Manafonistas

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Archives: Februar 2013

2013 28 Feb

Wayne Coyne

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„Why would we make this music that is The Terror – this bleak, disturbing record … ??“, Coyne writes via press release. „I don’t really want to know the answer that I think is coming: that WE were hopeless, WE were disturbed and, I think, accepting that some things are hopeless … or letting hope in one area die so that hope can start to live in another?? Maybe this is the beginning of the answer.“

WAYNE COYNE: Behind the freaky-deaky mask, The Flaming Lips´ frontman waxes wise on a life on the ledge and „going off the cliff“. Lost lovers, psychic interventions, drug lapses, musical epiphanies …

So verkündet Mojo Magazine für die Aprilausgabe (die früh im März erscheint) ein Interview mit dem Sänger der Flaming Lips. Ich mag dieses Original und habe ihn zweimal interviewt. Er hat einen guten schwarzen Humor, hat mir all die guten Gründe aufgezählt, wieso es keinen Gott gibt, Another Green World zu einer seiner Lieblingsplatten erklärt, und kundgetan, wieso er es gar nicht gut findet ist, noch nie einen Tornado im Staate der Tornados schlechthin, in Oklahoma, erlebt zu haben. Weiterhin hat er mir eingehend geschildert, wieso Post-Punk eine langweilige Mode ist, und wieso man sich irgendwann aus den Fussstapfen der Dead Kennedys befreien musste, hin zu Melodien (und der Zertrümmerung von Melodien) und Psychedelik (die immer ein zweischneidiges Schwert sei, aber mit Pink Floyds „Meddle“ und dem Pompeji-Film einst bleibende Spuren bei ihm hinterlassen habe). Nun erscheint im April ihr neues Album, THE TERROR, das so rabenschwarz sein soll wie der Titel – und selbst das farbig-strahlende Cover lässt eher an die Apokalypse denken als an die Sommerplatte des Jahres 2013. Neulich hat er einen ganzen Flughafenbetrieb für Stunden lahmgelegt, weil er eine Spielzeuggranate im Gepäck hatte. Oft lässt er sich bei Live-Auftrtitten (ich sah die Band vor Jahren in Köln-Nippes und im Westen von London, es waren Gänsehautkonzerte) Kunstblut über das Gesicht laufen, und Menschen in lustigen Bärenkostümen auftreten. YOSHIMI BATTLES THE PINK ROBOTS empfehle ich als Einstiegsdroge!

2013 27 Feb

Battaglia bitte!

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Beim ersten Hören von Songways überlegte ich, Formationen dieser Konstellation fortan zu boykottieren, dachte sogar an einen Sticker mit der Aufschrift Klaviertrios Nein Danke! Dieses scheinbar elegische Geklimper an der Grenze zur Claydermanie, und schon der Titel „Songwege“ – Pathways war wohl schon vergriffen?! Als logische Fortsetzung der Ostfriesen- und Blondinenwitze lag die Kategorie Klaviertriowitze nahe („Gestern waren wir Pilze sammeln im Wald, fanden keinen einzigen. Aber überall schossen diese verrückten Trios aus dem Boden.“) Doch wiedermal war ich nicht Herr meiner eigenen Meinung: denn wer weniger mit dem urteilenden Verstand als vielmehr mit dem Körper zuhört, etwa im Modus von Yoga, Antizipation und Ahmung in Schwingung versetzt wird, dem entfaltet sich die Musik des Stefano Battaglia Trios plötzlich ganz wunderbar.

