Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Dezember 2015

2015 5 Dez.

Tuskiana (3)

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Ich will ja kein „Budden-Rock“ sein. Es lebe die Unwissenheit, es leben die Zeitlöcher hoch! Habe in diesem Jahr (Asche aus meinen Ohren!) erstmals STICKY FINGERS von den Rolling Stones von vorne bis hinten gehört, lieben gelernt – und in einer verrückten Passage klangen sie gar wie die frühen Allman Brothers. Und jetzt TUSK. Von Fleetwood Mac. Darauf war ich nicht gefasst. Ich hatte wohl damals, 1979, meine Ohren auf Durchzug gestellt, war in Vorurteilen unterwegs oder im Talking Heads-Rausch. Gregor hat sie sogar aus seinem Plattenschrank entfernt und verkauft. Hmmm. Dieses Doppelalbum ist (meiner völlig unbescheidenen Meinung nach) ein Labyrinth, eine Achterbahnfahrt, mal herzerweichend, mal rattenscharf. Und durchaus nicht vollkommen. Ich bin 24 Jahre alt. Ich fange noch einmal von vorne an. Wenn du es dir gibst, sagte Anne gestern zu mir, dann aber richtig! Sie meinte die Äusseren Hebriden. Ich meine heute Abend TUSK. (Und nach dem Kopfhörertrip wollte ich mir den kurzen Schmerz im Netz abholen, und dann der nächste kleine Endorphinschub: Kagawa machte in der 93. Minute den Sieg in Wolfsburg perfekt. Trotz drei verletzter Stammkräfte. Hinreissend. „Das aktuelle Sportstudio“ wird ein Fest sein. Wie, heute ohne Hans Joachim Friedrichs? Ach ja, Zeitlöcher. Ich habe schon etliche neue Lieblingssongs: einer heisst „Tusk“, ein anderer „The Ledge“. Laut hören. Auf dem Sofa. Wegfliegen. „I’m stepping through the door / And I’m floating in a most peculiar way / And the stars look very different today.“

2015 4 Dez.

Betrachtungen zu David Bowie

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ZiggyStardust
 
 
 

My Mama said: „To get things done, you’d better not mess with Major Tom.“

(DB, „Ashes to Ashes“)

 

Die persona eines Musikers, sein Werk, ein spezielles Album, ein einzelner Song oder eine einzige Strophe daraus, ja selbst das Fragment eines seltsamen Akkordwechsels – das alles kann lohnenswerter Gegenstand des Interesses sein. Wo die Liebe hinfällt und vor allem: wann. In diesen genannten Teilaspekten gibt David Bowie sehr viel her – auch wenn meine Haltung zu seiner Musik genau von jener fremdartigen, kühlen Distanz geprägt ist, die ja gerade sein Oevre auszeichnen. Eins ist gewiss: wer über die engen Tellerränder von Klassik oder Volksmusik hinausblickt, kommt an Erscheinungen dieses Karats nicht vorbei. Zu allen Zeiten haben Künstler der modernen westlichen Welt, die wir in diesen islamistisch-verhangenen Tagen erst recht zu schätzen wissen, neue Horizonte erschlossen.

Ihre Kreativität, die performative Kraft, ihr Mut wirkten sich befreiend auf gesellschaftliche Entwicklungen aus – sie waren role models, Vorbilder, zuweilen mit Kultstatus. Deshalb fällt einem zu Bowie auch gleich etwas ein. Zu Beginn dieses neuen Jahrtausend nun, so etwa um das Jahr 2002, gab es ein Livekonzert, das mich aufhören liess – mit einer phantastischen Band, einem gereiften und doch juvenilem Bowie, einer charismatischen Bassistin (sie spielte barfuss auf der Bühne) und einem abgeklärten, professionellen, homogenen Gesamtsound. Lag es daran, dass da Jemand zu jener Zeit ganz schwer verliebt war („I´m deranged“) und vom Lebensgefühl her Paris von der Seine in eine niedersächsische Landeshauptstadt an der Leine verfrachtete und auch sonst den Wind der zweiten Jugend erfuhr? Man sagt ja, die Vierziger seien die besten Jahre.

