Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

You are currently browsing the blog archives for the month Juli 2015.

Archives: Juli 2015

jetzt als Doppel-LP erhältlich. Minimalistisch: Piano, Bass und Schlagzeug, aber anders als The Necks, anders auch als Nik Bärtschs Ronin, und sowieso anders als die „Minimalisten“. Ganz grosse Trancemusik von 2013, jetzt für den Dreher!

Damals schrieb ich: „Die Musik von Dysnomia ist streng komponiert. Aber sie trägt keine Fesseln. Während das präzise Uhrwerk die Zeit abspult, Metrum für Metrum, bleibt die Musik auf wundersame Weise elastisch. Dawn of Midi finden einen eigenen Weg, sich vor der elektronischen Musik (und anderen Tranceinduktionen der Musikhistorie) zu verbeugen. Nur ein einziges Solo hier oder dort,  und man könnte das, was ein Pakistaner, ein Inder und ein Marokkaner anstellen, Jazz nennen. Das Solo gibt es nicht. Auf diesem Werk produzieren die Drei eine raumgreifende Leere, in der grosse Fussfreiheit herrscht. Wovon träumen Roboter auf dem Tanzboden?“

 
 

 
 
 
 

 
 
 
 

 
 

2015 18 Juli

Black Sails – erste Staffel

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

Der Piratenfilm ist so alt wie der Western, und oft, romantisierend, eine Fundgrube für Geschichtsfälschung. Für reine Fiktionen, von Errol Flynn bis zu den Pirates of the Caribean. Auch für Rockmusiker war es „tres chic“, hier und da einen Piratensong zu inszenieren. Die bislang zweiteilige Serie Black Sails ist für das Genre so essentiell wie (z.B.) McCabe und Mrs. Miller für den Western. Nur wesentlich explosiver, als es bei reiner Ernüchterung und purer Melancholie zu belassen. Der Blick auf die wirtschaftlichen Verflechtungen dieser einst gerne dämonisierten Berufssparte durchzieht alle acht Folgen. Nur ist das alles eingebunden in schillerndes „storytelling“, komplexe Charaktere, unerwartete Wendungen, auch drastische Gewalt und drastische Sexualität. „Shakespearianisch“ nannte heute in der SZ ein Kritiker die im amerikanischen Hinterland angesiedelte Serie Banshee, die noch drastischer zur Sache geht, aber gleichermassen gekonnt „action“ und „Seelenstriptease“ kombiniert. „Shakespearianisch“ geht es in dieser Piratenwelt auch zu – wenn es die Drehbuchkunst erfordert, gibt es  minutenlange Dialoge, wie in der letzten Folge, wenn ein Showdown den nächsten jagt. Und die Geräusche des riesigen schaukelnden Schiffes allein den Soundtrack ausmachen. Wer meint, sich irgendwann in der Jugend sattgesehen zu haben an „Kostümfilmen“ und „historischen Schinken“, könnte hier leicht den Sog erleben, den Filme in jungen Jahren auslösten, als Raimund Harmstorf uns noch beeindruckte, wenn er eine Kartoffel mit der Hand zerdrückte. Wir merkten damals nicht, wie bieder die Inszenierung war. Jack London, der Vorlagengeber, war natürlich ein Grosser!

 

 
 
 
Kalt war’s und verschneit, ja. Und dann im Haus der Kunst, einem geschichtsträchtigen Ort. Siehe die Architektur aussen. Und wenn man reinkommt, weiss man noch mehr Bescheid. Es war schon ein Erlebnis, hier die Spuren der 60er Jahre zu sehen und all das, was es nach sich zog. Ende der 60er war ja nichts wirklich klar, musste sich noch vieles auskristalliseren. Das wurde gut dokumentiert. In der Ausstellung und in den Gesprächen, die stattfanden.
 
 
 

 
 
 
Das Ganze war ja eine Initiative des damals gerade neu angetretenen Direktors Okwui Enwezor. Und Jason Moran fungierte als Einflüsterer von Enwezor.
 
 
 

 
 
 
Und in der Tat, es war schon was, in der Dokumentationslandschaft mit offenen Ohren und Augen zu spazieren und zu weilen. So manches hat sich dabei ins Gedächtnis gebrannt. Bilder, Klänge, Gesichter, Räume.

