Manafonistas

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Archives: März 2017

2017 31 Mrz

Quiet City

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„Jetzt weiß ich, warum du so schreibst, wie du schreibst“, sagte N, als ich sie in meine Wohnung einlud und sie aus dem Fenster blickte. Was hatte sie nur gesehen? Gerade Linien, sagte sie. Ich hatte jahrelang in die Wolken geschaut, und die Farben um sie herum. Das Sichtfeld auf Autos abgeklebt, da blieb das Dach des ältesten Hauses der Straße. Wie die Landschaft unsere Körper prägt. Aneinandergeklebte Häuser. Es gab eine Zeit, in der ich keinen eigenen Kühlschrank hatte, und nur Gemeinschaftskühlschränke benutzte. Es kam vor, dass das eigene nicht abschließbare Fach plötzlich leer war. „Dann klaut doch“, schrieb P in Druckbuchstaben auf einen Zettel und hängte ihn vor sein Fach. In kalter Jahreszeit oder wenn es schattig war oder wenn ich von niemandem angesprochen werden wollte, stellte ich die Butter, den Käse einfach draußen aufs Fensterbrett. Im Hotel in Esch ging das nicht. Das Fenster ging nicht nur auf eine stark befahrene Durchgangsstraße raus, sondern Richtung Osten. Der französische oder belgische Käse war also bereits halb geschmolzen, bevor ich ihn zum Frühstück hereinholen konnte. Es war aber so, dass die Sonne den Raum komplett erfüllte. Nach den verregneten Wochen in Winterpullovern ein Highlight. J sagte, der Lärm machte ihm nichts aus und wir tauschten die Zimmer. Jetzt war ich in einem Darkroom gelandet, ohne den großen Schreibtisch, aber mit der Energie von jemandem, das wahrscheinlich in den vergangenen zwei Tagen und Nächten außer einem Nachwort zu einem Gedichtband eines anderen Autors selbst schon wieder ein paar wunderbare Gedichte geschrieben hatte, die ich gern gelesen hätte. Es gab eine schmale Balkontür, dahinter eine Westseite-Terrasse mit allen Vorzügen der Nahrungsmittelkühlung für ein gelungenes Frühstück. Am nächsten Morgen war die Tüte mit dem Käse, die ich an den Außengriff der Balkontür gehängt hatte, verschwunden. Als ich nach Mitternacht ins Bett ging, begannen Vögeln zu singen, stundenlang. Ich wurde von Geräuschen auf der Terrasse geweckt. Eine Krähe pickte in meinem Joghurt herum. Als sie mich sah, neigte sie ihren Kopf zur Seite und verdrehte die Augen.

