Der Piratenfilm ist so alt wie der Western, und oft, romantisierend, eine Fundgrube für Geschichtsfälschung. Für reine Fiktionen, von Errol Flynn bis zu den Pirates of the Caribean. Auch für Rockmusiker war es „tres chic“, hier und da einen Piratensong zu inszenieren. Die bislang zweiteilige Serie Black Sails ist für das Genre so essentiell wie (z.B.) McCabe und Mrs. Miller für den Western. Nur wesentlich explosiver, als es bei reiner Ernüchterung und purer Melancholie zu belassen. Der Blick auf die wirtschaftlichen Verflechtungen dieser einst gerne dämonisierten Berufssparte durchzieht alle acht Folgen. Nur ist das alles eingebunden in schillerndes „storytelling“, komplexe Charaktere, unerwartete Wendungen, auch drastische Gewalt und drastische Sexualität. „Shakespearianisch“ nannte heute in der SZ ein Kritiker die im amerikanischen Hinterland angesiedelte Serie Banshee, die noch drastischer zur Sache geht, aber gleichermassen gekonnt „action“ und „Seelenstriptease“ kombiniert. „Shakespearianisch“ geht es in dieser Piratenwelt auch zu – wenn es die Drehbuchkunst erfordert, gibt es minutenlange Dialoge, wie in der letzten Folge, wenn ein Showdown den nächsten jagt. Und die Geräusche des riesigen schaukelnden Schiffes allein den Soundtrack ausmachen. Wer meint, sich irgendwann in der Jugend sattgesehen zu haben an „Kostümfilmen“ und „historischen Schinken“, könnte hier leicht den Sog erleben, den Filme in jungen Jahren auslösten, als Raimund Harmstorf uns noch beeindruckte, wenn er eine Kartoffel mit der Hand zerdrückte. Wir merkten damals nicht, wie bieder die Inszenierung war. Jack London, der Vorlagengeber, war natürlich ein Grosser!
2015 18 Jul
Black Sails – erste Staffel
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Comments off