Manafonistas

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Archives: Dezember 2015

2015 17 Dez.

Apropos Wasserlunge

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Ich war ein Teenager und spannte – wahrscheinlich mit meinen verwegenen melancholischen Blicken – einem angehenden Angestellten der Post mit 15 Jahren seine schon zur Verlobung anstehende Freundin aus. Sie war 16 oder 17. Wir hörten bei mir zuhause, als meine Eltern bei Bekannten waren, ganz laut In-a-Gadda-da-Vida, ein Kracher von Iron Butterfly, zum Glück endlos lang für meine erste Erfahrung mit dem Phänomen des Zungenkusses. Leider hatte ich damals noch nicht das Sex-Camp von Kirsten durchlaufen (die mir viele Tricks zeigte, und es war hilfteich, dass keiner in den andern verliebt war. Wir wollten einfach nur gut vögeln, und Körperforschung betreiben).

In Petra W. war ich allerdings voll verknallt, leider aber so unerfahren, dass mir verheerende Fehler unterliefen. So verabschiedete sie sich von mir kurz und schmerzhaft mit einem Brief aus ihren Grossen Ferien in Besancon, vermeldete, dass ich einfach „wie eine Klette“ an ihr geklebt hätte, und sie es völlig bescheuert fand, dass ich beim Küssen schnurren würde wie eine Katze. Ich weiss noch, wie ich mich, mit dem Brief in der Hand, auf die Wiese hinter dem Haus warf und – vorerst – fertig mit der Welt war.

Bis auf meinen Sexkurs bei Kirsten, und vierzehn Tage an der bretonischen Küste mit einer recht anstrengenden Schönheit aus Körne, waren die frühen sexuellen Jahre verwirrend, weil nie mit erfüllter Liebe gekoppelt. Da war mir die Musik stete Hilfe, Ratgeber, Zukunftsversprechen und Horizont in einem. Mit diesen Kindertagen von Sehnsucht und Disaster verbinde ich einige Platten ganz besonders, „Foxtrot“ von Genesis (besser als jeder Selbsthilfescheiss, wenn man unglücklich in eine evangelische Pfarrerstochter vernarrrt ist), und „Aqualung“ von Jethro Tull. Ich hörte sie damals wieder und wieder, aber sie blieben dann beide auf der Strecke, als Soundtrack ais den „greenhorn days“.

Aber in einem Jahr, in dem ich erstmals „Tusk“ und „Sticky Fingers“ für mich entdeckte (beide kannte ich schlichtweg nicht, bis auf Einzelstücke), hatte ich Lust, nach Ewigkeiten mal wieder „Aqualung“ zu hören. Schliesslich hat die Bande zwischen „Thick as a Brick“ und mir bis heute gehalten, und so einem verschwurbelten Zeug a la Pink Floyds „The Wall“ bin ich nur selten auf den Leim gegangen. Ich setzte also alle Hebel in Bewegung, und bekam nun über Umwege eine vorweihnachtliche, kostenfreie Gabe: die „Deluxe“-Edition von „Aqualung“. Mit allem Drum und Dran.

Ich liess erstmal bewusst die damals zu oft gehörten Stücke mit dem Kinderschänder und dem Lokomotivendrama aussen vor, hörte mir den Stereo- und 5:1-Mix von Steven Wilson an, sass im Schneidersitz auf meinem Petrol-grünen Sofa, und plötzlich schwebte ich auch ohne den Meditationsblödsinn von TM etwa acht Zentimeter über dem Schaumstoff. (Die „Schaumstoffschwestern“ in Hamburg verschicken dieses rattenscharfe Mobiliar deutschlandweit.) Auf „Aqualung“ sind ja unglaublich viele gute Songs drauf! „Wondrin‘ Aloud“ – unfassbar. Ich lud mir das Buch zur Platte von Alan Moore (aus der Reihe 33 1/3) auf meinen E-Reader, und freue mich diebisch auf die Sylter Lektüre. Here come the days.

2015 17 Dez.

Burton for Lunchbreak

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NPR Tiny Desk Concert – Gary Burton und Julian Lage zur Mittagspause im Büro.
 

 

 
 
 

1) Rod Reynolds: The Dark Inside

2) Brian Panovich: Bull Mountain

3) Adrian McKinty: Gun Street Girl (part 4 of the Sean Duffy Series)

4) Peter Swanson: The Kind Worth Killing

5) Claire Fuller: Our Endless Numbered Days

6) Garth Risk Hallberg: City On Fire

7) Rosamund Lupton: The Quality of Silence

2015 16 Dez.

Dann

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Dann ging ich in das Haus zurück und schrieb: „Es ist Mitternacht. Der Regen peitscht gegen die Scheiben.“ Es war nicht Mitternacht. Es regnete nicht.

Samuel Beckett, aus: Molloy
 

 

 
 
 

In the years 1979, 1980, 1981 there have been released a lot of great records, and some all-time-classics. CHAIRS MISSING is one of them, 154 another. The more I listened to them, the more it sank in. The sheer diversity of CHAIRS MISSING is immense. Whereas their debut album PINK FLAG is a perfect expressionist punk album, CHAIRS MISSING is a perfect ‚album‘.