2017 30 Mrz

Three new records with three great female voices

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Man hat ja in diesen Zeiten auferstandener faschistischer Archetypen viel auszuhalten an Tagesschaubildern, einschlägigen Talkshows und anschließenden aufgeregten Diskussionen vor dem Fernseher. Sogar die Holländer bekamen den Nazi-Vorwurf angehängt, obwohl sie eigentlich Opfer und Gegner der Nazis waren. So nahm ich es als glücklich spät Geborener auch stellvertretend hin, wenn einem in den Siebzigern trotz Rudi Carrell in Amsterdam irgendwas mit Nazi hinterher gerufen wurde. Den Schweizern der 80er Jahre sah ich das nicht nach; ich war sehr irritiert, ausgerechnet von 2 jugendbewegten Züricher Punks als Deutscher und Nazi beschimpft zu werden. Mein Kriegsverbrechen: ich hatte keine Zigaretten dabei. Überhaupt war ich bei diesem Zürichaufenthalt mehr und mehr Mark Twains Meinung, die Schweizer seien ein kleines zänkisches Bergvolk. Unvergessen, wie mich der Führer eines öffentlichen Linienbootes auf einer einsamen Insel im Zürichsee aussetzte, nur weil ich darauf bestanden hatte, eine am Ufer erstandene Schüblig-Bratwurst an Bord in Ruhe aufzuessen statt sie in meine Hosentasche zu schieben. Wer ist hier Nazi, wer Opfer, wer Antifa? Eine Pegida-Demo kann ich auch bei ausgeschaltetem Ton von einer Kundgebung arbeitsloser spanischer Jugendlicher unterscheiden. Fußballfans machen mir keine Angst; als aber einem 12-Jährigen, der zu Besuch in Stuttgart weilt, wegen seines falschen Schals „Dich zünd’ ich an!“ hinterhergeschrien wird, fällt mir Wilhelm Reichs Buch „Die Massenpsychologie deś Faschismus“ ein. Die Masse macht Angst; die Masse gibt Geborgenheit. Sie macht Angst, weil sie Geborgenheit gibt, völlig unabhängig von den Inhalten. Ob ich bei Helene Fischer auf die 1 klatsche oder bei den Bots (grüne Landsleute von Heintje) auf die 2 aufspringe und in lustigem Dialekt „Upstan!“ gröle, bedeutet beides die Aufgabe der eigene Persönlichkeit. C.G. Jung, wohnhaft am o.g. Zürichsee, war von der Masse fasziniert, wie Luis Trenker oder Leni Riefenstahl. Und an dieser Stelle der Diskussion bringe ich stets Alphonse Mouzon ein. Das verwundert, aber ich kann mich auf Joachim Ernst Berendt berufen, und damals waren Päpste noch unfehlbar. Nur Freund Dr. Music widersprach. Das könne nie und nimmer sein, dass Berendt diesen sensiblen, seine Burg aus Schlagwerk so individuell bedienenden Musiker des Faschismus’ bezichtigt habe. Ich bin durch Dr. Music sonst leicht zu verunsichern, besonders wenn er sein Tablet aus der Jackentasche zieht. Aber diesmal war ich mit dem Original-Buch „Ein Fenster aus Jazz“ schneller: auf Seite 272 findet man ohne Angaben zur Erstveröffentlichung den Artikel „Die neue Faschistoidität in Rock, Jazz und überall“. Überall – das ist da, wo sich das Schöne, Starke, Gesunde, Mächtige über das Andere erhebt und dieses zu vernichten trachtet. Dies aber Musikern wie Jan Garbarek, John McLaughlin oderr Keith Jarrett zu unterstellen, nur weil sie „schön“ spielen, ist nicht angebracht; Dr. Music wunderte sich kurz und bestand darauf, nun die Stelle mit Mouzon präsentiert zu bekommen. Doch der war in dem ganzen Aufsatz nicht zu finden. Seither bin ich auf der Suche – rechts oben auf einer ungeraden Seite war ein Foto von Mouzon abgedruckt. Erinnert sich jemand daran oder an die Debatte, die damals sicherlich stattfand? „Joker“!

2017 28 Mrz

Spurensuche

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„Wild Man“ war der Song des Tages gestern. Trotz des guten Wetters eine virtuelle Reise in vereiste Bergregionen. Leichte Panik wiedermal, ich könne die Akkordfolgen eines dieser Sahne-Stücke, die einem nicht nur von Westcoastbuddies wie Becker & Fagen zuhauf serviert werden, schon vergessen haben. Kopfhörer auf, zur Gitarre gegriffen, war ich dann schnell beruhigt: alles noch da, beziehungsweise kam es prompt wieder – bis auf die eine dunkle Stelle, schattenhaft wie das ganze Lied zu dem Himalaya-Yeti. Eines ist ja doch beruhigend beim Trainieren des analytischen Hörsinns: das einst Erschlossene speichert sich in Sedimenten ab und das Neue wird schneller zugänglich. Mehr als nur Kompensation lückenhafter Notenkenntnisse, macht es grossen Spass, einen Song selbst zu entziffern, ihn sich geradezu kannibalistisch einzuverleiben. Er wird dann Teil des Selbst und Ahmung kommt ins Spiel. Copyright? Dass ich nicht lache! So viele Lieder sind längst im Zellgut fest verankert. Epigenetisch aktiv geworden tragen sie zur Gesundheit bei wie wichtige Vitamine: von John Martyn einst bis zu Bon Iver jüngst. Musik selbst machen oder Musik hören, beides ging immer schon mit einer Metamorphose einher, verwandelte stets, schaffte ein Ausgleichs-Ich, ein Anderes. Vielleicht spricht mich auch deshalb dieser Wilde an, den der Nebenmensch nicht fassen kann. Das Album 50 Words of Snow, auf dem er zu entdecken ist, fand ich seinerzeit grossartig. Life in the Ghosts of Kate Bush. Die Akkordfolgen sind bemerkenswert, denn wie so oft bei guten Künstlern finden sich hier originelle, unverhoffte Wechsel. Es beginnt mit A Moll, geht zu G Dur und F Dur. Aber dann: die Melodie bleibt gleich, doch die Akkorde scheren plötzlich aus zu F Dur, E Moll und D Dur. Wie genial ist das denn! Es folgt der Chorus, hier grob skizziert: E Dur, Eb Dur (die unklare Stelle!), D Dur, C Dur, H Moll. Wobei die Taktlängen hasenfüßige Schlenker machen: nichts ist hier berechenbar. Ebenfalls genial, grande dame. Schade, dass unsereins derzeit nur wenig Lust verspürt, eine Cover-Aufnahme zu machen. Die kostet nämlich Nerven und wird am Ende doch relativ schlecht bezahlt – bei zugegeben spärlichem Ergebnis.

Neid kann auch was Herzliches sein, wenn man dem Beneideten alles Gute gönnt, und sich eigentlich nur selbst an den Kopf fasst, dass man damals die Antennen nicht weit genug ausgefahren hatte. Was die Teenager-Initiationen im Mutterland des „Pop“ angeht, zehre ich heute noch von  karg gestreuten Erlebnissen mit dem Seelenfutter der Rockmusik, den Auftritten von Fleetwood Mac und Atomic Rooster in Paignton, sowie, ja, Schlüsselerlebnis, Steamhammer im Londoner Marquee Club. Sweet 16. Das war es auch schon. Und dann stellt sich am Wochenende heraus, „Klassenkamerad“ Klaus hat doch die etwas grössere Nummer erlebt, ebenfalls mit 16 Lenzen, ebenfalls in England. Er sagt „Plumpton“, ich sage: „Was?“, er sagt „Plumpton“.

 

 

Er sagt 1970, ich befrage Google, und da klappt sie auf, die Seite, die das ganze, unfassbare Festivalereignis im englischen Essex dokumentiert, mit Bilder, Berichten und Bootleglinks. Ich studiere die Namen, und frage bei jedem nach: „… und die hast du live erlebt?!?“ Hat er, Tage und Nächte lang,  ich möchte sofort die Zeitmaschine betreten. Ein englisches Woodstrock. Hardin & York, The Incredible String Band (wow!!), Fotheringay, Colosseum, East of Eden, Caravan (oh, my gosh!), Cat Stevens … aber schauen Sie selbst! Es war das Jahr, in dem Herr Stockhausen hoch oben auf einem Dach einen Fünf-Uhr-Tee zu sich nahm, und die Beatles ein letztes Mal „Hey Jude“ sangen.

Nicht alles muss zu einem logischen Schluss kommen, nicht alles muss von etwas handeln. In ihrem Vortrag „The Sentence Is a Lonely Place“ (Der Satz ist ein einsamer Ort) erklärt die Schriftstellerin Garielle Lutz ihre Vorliebe für Sprache, in der „der Satz eine vollständige, tragbare Einsamkeit ist, eine winzige Unmittelbarkeit vollendeter Sprache„. Damit meint sie, dass die Sprache für manche am besten ist, wenn sie isoliert werden kann, wenn sie eine Art synästhetische, akustische Resonanz annimmt. Man kann diese Terminologie auf das Songwriting der Neuseeländerin Aldous Harding anwenden, die seit vier Alben Folkmusik mit einem konzeptionellen Gewicht macht, das sich nur schwer kategorisieren oder einem etablierten Narrativ zuordnen lässt. Ihr neuestes Album, Warm Chris, ist eine Aufnahme der tragbaren Einsamkeit, über die Lutz schreibt: undurchsichtig, surreal, und vor allem einsam.

