Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Author Archive:

2017 11 März

Like springtime ’76

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | Comments off

 

2017 9 März

Another kind of wilderness

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: , , , | Comments off

 

It’s a dream world, and it’s a jungle. The working methods change as do the places to be. As I said, we’re in the jungle this time, and it’s not mighty. Not mighty at all. More Walt Whitman than Walt Disney. They are three, but they sound like a tribe on this double album, vinyl only. Every side of UNFOLD covers one original composition, and as different as they are, from mood and air and heat, it’s still and always jungle time. Everyone will get lost there, get lost in his own favourite undergrowth, favourite power spot and favourite outpost. The percussion man seems like a bunch of percussionists. Branches and leaves and squelchy rain drumming. The keyboards can easily be drowned in these textures of high density, but a clearing is going to happen from time to time. The bass is a bass in the wilderness, sends signals, heartbeats, and farewells. Those searching do not always find, but THE NECKS discover a lot in their thrilling modus operandi of getting, well, lost, turning the old piano trio format upside down again and again. I asked Chris Abrahams about his inspirations, the working process in the studio, the mixing. A kind of introduction into the adventurous world of a band that never fails to surprise.

.

.

Chris Abrahams speaking

 

2017 27 Feb.

Quiet (in memory of Andreas Hub)

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | Comments off

.

.

Er war einer meiner liebsten Kollegen, ich habe nur in meinem ersten Radiojahr mit ihm zusammen arbeiten dürfen, im WDR, in der „Pop Session“. Er war der Moderator, lebendig, das Herz auf der Zunge, und kluge Urteilskraft, ich gab den Gast, der immer wieder mal am Mittwoch auftauchte, um Musiker ausserhalb des Mainstreams vorzustellen, mit Interviewpassagen, und im zwanglosen Gespräch, das Kronos Quartet, Steve Tibbetts, John Zorn, Brian Eno und andere. Manchmal lud er mich in sein Haus nach Witten ein, wo Unmengen von Langspielplatten schon einen Statiker der Stadt beschäftigt hatten. Auf einer Party kam ein Spezialist für Roots Reggae vorbei, der uns mit Count Ossie verzauberte, am Wittener Waldrand, und ganz ohne Ganja. Als Andreas einmal Paul McCartney traf, war er etwas nervös, weil er einem Kindheitsheld begegnete. Später ist er für „Geo“ um die Welt gereist, ein gelungener Quereinstieg ins Fernweh und Fotografieren. Ich wusste nicht, dass er im letzten Jahr, nach schwerer Krankheit, gestorben war. Am Ende, lese ich, fühlte er sich frei, und war befriedet. Ein wunderbarer Mensch.

 

Erste Stunde – Cindytalk: The Labyrinth of a Straight Line / The Flaming Lips: Ozly Mlody / David Virelles: Antenna / Tinariwen: Elwan / The Necks: Unfold // Zweite Stunde: A Winged Victory for the Sullen / Mark Eitzel: Hey, Mr. Ferryman / Terje Isungset: Oase (techn. Defekt des CD-Players, leider!) / V.A. – Antologia de Musica Atipica Portuguesa, Vol. 1 / Lawrence English: Cruel Optimism / Neil Young: Peace Trail / Tinariwen: Elwan / Meredith Monk: On Behalf of Nature // Dritte Stunde – Musik aus den sieben reinen Soloalben von Ralph Towner zwischen 1973 und 2017: Diary, Solo Concert, Blue Sun, Ana, Anthem, Time Line, My Foolish Heart, sowie ein Stück aus dem Album Distant Hills von Oregon / Vierte Stunde („Before And After Groove“) – Eine „Mixtape-Fantasie“ mit Laurie Anderson, Weather Report, The Durutti Column, dem Song „Mad World“ aus dem Film „Donnie Darko“, Emahoy Tsegue-Maryam Guebrou,  Can, Sun Ra, Mabrak, Caetano Veloso, Brian Eno & David Byrne, Exuma und Frankie Knuckles (dieses Stück von Frankie Knuckles stammt aus der Compilation „Acid Rain: Definitive Original Acid and Deep House 1985-1991“, die Jaki- Liebezeit-Erinnerung findet sich auf den „Lost Tapes“ von Can, und die beiden Sun Ra-Tracks auf der Compilation „Singles – The Definitive 45s Collection Vol. 1 – 1952-1961“) // Fünfte Stunde – Sandy Bull: Fantasia for Guitar and Banjo / Jone Takamäki Trio: Universal Mind

 

2017 16 Feb.

Naura

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | 7 Comments

Sie waren alte Gefährten, Michael Naura am Klavier, und Peter Rühmkorf,  der an den Wörtern schmiedete. Naura hörte ich erstmals, und sehr oft, als Teenager, auf den Nordseeinseln, auf Langeoog (wo ich ein Buch von Rühmkorf erstand in der Buchhandlung Krebs, „Haltbar bis Ende 1999“), auf Borkum, auf Wangerogge, wo die grossen Ferien dann grosse Jazztage waren. Später, in den Neunziger Jahren, fuhr ich regelmässig mit dicken Tonbändern zur Rothenbaumchaussee, er liess mir freie Hand, vertraute meinen Themen fürs Jazzlaboratorium: beim Spätwerk von Talk Talk fragte er dann doch mal nach, aber als ich ihm versicherte, Ellington und Coltrane, Davis und Evans hätten ihre Auftritte da, war er beruhigt. Konrad Heidkamp lief in den Hallen umher und suchte Rares von Nina Simone. Einmal schickte mich die Jazzredaktion, in der immer auch die wohltuenden Wesen Tobias Hartmann und Hannelore Raukuttis ihr Werk verrichteten, eine Woche in den strömenden Londoner Regen, um die Experimentierstuben der Metropole aufzusuchen, ich traf Max Eastley, David Toop und andere, ich hörte Free Jazz im Polar Bear Club. Zu selten hörte ich spät abends Nauras bärbeissige Tiraden am Mikrofon, wenn er nachharkte, und desillusionierte, wo sich falscher Zauber ausbreitete. Wenn er sich begeisterte, war er in seinem Element. Ein bisschen NDR konnte ich immer mit nach Dortmund nehmen, und mir rare Jazzschallplatten aus dem Archiv leihen. Naura habe ich viel zu verdanken, als 1990 etliche Türen für mich aufgingen, unter anderem das Jazzmekka meiner Jugendzeit. Im Deutschlandfunk schlummert irgendwo mein 45-Minuten-Portrait. Onkel Pö kommt da nur am Rande vor, die Reisen mit alten Weggefährten durch das Ende der DDR schon mehr. Ich liess ihn einfach erzählen. Als er sich zurückzog, Ende 99, waren  die grossen Jazzzeiten im hohen Norden Geschichte, Jazzbeamte übernahmen das Zepter. Die alte Bundesrepublik ging permanent zuende. Naura, ein kauziges Original, nie aufs Maul gefallen – seine „blue notes“ und Blockakkorde trieben Rühmkorfs Texte an, während Wolfgang Schlüter dem Vibraphon reines Schweben entlockte und Eberhard Weber luftigste Erdungen besorgte – zwei gute, weitgehend vergriffene ECM-Platten dokumentieren Jazz & Lyrik in bewegten Hamburger Zeiten.

2017 15 Feb.

Elwan

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags:  | 3 Comments

Je mehr ich über die politische Lage im Norden Malis lese, desto unklarer erscheinen mir die Verhältnisse. Selbst die Stämme der Tuareg scheinen sich uneins in ihren Vorstellungen, Unabhängigkeit zu erlangen. Als Gruppe, die sich westlichen  Einflüssen öffnete, galt Tinariwen den  zerstörungswütigen Fundamentalisten als „satanische Musik“. 2012 war ein einschneidendes, bitteres Jahr für die Gruppe, die gleichsam ins Exil gezwungen wurde. Ich fand die Musik der Band faszinierend, ohne dass sie mich je wirklich packte. Einmal interviewte ich einen der Musiker in Köln, während nebenan ein Gebetsteppich ausgerollt wurde, ich kam mir wie ein Touristendepp vor mit meinem Schulfranzösisch. Die Religion ist mir fremd, das Land ist mir fremd, die Musiker sind mir fremd, und egal, wie populär die Musik Malis bei uns wurde, ich kam mir stets vor wie ein Oasengast auf Bildungsreise. Und dann hörte ich heute, laut, das neue Album der Band, es heisst „Elwan“. Es erging mir wie in den phantastischen Geschichten, die jeder schon mal gehört hat, aus 1001 Nacht, oder aus der Parapsychologie, von Menschen, die angeblich im Traum eine fremde Sprache verstehen und sprechen, als wäre es nichts. Ich war auf einmal mitten in der Musik, „under a spell“. Keine schlauen Sätze schwirrten durch den Kopf. Da ich meinen Ohren nicht traute, hörte ich „Elwan“ noch einmal. Ich glaubte zu träumen, und sage das nicht nur so dahin. Sollte mir in diesem Jahr noch irgendwann eine ähnlich archaische Musik zu Ohren kommen, würde es mich wundern. Eine herausragende Produktion, in jeder Hinsicht. Zwei Platten sind schon in meinen Top 10 des Jahres angekommen, „Elwan“ und „Reflection“.

2017 12 Feb.

„… as sure as the turning of the earth“

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

Am Kiosk kauften wir als Kinder kleine, verpackte Fotos,  man konnte nie wissen, was darin enthalten war, ausser etwas aus der grossen fremden Welt der Erwachsenen und der Geschichte. Nie vergesse ich das Foto der vom Himmel gestürzten Fussballmannschaft von Manchester United. Auch Schwarz-Weiss-Bilder von Western waren beliebt. Ich hatte Robert Fuller im Kopf, und „Am Fuss der blauen Berge“.

Der Held in meinen Serienträumen hiess Okko und rettete mich aus lauter gefährlichen Situationen. Leider zog er, als ich sieben war, seiner Wege, und ich durfte mich allein auf die Abenteuer des Verliebens machen. Nicht ganz allein, denn im Radio begleitete mich Caterina Valente durch manche Tagträumerei.

Die alten Wildwestfilme wirkten für Kinder verdammt realistisch, und als ich heute The Searchers von John Ford nach Ewigkeiten wiedersah, dauerte es, bis ich den Film halbwegs wieder mit den Augen des Heranwachsenden sah. Die grosse Leinwand half dabei.

Wie in vielen Dramen, gab es auch hier einen Narren, der letztlich für die richtige Spur sorgt. Sein Traum vom Schaukelstuhl ist ein uralter, von Buster Keaton über J.J. Cale bis Kurt Wagner. Die humorvollen Szenen überlagern keinesfalls das Bittere und Dunkle des Films, der so viel von Stammesdenken und dem alten Westen erzählt.

John Ford und John Wayne schürften in Abgründen. Einmal reitet John Wayne durch den Schnee, ein Mann mit vielen Gesichtern, der keinen Zweifel lässt, sein Ziel zu erreichen, „as sure as the turning of the earth“, wie er in unnachahmlicher Art sagt (man muss es im Original sehen, dann können auch Altlinke die Klasse von Wayne erkennen).

Und am Ende, das traurig ist, und doch versöhnlich, dreht sich John Wayne um und verlässt das sichere Heim. Man glaubt es kaum, aber sein Gang hat Grazie, und er scheint, ansatzweise, im Einklang mit sich selbst. Zwei Seiten der Furchtlosigkeit, eine glasklare Entschlossenheit – und ein befriedetes Herz.

Ich weiss noch, das Raunen, das durch den Melody Maker ging, als die Platte erschien. Die Jungs auf dem Cover sahen alle ausgemergelt aus und blass, und die Songs landeten schliesslich in dem kleinen Würzburger Plattenladen, wo ich auch Low gekauft hatte. Ich nahm das Teil sofort mit, zog die Vorhänge zu, machte mir einen Tee (damals bestellten wir die Oolongs und Darjeelings bei einem Teeversand aus Bremen, warum auch immer), und die Musik verrichtete ihre Arbeit. Ein kleiner Studioraum in NYC, eine kleine Studentenbude im Frankenland. Jeder Song filettiert, rohes Material, das ins Singen kam. Die Zeit der alten Erhabenheiten war vorbei, und später sagte der Mann mit der schneidenden Stimme, er habe in jener Zeit viel Coltrane gehört. Zumindest erinnere ich das so, und höre ich die Musik, merke ich davon nichts. Ich fiel sowieso gleich in Trance. Nackter ekstatischer Rock, die Parallele zur Jazzlegende liegt vielleicht in der permanenten Intensität, die beiden Gitarren scheinen nicht die Notenblätter, sondern Telepathie zu proben. Nichts lässt einen hier vom Haken. Das lange Titelstück von Marquee Moon vergeht im Rausch. „Not just one of the best long songs but possibly the greatest rock song of all time, the title track of Television’s 1977 debut LP has everything: the grandeur of the finest freewheeling 70s rock, the needling intensity of punk and the eerie tension of an Edgar Allen Poe short story, marked by strange encounters and elemental surges (“the lightning struck itself”). Despite the efforts of generations of critics to unpick it, Marquee Moon remains brilliantly inscrutable – a mystery inside an enigma wrapped in a stinging guitar solo.“ (Sam Richards). Ich stimme zu, man denkt bei solchen Sounds an plötzliche Lichtausfälle, man muss im November nicht mehr auf die Friedhöfe, und John Carpenter kann sich mit dem nächsten Schocker ruhig Zeit lassen. Wird auf dem Album von Liebe gesungen? Blöde Frage. Ein Meilenstein, eine der Platten, bei denen sich viele daran erinnern, wann genau sie sie das erste Mal gehört haben. Und warum fühlte und fühlt man sich hinterher so verdammt lebendig, „good vibrations“ gingen doch eher anders. Die Platte erschien auf den Tag genau vor vierzig Jahren. Gut, dass einer der Hammersongs dieser Tage auftauchte, im Guardian, bei einer Sichtung unvergesslicher Lieder mit dem „long-time-treatment“, ein Fehler, Autobahn nur am Rande zu erwähnen, aber immerhin sind Kevin Rowlands und Iron Butterfly dabei, sowie „Papa Was A Rolling Stone“ und Donna Summers Song mit den dreizehn (?) Orgasmen. (Was ich zu gern finden würde auf den Plattenmärkten der Welt, ist die 12-inch-Ausgabe, die Langfassung, von „State of Independance“, es hat sie einmal gegeben, ich weiss es.)

2017 1 Feb.

The harrowing ones

| Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off

Es gibt einige, jeder kennt jene Kinoerlebnisse, die einen, nach dem stets bitteren Ende, nachgehen, verfolgen, in die Träume hinein, die unlustig sind, die Tagesempfindungen, die bitter sind. Nicht jeden treffen die gleichen Filme gleich hart. Filme, die mitunter im Verlauf, mitunter erst am Ende, komplette Bitternis und Verstörung verströmen. Wahrscheinlich verdrängt man einige von ihnen, mir fallen kaum mehr als eine Handvoll auf Anhieb ein, Z von Costa-Gavras (wenn ich nicht irre, ist lange her, da war ich sehr jung, und voller Wut über Tage, glaubte noch an das Godesberger Programm), Wenn die Gondeln Trauer tragen von Nicolas Roeg, Under The Skin von John Glazer, und jetzt Wiener Dog von Todd Solondz. Die Liste ist natürlich gross, Michael Haneke darf auch noch die Runde bereichern, über Hitchcocks Psycho hat sich schon der Schleier mildernder Nostalgie gelegt. Was man hundertfach sieht, verliert seinen Schrecken. Die unendliche Traurigkeit von Wiener Dog werde ich mir nie wieder antun, zum Glück kann ich Ingo, unserm Filmemacher, den Film senden, da ist er in guten Händen! Und natürlich bieten auch einige der ganz grossen Serien wie Lost, Sons of Anarchy (die vorletzte Folge der vorletzten Staffel: good night, sweet dreams!) oder Game of Thrones solche Unvergesslichkeiten des Niederschmetternden. Aber SOA zum Beispiel enthielt, in der Mutter aller Showdowns, der allerletzten Folge, die gute alte Tante Katharsis bereit, als Erlösung, und Chance, einen Spruch von Michel de Montaigne tiefer zu begreifen, als es die Schulweisheit erträumt: „Leben heisst, sterben lernen.“ „And I love living!“  Manchmal taugt da, wenn der Alp, der Blues zu lang nachwirken, der Griff ins Plattenregal, dann helfen Alben wie die Allman Brothers live at Fillmore East 1971, Van Morrisons Astral Weeks, das „weisse Album“ der Beatles, oder In Rainbows von Radiohead, die bösen Geister subdepressiver Anwandlungen vertreiben (ein Auffangen ist das dann, kein Verdrängen).

 

 
 
 

Das ist nicht der Sound seiner brillianten ECM-Arbeit MBOKO, auf der sich der Pianist David Virelles auf die sakrake Musik Kubas einliess, im geschützten Raum eines klimatisierten Studios. Das Teil hier heisst ANTENNA und klingt, als hätte sich der Keyboarder für manche Feldaufnahme ins nicht ganz ungefährliche Hinterland Havannas begeben. Und den Rest in einer kleinen Strohhütte aufgenommen, in der ab und zu recht prominente Gäste wie der Saxofonist Henry Threadgill vorbeischauten. Rituelle Rhythmen, ein fiktives Perkussionsensemble. Der Buena Vista Social Club hat seine Pforten geschlossen, hier, auf ANTENNA, wird die Musik zum puren Abenteuer mit unsicherem Ausgang. Ein kubanisches Klanglaboratorium. Wenn jetzt noch ein paar unerbittliche Grooves geschöpft werden, ohne den pittoresken Havanna-Longdrink-Nostalgie-Mumpitz, könnte David Virelles etwas gelingen, was vor vielen Jahren Nils Petter Molvaer mit dem Album KHMER anzettelte. Virelles‘ Piano hat nur einen kurzen Auftritt, ansonsten bearbeitet er alle möglichen Gerätschaften, eine Hammond B3, elektrische Klaviere von Wurlitzer und Vermona, und der gute alte Roland Juno-6 kommt auch ins Spiel. Das ist rohe, im besten Sinne unfertige, ungezähmte Musik.

 


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz