In einer unendlich verzweigten Szene, voller Stilbrüche, Seitenwege und Sundowner, bleibt vieles verborgen. Es ist interessant, wie eine Generation, die einst für Aufbruch stand, ein ums andere Mal die Nostalgiekarte zieht, auch wenn einstige Meilensteinsetzer lange schon in der Beschaulichkeit angekommen sind. Meister ihres Fachs, die bis zum Schluss kleine Beiträge zur Abteilung ars longa abliefern, sind uns zum Glück lang erhalten geblieben, dieses Jahr machte es, mitunter, schmerzhaft deutlich.
Aber abseits der einsamen Klasse jüngster / letzter Werke von David Bowie, Leonard Cohen, Brian Eno, Paul Simon oder Nick Cave gibt es eine andere Unterwelt, reich an entlegenen Klängen, die, wenn sie überhaupt eine Historie anzapft, dann eine verwitterte, die aus Drogenkulturen und politisch-spirituellen Kraftfeldern der Sechziger Jahre, aus Feldaufnahmen und Zeitreisen hervorgegangen ist, von der Klanggewalt alter britischer Lokomotiven bis zu elektronischen Jenseitsbildnissen (David Behrman), von alten Trickfilmmusiken bis zu javanischer Geistermusik, von wilder Roots-Musik aus den Appalachen bis zu diversen unortbaren „X-Files“, klassifiziert als „Exsurrealist“, „Dubhousing“, „Doom“ und „Strange“.
Der dreizehnte Manafonista schreibt derzeit in Cleveland, Ohio, an dem Buch dieser Geschichte. Es darf durchaus der Punkt erreicht werden, in der Schreiberei über Musik, wo die Fakten Traumland betreten, Grammophone wie von Geisterhand anspringen, und ein lang unentdeckt gebliebenes Stück von „Neu!“ in einer Krefelder Diskothek den Boden unter den Füssen wegzieht.
Solange nichts von alledem allerweltstauglich verbogen wird, in falschem Schönklang erstarrt, zu guter alter Psychedelik erklärt wird, taucht aus dem Nichts, gleichsam unermüdlich, ein Underground nach dem andern auf, wie etwa The Labyrinth Of A Straight Line von Cindytalk, ein Werk, das am 9. Dezember bei „Editions Mego“ erscheinen wird.
„The Labyrinth of the Straight Line“ is a compilation of chimerical poetry. Ambiguous haikus of agony, melancholy, obscurity and dissensus are unfolding over time. Walking on the shapeshifting paths of transgression, on the search for new realities since the early 1980’s, Cindytalk’s latest release pays homage to their industrial roots, comprising brutalist outbursts in abstract sceneries of beauty and abysmality.
As surreal and introspective as a film by Jean Cocteau, as labyrinthic and enigmatic as a story of Borges, Cindytalk succeeds in spatializing subjectivity. These introverted detournements follow the logic of dreams and form the unsettling soundtrack of an unresting mind. The outcome can be abrasive and balearic at times, but also delicate and melancholic. ‚The Labyrinth Of The Straight Line‘ forms an alphabet of dark and obscure detachment. Acid shivers of a body without organs and convulsive pumps of arteries alternate with poignant murmurs of the past that dissolve in tender shades of hushed despair and graceful debris.
We find ourselves in spaces with walls crumbling down or concaved by glazed mirrors terrorizing the claustrophobic body. From time to time we can hear a disembodied voice, speaking soft and clear like a narrator from a different reality.
Sonic psychogeography between somnambul dark ambient, claustrophobic post-industrial and nightmarish techno. Delightful sketches of escatology.
Sweet Dreams!