on life, music etc beyond mainstream
2022 11 Juli
von Lajla Nizinski | Kategorie: Blog | | Comments off
2022 11 Juli
von Michael Engelbrecht | Kategorie: Blog | Tags: 24 Frames, 45rpm audiophile, Abbas Kiarostami, Frank Zappa, Joe‘s Garage, John Coltrane, Marquee Moon, My Favourite Things, Neil Young, Television, Toast | | 11 Comments
Ich weiss noch, das Raunen, 1977, das durch den Melody Maker ging, als „Marquee Moon“ erschien. Die Jungs auf dem Cover sahen alle ausgemergelt aus und blass, und die Songs landeten schliesslich in dem kleinen Würzburger Plattenladen, wo ich auch David Bowies „Low“ gekauft hatte. Ich nahm das Teil sofort mit, zog die Vorhänge zu, machte mir einen Tee (damals bestellten wir die Oolongs und Darjeelings bei einem Teeversand aus Bremen, warum auch immer), und die Musik verrichtete ihre Arbeit. Ein kleiner Studioraum in NYC, eine kleine Studentenbude im Frankenland. Jeder Song filettiert, rohes Material, das ins Singen kommt. Die Zeit der alten Erhabenheiten ist vorbei, und später sagt der Mann mit der schneidenden Stimme, er habe in jener Zeit viel Coltrane gehört.
Zeitsprung 1977 – 2022. ich sitze bei „Mr. 45rpm Audiophile“ aka Michael Ludwigs im Musikzimmer (eine wirklich spannende Begegnung, auch mit den Hunden Karl und Friedrich), und höre die gelegentlich für rund 1000 Euro auf Discogs erhältliche Ausgabe von John Coltranes „My Favourite Things“, von der Londoner Electric Record Company. Wenn die einen Klassiker rausbringen, in einem extrem aufwändigen, nur Röhren und analog ablaufenden Prozess, ist das Objekt der Begierde (roundabout 400 Euro) meist in Minuten ausverkauft. 300 Exemplare sind das Limit. Der Vinylhimmel hat zuweilen seinen Preis.
„Acoustic Sounds“ hat unlängst eine herausragende (und weitaus preisgünstigere) Ausgabe dieser kommerziell erfolgreichsten Platte Coltranes rausgebracht, mit einer Stereo- und einer Monofassung. Letztere kommt schon nah mal ganz nah an den Himmel heran. Und die Musik läuft an diesem draussen so grauen Machmittag bei mir (s. Foto) – Joes Garage, Neils Toast, das Quartett des Jazzmeisters, und eben Marquee Moon.
Nackter ekstatischer Rock, die Parallele zum modalen Coltrane liegt in den singenden Gitarrenlinien, die beiden Gitarreros scheinen nicht die Notenblätter, sondern Telepathie zu proben. Nichts lässt einen vom Haken. Nicht nur das lange Titelstück von Marquee Moon vergeht im Rausch.
The title track of Television’s 1977 debut LP has everything: the grandeur of the finest freewheeling 70s rock, the needling intensity of punk and the eerie tension of an Edgar Allen Poe short story, marked by strange encounters and elemental surges (“the lightning struck itself”). Despite the efforts of generations of critics to unpick it, Marquee Moon remains brilliantly inscrutable – a mystery inside an enigma wrapped in a stinging guitar solo.
(Sam Richards).
Ein Meilenstein, eine der Platten, bei denen sich viele daran erinnern, wann genau sie sie das erste Mal gehört haben. Und warum fühlte und fühlt man sich hinterher (wenn der letzte Ton verklungen ist) so verdammt lebendig – „good vibrations“ gehen doch eher anders! Oder!? Liebe Leser, besorgen sie sich „Marquee Moon“ als nächste kleine Nachtmusik. Es ist wie beim Inszenieren von „joyful surrender activities“, wie beim Hören von Neil Youngs „Toast“, oder beim Versinken in „24 Frames“: das Licht muss man selber anzünden! In Joes Garage übrigens auch. Der letzte macht das dann auch wieder aus.
Als ich Weihnachten, im Jahr 1 nach dem Ende der Beatles, das Gatefold-Cover von „Blue“ aufklappte, waren dort (in meiner Erinnerung zumindest) alle lyrics zu lesen. Und wie ich sie las! Und anders als später im Leben, als 30 Jahre Radio und Klanghorizonte das eher selten erlaubten, gab es Langspielplatten, die über Wochen den Plattenspieler blockierten. Mir fällt Chick Coreas „Return To Forever“ ein. Teenager, addicted. Die überragende Qualität der Studioproduktion von „Blue“ befördert das Gefühl, ohne Wenn und Aber einen einzigen Raum zu teilen: die Stimme, der Zuhörer, die Gitarre, das Piano, das Kerzenlicht, die geschlossenen Augen – und sowieso der Wind aus Afrika. The wind is in from Africa, last night I couldn‘t sleep. Sowas von egal, ob es eine Chromdioxydkassette ist, feinstes Vinyl, dezent verrauschte Mittelwelle: im Innersten berührt zu werden, ist keine Frage der ultimativen Version, oder einer Superanlage. Es ist wie bei der Einnahme psychedelischer Substanzen: Set und Setting müssen stimmen, kein Zauber ohne die uneingeschränkte Öffnung der Empfangsorgane, all diese kleinen Rituale, sich einzustimmen. In den nicht mehr so jungen wilden Jahren, hat es das eine und andere Album dann doch geschafft, nächtlicher wie täglicher Begleiter zu sein, round and round and round, 2019 zum Beispiel, Steve Tibbetts, „Life Of“. Manche erleben diese Cd des Mannes aus Minneapolis so, dass sich die einzelnen Stücke doch verdammt ähnlich seien, bis die Wahrnehmung (wenn sie nicht zu früh aufgeben) in eine ganz andere Richtung kippt, und aus der ersten Enttäuschung erstmal eine Verblüffung, und dann ein konstanter „state of wonder“ wird. Natürlich, wie bei Joni Mitchells „Blue“ hätte ich „Life Of“ zu gerne auch als Vinyl, „dead quiet“, 45 Umdrehungen pro Minute. Wenn ich allein hundert Platten mit auf die berühmte Insel dieses Fragespiels nehmen dürfte, diese zwei wären dabei. Singulärer insulärer Traumstoff. What game shall we play today? Wenn du jetzt, zwischen Scotch und Candlelight, von einem freundlichen Geist Zettel und Bleistift gereicht bekämst, fünfzehn Minuten, und eine Extraminute, um den Anflug einer Panik zu vertreiben: auf welche zehn Musikalben für die kleine „Inselewigkeit“ fällt deine Wahl? Die Zeit läuft. Und auf keinen Fall diese zehn Schallplatten in den Kommentare aufführen, es wäre zu privat, ein Bekenntnis, reiner Seelenstriptease.
Serendipity. Das Wort ist mir zum ersten Mal hier auf dem Blog begegnet, es ist einige Jahre her. Vielleicht hat es Ian McCartney verwendet. Ich hatte das Wort an eine Freundin weitergereicht, die mir darauf ein Buch schickte, das sie in einer Buchhandlung gesehen hatte: „Wer nicht sucht, der findet.“ Durch den Anblick dieses Buches in seinem kompakten Format und dem hellblauen Buchrücken bleibt das Prinzip bei mir präsent: Serendipity beschreibt den glücklichen Zufall, der jemanden etwas entdecken lässt, was er oder sie gar nicht gesucht hat. Meine seit Wochen andauernde Begeisterung bezieht sich auf ein Buch, das ich beim Herumstreifen um die heimischen Bücherregale herausgezogen habe und das ich bislang nicht beachtet habe. Als ich es aufschlage, finde ich die Zahlen „1/07“ darin. Im Januar 2007 ist es also zu mir gelangt. Ich erinnere mich vage, dass es ein Geschenk der Wahrsagerin gewesen sein muss, die mir in Dresden die Karten gelegt hatte. Autorin ist Gertrud Hischi, der Titel lautet: „Mudras. FingerYoga für Erfolg, Kreativität und Wohlbefinden“. Damals hatte ich es, auch wegen der Klischees der Begriffe „Erfolg“ etc. misstrauisch beäugt und nach kurzem Herumblättern im Regal verschwinden lassen. Jetzt ist der Impuls da (Schreibkrise, Unausgeglichenheit – bitte dazu keine Tipps geben!). Mudras sind Gesten der Finger und Hände, Hand-Haltungen, die seit Jahrtausenden überliefert sind. Sie sind Ausdruck des Denkens und Fühlens und wirken umgekehrt auf das Innere zurück. So wie unsere Fußsohlen und auch das Ohr Reflexzonen aufweisen, die mit inneren Organen korrespondieren, verhält es sich auch mit den Fingern und Händen. Gertrud Hirschi skizziert verschiedene Theorien: die taoistische Zuteilung, die Fünf-Zonen-Lehre und die Reflexzonen nach Dr. Devendra Vora. Mudras wirken vor allem über die Meridiane, also auf energetischer Ebene. Gertrud Hirschi stellt in dem Buch mehr als 60 Mudras vor, mit unterschiedlichsten Wirkungen, vom inneren Kraftort über Ankurbelung der Kreativität (yes!), gegen Lampenfieber bis zum Mudra für effizientes Lernen, richtige Entscheidungsfindung und gegen Liebeskummer. Nun läuft die Arbeit mit den Mudras jedoch nicht so, dass man sich mal eben eine erwünschte Wirkung aussucht, dazu die passende Mudra und das Problem dann gelöst hat. Jede Heilung ist ein Prozess, und es braucht drei bis sechs Wochen täglichen, mehrfachen Praktizierens von einigen Minuten pro Mudra, bis geistig-seelische Veränderungen vollzogen sind. Dabei konzentriert man sich zunächst auf zwei bis drei Mudras. Wichtig sind dabei oft auch vorbereitende Massagen bestimmter Finger oder Zonen der Hand, die passende Affirmation und vor allem die Atmung. Nicht alle Mudras benötigen so viel Geduld. Zur Vorbereitung der Leichtigkeitsmudra habe ich meine Schultern kreisen lassen und meine Hände aus den Handgelenken auf eine Art, als würde ich einen Walzer dirigieren. Obwohl ich Walzer überhaupt nicht leiden kann, hat die bloße Bewegung bei mir sofort gute Laune ausgelöst. Gertrud Hirschi schreibt zu dieser Mudra, dass Hormondrüsen angesprochen werden, die Wohlbefinden auslösen. Es gibt auch Mudras, die körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen heilen können. Gertrud Hirschi, seit Jahrzehnten Yogalehrerin in Zürich, ist eine Koryphäe auf dem Bereich Mudra, Meditation und Yoga. Was mir an ihren Büchern imponiert (ich habe inzwischen einige dazugekauft), ist neben dem beeindruckenden Fachwissen ihre Ehrlichkeit und Offenheit. Sie schrieb, dass sie an sich kein positiver Mensch ist, dass es ihr durch die Methoden, die sie in ihren Büchern beschreibt, jedoch ausgezeichnet geht. Bemerkenswert finde ich ihr Buch „Innere Kräfte entdecken und nutzen“, ich bin noch am Anfang damit. Hier geht es darum, die Archetypen kennenzulernen und ihre Kräfte harmonisch zusammenwirken zu lassen, indem man auch durch Körperübungen einen bestimmten Archetyp in sich stärkt. Einige dieser Übungen kannte ich aus Jugendgruppen oder Jugendfreizeiten, zum Beispiel sich auf den Boden zu setzen und mit beiden Händen in einem fiktiven Zauberkessel zu rühren: eine Übung, die den inneren Schöpfer stärkt. Oder sich (der Archetyp des Weisen) stehend zu strecken und Sterne vom Himmel zu pflücken.
2022 10 Juli
von ijb | Kategorie: Blog | | 10 Comments
Two years ago our summer-long trip to the United States was cancelled by higher forces — which is probably the key reason I started being seriously interested in – and have been buying – different Californian wines for the past two years. Now I go to supermarkets here in the American West, and there are so many fascinating wines on the shelves! I’d like to taste them all, but there are just too many! Most of them I have never seen in Europe.
Before I arrived in Phoenix, Arizona, a couple of weeks ago, two different people (musicians) independently of each other suggested I try to arrange to meet two Oregon musicians — David Rothenberg said I have to meet bass player Glen Moore in the far south of Arizona (in the small village Arivaca, a mere handful of miles from the Mexican border, see images above), and Brian Whistler pitched the idea of visiting Paul McCandless who lives less than 20 minutes away from him in Sonoma County, north of San Francisco. Having spend several hours with Ralph Towner last year in Berlin, I felt this is a once-in-a-lifetime opportunity to meet all (surviving) original members of the band Oregon within one year and talk to all of them about their early (and also their later) years. I don’t know that anyone has done that… Ralph and Glen, friends since 1959, have not talked with each other since Glen left the band in 2014.
On top of all this, after Steve Tibbetts has suggested to me several times that I have to meet and talk to Hans Wendl, one of the earliest people that worked for ECM (from when he was just 16 years old, in 1969, until 1985), I drove from the Mexican border to Californian wine region Sonoma via Bishop, CA, where Hans has moved a few years ago — after having lived in Berkeley since his departure from ECM. We sat down in his backyard and he shared all kinds of amazing insights, until three in the morning — among other things that he was driving the band on Oregon’s first European tour in 1974 — and obviously, everyone was quite moved by remembering those early years. Glen even brought me a recent recording of Oregon’s 1974 concert in Bremen, a tape they had kept in the vault for almost 50 years, recorded in the Sendesaal, where I just filmed and took photos of two very ECM recordings. According to Glen, this is the band at their best, and like everyone else he spoke about those years with Collin Walcott only with the nicest words. (Photos of Inyo Mountains, where Hans Wendl lives, and from a hike at the Sonoma coast with Brian Whistler, below.)
As chance would have it, I found a bunch of old Oregon records in a Phoenix record store — in amazing shape and for the best prices, so I just had to buy several of them. I asked three different Manafonistas for their suggestions, and Michael, Brian and Hans-Dieter each named their favorites — each named pretty much the same records, only in different order. Brian and Hans-Dieter also provided me with long and detailed comments sharing their deep appreciation of the whole Oregon discography, and Brian on top played me music from the whole McCandless catalogue throughout the day, to prepare me for my meeting with Paul in Healdsburg. On the way there we drive through a beautiful wine region (wine that I later also was offered by my friends in Berkeley), and in general I learned a lot about Brian’s 70 years in California and the Sonoma region in particular. (Tom Waits also has been living in the next town — in the other direction, though — and it’s apparently not that unusual to see him around there.)
Paul McCandless, whom Brian and I went to see together, as Brian has known his and Oregon’s music since their earliest albums, also was in a talkative mood; even though, due to his health, he talks in a rather low voice and somewhat slower that powerhouse octogenarian Glen Moore. On Paul’s CD shelf I spotted lots of interesting music, The Surgeon Of The Nightsky Restores Dead Things By The Power Of Sound, among others, which I believed to be the one Jon Hassell album I never heard (not being aware of the collaboration album with Bluescreen, Dressing For Pleasure), and when I mentioned this, Paul just gave me the CD. Funny to now have a rare Jon Hassell album as a souvenir from a visit to Paul McCandless‘ living room.
As the final stop (so far) on my interview tour across the West, I then went to see Lee Townsend – in his psychology practice in Berkeley. Having studied psychology in his early years, Lee not only went back to this profession after 30 years in the music industry (while still producing a couple of albums each year, Bill Frisell’s mostly), but also shared a lot of knowledgeable insight into his formative years working for ECM during a significant part of the 1980s. It will take a bit of time, but I will be honored to share those interviews with all of you once they have been edited properly.
(The final photo is from Big Sur, inspiration for Charles Lloyd’s Notes from Big Sur, and Bill Frisell’s Big Sur.)
2022 9 Juli
von Michael Engelbrecht | Kategorie: Blog | Tags: 45rpm meets Manafonistas | | 4 Comments
Künstler sind bekanntlich nicht immer die besten Kritiker ihrer eigenen Werke. In San Francsico in der Mission Street stand im Jahr 2000 ein Studio, keine Ahnung, ob es heute noch existiert. Das Viertel befand sich in einem schlechten Zustand und wartete auf die überfällige Renovierung. Die Hintertür des Toast bot einen Blick auf verfallene Gebäude; außer einem Donut-Laden an der Ecke waren die einzigen Nachbarn Ratten und die Hausbesetzer. Im Inneren des Toast herrschte eine undefinierbare Stimmung. Unser Protagonist hatte Probleme in seiner langjährigen Beziehung. Anstatt wie üblich mit einer Handvoll fertiger Songs zu den Sessions zu kommen (so erfuhr ich es von Michael Bonner), verbrachte er offenbar einen Großteil seiner Zeit damit, auf dem Studioboden des „Toast“ zu sitzen und auf gelbe Blöcke zu kritzeln, während die Band fernsah und sich damit abmühte, das Fehlen von grundlegenden Küchengeräten zu verstehen. „Wir hatte einige großartige Momente im Studio, die Musik war gefühlvoll war, sie war aber nicht glücklich oder ausgeglichen. Irgendwann gab ich auf und verwarf das Album. Ich war nicht glücklich damit, oder vielleicht war ich auch nur allgemein unglücklich. Ich weiß es nicht. Es war ein sehr trostloses Album, sehr traurig und unbeantwortet.“ So der Meister. Wie gesagt, manchmal täuscht sich ein Künstler in der Bewertung eigener Arbeiten. Von der emotionalen Fallhöhe und Momenten einer zu roh und heftig erscheinenden Privatheit, setzte sich ein Bild, eine Perspektive fest. Irgendwas muss den Blickwinkel verschoben haben, gut so. Über zwanzig Jahre später erscheint heute nun „Toast“. Man besorge es sich auf Vinyl, weil er bekanntermassen sehr viel Sorgfalt auf Produktion und Fertigung legt. Den Rest besorgen Neil Young & Crazy Horse selber.
2022 8 Juli
von Jochen Siemer | Kategorie: Blog | Tags: Supertramp | | Comments off
In Caputh verbrachte Albert Einstein drei sonnige Jahre in seinem Holzhaus und im blauen Paradies. Von der Havel aus konnte er mit seinem kompakten Segelboot über riesige Wasserflächen segeln.
“Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde … zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen.“
Einstein war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, er war auch ein Frauenverschlinger. Was hat er bei seinen Musen gefunden? Heidegger fand bei ihnen Inspiration, Bertold Brecht die Vorlagen für sein dichterisches Werk, ebenso Picasso für seine Malerei. Einstein lebte mit seiner Cousine hier in Caputh bei Potsdam. Eigentlich wollte er die Tochter von seiner Cousine heiraten, nachdem er seine Ehefrau samt Kindern mit dem Geld des Nobelpreises scheinbar zufrieden stellte. Das war bitter für Mileva. Diese Zeugnisse finden sich nicht in der Einstein Ausstellung. Aber etwas Anregendes für unseren Manakreis. Also setzt Euch mit Euren Lieben zusammen und versucht, das Logik-Rätsel nach Albert Einstein zu lösen. Er behauptete damals, dass nur 2 Prozent der Weltbevölkerung imstande seien, es zu knacken. Hier das im Einstein Haus abfotografierte Rätsel. Bis Sonntag könnt Ihr Eure Logikfähigkeit trainieren. Am Sonntag besichtige ich Einstein’s Sommerhaus. Dort frage ich nach der Lösung.
Bis Sonntag
„Ryusuke Hamaguchi’s beautifully wrapped quiet work of art that hits you when you least expect it. It’s a slow-burning arthouse vehicle about grief and love that unfolds over a three-hour run time.“ (Marriska Fernandez)
Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von Haruki Murakami und bewegt sich sehr, sehr langsam. Ausser auf den Autofahrten, die zumindest bewegte Bilder zulassen, in der nahezu traumatischen Erstarrrung unseres Protagonisten. Oder ist er doch lebendig, ein stiller Beobachter? Der Filmtitel lässt an die Beatles denken, aber „Come on, baby, drive my car“ scheint, euhporietechnisch, eine Welt entfernt.
Wer nach dem ersten 15 Minuten nicht eingeschlafen ist, hat gute Chancen, etwas Wunderbares zu erleben. Da ist etwas an der Rhythmik der ruhigen Bilder, das in Stille, Sätze, Klänge hineinzieht. Die Handlung, seltsam, traurig, und spärlich genug, lassen wir mal aussen vor.
Nur so viel: des öfteren werden wir von den Geschichten heimgesucht, die sich die Frau unseres geschlagenen Helden nach dem Sex ausdachte. Der Film beginnt mit einer dieser Geschichten, in einem dunklen Schlafzimmer, während draußen die blaue Dämmerung herrscht. Die Beleuchtung ist so schön, dass mich der Film sofort in seinen Bann gezogen hat.
„Drive My Car“ ist ein Film, der trotz aller Melancholie ein großes körperliches und visuelles Vergnügen bereiten kann. In den Augenblicken, in denen die Stille nahegeht, können en passant Tränen aufsteigen. Die Figuren sprechen nur, wenn sie etwas zu sagen haben: Es gibt kaum Smalltalk. Es gibt viel Schweigen, was manchen Filmemachern Angst macht. Das ist zum Teil eine japanische Eigenart. Gesten und negativer Raum haben großes Gewicht.
Nach drei Stunden hatte ich Lust, mir den Film noch einmal anzusehen: so gut ist er. Und auf amazon prime kann man ihn sich leihen für den Preis eines grossen Cappuccinos. Original mit deutschen Untertiteln, gerne! Deal? Als vorherige Einstimmung empfehle ich völlige Versenkung in deine Lieblingsambientplatte von Brian Eno, etwas sehr Asketisches aus Japan, oder eine Runde ZaZen für Mitteleuropäer. Etwas, das jedes Tempo aus der Wahrnehmung rausnimmt. Dann geht‘s los.
Wer erinnert sich an Harry Kümel? Ein Regisseur, der 1971 vor der komplett deprimierenden Küste von Ostende diesen modernen Filmklassiker schuf, der dem Sub-Genre des lesbischen Vampirfilms eine feministische Note verlieh? Auch ohne die kameratechnischen Errungenschaften, die dazu beitrugen, „The Shining“ zu einem anerkannten Meisterwerk werden zu lassen, zeichnet sich „Daughters Of Darkness“ durch eine kühne Bereicherung der Vampirmythologie aus. Wir spüren den Betriebsgeheimnissen dieses grandiosen „b-movies“ nach.
Premiere mit essayistischer Einführung: 1. Oktober, „Electric Cave“, Aachen, 12 Gäste werden erwartet zu dem Themenabend „Erotic Cinema“. Ein Interview mit Peter Strickland ist angefragt.
18.00 Uhr: Almodovars „Fessle mich“
21.00 Uhr: Stricklands „The Duke Of Burgundy“
23.30 Uhr: Kümels „Daughters Of Darkness“
(AUSVERKAUFT)