Es gab eine Konzertreihe natürlich. Tomasz Stanko hat mich mit dem Album Wisława auf die Spur von Wisława Symborska gebracht. Symborska gehört seitdem zu meiner regelmäβigen Wiederhollektüre Er spielte im Haus der Kunst mit seinem New Yorker Quartett. Ich hatte eins von vielen Treffen mit Stanko. Und ein Treffen mit David Virelles.
 
 
 

 
 
 
Don Cherry legte vor dem Monumentalgebäude in rieselndem Schnee seinen Finger auf den Mund.
 
 
 

 
 
 
Und im Park neben dem Gebäude wurde bei Eiseskälte gesurft.
 
 
 

 
 
©FoBo_HenningBolte
 

„I had become so quiet and so small in the grass by the pond that I was barely noticeable, hardly there … I sat there watching their living room shining out of the dark beside the pond. It looked like a fairy-tale functioning happily in the post-World War II gothic of America before television crippled the imagination and turned people indoors and away from living out their own fantasies with dignity… Anyway, I just kept getting smaller and smaller beside the pond, more and more unnoticed in the darkening summer grass until I disappeared into the 32 years that have passed since then …“

 

Die Mechanismen der Erinnerung. Auf zweierlei Weise dargestellt in den Romanen Ende einer Kindheit von Richard Brautigan, und Vom Ende einer Geschichte von Julian Barnes. Es geht um Einschneidendes, langsam wird es an die Oberfläche transportiert, bei Barnes, in Schüben, Brüchen, Abrissen. Der Ton von Brautigan ist poetischer, leichter, die Melancholie ist abgründig bei beiden. Brautigans Buch ist weniger raffiniert, doch gleichermassen profund. Ich bevorzuge ganz leicht den schwebenden Ton von Brautigan. Der showdown bei Barnes ist allerdings erschütternd. Richard Brautigan war alkoholkrank. Nahm sich zwei Jahre nach diesem letzten vollendeten Werk das Leben. Das Buch heisst im Original So The Wind Won’t Blow It All Away. (me)

 
 

 
 
 
On view for two days at the Pittsburgh Vintage Grand Prix.
 
 
 

 
 
 
Her Porsche 956c Cabriolet, built in 1965.
 
 
 

 
 
 
Painting was done by Dave Richards, one of the Big Brother roadies.
 
 
 

 
 
 
Next year I would like to see Joe Meek’s Sunbeam here.
 
 

2015 18 Juli

Transparenz

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 10 Comments

Das ist das Zauberwort für diese drei Platten (alle gibt es derzeit auf Vinyl), jedenfalls in meinen noch ganz frischen (Gefion), sehr lebendigen (Five Years Later) und etwas verschwommenen (Animato) Erinnerungen: Transparenz. Es zielt auf die Durchlässigkeit und Durchsichtigkeit des Raumes. Es wäre interessant, einmal die Erinnerungen an das erste Hören alter Platten zu sammeln (je tiefer der Höreindruck, desto umfassender die Gedächtnisspur).

Gefion erschien in diesem Jahr, und wurde von einigen Manafonisten mit Freude wahrgenommen (wieder und wieder gehört). Five Years Later erschien 1982, Animato 1990. Wirft man einen Blick auf die Besetzungen, zwei Trios, ein Duo, rücken die Zeiten noch näher zueinander. Altvertraute, wiederkehrende Namen, die Gitarre tonangebend. Ohne die Transparenz zu behindern.

Five Years Later war, der Titel deutet es an, die zweite Zusammenarbeit der Herren Towner und Abercrombie, und, bei allem Zauber, den der Anfang innehatte auf Sargasso Sea: das zweite Werk war aufregender, intensiver. Oft verhält es sich umgekehrt. Und der Zweitling entpuppt sich als Nachklang, Wiederholung, Musik mit vertrautem Instruktionsmanual. Nicht so hier.

In der Erinnerung hat das erste Stück die markanteste Spur hinterlassen, besonders diese eine Passage aus Late Night Messenger, die John Kelman so beschreibt: „Building to a first inevitable peak, Towner quickly shifts to a simple but effective preparation device—a matchbook, interlaced in the strings of his guitar near the bridge that makes it buzz—adopting a more percussive and propulsive underpinning to allow Abercrombie to take flight …“

Ich bekam diese Schallplatte, als ich in Bergeinöden wohnte (eine Geliebte, drei Häuser sind ein Dorf, ein Auto) – ich bestellte sie, via „jazz by post“ aus der Gleichmannstrasse 10, ein mehrstöckiges Geschäft mit Staubsaugern, Waschmaschinen und dem aufregendsten Jazz der Welt. An das erste Hören kann ich mich nicht genau erinnern, aber ich sehe die Lautsprecher vor mir, die grosse Gartenwiese, den Ausläufer des Hohen Bogens.