Dann nämlich klingt sie stellenweise wie ein afrikanisierter Erik Satie, mit perkussivem Groove und Kontrabass, geht weiter in die Sphären der Stille – begleitet von Windharfe-artigem Geraune – und will nichts weiter als unangestrengt und sehr entspannt sein. Eine generelle Stärke dieser in Verruf geratenen Trioformationen ist die Fähigkeit, Klänge zu modellieren und Tempi zu variieren. Es entstehen organische Gebilde abseits digital-rhythmisierter Zwangsneurose und technophiler Studiotüftelei. Der Geist eines frühen Paul Motian Trios erscheint: Le Voyage. Als Kontrapunkt kann man danach ja bei Bedarf Scott Walker hören, den zornigen John auch, wandermüde Elektronik-Klänge oder pottersche Sirenen-Walgesänge. Boykottiert wird aber gewiß das Songways-Cover. Denn es ist, wenn auch korporativ identisch in ECM-gemäßer Strenge, gänzlich unfotogen.

Gestern gab es im ZDF zwei Kriminalfilme. Lee Tamahoris „Im Netz der Spinne“ sprengt zwar keine Konventionen des Genres (wie einst etwa David Lynchs Blue Velvet), ist aber ein Musterbeispiel für einen klug inszenierten Thriller. Morgan Freeman garantiert ja fast schon allein eine gewisse Klasse, aber hier ist alles stimmig, jede Figur sorgfältig gezeichnet, die Drehungen der Geschichte wirken nie überdreht, der Film fesselt von vorne bis hinten.

Ganz anders die Schlaftablette, die vorher mit der Verfilmung von Nele Neuhaus‘ „Schneewittchen muss sterben“ verabreicht wurde. Ich kenne die Romane der Erfolgsautorin nicht (und das wird auch so bleiben), aber ich hoffe zu Ihrem Besten, dass die Handlung grob vereinfacht wurde. Wozu Valium, wenn das Fernsehen so einen Schmarren zur Prime Time auf die Bevölkerung loslässt? Die Rolle des Mörders gilt als Gelegenheit für altgediente Fernsehstars, mal besonders böse zu erscheinen. Die simple Regel, die mit lächerlicher Hartnäckigkeit angewendet wird: der Mörder ist immer der bekannteste Schauspieler. Hier war sofort klar: Ulrike Kriener ist die Mörderin. Wie doof muss man beim Casting sein, jede Spannung von vornherein mit einem sog. Top-Star zu torpedieren? Ich schätze Ulrike Kriener sehr, alte Ruhrgebietsnachbarin, aber in diesem tragikomischen Bauernstadl mit einer zu 100% bekloppten Dorfbewohnerschaft (vom traumatisierten Ex-Häftling über die traumatisierte Kommissarin bis hin zu einer Horde jugendlicher Vergewaltiger und sonstigen Zombies) wirkt nahezu jede Figur haltlos überzogen, nur der Kommissar fast schon wohltuend nichtssagend – die pathetische, plumpe Filmmusik war das I-Tüpfelchen auf den heissen Anwärter zum schlechtesten Krimi des Jahres.

Wäre da nicht vor Wochen „Mord an Bord“ gewesen, ein Tatort, der so grenzdebil war wie sein Titel. Schien der Film anfangs noch selbstironisch angelegt, und für einige Lacher gut, war Schluss mit lustig, als nach 15 Minuten der Mörder die Szene betrat, ich wusste es sofort – Friedrich von Thun (der mit Abstand bekannteste Schauspieler!) – hier als altersgeiler Sack, dem seine elegante Gattin aus Gründen, die man in der Kindheit des Drehbuchschreibers vermuten muss, ganz und gar ergeben war. Die notgeile Inspektorin lässt sich zwischendurch noch von einer zwielichtigen Figur vögeln, der Handlungsverlauf war so durchsichtig und platt, dass man sich schon fast nach dem grössten Langweiler der englischen TV-Kultur, Inspector Barnaby, gesehnt hätte.

Und so thront derzeit einsam über allem, die erste Staffel von „Homeland“ (Sat 1), und, nur knapp dahinter, die dänische Inspektorin Lund (ZDF). Es gibt noch Lichtblicke.

Kevin Ayers

 
Stop this train hört sich an, als ob jemand eine Platte auf einen guten alten Perpetuum Ebner legt, den Tonarm, bevor er die Maschine angeworfen hat, auf die Schallplatte hievt und dann startet, aber schön langsam. Wenn sich dann noch die entsprechende Musik auf der Platte befindet, dann meint man eine schwere Dampflokomotive verlässt den Bahnhof. Ziemlich verspielt, ganz schön heiter und mehr und mehr in Fahrt kommend, passiert der Zug eine freundliche Landschaft, hupt an dem einen oder anderen Bahnübergang ein wenig, gerät dann aber in beängstigende Geschwindigkeit – der PE Plattenspieler wurde auf 78 Umdrehungen gestellt – fade out. Gehört haben wir eine Musik, bei der mir sofort die Stimme von Robert Wyatt einfällt, wahrzunehmen ist aber der Gesang von Kevin Ayers, beide Stimmen wären zu der Musik wunderbar vorstellbar. Das Stück findet sich auf einer Langspielplatte aus dem Jahre 1969 Joy of a Toy.
 
 
 

 
 
 
Von dieser herrlichen Platte – einige der Stücke dieser LP sind auf youtube zu hören – lege ich jetzt gleich noch The Lady Rachel und Song For Insane Times auf, beim letzteren Song haben wir es dann von der Besetzung her gesehen mit der halben Softmachine-Band zu tun, dessen Gründungsmitglied Ayers war, zusammen mit Mike Ratledge, Daevid Allen und Robert Wyatt, die Band fand 1966 zusammen. Allerdings, Ayers blieb nur kurz dabei.
Kevin Ayers ist am 18.02. dieses Jahres in Montolieu (Südfrankreich) gestorben. Wer ihn noch einmal sehen und seine Stimme hören möchte, dem sei ein Interview aus dem Jahre 2008 anempfohlen, das sich ebenfalls auf youtube findet.
 
 
 

 
 
 
Wer sich mit einer kleinen Auswahl seiner schönsten Stücke an Kevon Ayers erinnern möchte, dem würde ich ganz dringend zu dem Klassiker Decadence raten, dieses über acht Minuten lange Hammerstück findet sich auf Bananamour von 1973. Und wenn diese tolle Scheibe schon auf dem Plattenteller liegt, sollten wir uns noch von der gleichen LP Shouting in a bucket Blues anhören.
 
 
 

 
 
 
Von den vielen Platten Ayers möchte ich jetzt nur noch an eine erinnern, an Whatevershebringswesing (mit Mike Oldfield) aus dem Jahre 1971. Mit dem titelgebenden Stück dieser Platte, aber vor allem mit Stranger In Blue Suede Shoes verabschiede ich mich von Kevin Ayers.

2013 23 Feb

Space

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2013 23 Feb

The Ringing of Bells

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„She loves Bowie. She’s helpful in the kitchen. Not my kitchen. Her eyes are legend. She is pure, serious presence, she has a fine humour. She loves Bach, too. She’s a teacher. She is faithful, straight. But likes to look behind corners. Her eyes ring bells, tunes of their own. She’s a stranger I seemed to know well after seconds. Now she’s gone. But I have my pictures, „Pictures of Lily“.“ (Lyrics from the song „The Ringing of Bells“, from the American underground duo Fake & Lover)

Fake & Lover are great in singing lyrics that are not easy to sing. Short phrases, no rhymes, no regular rhythms. But with doubling the vocals and overlapping melodic lines (and some vintage analogue synthesizers) they create a beautiful sing-a-long feel. At the end they use a riff of the old song from The Who.

Er schreibt grosse kleine Romane, in denen nicht viel passiert. In der Regel ist schon alles passiert, wenn der erste Satz geschrieben wurde. Mit Louis Malle schrieb Patrick Modiano das Drehbuch zu „Lacombe Lucien“, und sein autobiographisches „Familienstammbuch“ beginnt mit einem Zitat von Rene Char: „Leben heißt, beharrlich einer Erinnerung nachzuspüren“. Meist spürt er den Geschichten von Fremden nach, vor allem den Löchern in diesen Geschichten, den verwischten Spuren. Manche wurden Opfer der Nazis, manche verschwanden ungeklärt. In seinen schmalen Büchern entwickelt sich ein sanfter flow, ein Modiano-Sound, der die Trauer daran hindert, auf der Stelle zu erstarren. Eine robuste Beharrlichkeit ist da am Werk. „Modianos Beschreibungen lesen sich, als würde die schwebende Melancholie von Miles Davis‘ Trompete in Louis Malles ‚Fahrstuhl zum Schafott‘ immer mitklingen“, schrieb Wolfgang Schneider mal in der FAZ.

