Manafonistas

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Archives: September 2014

 
 
U2_OFFERING
 
 

 

 
 
 

Am 4.12. erscheint das Album, das als sein opus magnum gilt, POSSIBLE MUSICS, von Jon Hassell/Brian Eno, und das Remastering soll laut Manafonista Jochen gegenüber der originalen Edition tatsächlich eine grössere Transparenz besitzen, ohne in irgendeiner Weise artifiziell zu wirken. Nur zu klar, dass dieser Klassiker im Dezember hier als „re-relase of the month“ gewürdigt wird. Im Quietus ist dieser Tage ein Interview mit dem Meistertrompeter erschienen, dessen Einfluss weit reicht und deutliche Klangspuren bei Arve Henriksen und Nils Petter Molvaer hinterlassen hat. Jon Hassell hat zudem mit seiner „Fourth World Music“ gezeigt, wie man die Musik diverser Kulturen verbinden kann, ohne banale, exotisch aufgebrezelte „Allerweltsmusik“ abzuliefern.

 
„In Pole Position: Jon Hassell Interviewed“ (thequietus.com)

Am Samstag mal wieder „Klassik, Pop et cetera“ im Deutschlandfunk angehoert. Ausschlaggebend ist zumeist, ob mich der prominente Gast der Sendung interessiert und damit dann auch, welche Musik er fuer diese einstuendige Sendung ausgesucht hat und was er dazu zu erzaehlen hat. – Manchmal hat man die ausgesuchten Stuecke schon einmal gehoert und mag die Titel auch – oder man mag die Titel selbst so garnicht: aber den kleinen Einblick (Hintergrund), der zu den Titeln erzaehlt wird, macht dann das Zuhoeren wieder interessant.

Am Samstag hat Rolf Sachs die Musik fuer die Sendung zusammengestellt, und ich war dann doch sehr uberrascht, in der Sendung zwischen 10.05 Uhr und 11.00 Uhr zum einen „Je t’aime … moi non plus“ von Serge Gainsbourg und Jane Birkin zu hoeren.

Den Song hatte Gainsbourg urspruenglich mit Brigitte Bardot eingesungen; gegen die Veroeffentlichung dieser Version sprach sich dann aber Bardots damaliger Ehemann Gunter Sachs aus, wie Rolf Sachs in der Sendung erzaehlte. – Und zum anderen wurde „Bobby Brown Goes Down“ von Frank Zappa gespielt. Noch so ein Song, der bei seiner Veroeffentlichung einen kleinen Skandal ob der lyrics des Songs ausloeste.

Beide Songs (die man moegen kann oder nicht) an einem Samstagmorgen im Radio zu hoeren zeigt zumindest, dass persoenlich ausgesuchte Musik, die nicht vom Formatradio_PC programmiert wurde, dann die eine oder andere Ueberraschung mit sich bringt.

Ich hatte diesen Film nicht ausgesucht und wusste auch nichts darüber. So läuft es manchmal in meiner Film-AG. Es gab einen iranischen Kurzfilm als Vorfilm, in dem es um die Suche nach der Eigentümerin eines kurzen roten Rockes ging, natürlich aber nicht nur darum. Das ist wie in der Lyrik der DDR: Alles steht für etwas anderes, damit die Zensurbehörden, die eher nicht so intellektuell sind, es nicht erkennen. Ich mag Filme, in denen sich alles sehr langsam aufbaut, und die Spannung sehr untergründig daherkommt, und ich mag dieses Halbdokumentarische, die Stille darin und die Ratlosigkeit. Familienfilme mag ich eigentlich gar nicht, aber wenn sowieso alles kaputt ist und es nur darum geht, ein paar Scherben anzusehen, kann ich es gut finden, vor allem wenn die Beteiligten zwei Brüder sind, die im Prinzip nichts mehr miteinander zu tun haben. Ich mag dieses Nähe-Distanz-Spielchen zwischen ihnen, die manchmal ruppige, meist aber hilflose Art, die Fassade, hinter der sie sich verstecken. Ich mag die schwierigen Jungs, die nichts von sich preisgeben und wie geschickt sie es verstehen, die anderen von sich fern zu halten und ihr eigenes Ding durchzuziehen, und ich bin immer auf der Seite der jüngeren Brüder (ich kann manchmal auch unfair sein). Und nichts von dem, was ich hier geschrieben habe, wird diesem subtil gestalteten Film und seiner schwierigen Problematik gerecht.

Musik: Fast überhaupt keine Musik, nur das Rauschen der See (eine Musik vom Meer), und irgendwann einmal eine kleine Passage aus „Halt mich“ von Lacrimosa (es wirkte ein bisschen pompös, an der Stelle passte es aber).
 
 
 

 
 
 
Zum Leidwesen meiner Film-AG schaue ich gern mit englischen Untertiteln, auch bei deutscher Textfassung.
 

2014 20 Sep

„The Stones we cut“

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– Michael, was war das enttäuschendste Konzert, das du in diesem Jahr gesehen hast?

 

– Maria Laurette Friis / Kresten Osgood / Dodebum: das war beim 10. Punktfestival in Kristiansand und fing recht spannend an. Frei improvisierte Musik. Wie ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Interessante Sounds, kleine Überraschungen, aber dieser Überraschungseffekt nutzte sich schnell ab.

 

– Wie das?

 

– Die Musik drehte sich endlos im Kreise, ohne dass eine ihrer Wiederholungen spannend war. Das Publikum war sehr geduldig, und ich weiss, dass Langeweile mitunter spezielle Bewusstseinszustände erzeugt, wenn man sie lang genug aushält. Da kann auf einmal ungeahnte Energie durch dich strömen, enorme Wachheit einsetzen, aber dieser pseudofreisinnige Jazz war total selbstverliebt und richtete keine Öffnungen ein, keine breaks – ich fürchte, die Musikanten waren ganz beeindruckt von ihrem Tun. Ich denke, diese Erfahrungen hatten sie relativ exklusiv.

 

– Kanntest du die Band?

 

– Nein, nur eine ganz freie, feine Duoplatte von Paul Bley und Kresten Osgood. Mit den Musikern sass ich Stunden vorher im Foyer. Da erzählte mir Kresten, meiner bescheidenenen Meinung nach, ziemlichen Blödsinn über die Rolle von Musikjournalisten. Ich habe gleich Einspruch eingelegt, es war so schwarzweisses, krudes Zeug, dass ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Ich bin aber sicher, dass dies meine Wahrnehmng des Konzerts in keiner Weise beeinflusst hat.

 

– Bist du die ganze Zeit über dageblieben?

 

– Nein, zum Glück nicht, nach einer gefühlten Ewigkeit bin ich rüber ins Hotel gegangen und habe mich geduscht. Als ich wieder kam, haben die immer noch gespielt, das gleiche Zeug. Ich dachte, ich bin in „Täglich grüsst das Murmeltier“. Später kam mir ein Freund entgegen und sagte, dass sei wohl die Band gewesen, die kein Ende fand. Ein anderer Kollege war regelrecht erbost, er hat einen viel konservativeren Geschmack als ich, aber in diesem Fall konnte ich nur mit ihm übereinstimmen. Angeblich sei der Vorhang zugezogen worden, während die Band noch spielte! Ich nehme mal zu ihren Gunsten an, sie hatten einen schwachen Tag. Allerdings muss das ein sehr schwacher gewesen sein. Wer sowas positiv umdeutet, nennt das gerne „harte Kost“. Aber das war einfach nur schlechte Musik.

 

– Oder ist „hard core free improv“ nichts für dich?

 

– Das hast du aber schön gesagt. Nein, es gibt wunderbar wilde Sachen auf diesem weiten Feld, das du „hard core free improv“ nennst. Dieses Raster sind eh immer zu grob. Aber zwei Beispiele: ich habe jüngst die neuen bzw. bald erscheinenden Alben von Jokleba (Outland, bei ECM) und  Sidsel Endresen / Stian Westerhus (bei Rune Grammofon) gehört. So geht „Grosse Radikale Kunst“. Kunst, die Spiegel ist, Hammer, und Fenster.