(Sophie Kemp, Pitchfork)

 

 

 

Vorsicht, Psycho-Analyse! Vorsicht, Identitätsfragen! Vorsicht, Verstörung (allein schon das Portrait auf dem Cover ist gewöhnungsbedürftig, gelinde gesagt, aber sobald wir das Album in Händen erhalten, wird die Sache mit den Lichtreflexen klarer). „Die Schwerkraft erwischt uns am Ende alle, aber das neue Album von Aldous Harding, „Warm Chris“, ist ein Zeugnis des chaotischen, kreativen Lebens, mit Nahaufnahmen und einer Cinemavérité-Produktion, die alle absichtlich wackeligen Kanten in Hardings Songs zur Geltung bringt.“

Das bemerkt Jim Wirth in seiner Besprechung in „Uncut“, und zitiert, was Aldous Harding der Irish Times zum Verhältnis zu ihrer Arbeit verrät: „Ich möchte mit etwas spielen, das zurückspielen will. Ich will nicht mit etwas spielen, das tot ist.“ Harding hat genug Zeit damit verbracht, in rauer, unheimlicher Sprache über Hingabe, Vergnügen und Performance zu meditieren, so dass es nur natürlich ist, dass sie nun endlich Raum zum Spielen gefunden hat.

Das Video zu „Fever“ hat übrigens einen besonderen Neil Young-Moment und handelt einmal mehr von Leerräumen – ein Abgesang auf eine Liebe mit Pauken und Trompeten. „I still stare at you in the dark“, singt Harding, „looking for that thrill in the nothing“. Die Asche einer Beziehung. Aber beide Zeilen lässt sie tönen wie einen Triumph.

Der letzte Song, in diesen Stimmwechselarien, heisst „Leathery Whip“ und erinnert mit seiner Kirchenorgel und dem klirrenden Tamburin an Gospel, und die Frau aus Neuseeland passt sich der ehrfürchtigen Instrumentierung mit einer ebenso feierlichen Darbietung an. Dennoch fällt es schwer, nicht zu lächeln, wenn sie singt: Here come life with his leathery whip …“, ihr Tonfall tief und ihr Kiefer steif wie der eines sehr ernsthaften Geistlichen. Aldous ist gut beraten, sich nie von einem Hirten führen zu lassen. Und der Song hat etwas vom Charme und der Verlorenheit von Velvet Underground.

Aldous Harding ist eine Meisterin des negativen Raums. Sie webt intime Wände aus leisen Ausrufen, Pausen und Seufzern. Kurze Stille und gedämpfte Perkussionsspritzer verstärken die reichen emotionalen Crescendos ihrer Songs, die sich oft wie surrealistische Tagebucheinträge und manchmal wie in Träumen geschriebene Briefe lesen. Sie mischt Metaphern, malt zusammengesetzte Erinnerungen und bringt ihr inneres Kind zu den Shows.

Ihr eleganter Brückenschlag zwischen dem Metaphysischen und dem Alltäglichen wimmelt von Bildern, die ineinander sickern und schwankend wie Wassertropfen wachsen. Ihr Werk ist der Subtilität und Besonnenheit treu. Selbst in Interviews spricht sie leise, aber bedächtig und scheint jedes Wort abzumessen: sorgfältig, ohne zu blinzeln.

Skurril, bizarr und dennoch voller Anmut, ist „Warm Chris“ eine stilistische Collage, die sich trotzig in jedem Moment dreht und wendet. Sie ahnen, ladies and gentlemen, die Worte dieser Besprechung haben das gleiche Schicksal wie Frau Hardings neue Songs: sie hängen alle an dünnen Fäden und könnten in ihrer Summe einen leichten, aber angenehm verückten, Drehschwindel verursachen. Ich collagiere Sätze diverser Rezensionen von „Warm Chris“ mit  eigenen Gedanken, so lange, bis ein neuer, im besten Fall tanzender Meta-Text entsteht.

Zeilen wie „A way of life. Philosophy / Lick my instep I miss the funk it leaves on me / I have the energy“ (‚Ennui‘) und „I’ll be all day getting the velvet back to you Bambi/Oh you feel the same do you?“ („Leathery Whip“) umgehen unsere rationalen Abwehrmechanismen und zielen direkt auf die tiefsten Sehnsuchts- und Wahrheitsgefühle des primitiven Gehirns. Während du herausfindest, was du denkst und wie du fühlst, wirst du von der Unschuld eines sanften Klaviers, einem beschwingten 70er-Jahre-Bossa Nova, Bluegrass-Banjo und Streichern oder einfach von atemberaubender Stille getragen.