Am 3. März jährt sich das letzte Lebenszeichen von Julius Hirsch zum 70. Mal. Hirsch wurde über Dortmund nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Seine letzte Postkarte mit dem Text „Meine Lieben. Bin gut gelandet, es geht gut. Komme nach Oberschlesien, noch in Deutschland. Herzliche Grüße und Küsse euer Juller“ war in Dortmund abgestempelt – offenbar hatte er sie aus dem Zug geworfen. Wäre Patrick Modiano Dortmunder, er könnte aus dem Leben des Fussballers eine Erzählung schaffen. Aus den Löchern, den Brachräumen und Bruchstellen.

Hirsch war als Fußballer für den Karlsruher FV und die SpVgg. Fürth aktiv. Zwischen 1911 und 1913 bestritt er sieben Länderspiele für Deutschland und nahm an den Olympischen Spielen 1912 teil.

Zu Ehren Hirschs hat die BVB-Fanabteilung gemeinsam mit dem Fan-Projekt Dortmund, dem Jugendring und der Jüdischen Kultusgemeinde eine Gedenkfeier am Dortmunder Südbahnhof organisiert. Am 3. März 2013, 12 Uhr.

2013 20 Feb

Stephan Mathieu: Un Coeur Simple

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Stephan Mathieu’s latest album „Un Coeur Simple“ features music made for a play based on Gustave Flaubert’s novel by the same title (known in the English world as „A Simple Heart“) and first published in 1877 as part of the book Trois Contes (Three Tales). That setting – a modern rereading of an old tale, which at the time stood as a character study of Flaubert’s contemporaries – is just perfect for Mathieu’s music.

For, you see, our sound artist’s approach for the past decade has relied on a fascination for the past expressed through cutting-edge tools. Early instruments and obsolete music media (wax cylinders, 78rpm records) are central to his sound world, a world he weaves and refines, paradoxically, on a computer.

This album is a perfect match between Flaubert’s Felicity, a love-deprived maid subjugated by religion and fascinated by a parrot from America, and Mathieu’s delicate yet intriguing soundscapes, which includes bits of recordings of religious and Medieval music. In other words, on „Un Coeur Simple“, Mathieu’s art achieves a new level of… felicity.

Stephan Mathieu is a self-taught electroacoustic music composer. Since his debut album in 1999, he has released 30 albums on a number of labels such as Orthlong Musork, Fällt, Die Schachtel, Crónica, Dekorder, Minority, Line, and 12k. He has worked with Sylvain Chauveau, Robert Hampson (Main), Taylor Deupree, and David Sylvian, among others. (Source: www.baskaru.com)

 

 
 

„The strongest, truest, and most pitch-perfect narration since Huck Finn’s. Marvelous and terrifying, EDGE OF DARK WATER is the result of real genius at work. A masterpiece.“ (Dan Simmons, author of The Terror and Drood )

„EDGE OF DARK WATER describes a trip downriver that is one-half Huck Finn, one-half Deliverance, and entirely Joe Lansdale. If you aren’t familiar with the work of this true American original, and master of hillbilly noir, climb in the boat and hang on for dear life: the water is rough.“ (Joe Hill, author of the New York Times bestseller Horns and A Heart-Shaped Box )

„Joe Lansdale has long been one of our finest and most difficult to classify writers. You can call his writing supernatural, horror, crime, or plain Southern, as long as you remember to call it great. Always a generous storyteller, in EDGE OF DARK WATER he offers a beautifully spun tale of life in the sticks, friendship and mortality, and tells it with the wit, humor and pure-dee power we’ve come to expect of him.“ (Daniel Woodrell, author of Winter’s Bone)