 

Man könnte, nach Lajlas geologischen Erkundungen, und weil das Licht gerade so mittelmeerblau daherkommt,  noch weiter schweifen, seitwärts, rückwärts, und auf der Insel Hydra landen, an die junge schwedische Geliebte von Leonard Cohen denken, verewigt in einem Song,  und auf dem Foto der Rückseite von „Songs From A Room“. Der Mann wird morgen 80, und man sollte sein neues Album nicht für ein Abschiedsgeschenk halten, Abschiedsgeschenke hat er uns bereitet, seit er 1967 sein erstes Album veröffentlichte. „Der weise Rebell“ heisst ein kluges Porträt von Kurt Kister in der Süddeutschen,  das heute auf jedem Frühstückstisch liegen sollte.  In einer Zeit, in der „alte Helden“ im Wochentakt die Bühne zu verlassen scheinen – der Jazztrompeter Kenny Wheeler, der Schauspieler Joachim Fuchsberger (die Todesanzeige in der heutigen SZ lässt einen auch nicht ganz ungerührt) – bleibt der Tod eine nahbare Grösse, und das Leben ein rabenschwarzer Song von Scott Walker, ein Fest auf portugiesischen Weinbergen, eine Elendsnummer mit vorhersehbarem Schlussstrich, ein Sprung in unnachgiebige Wellen am Atlantik, eine Wartezimmernummer in der Chirurgie, eine blaue Stunde mit Fernblick, ein Theaterstück von Samuel Beckett, ein kulinarisches Fest auf einem Hügel der Toskana, ein nach allen Regeln der Kunst kollabierender Lebensentwurf, geliebter schmutziger Sex ohne falsche Götter, das Gegenteil eines starken Abganges, eine lange Schallplattenseite mit John Coltrane in Japan. So ungefähr.

Wenn das Land dem Meer den Zutritt verwehrt, dann ist meist Kalkfels im Spiel, dann sucht sich das Meer mit Hilfe der Winde, hier sind es der Tramontana aus dem Norden und der Scirocco aus dem Süden, Zugang durch die „Hintertür“: es erodiert.

Fast geradlinig verläuft die Grenze von Kobaldblau zu Diamantweiss, in der sich anschließenden mediterranen Macchia verliert sich auch Piniengrün. Manchmal ist der klare Dolomitenkalk in Mergellaune, dann schafft er „Türvorsteher“, Klippen,die den Eingang zu seinen Grotten bewachen. Sollten Trolle den Weg, aphrodisiert von dem üppigen Lorbeerwuchs, dorthin finden, könnten sie an dem Spiel mit ihren verwandten Seejungfern Gefallen finden.

„Der Garten Eden“, so wird das Innere der Insel San Domino genannt, betört durch seine Duftvielfalt aus Rosmarin, Thymian, Wacholder, wilde Pistazien, Eukalyptus und und, ja und wem fiele da nicht Art Garfunkel ein. Wie er mit seinem linkischen Highschoolbody mit einem hinreißend scheuen Ton zu singen beginnt:
 
Are you´re going to Scareborough Fair
Parsley, sage, rosemary and thyme
remember me to One who lives here …

 

 
 
 

The next performance of „The Electronic Griot“ might take place in the amazing backroom of this bar in Karlsruhe. As in Kristiansand, Michael would do most of it in English language, and he would possibly be supported by special guest Thomas Weber from The Kammerflimmer Kollektief. But this is still a castle built on sand, „Zukunftsmusik“. And yet, not so far away from reality. The person you see in the foreground is not Michael, he’s an unknown stranger possibly drinking Scotch whisky. Ian? No one has seen Ian yet :)

2014 18 Sep

Thursday Morning, 9 a.m.

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