Ein Stück von Bowie nicht nur funktionsharmonisch zu verstehen, sondern auch irgendwie präsentationsfähig auf die Gitarre zu übertragen, hat seine Tücken, zumindest for a simple guy like me, der niemals Partituren lesen konnte und für den die Notenschrift eine permanente, mühsame Herausforderung ist: Arbeit am Widerstand, dem Studium eines sperrigen Computerprogramms oder dem Lesen einer komplizierten Gebrauchsanweisung eines technischen Gerätes durchaus vergleichbar. Und doch: Musik notieren, in Form zu bringen, festzuhalten, das ist lohnenswert und wenn man konstatierte, nur notierte Musik sei ernst zu nehmen: in a way that would make sense to me.

And so we take this as a playground – ein ewiges Übungsfeld. Never I had been a Bowie fan nor one of Dylan – oder der anderer in Stein gemeisselter grosser Namen der Pophistorie. Aber wenn ich erstmal von einer Fassung affiziert bin, dann höre ich ein Stück gut und gerne bis zu hundertmal hintereinander weg. Es ist ein Sog, der darin besteht, die Essenz eines solchen Songs mir selbst anzueignen. Wer da an Patrick Süsskinds Roman Das Parfüm denkt, in dem der Protagonist betörende Düfte aus einbalsamierten Jungfrauen kreiert, um sie sich einzuverleiben, liegt nicht ganz falsch.

An die erste Begegnung mit dem androgynen Gesangs- und Performancehalbgott erinnere ich mich noch genau. Es war auf der Konfirmandenfreizeit in Südtirol, ein wunderbarer Ort, die Pension lag direkt an der Strasse, mit Swimmingpool. Dort gegenüber ein Fussballplatz, der an einen Wildbach mit grossem Kieselbett angrenzte, an Baden war nicht zu denken, denn trotz Bullenhitze: das Wasser war gefühlte zwei Grad über Null kalt. Mit dabei waren zwei Amerikaner, Austauschschüler, one was a blond and tought countryboy, always jogging straight ahead the crests. The other one was David, a jewish guy from Brooklyn, some years older than me, but we soon became friends. Schwarze lange Locken, feine Manieren, immer leicht ironisch. Er nannte mich Robbie, angeblich sähe ich einem gewissen Redfort aus jungen Jahren ähnlich.

David sang merkwürdige Songs mit komischen Melodien und gepresster Stimme, „Spiders from Mars“ kam drin vor und „Major Tom“. Wer das sei? Nun hör mal, David Bowie kennst du nicht! Unser tranceartiges gemeinsames Projekt bestand neben meiner Neugier an Stories aus Amerika darin, dass wir auf den Fussballplatz gingen, ein Tor von etwa sieben, manchmal fünf Metern absteckten und er dann vom Siebenmeterpunkt schoss. Er wartete immer, bis ich mich bewegte und schoss dann in die andere Ecke. Im Laufe der gemeinsamen drei Wochen hielt ich nicht einen einzigen Ball. Und da man selbst ja nicht nur Songs in jeder Körperzelle abgespeichert lebenslänglich in sich trägt, sondern in diesen Songs auch eigene Geschichten abgespeichert sind wie ein Fossil in einem Bernstein, muss ich also nun beim Üben eines Bowiesongs und beim Recherchieren über diesen Künstler ständig an diesen heissen Sommer in jenem norditalienischen Alpental denken.

Der Film The Man Who Fell To Earth kann als eine gnostische Parabel gelten und zeigt Bowie mit beeinduckender schauspielerischer Leistung in der Rolle eines von seiner Familie Getrennten und auf die Erde Gefallenen, der dort das dringend benötigte Wasser des Lebens (whiskey) sucht, um es in seine Heimat zu bringen. Er verfällt aber nicht nur der Liebe auf diesem Planeten Erde, sondern auch den kapitalistischen, gierdynamischen Trieben, die ihm eine Rückkehr nach Hause unmöglich machen. Bowies Musik lebt von Sprüngen, die sich auf dreierlei Weise bemerkbar machen: da ist das kaleidoskopische Vexierspiel mit den Gender-Rollen, da ist die grosse Vielfalt an Stilmitteln und Genrekategorien und da ist eine merkwürdig zerklüftete Akkordlandschaft in den Songs zu finden – als interessantes Forschungsobjekt für einen notentechnisch Unvollkommenen.

2015 4 Dez.

„Adventure you’re so far away“ … (Tuskiana 2)

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… – das halluzinierte ich, als ich Lajlas Überschrift las. Oh, wir (die EF-Feriengruppe, Abteilung Junghippies) waren wohl zweimal im Juli 1971 in der Torqay Town Hall, das verrät das Programm im Netz: Torquay Town Hall – Fleetwood Mac (14th), Medicine Head (16th), Groundhogs (21st), Keef Hartley, Atomic Rooster (23rd), Van Der Graaf Generator (30th), Mick Abrahams Band (31st). Youtube-Filmchen gibt es allerdings nicht.

Atomic Rooster (britischer Blues Rock mit bunten Pillen) und Fleetwood Mac (ohne den Albatros Peter Green) spielten also an getrennten Abenden. Auf jeden Fall konnte ich mich wieder an den Namen „Torquay Town Hall“ erinnern, auch an die Palmen an der Uferstrasse (?) (Golfströmung!), und dass neben After The Goldrush auch eine Schallplatte im Schaufenster ausgestellt war von der englischen Jazz-Rock-Band Nucleus (mit einem Cover, das die englische Arbeiterklasse porträtierte). Ich kaufte beide.

Heute, also einige Monde später, kommen Lindsay Buckingham, Stevie Nicks (mein Adventsengel, wer weiss?) und Co. bei mir vorbei, um Tusk aufzuführen. Jon Dale jedenfalls ist sichtlich beeindruckt von der Box:

„Tusk is strong stuff, surprisingly unyielding in its intrigue. As a document of a group responding to mega-success by both experimenting wildly, pushing the studio-as-instrument as wildly as usually only an Eno would go, and by introverting in response to „Rumours'“ interpersonal melodramas, it’s still a bristlimg, staggering listen.“

Soweit ein Ausschnitt aus der Januarausgabe von „Uncut“. Dass der Name von Brian hier auftaucht, lässt mich natürlich schmunzeln. Heute Nacht träumte ich, wie ich bei Eno zuhause war, und er bei einem launigen Gespräch auf einem Kassettenrekorder (!) Stücke von zwei neuen Songalben vorspielte (in Wirklichkeit wird es 2016 wohl ein Album mit zwei 25-Minuten langen Stücken geben, ich glaube eher nicht an Gesänge, das Wort „brassy“ fiel im „Netz“).  Sehr ärgerlich, dass ich die Lieder nach dem Wachwerden nicht mehr zum Nachsingen im Kopf hatte. Sie waren, wie einst die Songs von Tusk, aus meinem Gedächtnis verschwunden.

Carole King ist mein Adventsengel. Ich höre ihre kräftige, amerikanische Stimme gerne in stillen Zeiten. In den 70ern war sie unser Solidaritätsengel mit „You’ve got a friend“ und dem weichen James Taylor als scheuen Frontmann an der Gitarre. In jetzigen Zeiten, in denen verrücktgewordene ISIS Kinder Schlimmes tun und unser Groß- und Vieldenker Sloterdijk „den kleinen Prinz“ neu übersetzt, tut es gut, Platten wie TAPESTRY hervorzuholen. „Morning Sun“ mit dem schönen Flötenspiel, empfehle ich mehr als „Macht hoch die Tür“ und „Will You Still Love Me Tomorrow“ rührt wie „Ihr Kinderlein kommet“. Wenn ich Sloterdijks neuestes Werkchen richtig verstanden habe, bedeutet es, wieder wie die Kinder zu werden.

 
 
 

 

2015 3 Dez.

ManaMory 2019 / February

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2015 3 Dez.

Raw and ragged

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This time, Lucinda Williams  turns to I-20 — a 190-mile highway that cuts a line across the northern end of her home state, Louisiana — for inspiration. The Ghosts of Highway 20 will be released on Feb. 5th, 2016. It is filled with characters who either travel along the highway or live near its off-ramps, using I-20 as a jumping-off point for an album that focuses on lovers, losers, leavers and landscapes.