The guitarwork is exceptional, which can’t be said for many punk albums (even the classics), and the vocals are sensational, which varies from aggression fueled climaxes, and even some wonderful singing in the ballady pop songs, on one the greatest short single of all time, „Outdoor Miner“, then the catchiest hook I have ever heard in „I Am the Fly“, the epic sprawling masterpiece „Mercy“, the darkly eeriness of „Practice Makes Perfect“, the mysteriously sinister „Heartbeat“ (the way it builds … just WOW), the all-out in-your-face punk of „Sand In My Joints“, or the sublime sudden guitar licks of „Marooned“. Fucking genius. Next step.

Late 1978 saw the band shift again, the effect of touring and travel excerting an influence over the material – which came in various origins – Lewis writing on his own, Gilbert writing on his own, Newman writing on his own…The band seem at odds with each other at odds with the world – so it was unsurprising they would disintegrate following the ‚Document + Eyewitness‘ performance. ‚154‘ was the conclusion of their best years. Strange enough, it tok decades to come close to the old class with „Red Barking Tree“. Interesting stuff in between, butbnot really of this high calibre … And Mike Thorne was a genius producer.

 
 
 

 
 
 

‚154‘ are without doubt as great as some other stuff of those years like ‚Unknown Pleasures‘, ‚Metal Box‘, ‚Cut‘, ‚Secondhand Daylight‘, ‚Entertainment!‘, ‚Fear of Music‘, ‚My Life In The Bush Of Ghosts‘, ‚London Calling‘ or ‚Dub Housing‘.

Lewis‘ opener ‚I Should Have Known Better‘ is a different kind of angular pop, a building melancholy reflected in the manic-guitars towards its climax. & it even uses the word ‚albeit‘! There are kind of pop songs here – ‚The 15th‘ still sounds terminally sublime, while ‚Map Ref 41 N 93 W‘ (title!) is essentially catchy – jukebox music in the best and timeless sense. Sadly it never became a hit.

There’s an abiding melancholy here – B.C. Gilbert’s ‚Blessed State‘ an anti-National Anthem that always sounds pertinent with its refrain „oh what a perfect, what a well-made world.“ ‚Two People in a Room‘ shows the angry punk thing wasn’t completely erased – while ‚A Mutal Friend‘ explores more oblique territories. ‚The Other Window‘ is perhaps – haha – the missing link between Eno and hip-hop, opening as an ambient-guitar dirge with vocals from Gilbert, oblique chatter that becomes something else when an electro-beat kicks in!

Newman’s  „On Returning“ is poppier, slight-pop not far from Talking Heads and some of the material found on his solo LP ‚A/Z‘. Some more? Closer „40 Versions“ is Gilbert’s guitar-dominated ode to entropic options (‚total eclipse and Niagra falls‘!) – the guitar itself is unspeakable and would even raise a happy smile on the face of Mr. Fripp. Lyrically it feels somewhat sci-fi, reflected in the artwork the albums Wire released on Harvest and the feel of ‚154.‘

The epic „A Touching Display“ is pure under-the-skin-stuff. Sorry for my lack of analytical description here. On ‚Mercy‘, Lewis‘ offers something that lyrically recalls (predicts to be accurate) music that sounds like Young Marble Giants playing Siouxsie & the Banshees. I love the way the vocals become more passionate, and then nothing – nothing – nothing. Suddenly words are no longer required anymore and the band drifts off into drones and avant-nirvanas.

 
 

 
 

2015 15 Dez.

Für einen Pilzfreund

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Sehr geehrter Herr Mundt,
 
Sind Sie nicht auf Ihrem Blog schon, wie Peter Handke in seinem Buch, aufgetreten als bekennender Pilznarr? Dann kennen Sie sicher Jean Henri Fabre. Viele seiner Pilzbilder finden sich Museum national d‘ Histoire naturelle in Paris. Schauen Sie doch das nächste Mal vorbei, es ist gar nicht so weit entfernt von der Lieblingscreperie Ihres Jukeboxkumpels Michael E., dem Cafe Breizh.

Heute sind viele der von Fabre gezeichneten Pilzsorten ausgestorben. Die Aquarelle sind Zeuge dieser verschwundenen Vielfalt und von Fabres andauernder Hingabe an die geheimnisvollen Wesen. Pilze sind „rätselhafte Geschöpfe“, Sie haben vielleicht auch auch schon mal Peyote probiert, in Ihrer Castaneda-Phase, oder!? Ich glaube ja, dass Günter Grass einen „neben sich herlaufen hatte“ mit seinen beknackten Fischgrätenbildern, aber diese Pilzportraits sind schon ein anderes Kaliber.

Keine Wurzel, kein Spross, kein Blatt, keine Blüte, rätselhafte Geschöpfe dunkler Herkunft, dem Reich der Verwesung entsprungene Sporenträger, Emporkömmlinge aus unterirdischem Geflecht oder aus holzdurchwucherndem Gespinst, Schmarotzer am lebenden Baum die einen, Fäulniszehrer die anderen, Buche mit Satanspilz, Birke mit Birkenröhrling und Birkenreizker, Eiche mit Trüffel; ach, ach, ach … und eine ganze Skala der Gerüche: nach frischem Mehl duftende oder nach verdorbenem, nach Anis, Obst, Kokosflocken, Apfelkompott, wie Juchtenleder riechend, wie Rettich, Rüben, rohe Kartoffeln, Lauch oder stinkend wie Heringe, verfaulter Kohl, Chlorwasser, Leuchtgas, Karbol und Aas.
 
Hochachtungsvoll,
M&S!
 
 
 

 

2015 15 Dez.

Dumbheads at work

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Sie könnten live dabei sein, möglichst in bequemer Umgebung, ein Kaminfeuer wäre nicht schlecht, grüner Tee hilfreich, und alles zwischen Schaukelstuhl, Couch, Bett und Hotelzimmer gibt einen guten Rahmen ab. In der Radionacht KLANGHORIZONTE, die im Deutschlandfunk vom 18. auf den 19. Dezember – zwischen 1.05 Uhr und 6.00 morgens – live gesendet wird, geht es um einen zweistündigen Jahresrückblick, des weiteren um eine „Nahaufnahme“ der britisch-norwegischen Formation „Food“, um Zeitreisen in ein altes England und das Niedersachsen der 70er Jahre. Aber Vorsicht, vielleicht fallen Teile dieser Sendung schlicht aus, wenn gerade der Krieg gegen den IS stattfinden sollte, dann übernimmt die Nachrichtenredaktion, und ich bin gehalten, zwischendurch „bedeckte“ Musik zu liefern. Hier meine „graue Liste“, die ich meinem Redakteur mailte:

 

Eleni Karaindrou – Music Vor Films (jede Karaindrou-CD) / Brian Eno – On Land / I Dormienti / Bobo Stenson – Serenity / Supersilent 5 / Arve Henriksen – Cartography / Miles Davis – Live at the Blackhawk, 1961 / Harold Budd – Abandoned Cities / Keith Jarrett – The Melody At Night For You / Luminessence / Jan Garbarek & Hilliard Ensemble – Officium / King Crimson – Red / Mark Hollis – Mark Hollis (only  Fiona  Talkington played this  album more often) / Herbert Henck / Hans Otte – Buch der Klänge / Robert Wyatt – Dondestan / Christina Vantzou – No. 3 (Kaufbefehl, Gregor!) / Valentin Silvestrov – Stille Lieder.

 

Eindeutig „farbiger“ wird die Musik sein, wenn ich freie Hand habe. Dann gesellt sich auch eine weitere Zeitreise in die Jahre 1980 bis 1982 hinzu, wenn der australische Underground jener Jahre eine Stunde lang sein ganz besonderes Unwesen treibt: wer kennt schon eine Formation namens „Laughing Hands“? Und was trieb Robert Fripp genau in jener Zeit in New York um? Ausser die beste „Frippertronics“-Soloplatte aller Zeiten zu produzieren: „Let The Power Fall“. Und die zweitbeste: „God Save The Queen / Under Heavy Manners“. Letztere ist bei mir in schlechtem Zustand, und ich finde kein gescheites Vinylexemplar auf den Märkten der Welt. Any idea?

„Contents subject to change and may settle in transit“ 

Favourite Writer: Russell Hoban

Favourite Book: Poisson Soluble

Favourite Poem: The Ideal Star-Fighter

Favourite Film: La Haine

Favourite Crime Novel: Time to Murder and Create

Favourite Play: The White Devil

Favourite Contemporary Play: Brimstone and Treacle or Woyzeck

Favourite Song: The Venus of the Soup Kitchen

Favourite Scottish Novel: Dance of the Apprentices

Favourite Contemporary Scottish Novel: The Maintenance of Headway

Favourite Audiobook: The Information (the only audiobook I’ve ever heard)

Favourite Thriller: Fried Man (Martin Waddell)

Favourite Non Fiction: The Book of Lies

Favourite Funny Novel: Kleinzeit

Favourite TV show (all time): Grange Hill

Favourite TV show (now): No Reservations

Favourite Rock Album: Animals

Favourite Blues Album: The Country Blues of John Lee Hooker

Favourite Classical Recording: Either the 1952 mono recording of Tristan und Isolde (Furtwängler) or Boulez doing Edgard Varèse’s Amériques in 1978

Favourite Jazz Album: A Love Supreme

Favourite Punk Album: The Feeding of the 5,000

Favourite Contemporary Classical Album: Six Pianos

Favourite Maximalist Album: Sign „☮“ the Times

Favourite Rock Minimalist Album: Steady Diet of Nothing (Fugazi)

Favourite Rap Maximalist Album: Play With Toys (dc Basehead)

Favourite Marx Brothers Film: A Day At The Races

Favourite Place In America You’ve Never Been: Kearny, New Jersey

Favourite Crisps: Euroshopper Paprika (from Albert Heijn or MonoPrix)

Favourite Minimalist Law of Nature: The Second Law of Thermodynamics

Favourite Phrase To Describe The Preceding Law: “The cup is fucking broken. Long live the fucking cup.”

 
 
 

 


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