wie jedes Jahr, besonderer Überlegungen bedarf, mit welcher Platte das neue Jahr begrüßt werden könnte. Am 1. Januar dieses Jahres wählte ich, vor meinem Plattenschrank stehend, einen gelenkten Losentscheid: Abteilung Jazz sollte es sein, Buchstabe “J“, Augen zu und eine Platte herausgezogen. Dass man sich beim Buchstaben “J“ einem Musiker nähert, dessen Anzahl an Veröffentlichungen einen eigenen Katalog lohnen würde, war ja klar, aber, dass ich diese Scheibe ziehen würde … seit mindestens dreißig Jahren nicht mehr gehört, außer einmal ein Stück in den Klanghorizonten (siehe auch Michael am 15.Juni 2015), Schande, dafür jetzt die Eröffnungsplatte des Jahres 2019. Die LP stammt aus einer Zeit, da konnte man in dem Geschäft, das hier abgebildet ist, noch jede Menge Schallplatten kaufen.

 
 
 

 
 
 

Wir schreiben das Jahr 1974. Keith Jarrett hatte bereits bei ECM veröffentlicht, Facing You (1971), Ruta and Daitya (1971) war bereits eingespielt worden (VÖ 1973), ein Trio-Liveauftritt in Hamburg hatte bereits stattgefunden (1972, veröffentlicht 2014), Keith Jarrett Solo war in Lausanne im Frühjahr und in Bremen im Sommer 1973 aufgenommen worden, aber der Liveauftritt des Meisters in Kronach stand damals noch bevor, er war erst für den Januar 1975 geplant, wie auch das The Köln Concert.

Und 1974? In diesem Jahr veröffentlichten Keith Jarrett, Jan Garbarek, Palle Danielson und Jon Christensen das Album Belonging. Für mich war das die Platte, auf der ich Keith Jarrett das erste Mal in meinem Leben bewusst gehört habe. Im Radio spielte man damals aus dieser Platte „The Windup“. Mit diesem Stück eröffnete ich das neue Jahr und das war gut so. Gibt es erfreulichere Musik? Mut machendere? Medizin gegen jede Art depressive Stimmung? Wunderbar, diese Platte, genau die richtige zur passenden Zeit!

2019 28 Jan

From the route to the harmonium

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2019 28 Jan

Auf dem Vulkan – César Manrique

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César Manrique aus Lanzarote (1919-1992) hat auch auf El Hierro gewirkt. Der Bildhauer und Architekt war vor allem Maler. Nur ein Maler hat den Blick für diese außergewöhnliche Komposition von Land und Meer. Von erstarrter Lava und Glas. Von dunklem Gewölbe und strahlender Transparenz. Mit dem MIRADOR DE LA PEÑA hat er geniale Kunst auf El Hierro hinterlassen.

 


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