Wenn wir miteinander schliefen, lief eher Remain In Light oder On Land – Five Years Later verlangte eine andere Aufmerksamkeit als Listening Wind oder Dunwich Beach, Autumn 1960. Die Talking Heads hatten sich unter die Haut gespielt, und die Musik war wie der Sex mit H.  vollkommene Gegenwart. Die Zeit stand still, die Zeit zerfloss. Ich glaube, ich habe Five Years Later damals ohne Ausnahme alleine gehört. In meiner Kammer.

Acht Jahre später war ich wieder in der alten Heimat, und legte Animato auf den Plattenteller meines mittlerweile dritten oder vierten Plattenspielers. Ich weiss noch genau, wie durchscheinend das Klangbild war, und doch war da etwas, das mir nicht gefiel: lag es an den Farben von Vince Mendozas Synthesizer, an John Abercrombies Gitarrensynthesizer, ich weiss es nicht mehr. Hinkte die Musik den geheimnisvollen Suggestionen hinterher, die das Cover auslösten?

Die zwei Liegestühle von Five Years Later waren das perfekte Bild für die Musik – gut, dass in den Liegestühlen keine depressiven Figuren a la Edward Hopper lagen, die illusionslos ins Leere blickten. Ich fürchte, Hopper mochte Häuser, Leuchttürme und Tankstellen mehr als Menschen. Und nun, ein typisches ECM-Bild, auf Gefion, anno 2015. Eine Gestalt am Meer. „Looks like someone pissing in the wind“, sagte ein Freund.

Diese Platte des Gitarristen Jakob Bro (der Bill Frisell nähersteht als John Abercrombie oder Ralph Towner) funktioniert wie eine perfekte Erinnerungsplatte, allein, dass all diese Dejavues ins Offene treiben, nicht stranden oder eingekastelt werden von den erschöpfend abgehandelten Dingen der Welt.

Die Transparenz zeigt sich auch in Thomas Morgans Basstönen, in Jon Christensens Handhabung des Schlagwerks: noch reduzierter, noch weniger, noch mehr. Beseelt, animato. So the wind won’t blow it all away.

Die Verflüchtigung. Die Verlangsamung. Nun, auf dem sechsten Plattenspieler meines Lebens, landet, in der kommenden Woche Animato – seit Ewigkeiten habe ich die früh zurückgewiesene Musik nicht mehr gehört. Ich werde das frische Exemplar, wie damals, aus der Hülle holen. Und ich werde sie allein hören. Witzigerweise schauen mich von der Seite (vom Boden) vier maskierte Gestalten an, auch Remain In Light legte ich mir jüngst neu zu. Die alte, lang verlorene, Platte habe ich vielleicht sechshundertfünfundzwanzig mal gehört, allein 1982 befand sie sich im Dauerspielmodus.

2015 17 Juli

The bankrobber von Joe Strummer

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

dedicated to Mr. Schaeuble & Co
 
 
„Bankrobber“
 
 
my daddy was a bankrobber
but he never hurt nobody
he just loved to live that way
and he loved to steal your money

some is rich, and some is poor
that’s the way the world is
but i don’t believe in lying back
sayin‘ how bad your luck is

so we came to jazz it up
we never loved a shovel
break your back to earn your pay
an‘ don’t forget to grovel

the old man spoke up in a bar
said i never been in prison
a lifetime serving one machine
is ten times worse than prison

imagine if all the boys in jail
could get out now together
whadda you think they’d want to say to us?
while we was being clever

someday you’ll meet your rocking chair
cos that’s where we’re spinning
there’s no point to wanna comb your hair
when it’s grey and thinning

run rabbit run
strike out boys, for the hills
i can find that hole in the wall
and i know that they never will

 

