Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Tomorrow´s Harvest kannte ich schon, aber erst Michaels Auswahl und Moderation zum Gesamtwerk von Boards of Canada in der Zeitreise seiner Augustausgabe der Klanghorizonte hat mich dazu gebracht, mir sämtliche verfügbare Alben von BoC zu kaufen und es ist diese Musik, die mich seit Sommer mitten ins Herz trifft, vielleicht noch mehr als Flying Saucer Attack, Bark Psychosis und Pan American. Trotzdem, klar, die Erde dreht sich weiter, ich spiele mit; hier ist meine Jahresliste:

 
 
 

 
 
 

  1. Kammerflimmer Kollektief: There are Actions which we have neglected and which never cease to call us
  2. Andy Shepphard Quartet: Romaria
  3. Jacob Bro: Returnings
  4. Jon Hassell: Listening To Pictures
  5. Steve Tibbetts: Life of
  6. Mueller & Roedelius: Imagori II
  7. The Necks: Body
  8. Sonar & David Torn: Vortex
  9. Qluster: Elemente
  10. Fire!: The Hands
  11. Andrew Cyrille Trio: Lebroba
  12. Joey Baron / Robyn Schulkowsky: Now You Hear Me

Zwanzig zu sein ist kein beneidenswertes Alter. Das Leben kann wie eine unendlich große  und leere Fläche erscheinen, bedrohlich fast in seiner Weite, man weiß, es kommt jetzt auf die richtigen Weichenstellungen an, scheinbare Zufälle, Begegnungen, inspiriert durch die eigenen Visionen. Man lebt noch nicht das, was man ist, es sei denn, jemand ist ein Naturtalent, und deshalb verkörpert man das, was man irgendwann sein will, und das mit aller Entschiedenheit. Ungefähr eine solche Figur verkörpert Ryan Gosling als Henry Letham in dem grandiosen Film „Stay“ aus dem Jahr 2005.

 

Henry Letham ist Kunststudent in New York und als er in die Sprechstunde seiner Psychiaterin kommt, sitzt ihm deren Vertretung gegenüber, Sam Forster (mit hinreißendem leicht schottischen Akzent: Ewan McGregor). Die Begegnung der beiden ist von Anfang an ein gegenseitiges Spiel zwischen Anziehung und Flucht. Sam Forster fühlt sich an Ereignisse aus seinem Privatleben mit seiner Freundin Lila (Naomi Watts) erinnert und er wirft alle Regeln seines beruflichen Codex über Bord und bemüht sich außerhalb der Sprechstunde um Kontakt zu Henry, einmal zum Beispiel an der Universität, wo Henry eine Vorlesung vorzeitig verlässt und Sam vor der Tür steht, die beiden gehen im Unigebäude herum, die Studierenden strömen aus dem Hörsaal (es sind Zwillinge dabei, sogar Drillinge), die Treppen leuchten wunderbar blau, plötzlich steht Henry vor einem riesigen Aquarium, in dem sich ein Walross auf ihn zu bewegt, das Wasser wird zum Himmel und wir befinden uns in Lilas Atelier, wo Sam sie kurz besucht. Am Ende der Szene im Atelier Blick nach oben auf einen Kronleuchter, dessen Lichter verselbstständigen sich und werden zu Straßenlaternen. Marc Forster sagte über seine Regiearbeit, sie sei irrational und instinktiv gewesen, eine Reise ins Unbekannte. Eine weiße Leinwand ohne Rahmen, die vage, unzuverlässig reflektiert, was sich ihr zeigt. Jede Realität sei eine Reflexion der Realität. Samuel Beckett sagte über Kunst, sie müsse die Rätselhaftigkeit des Lebens widerspiegeln. Henrys Lieblingskünstler ist Tristan Rêveur, Lila kennt ihn auch, er ist ein Künstler, dessen Bilder jedoch nie jemand gesehen hat. Die Kameraführung ist unberechenbar, die Aufnahmewinkel brechen die Regeln der Branche. Die Energie der Zeitverschiebung. Gehen durch strömenden Regen, bei Nacht. Die Wände des Tanzstudios sind aus Glas. Der Tanzlehrer ist schwarz gekleidet und zeigt der Tänzerin die Schritte, bis sie sie verinnerlicht hat, dann lässt er sie los. Einmal betritt Henry eine Erotikbar und während er in sein Getränk starrt, fällt ihm plötzlich auf, dass in einer Videoinstallation nacheinander geschalteter Polaroids Bilder zu sehen sind, die ihm sehr bekannt vorkommen. Ein Spiel um Wahrheit, Selbstwahrnehmung und Lüge. Your trouble will cease and fortune will smile upon you. Das stand auf dem Zettel im Glückskeks. Hatte das nicht schon eben Henry zu Sam gesagt?

 

„Stay“ ist ein ästhetisches Meisterwerk, in dem sich die Welt, wie wir sie zu kennen meinen, auflöst. Die Filmmusik wurde von Asche & Spencer hergestellt, die mit alten Tonbändern arbeiteten, an denen sie beim Abspielen herumritzten. Andere musikalische Highlights sind die Songs „Angel“ von Massive Attack und „Who am I“ von Peter Kruder. Die Polaroids stammen von Stefanie Schneider und finden sich auch in ihrem Band „Stranger than Paradise“. Und auch diese Arbeiten, die mit den unberechenbaren Effekten abgelaufener Haltbarkeitsdaten Jahrzehnte alter Polaroidkameras spielen, erinnern mich an die Alben von Boards of Canada, und an Orte, die wir suchen, und die es nicht gibt.

Obwohl ihre Schulzeit schon lange zurückliegt, erzählt E. mir immer wieder begeistert von ihrem Deutschlehrer, der mit einigen ihrer Klassenkameraden und –innen eine Art Poesie-AG oder Lyrikclub gebildet hatte, in dem sie sich gegenseitig Gedichte vorlasen und selbst welche schrieben, wobei E. wohl die einzige ist, die weiterschrieb. Vielleicht war der Lehrer, inzwischen 70 Jahre alt, ein Dead Poets Society Fan. Ich erblickte S. auf der Empore der Unibibliothek in Freiburg, wo er allein an einem Tisch saß und so hinreißend aussah, dass ich dachte, wow, den will ich kennenlernen. Ich verwickelte ihn in ein Gespräch, das ich mit der Frage nach den Öffnungszeiten der Post begann (immer noch ein running gag zwischen uns) und als wir begannen, einander unser Leben zu erzählen, war es der Griechischlehrer mit seiner zersetzenden gesellschaftskritischen Haltung, die S. völlig in seinen Bann gezogen hatte, und seine Augen leuchteten immer noch. Und obwohl ich schon immer zur Bewunderung faszinierender Fähigkeiten und Lebenshaltungen neigte, hatte ich nie einen Faible für einen meiner Lehrer. Ganz abgesehen vom Altersunterschied (da bin ich rational) gab es für mich einfach nichts zu bewundern. Sie waren alle klug und hochintelligent und forderten unseren Geist aufs extremste, aber niemand traf mich mit seiner Persönlichkeit ins Herz. Sie waren mir zu normal und schienen uns, bei aller Kritikfähigkeit, auf ein Leben als funktionierende Menschen vorzubereiten. Jeder kennt aus seiner Schulzeit die Beschäftigung mit den Schulsystemen verschiedener Staaten, vor allem Großbritanniens und den USA. In einem Aufsatz zum Vergleich schrieb ich, ich fände das Ganztagsschulsystem nicht gut, denn auf diese Weise würde der Kultusminister Großbritanniens die Freizeit der Kinder verplanen. Die Referendarin, die meine Arbeit mit einem roten Füller korrigierte, bat mich zum persönlichen Gespräch zu meiner Ansicht, wobei ich nicht wüsste, was es da aus Sicht einer Schülerin, die, wenn sie schon früh aufstehen muss, wenigstens ihre Nachmittage und Abende frei planen will, zu diskutieren gibt. In der Oberstufe lasen wir im Herrmann Hesses Steppenwolf, was wohl zu unserer revolutionärsten Lektüre im Deutschunterricht zählte, und die Lehrerin schien erstaunt, dass sich fast die ganze Klasse mit der Hauptfigur identifizierte. Lieber ein Künstler als ein Bürger zu sein. Von seinem Äußeren