Hardings‘ trittsichere Stimme variiert auf der Platte so dramatisch, dass es manchmal schwerfällt zu glauben, dass sie allein singt. Der rote Faden ist jedoch in all ihren elastischen Vokalisierungen unverkennbar – sie ist frei und sie weiß es. Ohne Eleganz zu opfern, probiert Harding neue Paletten aus, malt Eindrücke von kleinen Welten in die Texturen, die sich ergeben, und vertraut ihnen so, wie sie sich gerade anfühlen.

Warm Chris ist weder raffiniert noch zurückhaltend: die Lieder stromern herum, vagabundieren, wandern und wundern sich und bestätigen die reine Freude an der Neugier. Und diese Neugier steckt an. Wer dem Wort „Identität“ schon immer leicht misstraut hat (nicht mal diese Besprechung hat einen klar umrissenen Urheber), findet hier allerbesten Stoff für die subtilen Scharaden eines Ichs mit all seinen federleichten Auflösungsavancen. Meine liebe Frau Gesangverein. „What game came shall we play today?“ Oh, hoppla, das sang einmal eine gewisse Flora Purim. „Passion must play or passion won‘t stay“. Der Satz ist von Aldous Harding, und gar nicht so ein einsamer Ort.

 

geschrieben und gemixt von Michael Engelbrecht

2017 24 Mrz

… for bears to dance to …

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„Anything that makes you comfortable is dangerous. And routine has always been my Prozac. Writers like me, we lean hard on that Flaubert chestnut. “Be regular and orderly in your life so you may be violent and original in your work.” But if you’re too orderly, too safe, how can you ever do something harder, deeper, stranger? Because there’s the other Flaubert quote, the one that our friend Sterling Watson taught me: “Human speech is like a cracked kettle on which we tap crude rhythms for bears to dance to, while we long to make music that will melt the stars.” I want to melt the stars and that goes beyond discipline. Sometimes, I feel like Veda in Mildred Pierce, when she goes to audition for a new piano teacher. He closes the lid on the keys, almost on her fingers, and tells her there’s nothing in her fingers, but there may be something in her head. I hope there’s something in my head to make up for what I don’t have in my fingers.“ (Laura Lippman)

Zwei Riesen gab es im Musikgeschäft der vierziger und fünfziger Jahre, Columbia/CBS und RCA/Victor. Letzterer war in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Größte, dieser Konzern hatte alles, Radiosender, Plattenproduktion, Plattenspieler, was das Herz damals begehrte eben. Aber es gab leider nur Schellackplatten mit einer Laufzeit von höchstens 4 Minuten. 1948 wollte es der kleinere der beiden – Columbia RCA/Victor einmal richtig zeigen und präsentierte die Langspielplatte, 24 Minuten Musik am Stück waren nun möglich. David Sarnoff, Boss von RCA, muss getobt haben.

Bereits ein Jahr später, 1949, konnte er als Antwort die Single  – 45 rpm – präsentieren, entsprechende Plattenspieler konnte er gleich mitliefern. Die Single war natürlich viel erschwinglicher, vor allem für Jugendliche und so dauerte es nicht lange, bis die Single-Platte ihren Durchbruch feiern konnte: nachdem Big Mama Thornton 1953 mit Hound Dog noch eine Million Platten absetzen konnte, schaffte es Elvis Presley 1956 10 Millionen Singles dieses Titel zu verkaufen. Einsamer Höhepunkt: Elton John konnte die bisher meistverkaufte Single aller Zeiten aufnehmen: „Candle In The Wind“, weit mehr als 15 Millionen Exemplare dieser Single wurden bisher verkauft.

 
 
 

 
 
 

Und auch ich konnte als zehnjähriger davon profitieren, dass es jetzt Platten gab, die erschwinglich waren, zwar immer noch 4,75 DM teuer, aber immerhin, die LP hätte ja 21,00 DM gekostet (alles Festpreise damals! Billige Platten, zum Beispiel von EUROPA oder von UNIVERSUM boten keine Originalaufnahmen und wer wollte die schon haben). So konnte ich mir etwa 1965 „The Last Time“ von den Stones kaufen. Die Single-Platte blieb jedenfalls bis Ende der siebziger Jahre ein Format, das ich durchaus schätzte.

