Manafonistas

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Category: Musik aus 2012

“The title track was the beginning. People have asked me where the inspiration for the synthesizer loops on my albums comes from and I think I had an insight … My father used to be a dinghy sailor, and on we’d go out on a Wednesday evening on Saltash Passage – that’s the narrowest point between Devon and Cornwall – and from across the river there would be the sound of bell ringing practise at Saltash Church. As a kid, I loved the way the sound would echo across the water and all around the river valley. I would find myself inventing melodies as I listened to it. I’m pretty sure that’s where my fondness for the bell-like tonalities and repeating patterns of the synthesizer has its origin. So the composition ‘Saltash Bells’ recalls those evenings, with echoing bells, the river going by, gulls turning in the sky … It’s that kind of feeling. And it set a tone and direction for the album.“ (John Surman)

Wann hatte ich meine erste Begegnung mit der Musik von John Surman? Es war wohl sein frühes Soloalbum WESTERING HOME, nicht viel später sah ich ihn im Westfälischen Landesmuseum in Münster mit seinem furiosen Trio S.O.S (mit den großartigen Jazzveteranen Alan Skidmore und Mike Osborne). Schon sehr früh stieß er zur ECM-Familie, bestens erinnere ich mich an sein Album THE AMAZING ADVENTURES OF SIMON SIMON, mit Jack DeJohnette. Und dann stand er auf einmal mit dem Bassisten Barre Phillips auf einem weitläufigen Platz in Paris und improvisierte live, während die Kamera lief; der Regisseur Jacques Rivette ließ die Briten im Bild, schenkte ihnen die gleiche Aufmerksamkeit wie den handelnden Akteuren, die, typisch für den Altmeister der Nouvelle Vague, einigen Rätseln und Geheimnissen der französischen Metropole auf der Spur waren.

Später folgten etliche feine Alben, wobei seinen reinen Solowerken immer eine besondere Bedeutung zukam. Berühmt seine ROAD TO ST. IVES, die mich zu einer Cornwallreise inspirierte. Das ganze Album war nach Orten von Cornwall benannt, und einer dieser Plätze entpuppte sich als alter keltischer Steinhaufen: ringsherum war alles von den Bewohnern eines abbruchreifen Landhauses vollgemüllt, und in dieser tristen Szenerie konnte ich nur lauthals lachen, natürlich nicht über die Anwohner, sondern über dieses herrliche Durcheinander von Trash und Historie. Die haben das wohl missverstanden. Es war das einzige Mal in England, dass ich von einer Horde Betrunkener mit leeren Bierdosen beschmissen wurde, und statt tiefer Kontemplation das Weite suchen musste.

 
 

 
 
 

Man muss ja nur einen Blick nach England werfen, um zu sehen, wie erfolgreich dort Mid Air ist, sowohl was Verkaufszahlen angeht, als auch das Kritikerecho (Presse als auch Rezensenten bei amazon.co.uk). Hierzulande sind wohl The Blue Nile eher mit Kultstatus und kleiner Hörgemeinde ausgestattet, und Paul Buchanans introvertiertes Songalbum wird wenig daran ändern. Ein Meister der Zwischentöne ist er allemal, und damit schon mal außen vor, bei denen, die alles laut und deutlich haben wollen. Abseits von krakeelenden Hymnen gibt es hier aber auch gar nichts, was zum Mitsingen einlädt, geschweige denn in die Beine geht. Hier passiert zwar sehr viel, aber an der Oberfläche kaum etwas. Dann aber, wenn man den Songs Zeit gibt, wirken einzelne Verse nach, schleichen sich ins Bewusstsein, dieser Gesang ist auf unauffällige Art expressiv, ohne je große Gesten zu proben, es ist sowieso Nacht in diesen Liedern, welche im Haus eines Freundes Buchanans an der schottischen Ostküste entstanden. Die Fenster in diesen Songs sind vorzugsweise regenbeschlagen. Hier ist alles „After Dark“, wie der Titel des letzten Liedes. Die Logik der Lyrik folgt Traumbildern und Erinnerungsbruchstücken. Die Bilder sind so diskret wie die sparsamen Klaviertöne, die die Wörter umkreisen, weiträumig, und ihnen gewiss nie zu Leibe rücken. Gute Nacht, und viel Freude beim Hören … (stille Freude!)

Gestern kam „Astrid – High Blues“ mit der Post …

Lieber Michael
Habe mir die CD auf deinen Tipp hin gekauft,
sie ist der Hammer,
in meiner persönlichen HItliste 2012 von 0 auf Platz 1 geklettert
was für ein Burner
bis die Tage
machs gut
Gregor (via Email)

 

ASTRÏD: HIGH BLUES

The spirits of Erik Satie and the No-Neck-Blues-Band rarely mix in a singular vision, but this French quartet even uses moments of the enigmatic moods of Mark Hollis and some Eno-esque abstractions (the way of sustaining and suspending sounds with not much else around is a distant parallel to MUSIC FOR AIRPORTS) to create unique chamber-like atmospheres that never sound like a sum of their inspirations. -Manafonistas (DE)

Dem französischen Quartett ASTRÏD, das sich benannt hat nach Astrid Kirchherr wegen des nichtfranzösischen und nichtenglischen Flairs, gelang das Kunststück, als eine nichtnordische Band in den inneren Kreis von Runegard aufgenommen zu werden. Wenn gleich als Erstes das gut 21-min. Titelstück von High Blues (RCD 2126) zu erklingen beginnt, leuchtet auch unmittelbar ein, warum. Cyril Secq mit Gitarren und Harmonium und Yvan Ros an Drums, Percussion und Kontrabass, 1997 das Gründungsteam der Formation aus Nantes & Marseille, weben zusammen mit der Geigerin Vanina Andreani und Guillaume Wickel an Klarinetten, Flöte und Rhodes ein dröhnendes Ambiente, bei dem das innere Auge nicht mehr unterscheiden kann, ob der Horizont von gleisenden Dünen aus Sand oder aus Schnee gesäumt wird. Auch Erfrieren den wird ja halluzinatorisch heiß, und die Walküren können dann die Gestalt von Huri des Paradieses annehmen. Während die Geige glissandierend Kurven zieht und die Klarinette kirrt und klagt, drehen sich kleine Gitarren- und Bassmotive zeitvergessen um sich selbst. Mit einer zeitlupigen Version von ‚Gnossiennes‘ folgt als ‚Erik S.‘ eine Hommage an Satie, bei der akustische Gitarre, Geige und Klarinette den Ohrwurm zum Tanzen bringen. Dunkle Paukentupfer markieren die anschließende ‚Suite‘ als feierlichen, pharaonischen Oriental Swing. Die akustische Gitarre von ‚James‘, lange solo, bevor eine Kalimba und die übrigen Stimmen mit einsteigen, suggeriert dann ein arabeskes Spanien. Zuletzt feilt die Geige tonlos an ‚Bysimh‘, zu Glockenspiel (oder Einfinger-Rhodes) und wieder akustischer Gitarre, hier in monotoner Desertgangart, aber mit melodischen Gedankenspielen, sehnsuchtsvollen Geigenfäden und versonnener Klarinette. Das Morgenland als Sehnsuchts horizont, psychedelisch, hypnotisch. -Bad Alchemy (DE)

Plateselskapet Rune Grammofon slipper sjelden til utenlandske artister. Når det skjer, er derfor forventningene høye. Den franske, gitardrevne kvartetten Astrïd har et sammensatt uttrykk som peker langt utenfor hovedinstrumentets domene. Soundet deres gir gode assosiasjoner til artistene Loren Connors og Earth. Bevegelsene er langsomme og gjerrigheten utpreget. Kalimba, fiolin, harmonium og klarinett tydeliggjør saktmodigheten. Franskmennene spiller kammermusikk uten permanent hjemsted. Struktur og tilnærming står i gjeld til det klassiske så vel som til rocken. På „Erik S.“ tar Cyril Secq frem den akustiske gitaren og gjør omgivelsene myke og varme. Astrïd har fast grep om egen identitet og lykkes godt med varsom og melodisk kraft. 5/6. -Aftenposten (NO)

 
 

Sources
 
 
„Louis Sclavis‘ aktuelle Band, das Atlas Trio, ist ein Ensemble mit weltumspannenden Bezügen. Kammer-Improvisation, polyrhythmische Grooves, minimalistische Pulsmuster, Ambientklänge, rhapsodisches Klavier und funky Fender Rhodes, verzerrte Gitarre, Klarinettenmonologe, kontrapunktische Themen, freie Gruppenimprovisation – die Vielfalt auf dem neuen Album „Sources“ ist groß. Eine Ästhetik der offenen Form ermöglicht hier facettenreiche Musik voller Forschergeist.“

So vermeldet es die Presseinformation aus dem Hauptquartier von ECM Records, und es stimmt alles. Man ist im zeitgenössischen Jazz zuviel Kunstkrampf gewöhnt, um erst mal nicht leicht zusammenzuzucken, bei dieser Kombination der Instrumente. Sclavis spielt Klarinette und Bassklarinette; Benjamin Mussay Piano, Fender Rhodes, Keyboards; Gilles Coronado elektrische Gitarre. Aber, kein Wunder, dass Altmeister Sclavis solch eine Herausforderung meistert und aus nahezu jedem Mini-Laboratorium ein sinnliches Hörerlebnis kreiert.

In einem Interview erzählte der Franzose, dass dieses Trio durchaus etwas vom Geist der legendären englischen Art-Rock-Formation SOFT MACHINE atmet, im Sinne der Ungreifbarkeit einer definierten Stilistik. Wer konnte ihn damals schon greifen, den „wesp-in-the-brain“-Sound von Mike Ratledges Orgel, den hochgestimmten, surrealen Gesang von Robert Wyatt, die raffinierten Bläsersätze von Elton Dean auf THIRD?!

Auf der Fahrt ins Kölner Studio war ich derart beeeindruckt von einzelnen Enthüllungen dieser Klangsprache, dass ich spontan „A Road To Karaganda“ spielte, trotz der Länge des Stückes, das den geplanten Ablauf der „Klanghorizonte“ ein wenig durcheinander brachte. Aber man bewegt sich doch zuweilen gern „outside of maps“ (so auch ein Titel des Albums), und auf einer Strasse durchs wilde Kasachstan irrte ich ohnehin noch nie herum.

No. 12 FLY: YEAR OF THE SNAKE – West Coast Jazz, cool, refreshed, no cliches, and a tenor player named Mark Turner who can create long, cool and warming  tones in the high register of his horn. A subtile affair.

 

No. 11 MONTY ADKINS: FOUR SHIBUSA –  A haunting and moving album that moves seamlessly between the clarinets of Jonathan Sage and Heather Roche and exquisitely crafted electronic soundworlds. This studio album takes as its starting-point the Japanese concept of ‘shibusa’ – a term that describes the inherent simplicity and beauty in everyday objects. Heard as a whole this is an enveloping musical tour de force.

 

No. 10 ALABAMA SHAKES: BOYS AND GIRLS – Shades  of early Aretha Franklin  on one track, definitely some Janis Joplin in the vocals at times, but good old fashioned, honest, rocking, soulful tunes all round. Normally not  my cup of Darjeeling, but it feels irresistible.

 

No. 9 DEXYS: ONE DAY I’M GOING TO SOAR –  a surprising comeback.  I have  heared only two songs yet, but I have sympathies for the eccentric Kevin Rowland, so I’m  sure the return of the man who wrote „Come on, Eileen“, will make it on the list with lyrical sharpness, and, well,for sentimental reasons.

 

No. 8  ANDROMEDA MEGA EXPRESS ORCHESTRA: BUM BUM – Daniel
deconstructs orchestral sounds, his fragmented Big Band sound turns H. G. Wells‘ Time Machine into a surreal jukebox in full flight! Gamelan? Exotica? Easy listening? Sun Ra laughing in Andromeda’s fog? Serious ingredients from fucking old Vienna? You never know.

 

No. 7 SWEET BILLY PILGRIM: CROWN AND TREATY – you  know Sweet Billy Pilgrim, don’t you? You recall their awesome album, TWICE BORN MEN, a great release  on David Sylvian’s samadhisoumd. No? Well, join the club: here’s a British band that few people are aware of. Their fortunes could change with Crown and Treaty; this is a stone-cold cracker of a record that has depth, layers and rugged charm. Opening track Joyful Reunion sets the tone: here be crescendos, choirs, choruses and choons that bands with a far higher profile would envy.

 

No. 6 GEOFF BARROW / BEN SALISBURY: DROKK – MUSIC INSPIRED BY MEGA- CITY ONE – brilliant trip  through a dystopian world with haunting echoes of old 70s sci-fi-soundtracks (Vangelis, Carpenter) and radical twists and turns. Much more than a nostagic ride, though two old Oberheim synthesizers from the golden seventies set the tone.

 

No. 5 LOUIS SCLAVIS ATLAS TRIO: SOURCES – Another „mini laboratory“ of
French clarinet virtuoso Louis Sclavis. The weird combination of piano, Fender Rhodes piano and electric guitar might produce headaches in the hands of less-gifted musicians, but here we go for a wild ride, full of eccentricities, grooves,  and pieces children might love.

 

No. 4 MIRRORING: FOREIGN BODY: Dead echoes, lost stories on a long and winding road, folk laments from old America, drone songs sending shivers down your spine, everything on the verge of falling apart. Gimme ten words for „heartbreaking“!

 

No. 3 JOHN SURMAN: SALTASH BELLS – finally another pure solo work by the neo-romantic jazz man playing everything himself: saxes, clarinets, synthesizers! Strolling  through landscapes of the English southwest (and the spaces of his childhood). Might as well be his imagination running wild. Surman finds the right balance  between ascetic forms of introspection and uninhibited joie de vivre.

 

No. 2 ASTRID: HIGH BLUES – the spirits of Erik Satie and the No-Neck-Blues-Band rarely mix in a singular vision, but this French quartet even  uses moments of  the enigmatic  moods of Mark Hollis and some Eno-esque abstractions to create unique chamber-like atmospheres that never soumd like a sum of their inspirations.
 
 
Mid Air
 
 
No. 1 PAUL BUCHANAN: MID AIR – The late night-voice of Mr. „Blue Nile“, Paul Buchanan, a piano, some shades of strings and electronics, the most intimate song cycle next to silence; so do not believe anybody who asks for some proper arrangements.  Excellent lyrics, for example in the title song:
 
The buttons on your color
The color on your hair
I think I see you everywhere
I want to live forever,
And watch you dancing in the air
… lies and make believe,
The very things that one leave
But I can see you standing in mid air
The girl I want to marry, upon the high trapeze
The day she fell and hurt her knees
And only time can make here
The wind that blows away with
Forever think the life was worth
The fallen snow, the virgin birth
Yeah I can see her standing in mid air
I can see you standing in mid air.

 
Preludes
 
 

Debussy is closer to the expressionism of Schoenberg than to the chiselled sonorities of a Chopin or the extravagant virtuosity of a Liszt, even if his refined art can still be seen in the line of tradition of 19th-century music. This is frequently forgotten in the interpretation as well as the assessment of his oeuvre. Debussy himself decried the concept of musical impressionism because he feared, rightly, that superficial refinement would degenerate into musical mist, concealing the subtleties of a new musical idiom and its structural logic. Thus, for example, instead of heading his 24 “Préludes” in two books with programmatic titles in his autograph score, he appended them at the bottom of the individual pieces. Perhaps, even though their popularity makes it almost impossible, we ought simply to forget about the titles when playing or listening to these pieces and recall something else that Debussy once said: “Music is a free art gushing forth, an open-air art boundless as the elements, the wind, the sky, the sea.” It is in this manner – sans rigeur, as Debussy repeatedly marked his music – that Alexei Lubimov plays the “Préludes”. The recording also contains the “Trois Nocturnes” in Maurice Ravel’s two-piano transcription as well as a two-piano arrangement of Debussy’s seminal orchestral masterpiece, the “Prélude à l’après-midi d’un faune”.

 
 

 
 
 
Die Musik des kanadischen Jazztrompeters, Flügelhornisten und Komponisten Kenny Wheeler ist schlichtweg zauberhaft – man denke etwa an seine Meilensteine Gnu High, Deer Wan, The Widow and the Window, Angel Song … und dessen Mitwirkung auf einem David-Sylvian-Song mit dem Milan-Kundera-Titel Laughter and Forgetting.

„Welche Bedeutung kommt denn überhaupt den Big Bands im eigenen Musik-Erleben zu?“ – so könnte man sich fragen. Unvergessen bleibt: das Vienna Art Orchestra spielte die Musik von Erik Satie wie nie und Kenny Wheeler veröffentlichte im Jahre 1990 Music for large & small Ensembles. Größere und kleinere Ensembles variierten auf beiden genannten Platten, eine Spannbreite zwischen intimen Kleinods und sattem Orchesterklang wurde erreicht.

Nun schreiben wir das Jahr 2012 und eine lange Zeit des Wartens ist vorbei. Zwar ist die Band aus Wien im längst verdienten Ruhestand, doch Kenny Wheeler rackert wacker weiter – man liest, der über achtzig Jährige spiele täglich vier Stunden und notiere ebensolange seine neuen Noten: diese flüchtig schönen, liedhaften Melodielinien, die sich chamäleon-artig durch terrassenförmige, erhabene Akkordlandschaften bewegen. Darin eingebettet sind Soli, die mit der nötigen Rauheit und mit Spielwitz konterkarieren.

„Enowena“ heisst ein energiegeladener Song auf The Long Waiting, den ich als Einstieg sehr empfehle, denn da weiß man gleich, wo der Hammer hängt und von wo der Wind ins Horn bläst. Die sensationelle Diana Torto, würdige Nachfolge der Norma Winstone, zelebriert dort etwas, das der kategorische Begriff „Scatgesang“ nur andeutet und das einen zwingenden Imperativ auf dem Fuße folgen lässt: Man höre und staune!

Wenn man Mark Turners elegantes Saxofonspiel mag (faszinierend, wie souverän und entdeckungsfreudig er die hohen Töne des Tenorsaxofons beherrscht, ohne dabei je schrill oder scharf zu klingen), kann man sich schnell verlieben in die Musik von FLY: der West Coast-Sound hat im Jazz eine lange Geschichte; FLY bereichert diese Qualität des Tiefentspannten mit lauter hochkonzentriert und mühelos zugleich wirkenden Lektionen im Schweben und Fliegen. Wer sich auf die Musik einlässt, erkennt bald, um nicht zu sagen, flugs, wieviel Finesse diesen Kammerjazz auszeichnet. John Fordham bemerkt zu dem Album:

Formed eight years ago by drummer Jeff Ballard with fellow Brad Mehldau partner Larry Grenadier on bass and saxophonist Mark Turner(one of the most resourceful and independent sax newcomers of the last decade), the New York trio Fly is an exchange between equals, not a sax-led charge over a rhythm section. Though it falls into the territory sometimes dubbed „chamber-jazz“, Year of the Snake is up there with Fly’s best work, with its rustling fast grooves and languid horn lines, and pieces that open on almost impossibly pure high-register long tones. The swaying Salt and Pepper is as coolly jazzy a piece as any diehard could wish for, and a glide over fizzy drumming on the title track turns into a patiently spun improvisation. Grenadier’s lovely tone and Ballard’s blend of subtle textural playing and whiplash power complete one of the great contemporary jazz small groups.

 

Year of the Snake

Hat man einmal Zugang gefunden zu den Kompositionen und Interpretationen Vijay Iyers, die einem zunächst sperrig und gekünstelt erscheinen mögen, dann wird man reich belohnt. Iyer gehört zu jenen Jazzmusikern, die sich eingefahrenen Klischees widersetzten und neue Räume erforschen, wie das in jüngster Zeit auch Tim Berne (Snakeoil, Insomnia etc), Craig Taborn (Avenging Angel) und Masabumi Kikuchi (Sunrise) taten. Als Nachfolge des hochgelobten „Historicity“- Albums ist jetzt „Accelerando“ vom Vijay Iyer Trio zu hören. Das Spiel des Trios ist abwechslungsreich und anspruchsvoll, zuweilen rätselhaft. 

Im Song „The Star of a Story“ spielt der Bassist einen merkwürdigen Groove, so als bewege er sich zeitgleich in einem ganz anderen Stück. Eine nicht entzifferbare Matrix scheint vielen dieser Kompositionen zugrundezuliegen. Fremdartige, konstruktivistische Elemente mischen sich mit eingängigem, swingendem Wohlklang. Mal ist es wie Musik für Oskar Schlemmers triadisches Ballett, dann wieder geht die Post ab wie beim rituellen Tanz ums Lagerfeuer. „Accelerando“ heißt ja schneller werdend – aber hektisch wird es nicht, es bleibt gebunden ans intellektuelle Kalkül. Und so hören wir hier interessante, hörenswerte Jazzmusik in neuer Spielart.

Info-Video

Sunrise

Der japanische Pianist Masabumi Kikuchi hat sich die Fähigkeit bewahrt, sein durchaus romantisches Klangempfinden vor jedem Übermass an Schöngeisterei zu schützen. Auf dem am kommenden Freitag erscheinenden Album „Sunrise“ zelebriert der 1939 in Tokyo geborene Musiker eine so asketische wie ekstatische Musik; an Kikuchis Seite beeindruckt der Bassist Thomas Morgan mit einem ökonomischen Spiel, das jeden einzelnen Ton auf seine Notwendigkeit zu prüfen scheint. Und ohne viel „hineinzugeheimnissen“ in eine der letzten Studioaufnahmen des im November 2011 verstorbenen Schlagzeugers Paul Motian: was dieser einst u.a. in den Gruppen von Bill Evans und Keith Jarrett berühmt gewordene Drummer hier an Reduktion, Klang- und Geräuschfarben sowie Augenblickserfindungen realisiert, scheint eine Qualität jener „letzten Werke“ zu bezeugen, in denen Musiker ihrer ureigenen Expressivität ganz nahe kommen. Die Fähigkeit des Trios, die Musik zwischen meditativer Einkehr und ungebändigter Energie stets neu zu verankern, neu zu entfesseln, bringt einige nie alternde Visionen des Pianisten Paul Bley in Erinnerung, etwa sein Gespür für das Atemholen der Klänge, und für das melodische Potential des Free Jazz. In dieser Hinsicht spricht das Coverbild Bände, mit seinen fein gemaserten, lichtflirrenden, fast blendenden Gelbtönen … Dynamiksprünge, Tempoverwirbelungen, ein nostalgieferner Sound: die Musik folgt durchweg unwägbaren, mitunter fiebrigen Erregungskurven. Wenn einem das Abstrakte auf einmal sehr sinnlich, sinnenfroh erscheint, und das Sinnliche von einem Moment zum andern seltsam abstrakt, kaum greifbar, sind Hörabenteuer garantiert! (M.E)

 
 
Out of Bounds
 
A Portrait of Masabumi Kikuchi

Wer ist eigentlich Masabumi Kikuchi? Das kurze, fragmentarisch anmutende Filmporträt Out of Bounds mit seinem etwas drolligen Interviewer gibt interessante Einblicke und weist auf Umstände hin, die über die Kunst der Freien Improvisation hinaus ihre Gültigkeit haben … (J.S)
 
„You said, you´re much better now than you´ve ever been, and you´re getting better?“
„Because I´m free.“
„What do you mean?“
„Free! Freedom of Choice. I can go anywhere. Because I started believing in myself.“


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