Pedal-steel player Greg Leisz plays a central role on The Ghosts of Highway 20, layering the songs with textured twang and sharing production duties with both Williams and Tom Overby. Guitarists Bill Frisell and Val McCallum also make appearances, joined by Williams‘ familiar rhythm section of Butch Norton and David Sutton.

2015 2 Dez.

My Albums 2015

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2015:
 

  • Laurie Anderson: Heart of a Dog
  • William Basinski: Cascade
  • Food: This is not a Miracle
  • Florian Fricke / Popol Vuh: Piano / Kailash – Pilgrimage to the Throne of Gods
  • Gov’t Mule feat. John Scofield: Sco-Mule
  • Harmonia: Documents ’75
  • Mette Henriette: Mette Henriette
  • Terry Riley: Sunrise of the Planetary Dream Collector (Kronos Quartet)
  • David Torn: Only Sky

 
 
Rediscovered:
 

  • Blue Chip Orchestra: Blue Danube – Donau so blau (1991)
  • Helmut Lachenmann: Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (2002)
  • Lightwave: Nachtmusik (1990)
  • Detlev Müller-Siemens: Under Neonlight II (1985)
  • Sir Douglas Quintet: Sir Douglas Quintet is back! (1962-64)
  • Wolfgang: Aus Abrahams Bude (1971)

 

2015 2 Dez.

Heart of a Dog

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Laurie Anderson’s film Heart of a Dog is one of the 15 movies that made it to the shortlist for an Oscar nomination (category „Best Documentary Feature“). Wow.

The five final nominations will be announced on January 14.

2015 1 Dez.

From Tusk Till Dawn

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In Paignton sassen wir in einem kleinen Cafe, in dem sich auch eine britische Hard-Rock-Band eingefunden hatte. Hiessen sie wirklich „Hot Chocolate“, wie es meine Erinnerung behauptet? Weitere Spuren haben sie nicht hinterlassen. Mehr als die dunklen Ringe unter den Augen des bärtigen Leadsängers interessierten mich die ranken Beine einer zukünftigen Hockeynationalspielerin aus Neuss. An einem Abend, es war ein paar Tage, nachdem ich vor Ort Neil Youngs After The Goldrush erstanden hatte, standen wir in einer langen Schlange, vor der Town Hall in Torquay, um Atomic Rooster und Fleetwood Mac zu erleben. Juli 1971. Peter Green war nicht mehr dabei, ich wusste noch, wie ich das erste Mal „Oh, Well“ gehört hatte und gleich unter einem Bann stand. 

Popmusik lehrte uns Teenager damals, was für eine aufregende Veranstaltung das Leben hinter heimischen Gartenzäunen und unerfüllten Lieben sein konnte, und dieser Song zählte für mich eindeutig zu den Dosenöffnern des Wunderbaren. Das Konzert von Fleetwood Mac war allerdings eine seltsame Enttäuschung, später wurden sie noch weltberühmter mit Rumours (das mich kalt liess) und Tusk, das ich mir kaufte, weil mir der Titel und das Cover so gut gefielen, und der Name der Band immer noch wie ein unerfülltes Versprechen wirkte. Aber waren sie nicht zum perfekten Mainstream mutiert, wie sollten sie mit den vier Songalben von Brian Eno konkurrieren können?

Also legte ich die Platte (ein Doppelalbum) auf, und jetzt kommt es: meine Erinnerung an Tusk ist komplett gelöscht. Tabula rasa. Nada. Rien. Less than a sweet nothing. Viele Jahre später hörte ich Leute von dem Album schwärmen, das viel unzugänglicher, experimenteller und verwegener als Rumours sei. Am kommenden Freitag habe ich ein „date“ mit Tusk, das Album erscheint als 5:1-Mix, auf Vinyl, mit allem Drum und Dran und Extras. Netterweise erhalte ich als Journalist das volle Paket und kann den neuropsychologischen Selbstversuch machen: ist die Musik von meiner Festplatte verschwunden, weil sie in meinen Ohren gänzlich uninteressant war, hatten meine beiden Lauscher einen schlechten Tag, oder werde ich ein kleines Wunder in den Farben des Covers erleben? Das wäre dann, auf dezente Weise, psychedelisch.

 
 
 

 

 

 


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