Wie ich auf dieses Thema komme? Nein, einmal nicht wegen meiner Liebe zu Juke-Boxen, sondern, weil ich eine ARTE-Sendereihe empfehlen möchte: Achtung, Aufnahme! In den Schmieden des Pop. Diese sechsteilige Dokureihe beleuchtet die Geschichte der Musikaufzeichnung. Und, die gute Botschaft, man kann sie in der ARTE-Mediathek noch anschauen. Nicht alle Folgen sind gleich gut gelungen, nicht alle umwerfend interessant, aber manche wirklich begeisternd.

In der Folge, von der ich oben erzählt habe, geht es um Tonträger und Audioformate:

“ … ein Thema, das trotz seiner Relevanz in der Musikgeschichte oft vernachlässigt wird. Ob Schallplatten, Kassetten, CDs oder MP3-Formate – sie sind immer mehr als reine Speichermedien. Sie sind Abbilder ihrer Zeit, haben gesellschaftliche Bedeutung und sind oftmals Ausdruck für einen gewissen Lifestyle. Ihre Möglichkeiten und Grenzen regen nicht zuletzt auch die Musiker zu künstlerischen Innovationen an.“

 
 

 

2017 24 Mrz

Gus und Al (Bonn 1975)

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Als der Bus  weit hinten in der Allee auftauchte, ein guter alter Bus, der auch in Spielfilme der späten Fünfzger Jahre gepasst hätte, kam auf einmal ihr schnittiger weisser Sportwagen um die Ecke gebogen, bereit, mich schnell hinein springen zu lassen. Ein Zweisitzer, was sonst? Ich gab ihr ein Zeichen wegen des Busses, und sie fuhr auf den Bürgersteig, blockierte nicht mehr die Kreuzung, damit der Bus ungehindert in seine Haltestellenbucht fahren konnte. Ich war sowieso auf dem Weg zu ihr, und nun war es natürlich viel einfacher, ihre versteckte Villa am Stadtrand nah der englischen Botschaft zu erreichen. Ihr Mann war vor einiger Zeit gestorben, ihren Lover hatte sie verabschiedet, als sie mich getroffen hatte, und etwas Junges haben wollte. Ich war gerade mal am Anfang meiner Zwanziger Jahre angekommen, hatte sie auf einer Party kennengelernt, in der altes deutsches und altes britisches Geld geradezu vom Mauerwerk bröckelten – grosses Tamtam und wenig guter Geschmack. Irgendwann, beim ersten Mal, landeten wir auf ihrer Ledercouch, und hätten aufregenden Sex gehabt, wenn nicht der gekränkte Lover noch einen Auftritt hingelegt hätte. Nun also, summertime, and the living is easy, hatte sie mich vor dem „bus stop“ aufgegabelt, gab mir einen schnellen Kuss und stellte das Radio an, aus dem Gus Backus ertönte. Wir kamen nie in ihrer Wohnung an, denn ich erwachte. Hätte der Traum nur ein gemächlicheres Tempo angeschlagen, ich wäre  mit dem Bus zu ihr gefahren, hätte die Strasse mit dem seltsamen Namen gefunden, die Sommerwinde eingeatmet, sie hätte ihre Lieblingsplatte von Al Stewart aufgelegt und die grosse Badewanne vorbereitet, die gut auch in einen Chabrol-Film der frühen Siebziger Jahre gepasst hätte.

2017 24 Mrz

Humanz

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It’s been a good week in music. Enjoying Fiction/Non-Fiction, then the new Drake mixtape appeared, with some ace tracks like Madiba Riddim (potential lifer) lovely stuff. Then 4 Gorillaz tracks appear on YouTube, complete with animated clips.

The Gorillaz tracks are affecting, especially „Andromeda“ with its joyful but fucked-up feel and repeated phrase „take it in your heart“. An intriguing mix.

So you go find an interview, and you find this: Simply put, we’re in transition, we’re turning into something else,” Albarn said of the album’s narrative. “The album kind of came from this dark fantasy. Just imagine, the weirdest, most unpredictable thing that changes everything in the world. How would you feel on that night? Would you go and get drunk? Would you stay at home? Just watch TV? Would you talk to people?

Wow.

Here is a photo picked at random to go with this post:
 
 
 

 


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