„Joe Lansdale always transports me. In EDGE OF DARK WATER, he takes me to the mysterious brooding landscape of Twain and Faulkner, with a compelling twist that is all Lansdale.“ (David Morrell, New York Times bestselling author of First Blood and Creepers)

„Joe R. Lansdale has a folklorist’s eye for telling detail and a front-porch raconteur’s sense of pace.“ (The New York Times Book Review )

„Scenes that stand your hair on end while you fall out of your chair laughing.“ (Chicago Sun-Times, on Leather Maiden )

 

Okay, Dan Simmons übertreibt ein wenig, aber in der Tradition von Huck Finn kann man Joe R. Lansdale schon erkennen. Kinder und Jugendliche, die in alter Zeit, und fernab der grossen Städte, dem Bösen begegnen und sich mit ihrem eigenen Waffen wappnen müssen, um dem Schlimmsten zu entkommen: ein Schlüsselmotiv mancher Lansdale-Romane. In den ersten drei Monaten des Jahres 2013 erscheinen drei Romane, die zu dem Besten zählen, was moderne bzw. zeitlos altmodische Kriminalliteratur leisten kann, erstmals in deutscher Übersetzung – neben diesem Buch von Lansdale werden viele Leser begeistert sein von R.J. Ellory und seinem Roman „Der Schrei der Engel“, sowie Pete Dexter und seinem Meisterwerk „Paperboy“. Wer sich auf diese Hochspannung, Abgründigkeit und diverse Formen von Noir amerikanischer Prägung einstimmen will, möge sich ab Donnerstag den neuen Film von P.T. Anderson, „The Master“ anschauen, auch die Filmmusik ist beeindruckend und stammt vom „Radiohead“ Johnny Greenwood. (M.E.)

2013 20 Feb

Der gelbe Ginster

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Ich bin, aber ich habe mich nicht – darum werden wir erst. Dieser Satz von Ernst Bloch bleibt im Gedächtnis wie der des Descartes: cogito ergo sum. Sind das Melodie-Motive in einer Gesamtkomposition der conditio humana, die auf Selbstkonstitution verweisen? Wie aber finde ich mich, wenn wir uns noch nicht haben? Die Spur führt hier zu Hegel:

„Ein nicht-unglückliches Bewußtsein kann es bei Hegel nur geben, wenn das Individuum sich als Lokal der absoluten Reflexion begreift. Sobald die Reflexion in sich selbst den Sonntag der Geschichte herbeiführt, schließt sie den Kreis und ist daheim – ob in Ithaka oder Berlin-Mitte.“

Peter Sloterdijk schreibt das in seinen Zeilen und Tagen und bietet damit einen Zündfunken für die Erkenntnis: Ich bin auf meinem Weg. Souveränität bedeutet nämlich zunächst einmal Emanzipation von sklavischem Bewußtsein – und das Vermögen zur Reflexion als ein Akt der Betrachtung und Verneinung geht jeder Kommunikation voraus.

So verstehe ich die aktuelle Kritik an den neuen, digitalen Medien: Sie überschwemmen den Rezipienten und lösen das Cogito-Ego wieder auf, bevor es so recht geworden ist. Reduktion ist ja nicht nur eine musikalische Strategie (Peter Niklas Wilson), vielmehr eine für den gesamten Alltag: Simplify your life – Abstand nehmen, reflektieren, aussortieren.

Als Gegenpol zum Immermehr ressourcenschonend und lustvoll allem Wachstumswahn Paroli bieten – wer kennt das nicht: aufräumen, etwas von der Liste streichen, Dinge „erledigen“ und ad acta legen, das hinterlässt ein Gefühl von Befriedigung und Befriedung. Denn im Mangel blüht der gelbe Ginster der Erleuchtung, wie Detlef Linke es einst nannte.


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