Bernie Krause: DAS GROSSE ORCHESTER DER TIERE
 

Berbie Krause, ein musikalisches Wunderkind, er spielte schon mit dreizehn in einem symphonischem Orchester, entdeckte dann bald aber die Gitarre und die Popmusik für sich, hatte die Möglichkeit bereits als sehr junger Mann an Aufnahmen für das Motown-Label in Detroit mitzuwirken, ging dann aber nach einem kurzen Ausflug als Mitmusiker bei The Weavers wieder zurück an die Uni und studierte Musik bei Karlheinz Stockhausen und Pauline Oliveros. Seine Freundschaft mit Paul Beaver bewegte ihn dazu, elektronische Klänge, namentlich Synthesizer-Klänge in die Musik einzubringen, ja, diese sogar mit Naturgeräuschen zu mischen. Krause arbeitete auf diese Weise mit den Doors, George Harrison, Bob Dylan, den Byrds, Stevie Wonder und anderen zusammen. Einen Namen machte sich Krause auch durch die Produktion von Filmmusik (Rosmary´s Baby, Love Story u.v.m.).

 
 
 

 
 
 

Als sein Freund Paul Beaver starb, sollte sich in Bernie Krauses Lebens noch einmal alles ändern. Nach einer Promotion über Bioakustik, entwickelte er sich zum Forscher in Sachen Biophonie. Fortan nimmt Krause wie besessen Naturgeräusche auf: von der Geräuschen der Buckelwale bis zu den Trauerklagen eines Bibers, der den Tod seiner Partnerin beweint. „Tiere heulen, meckern, knurren, zirpen, gurren, trillern. Sie zwitschern, gackern, klacken, stöhnen, jaulen, brüllen, piepsen, seufzen, pfeifen, mähen, quaken, glucksen, krächzen, hecheln, bellen, schnurren, krähen, summen, kreischen, schreien, zischen, kratzen, rülpsen, schnattern, singen Melodien, stampfen mit den Füßen, hüpfen durch die Luft und schlagen mit den Flügeln…Das einzige Geräusch, das noch lauter ist als ihr gemeinsamer Chor, ist das Heulen des Windes bei einem großen Unwetter … Das Plätschern des Wassers – der nahe gelegene Bach – ist hier die einzige konstante nicht-bioloische Erkennungsmeldodie.“ (S.12) Auf seinen Weltreisen nahm Krause über 15000 Arten und 4000 Stunden `soundscapes´ verschiedener Habitate auf.

Krause unterscheidet zwischen Geophonie (natürliche Klänge aus nicht biologischen Elementen, wie Wind, Wasser, Regen etc.), Biophonie (Klänge aus der Tier- und Pflanzenwelt) und Anthropophonie (von Menschen produzierte Klänge – Musik, Lärm, Sprache etc). Der Biophonie – schließlich lautet der Titel des Buches Das große Orchester der Tiere – widmet der Autor den größten Teil seines Buches. Über seine Hörerfahrung auf dem Gebiet der Biophonie schreibt der Autor: „… ein hochgradig orchestriertes Arrangement der Laute von Insekten, Tüpfelhyänen, Uhus, afrikanischen Waldkäuzen, Elefanten, Baumschliefern, in der Ferne brüllenden Löwen und mehreren Laubfrosch- und Krötengruppen. Jede einzelne Stimme schien mir in ihrer akustischen Bandbreite ihren Platz zu haben – so sorgfältig ausgewählt, dass ich mich an Mozarts bis zur Vollendung durchgestaltete Sinfonie Nr.41 in C-Dur, KV 551, erinnert fühlte.“

Dankenswerter Weise hat der Antje Kunstmann-Verlag den Lesern des Buches die Möglichkeit eröffnet, an bestimmten gekennzeichneten Stellen des Buches, eine Internetseite aufzurufen und sich die beschriebenen Klänge anzuhören (www.kunstmann.de/orchester).

Natürlich erinnerte ich mich beim Lesen des Buches an den Musiker und Komponisten, der für mich die schönste und bewegendste Musik geschrieben hat: Olivier Messiaen. Er hat seine Musik den Vögeln abgeschaut bzw. „abgehört“.

2015 17 Juli

Instrumentals

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

“Repetitive melodies are built around
drones that sound as though they’re from
the English folk tradition, though there is
no trace of acoustic instrumentation”

„Got it. A Celtic vibe even“

„Even hints to Vinny Reilly, kind of bedroom recording“

„the small big world of the Fenneszs of this world“

„A guitar, a labtop, a sleeping place“

„Intimate. Never boring“

„The name reminds me of psychedelia“

„Yep, Flying Saucer Attack“


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz