Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2014 20 Sep

Das dunkelgrüne Leuchten

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 10 Comments

Man könnte, nach Lajlas geologischen Erkundungen, und weil das Licht gerade so mittelmeerblau daherkommt,  noch weiter schweifen, seitwärts, rückwärts, und auf der Insel Hydra landen, an die junge schwedische Geliebte von Leonard Cohen denken, verewigt in einem Song,  und auf dem Foto der Rückseite von „Songs From A Room“. Der Mann wird morgen 80, und man sollte sein neues Album nicht für ein Abschiedsgeschenk halten, Abschiedsgeschenke hat er uns bereitet, seit er 1967 sein erstes Album veröffentlichte. „Der weise Rebell“ heisst ein kluges Porträt von Kurt Kister in der Süddeutschen,  das heute auf jedem Frühstückstisch liegen sollte.  In einer Zeit, in der „alte Helden“ im Wochentakt die Bühne zu verlassen scheinen – der Jazztrompeter Kenny Wheeler, der Schauspieler Joachim Fuchsberger (die Todesanzeige in der heutigen SZ lässt einen auch nicht ganz ungerührt) – bleibt der Tod eine nahbare Grösse, und das Leben ein rabenschwarzer Song von Scott Walker, ein Fest auf portugiesischen Weinbergen, eine Elendsnummer mit vorhersehbarem Schlussstrich, ein Sprung in unnachgiebige Wellen am Atlantik, eine Wartezimmernummer in der Chirurgie, eine blaue Stunde mit Fernblick, ein Theaterstück von Samuel Beckett, ein kulinarisches Fest auf einem Hügel der Toskana, ein nach allen Regeln der Kunst kollabierender Lebensentwurf, geliebter schmutziger Sex ohne falsche Götter, das Gegenteil eines starken Abganges, eine lange Schallplattenseite mit John Coltrane in Japan. So ungefähr.

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10 Comments

  1. Lajla nizinski:

    Aber das Warten auf das grüne Leuchten könnte doch Augenblicke lang die Zeit vergessen lassen.

  2. Michael Engelbrecht:

    Stimmt natürlich, und deshalb verwandle ich nochmal den Titel….:) manchmal funktioniert das eben nicht mit dem Zusammenfall der Gegensätze!

  3. Michael Engelbrecht:

    Ich hoffe nur, so heisst jetzt kein alter Film von Eric Rohmer:)

  4. Gregor:

    „Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit / und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.“ Robert Gernhardt

  5. Michael Engelbrecht:

    Bald bedeutet bei Godot mitunter „Nie“ – alles eine Frage von Relativitäten und Zeitschleifen. Ich glaube, es ist ein Luxusproblem, sich ab 40, 50 mit dem Tod zu befassen (wenn man nicht gerade eine Schreckensbotschaft erhalten hat!), wo seit Anbeginn aller Zeiten Kindstod, Kindersterben, Kndermassakrieren, pötzlches Aus-Dem -Leben-Herissenwerden im besten Alter und sowieso viel zu früh der elende „Kollateralschaden des normalen Altwerdens“ ist. Etwas Besseres als den Tod finden wir überall, friends of darkness!:) – man muss, ähem, nur ein bisschen suchen.

  6. Uwe Meilchen:

    Das dunkelgruene Leuchten, natuerlich – und, natuerlich auch: der Film „Das gruene Zimmer“ von François Truffaut aus dem Jahre 1977 !

  7. Michael Engelbrecht:

    Mein kleines Leben, meine Tropfenaufdemozeanexistenz muss hinfort unbedingt auskommen ohne Filme von Eric Rohmer, Konzerte von Sting und U2, sowie die Äusserungen eines kanadischen Säugetiers. Aber auf jeden Fall möge darin Platz finden: die am 17. Oktober erscheinde neue CD von Burnt Friedman (damit startet am 18. 10. meine Radionacht Klanghorizonte um 1.05 Uhr), Jokleba (ich lasse das mal dezent geheimnisumwittert), und der Film FATA MORGANA von Werner Herzog aus alter Zeit.

  8. Henning Bolte:

    Wie auskommen OHNE, wenn ständig BESETZT erwähnt? Purgatorischer Impuls?

    Jøkleba ja.

  9. Uwe Meilchen:

    Eric Rohmer, m.E. masslos ueberschaetzt ! Oder ? Vorfreude meinerseits auf das neue Album von ELEMENT OF CRIME in der naehxten Woche — und Ende November dann ein neues Album von jemanden, den ich dann einmal dezent geheimnisumwittert lasse ! .-D Aber der Albumtitel abba sei hier vermerkt: DAUERND JETZT …

    Die heutige Ausgabe der „SZ“ ist auch hervorzuheben, da Willi Winkler auf der Seite 3 ENDLICH! mit die Weichzeichnerei fuer Henry Kissinger angeht — endlich wird einmal einiges aus seiner Vergangenheit z.B. in der Nixon_Administration beim direkten Namen genannt …

  10. Michael Engelbrecht:

    Uwe, Robert Wyatt hat die Untaten dieses real life asshole bereits in einem Song bearbeitet. Sehr subtil, ohne Slogans.

    Und ich gehöre, glaube ich, neben dir, zu den wenigen Manafonistas, die Element of Crime sehr, sehr mögen. Ich habe nie einen Roman von Sven R gelesen, aber ich finde es grandios, dass er stets das gleiche Lied schriebt, eine Liebe, ein Du, und doch überrascht mit kleinen Drehungen und Wendungen.

    Wahrscheinlich gibt es hier und da eine Ausnahme, aber wir sind ja keine Erbsenzähler. Wenn man ihm zuhört, wäre man (ich) auch gerne mal in Delmenhorst :)


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