Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Americana

 

Vor langer Zeit wurde einmal das geheime Leben der Pflanzen in Augenschein genommen. Damals konnte man lesen, dass sie beispielsweise auch musikalisch seien. Versuche wurden unternommen: man stellte etwa einen Lautsprecher auf und bespielte die Pflanzen mit unterschiedlicher Musik, auf die sie ebenso unterschiedlich reagierten. Es hiess, Countrymusic habe auf sie nur neutrale Wirkung, weder positiv noch negativ, also unbeeindruckend. Ich habe das nie vergessen, da auch für mich die meiste Zeit meines Lebens Country-Musik eher neutral war – von „ganz nett“ bis „nerviges Geplärre!“. Das hat sich grundlegend geändert. In letzter Zeit höre ich Songs aus diesem Genre mehr als Jazz, allerdings nur solche der erlesenen Art. Taylor Swift ist für mich die Entdeckung der letzten Wochen und Monate, ich spiele mindestens drei bis vier Lieder täglich mit aus ihren fantastischen Alben Evermore und Folklore. Ich kannte sie nicht, sah irgendwann ein Netflix-Porträt von der Sängerin. Sie ist ein Sprachgenie, die Geschichten und Verse purzeln nur so heraus. Dass sie ein, zwei Privatjets besitzt, dazu ein Dutzend von Grammys und Häusern, stört mich wenig: es macht ihre Musik nicht einen Deut schlechter. Und ich liebe diese Stimme, das teilweise tiefe, erdige Timbre und dazu die coolen Phrasierungen. Die Akkordfolgen sind einfach, jedoch geschmackvoll arrangiert. Grandiose Kollaborationen mit anderen Musikern von Bon Iver und The National. „Der Signifikant ist blöde“, sagt Lacan und wenn ich zum zehnten Mal hintereinander den Song „Ivy“ höre und mitspiele, der übrigens von einer lesbischen Liebschaft Emily Dickinsons erzählt, ermahnt er mich, nun sei aber mal Schluss mit der „Dauerschleife idiotischen Geniessens“. Lieder von Joni Mitchell hatten diese Nebenwirkung kaum, ins leicht Trällernde abzugleiten, schon gar nicht die von Hejira. Die sind erhaben – Gruß an Hegel. Doch wir verweilen mittlerweile gern, nicht nur am Negativen, sondern auch in funktions-harmonisch simpleren Gefilden.

 

2013 17 Aug

Another Self Portrait

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The Bootleg Series Vol. 10

 

Bob Dylans „Self Portrait“ löste im Jahr seines Erscheinens grosses Unverständnis aus. Die „Jünger“ erwarteten von Dylan in Zeiten des Vietnamkrieges andere „Botschaften“ als solch heimatliche Folklorerei. „His Bobness“ hatte sich zeitweise von der geräuschigen Welt zurückgezogen und machte in Familie. Er hatte mindestens einen Hund und tauchte in die Sphären der Lieder ein, mit denen er aufgewachsen war. Ganz spannend ist es, die alten Lieder in ihrer rohen Fassung zu hören, ohne den zarten Schmelz, der ihnen damals als Ornament zugefügt wurde. In der Septemberausgabe von UNCUT kann man unendlich viel zu Dylans neuer Bootleg-Ausgabe lesen. (me)

2013 17 Aug

See You There

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Es war 1967. Glen kämpfte um eine Solokarriere… Melodien flogen ihm zu, in Bruchstücken, wie ausformuliert, die ganze Palette. Er sang sie, er spürte sie, er liess sie voller Unruhe im Hinterkopf. Während eines Frühstücks (er erinnert sich an alles, die Corn Flakes-Schüssel, sein schwarzer Pick-Up vor dem Küchenfenster, das Cover einer Dolly Parton-Schallplatte neben dem Kühlschrank) durchfuhr es ihn, als er John Hartfords „Gentle on My Mind“ im Radio hörte.

Er war sofort mit diesem Lied eins, das von einer verlorenen Liebe erzählte, versammelte die Mitglieder seiner alten Band (Wrecking Ball hiess sie, glaube ich, oder Wrecking Crew), mit der er schon für Elvis gespielt hatte, die Beach Boys, und Frankie Boy. Sie hauten eine raue Version für Capitol Records raus, zwischen den Versen rief Glen den Musikern genaue Anweisungen zu. Der anwesende Produzent verliebte sich in den Song und die improvisierte Aufnahme. Er entfernte Glens Zurufe aus dem Mix, und aus dem souligen Demoband wurde ein Hit.

Nach seiner Alzheimer-Diagnose 2011, gewinnt der Text von „Gentle on My Mind“ über „forgotten words and bonds“ und die trickreichen Verzweigungen der Erinnerung eine andere Schärfe. In einem Interview erzählte seine Frau, dass er trotz seiner aufkommenden Ängste (mitunter vergass er, wo das Badezimmer war), eine enge Verbindung zu seinen alten Songs behielt. Die Musik war, tatsächlich, freundlich zu seinem Geist. Im Studio nahm er sich die alten Stoffe wieder vor, und diese rohen Neugestaltungen all der „alten Hüte“ bilden die Basis des neuen Albums „See You There“. Eine bewegende Aufnahme, Mr. Campbell!

2013 16 Aug

Easy Ed Writes Again

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I like the texts of Easy Ed. He is deeply rooted in Americana, and he’s written wonderful essays, for example, on Neil Young and The Grateful Dead. So, I just stumbled about something he had written about Will Oldham and Dawn McCarthy’s last performance and their approach to late, unknown songs of The Everly Brothers.

Bonnie and Dawn commit murder on the stage at Town Hall

So says Bill Callahan aka Smog, lover of Raymond Chandler, Daniel Woolrich and Dashiel Hammett novels, songwriter and singer of 5-star albums („Apocalypse“, „I Wish We Were An Eagle“, „Red Apple Falls“ and „Knock Knock“). By the way, he speaks about „An Odd Couple“ („Ein seltsames Paar“), starring Jack Lemmon and Walter Matthau. At least two Manafonistas can’t wait to listen to his forthcoming album, „Dream River“.

2011 20 Mai

Ein Gespräch mit Simone White (2009)

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Heute hörte ich nach längerer Zeit wieder Simone White. „Yakiimo“ ist ein federleichtes Liederalbum, und doch seltsam geerdet. „These are songs rich in yearning, despair and very American symbolism. It’s a deceptive listen; you want it to be gorgeous, but Simone constantly trips you up with flashes of real darkness.“ Gut gesagt, New Musical Express! Hier mein Gespräch aus dem Jahr 2009. Eine Einladung, eine besondere Sängerin kennen zu lernen.

Es gibt einen Song auf Ihrem Album „Yakiimo“, da dachte ich, oh, Sie mögen die Bücher von Carson McCullers aber sehr …

O ja, vor ein paar Jahren las ich ihren Roman „Der Herz ist ein einsamer Jäger“ und verliebte mich in ihre Schriftstellerei. Wie sie es schaffte, in das Herz ihrer Charaktere vorzudringen und deren ganz eigene Einsamkeiten. Und unter diesem Einfluss begann ich mit einem Lied; es war ein trauriges Lied, über das Gefangensein in eigenen Gefühlen, wirklich ziemlich traurig. Aber dann las ich im letzten August ein Buch mit ihren Essays, und da schrieb sie über die Allmacht, die man als Schriftsteller hat, wenn man Charaktere erfindet und über ihr Schicksal verfügt. Und da dachte ich, das mache ich ja auch mit meinen Liedern, und eigentlich wünsche ich ja meinen Figuren mehr Glück, nur bin ich nicht gerade eine Spezialistin für frohe Lieder, aber dieses Lied änderte ich, und es blühte auf und wurde zu „Baby Lie Down With Me“.

In einem anderen Song schlüpfen sie in die Kindheit einer bekannten Folk-Sängerin…

Victoria Williams traf ich auf einer Tour, wir schlossen schnell Freundschaft, sie lebt nicht weit von mir entfernt in der Wüste, sie erzählte mir von ihrer Kindheit und dem amerikanischen Süden, sie wuchs in Louisiana auf. Jedes Jahr zog in ihrer kleinen Stadt der „Nebelmann“ durch die Strassen, und die Kinder fuhren mit ihren Fahrrädern hinter seinem  Lastwagen her, der dicke Qualmwolken ausstiess. Die Kinder wussten nicht, dass der Mann mit Insektengift unterwegs, um Moskitos zu töten. Eines Tages sagte ihre Mutter: Ach, Victoria Ann, fahr nicht mehr hinter dem „Nebelmann“ her, und mit diesem Satz begann die Idee des Songs „Victoria Ann“. Ich stellte mir vor, wie es gewesen wäre, wenn wir beide dort zusammen aufgewachsen wären – und als ich ihr das Stück später vorstellte, war sie verblüfft, weil ich einige Dinge genau getroffen hatte. „Habe ich dir das erzählt, daran kann ich mich gar nicht erinnern!“ Es  war fast so, als hätte ich da etwas „gechannelt“, aus anderen Sphären geholt….

 

Yakiimo

 

Auf dem Cover Ihrer neuen CD sehen Sie aus wie eine Frau, die aus den 30er oder 40er  Jahren kommen könnte. Nur die Tätowierung lässt an unsere Zeit denken. Ist das Foto eine Art Hinweis auf  Ihre Liebe für ein altes vergangenes Amerika?

Absolut. Ich war immer ein Fan früherer Zeiten! Sowohl was die Musik betrifft und den Lebensstil, die einfachen Dinge des Alltags. Dieses Foto sieht wirklich sehr altmodisch aus. Wir machten das Bild mit einer alten Kamera, in einem Bahnhof in Los Angeles, einem wunderbaren Art-Deco-Gebäude!

Schon beim ersten Hören war ich erstaunt von dem ganz feinen Sound der Aufnahme. Erst später las ich, dass das Album produziert wurde von Mark Nevers, der ja schon mit Lambchop, Candi Staton und andern gearbeitet hat. Was war nun sein Beitrag bzw. was war Ihre Vorstellung von dem Sound, den dieses Werk haben sollte?

Mark Nevers und ich haben ja schon auf „I am The Man“ zusammengearbeitet. Es gab jetzt  keinen besonderen Plan, die Produktion verlief sehr organisch. Zuerst sandte ich ihm einige Demos – dann schlug er einige Musiker vor. Es war klar, dass wir keine Blasinstrumente verwenden wollten; die Songs verlangten nicht nach einem grossen Sound. Und es war wohl ein glücklicher Zufall, dass der eingeplante Gitarrist nicht verfügbar war. Mark schlug als Ersatz einen Fiedelspieler vor, und der Klang dieser Fiedel entwickelte sich zu einem besonderen Motiv des gesamten Albums. Beim letzten Album  kam ich nach Nashville, spielte den Musikern meine Songs vor, und fünf Minuten später haben wir die Lieder aufgezeichnet. Dieses Mal wollte ich mir mehr Zeit lassen, um unter die Haut der Lieder zu gelangen. Und so haben wir zwei Tage geprobt, bevor wir uns an die Aufnahme machten.

Obwohl die Musik tief in amerikanischen Traditionen verwurzelt ist, trägt das Werk einen japanische Titel – Yakiimo…

„Yakiimo“ ist der Name des Titelstücks und ist der Ausdruck für „steingeröstete süsse Bergkartoffeln“. Vor über einem Jahr war ich in Japan und hörte, spät abends, einen spukigen Sound, er stammte, erfuhr ich später, von den Männern, die diese Kartoffeln verkauften, es klang wie ein schauriges Lied, fast wie ein Aufruf zum Gebet. Als ich wieder in Los Angeles war, schrieb ich, diesen einfachen Song. Es ist kein Fantasielied- die Atmosphäre des Stückes steht wohl für den Grundton des Albums, dieses Fernweh nach einer anderen Zeit, dieses nostalgische Empfinden verlorener Unschuld und vergangener Jugend. Ich spielte den Song meinen japanischen Freunden in L.A. vor – und sie hatten ganz ähnliche Empfindungen bzgl. dieser  „Yakiimo-Männer“. Und das freute mich. Ich war also nicht bloss die Ausländerin, die etwas Besonderes auf etwas vermeintlich Lächerliches projizierte!

Sie sind ja in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Hatten sie damals ein musikalisches  Schlüsselerlebnis, das ihr Leben sozusagen über Nacht veränderte und Ihnen klarmachte: das wird mein Ding werden; gab es da etwas ausserhalb der Familientradition?

Das ist interessant. Viele aus meiner Familie machten Musik auf einer professionellen Ebene, aber alles in der Zeit vor meiner Geburt. Meine Mutter sang daheim ständig alte Folksongs. Aber auf dem Plattenspieler, das war so eine Regel, lief nur nur Klassische Musik. Mit einer Ausnahme: aus unerfindlichen Gründen gab es daheim auch Joni Mitchells Schallplatte „Blue“. Das hörte ich wieder und wieder: ein vollkommenes Werk! Dann entdeckte ich die Beatles, die mich sehr berührten; das war in  der Zeit nach John Lennons Tod. Ich hatte keine Vorstellung, wer er war und kaufte mir Kassetten. Das hat mich wirklich geöffnet … In späteren Jahren wurde ich in meinem Gitarrenspiel sehr nachhaltig beeinflusst von dem Folkgitarristen Bert Jansch. Zuvor hatte ich immer kräftig die Gitarrensaiten geschlagen … ich kannte das nur so … alle machten das … ich hasste das …  aber bei Bert Jansch und seinem „fingerpicking“ bekam ich  mit, welche Besonderheiten diese  Spielweise ermöglichte. Das war ein Durchbruch.

Heute leben Sie in Los Angeles, aber die ersten vier Jahre Ihres Lebens haben Sie auf Hawaii verbracht. Haben Sie Erinnerungen an diese  Jahre?

Ich habe sehr viele Erinnerungen. In meiner ersten war ich ein Baby, ich lag auf meinem Rücken, ich konnte mich noch nicht gross bewegen, ich schaute zum Fenster, und da war dieses Riesentier. Später wurde mir klar, dass das ein Gecko war. Das Tier kletterte  am Fenster entlang. Da vermischte sich wohl etwas mit den Spuren der DNS, die viele Generationen zurückreichen: auf jeden Fall war das Tier für mich ein Ur-Tier, ein riesiger Dinosaurier. Ansonsten erinnere mich bestens an den Ozean, den Klang des Meeres: wie lebten direkt am Strand, die milde Luft, das Wasser. Ich denke diese Jahre sind fundamental und ich fühle mich nirgendwo besser als an einem solchen Ort wie Hawaii; dieses Gefühl von Frieden ist unvergleichlich.

P.S. 2011: Gestern mailte mir Simone White, dass ihr neues Album (das elektronischer sei als die Vorgänger) so gut wie fertig sei und wahrscheinlich noch in diesem Jahr veröffentlicht werde. Sie schickte mir noch den link zu einem mit ihr zusammen gecoverten Song von Sufjan Stevens (s.u.).   https://pitchfork.com/news/42519-listen-fol-chen-cover-sufjan-stevens-i-walked/

Bon Iver

Entrückungen spielen eine besondere Rolle in der Musik von Bon Iver. Das Abgelegene ist ein Thema. Die letzte Platte, die Justin Vernon bekannt machte, liefert gleich ihren eigenen Mythos mit: zurückgezogen wie einst Henry David Thoreau, verbrachte der Mann, der sich „Guter Winter“ nennt, lange Zeit in einer Blockhütte, krank und trauernd. Da entstanden die Lieder. Diese Platte wurde von Kritik und Publikum gleichermassen verehrt, ich konnte mich da nicht anschliessen.  Auch auf der Mitte Juni erscheinenden neuen Arbeit (s. Cover) wird ein Rückzug angetreten – diesmal in die alte Heimat. Dort scheint meistens Winter zu sein. Und diese neue CD beeindruckt mich sehr.

Hier der Text des ersten Songs – wenn hier keine Druckfehler im Spiel sind, dann zumindest ziemlich ausgefuchste Wortspiele…

Perth

Iʼm tearing up, acrost your face
move dust through the light
to fide your name
it’s something fane
this is not a place
not yet awake, I’m raised of make

still alive who you love
still alive who you love
still alive who you love

in a mother, out a moth
furling forests for the soft
gotta know been lead aloft
so I’m ridding all your stories
what I know, what it is, is pouring – wire it up!

you’re breaking your ground


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