stach der Mathelehrer aus dem Pulk der braven Anzugträger heraus, er hatte lange Haare, trug einen ungepflegten Bart, Schlabberjeans, XL-Strickpulli und Birkenstocks mit selbst gestrickten Socken, und das in einer Zeit, als Birkenstock nicht hip war, sondern – zumal in dieser Schule – ein Zeichen. Und auch wenn ich in Mathematik immer besser war als in Deutsch, wäre ich nie auf die Idee gekommen, für ihn Gefühle zu haben. Einzig den Englischlehrer in der Oberstufe fand ich irgendwie interessant. Wir lasen Orwells „1984“ und verglichen die Zukunftsvisionen von Orwell und Huxley, wir lasen das grandiose Theaterstück „Krapp´s last tape“ (Das letzte Band) von Beckett, William Goldings „Lord of the Flies“ und einiges mehr, was ich weitaus faszinierender fand als den Faust. Meine Liebe zur englischen Sprache hatte ich bereits entdeckt. Der Lehrer fuhr einen abgefuckten dunkelroten Passat, er hatte neben seiner Begeisterung für Beckett etwas sehr Verzagtes an sich, als hätte er einmal eine große Hoffnung gehabt, die ihm entschwunden war. In den letzten Schulwochen lud er uns einmal zu sich nach Hause ein, er wohnte auf dem Land und hatte einen großen Garten, in dem Schafe herumliefen. Es gab einen Teich, und einmal tauchte kurz sein Sohn an der Terrassentür auf, der Punker war, und es war H, der mir später sagte, das Auftauchen seines Sohnes sei dem Lehrer vor uns unangenehm gewesen. Es wurde dunkel und ganz ohne SMS verabredete ich mich mit einem Jungen meiner Klasse in einem abgelegenen Teil des Gartens. Wer jetzt denkt, hier hätte eine glückliche Liebesgeschichte begonnen, liegt daneben.

 

 
 
 

On the back cover of Paul Cronin´s book of conversations with Werner Herzog Werner Herzog – A Guide for the Perplexed one can find this amazing list which might be helpful in various situations.

 

Always take the initiative. There is nothing wrong with spending a night in jail if it means getting the shot you need. Send out all your dogs and one might return with prey. Never wallow in your troubles; despair must be kept private and brief. Learn to live with your mistakes. Expand your knowledge and understanding of music and literature, old and modern. That roll of unexposed celluloid you have in your hand might be the last in existence, so do something impressive with it. There is never an excuse not to finish a film. Carry bolt cutters everywhere. Thwart institutional cowardice. Ask for forgiveness, not permission. Take your fate into your own hands. Learn to read the inner essence of a landscape. Ignite the fire within and explore unknown territory. Walk straight ahead, never detour. Manoeuvre and mislead, but always deliver. Don’t be fearful of rejection. Develop your own voice. Day one is the point of no return. A badge of honor is to fail a film theory class. Chance is the lifeblood of cinema. Guerrilla tactics are best. Take revenge if need be. Get used to the bear behind you.

2018 2 Dez.

Tarifa

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Faszinating Twin Peaks Time. This is a song I just listened to at The Bang Bang Bar.

 

Hit the ground / The Yard I found something / I could taste your mouth / Shut the door / Now in the sun tanning / You were so / Just / Looking across the sky / Can´t remember / I can´t recall no / I can´t remember / Anything at all / Let´s run under / Cursing myself at night / Slow it was seven / I wish it was seven all night / Tell me when / Tell me when this is over / Chewed you out / Chew me out / When I´m stupid / I don´t wanna / Everyone else pales / Send in the owl / Tell me I´m not a child / You summon / Forget about / Everyone else / Fall away/ Somehow

2018 29 Nov.

Understanding Poetry

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„To fully understand poetry (…) ask two questions. One: How artfully has the objective of the poem been rendered? And, two, how important is that objective? Question one rates the poem´s perfection. Question two rates its importance. And once these questions have been answered determining a poem´s greatness becomes a relatively simple matter. If the poem´s score for perfection is plottet on the horizontal of a graph and its importance is plottet on the vertical, then calculating the total area of the poem yields the measure of its greatness. A sonnet by Byron might score high on the vertical, but only average on the horizontal. A Shakespearean sonnet, on the other hand would score high both horizontally and vertically yielding a massive total area thereby revealing the poem to be truly great.“

 

This is the beginning of the preface of a textbook by Dr. J. Evans Pritchard, Ph.D. In Dead Poets Society the new English teacher John Keating assigns the boys at the boarding school to rip out the entire page. He develops his own method of getting the pupils to write poems themselves. This is one of the central scenes. Let it fill your soul.

 

Zwei Frauen beim Tennisspielen im Stadtpark im Sommer. Schnitt. Ein Mann blättert vor einer Kunstbuchhandlung in einem Buch, auf dem angewinkelten Arm trägt er einen Stapel Bücher. Er betritt den Laden. Nachthimmel, schwarz, mit einem letzten Hauch von Abendrot. Ein großes Gewässer. Vereinzelte weiße Lichter auf der anderen Seite. Der Mann sitzt jetzt im grellen Badezimmerlicht in der Badewanne, er hat eine Zigarette im Mund und hält ein aufgeschlagenes Buch mit beiden Händen. Es war seine Stimme, die wir gehört haben, noch bevor das erste Bild erschien. Er spricht weiter halblaut vor sich hin, und es ist unklar, ob es jemanden gibt, der oder die zuhört. Der Text handelt von der neuen Ausdrucksweise bei Velázquez nach dessen 50. Lebensjahr. Velázquez änderte seinen Stil und fing plötzlich damit an, Gegenstände und Menschen mit Licht, Luft und Dämmerung zu umgeben. Zwar standen auf den ersten Blick die Mitglieder der Königsfamilie Philipps IV, an deren Hof er arbeitete, im Mittelpunkt der Gemälde. In Wahrheit waren es jedoch Lichtreflexe und Veränderungen, und die Regie führte in den Gemälden nurmehr der Raum. Écoute ça, petite fille. Ein kleines Mädchen im festlichen Kleid legt ihre Hände auf den Badewannenrand, sie lauscht. Der König war degeneriert, die Kinder krank, und alle umgeben von Zwergen, Idioten und hässlichen Clowns. Spanische Maler gingen tagsüber nicht ins Freie, sie kommunizierten mit der Dämmerung, die alle Konturen verwischt. N’est-ce pas magnifique? Der Film läuft erst dreieinhalb Minuten, aber bereits jetzt ist klar, dass hier Erzähltechniken des Kinos revolutioniert werden. Es ist der Anfang von Jean-Luc Godards Film Elf Uhr nachts aus dem Jahr 1965. Velázquez malte sein berühmtestes Bild in seinem 57. Lebensjahr, das war 1656. Es hat den Titel Las Menidas und ist eines der meistdiskutierten Gemälde der Kunstgeschichte.

Auf falk.de klicke ich auf den Routenplaner, ich tippe bei A) ein: München, und bei B) Paris. Dann klicke ich das Symbol für „zu Fuß“ an. Es sind 774 Kilometer. Die Reisedauer beträgt 6 Tage, 15 Stunden und 50 Minuten. Es sind also rund 160 Stunden Fußweg und dabei wird, ich rechnete es mit dem Taschenrechner aus, eine zurückzulegende Strecke von 4,8375 km pro Stunde angenommen. Ich klicke auf die Details zur Route, und wie erwartet erhalte ich genaue Informationen, mit Minuten- und Streckenangaben, Ortsnamen, Straßennamen und Himmelsrichtungen. Mit einem Smartphone (und einer Powerbox zur Stromversorgung) wird das Abenteuer berechenbar. Exakt heute vor 44 Jahren brach Werner Herzog von München nach Paris auf, zu Fuß. Er trug einen Anorak, neue Stiefel, einen Matchsack und den Kompass, den er bei den Dreharbeiten zu seinem Film Fata Morgana in der Sahara dabeihatte. Die Landkarte München konnte er nur zwei Tage lang verwenden, dann ging er einfach immer Richtung Westen, möglichst eine gerade Linie. München und Paris liegen auf dem gleichen Breitengrad, dem achtundvierzigsten. Die Reise hatte ein spirituelles Ziel. Lotte Eisner, Filmhistorikerin, Filmkritikerin und Mentorin junger deutscher Filmemacher in den 60er Jahren, war damals 78 Jahre alt und schwer erkrankt und Herzog war davon überzeugt: Wenn er den Weg nach Paris schaffen würde, wäre sie noch am Leben. Werner Herzog wanderte querfeldein, Erdbrocken klebten schwer an seinen Sohlen, meist schlief er in leerstehenden Behausungen, deren Türen er aufbrach, er trank aus Bächen, litt  Hunger und Durst, seine Füße schmerzten, er hatte weder Taschenlampe noch Heftpflaster dabei, da war der Niesel, der Schnee, ständig Regen, es gab Krähen, Kraniche, überall Mäuse und einmal einen irre gewordener Fasan, und oft liefen Menschen vor dem Wanderer, der bald nicht mehr wusste, wie er denn aussah, davon. Einmal schrieb er, der Gedanke ans Skispringen gäbe ihm Kraft zum Weitergehen und ich erinnerte mich an die Dokumentation über den Bildschnitzer und Skispringer Steiner auf der DVD mit dem Film Fata Morgana. Sehr stark sind die surrealen Passagen, in denen Herzog die Kontrolle über den Text völlig aufzugeben scheint und die Vielschichtigkeit einer Landschaft spürbar wird, deren Geschichte immer noch präsent sind, wenn man nur innehält und schaut und hinhört. An jedem Tag seiner Wanderung schrieb Herzog einige Seiten in ein Notizbuch, das vier Jahre später unter dem Titel „Vom Gehen im Eis. München – Paris 23.11. bis 14.12.1974“ publiziert wurde. Starke Details und Bilder, poetisch geschrieben, existenziell. Ein tief beeindruckendes Dokument einer Landschaftserfahrung und einer Grenzerfahrung der Einsamkeit, der Verzweiflung und Hoffnung.

2018 19 Nov.

Drive

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Ich mag Geschichten, die zu Entdeckungen von Büchern, Filmen, Schallplatten etc. führen, und deshalb erzähle ich diese: Irgendwann fiel mir auf, wie faszinierend Los Angeles als Filmkulisse ist – erwähnen möchte ich hier nur zwei Filme mit starken Hauptdarstellerinnen: Mulholland Drive (von David Lynch) und Starlet (von Sean Baker), und während ich daran dachte, gezielt nach Filmen zu suchen, die in L.A. spielen und ein bisschen recherchierte, entdeckte ich das Buch „Orte des Kinos. Los Angeles. Eine Stadt als Filmkulisse“ von Wolf Jahnke und Michael Scholten. In der etwas reißerisch verfassten Kurzbiographie von Wolf Jahnke wurde u.a. der Film „Drive“ als einer erwähnt, mit dem Jahnke sich gern nach L.A. versetzt. Ich recherchierte dann nur so viel, bis ich folgende Informationen hatte: 1. Driver, die Hauptfigur, arbeitet in einer Autowerkstatt, und außerdem als Stuntman. 2. Die Musik ist cool. 3. Fantastische Aufnahmen von L.A. und 4. Es handelt sich um einen harten, unterkühlten Gangsterthriller. Nr. 4 überlesend bestellte ich den Film und habe ihn innerhalb weniger Tage zwei Mal gesehen.

Selbstverständlich gibt es hier keine Nacherzählung des plots. Ich möchte nur den Blick auf wenige innere Mechanismen lenken. Driver, die Hauptfigur, hat noch einen weiteren Nebenjob: als Fluchtwagenfahrer (get-away-driver). Es gibt drei Autoverfolgungsjagden, und jede ist auf andere Art mit der Psychologie des Fahrers verknüpft, und dies macht sie interessant. Der Regisseur, Nicolas Winding Refn, hat keinen Führerschein, was ihn vielleicht zu einem anderen Blick auf Automobile befähigt. Ich habe mir die Interviews mit Cast & Crew angehört, alle erzählten etwas über den Charakter, den sie spielten, nur Ryan Gosling, der den Driver spielt, wollte die Hintergrundgeschichte, die er zu seiner Figur entwickelt hat, lieber für sich behalten. Der Charakter des Fahrers ist der spannendste Aspekt in dem Film. Und, ungewöhnlich für einen Gangsterthriller, ein gelegentliches Abgleiten in Traumlogik. Die Bildübergänge (cuts) sind fantastisch gelungen. Übrigens spielt auch die rothaarige Chefsekretärin aus Mad Men mit. Man sollte sich hier allerdings auf einen klassischen boyz flick einstellen, in dem Frauen entweder heilig, naiv oder nackt sind. Es gibt nur eine Lady, die einen coolen Auftritt hinlegen darf, und der dauert nur ein paar Sekunden.

Immer wieder blitzt feiner Humor in den Dialogen auf. Da wird Driver nach einer atemberaubenden Vorführfahrt mit einem potenziellen Geschäftspartner bekannt gemacht und er zögert, ihm die Hand zu reichen. My hands are dirty, sagt er. Und der andere entgegnet: So are mine.

It was years ago when I ordered an anthology with American poetry in the library just to browse. There were only two poems by W.S. Merwin, whom I never heard of, and immediately I was intrigued. I could feel a real und deep experience behind the sentences, but there was a strong element of surrealism and magic, too, and it was this mixture I loved. I bought the books where the chosen poems had taken from: “The Lice” (1967) and “The Carrier of Ladders” (1970), and some of the poems have been my favourites since then and I appreciated them more than German poems of that time.

No poet in Germany seemed to know Merwin, who was born in 1927, but in the US he is famous, a two-time Pulitzer winner. This year two books with translations and originals of Merwin´s poems were published in German publishing houses: “Nach den Libellen” (Carl Hanser Verlag) and “The shadow of Sirius / Der Schatten des Sirius” (Leipziger Literaturverlag). In one of the forewords I got the hint for a feature documentary about the life and work of W.S. Merwin, titled “Even though the whole world is burning”. Someone said in this film, people who read Merwin have been affected by his word – I mean affected for life. And I could confirm this, even though it were only a few of his poems, sometimes only a few lines, that hit me strongly and unforgettable.

When Merwin was 21 years old, in 1948, he visited Ezra Pound, who was declared for mentally ill, in Elisabeth hospital in Washington to ask for some advice to become good as a poet. (Just imagine that action itself!) Ezra Pound recommended Merwin to travel and to translate. Merwin lived several years in France and returned to the US. His generation´s ailment is the Vietnam War. In the Seventies Merwin studied Zen Buddhism and emigrated to Hawaii and as I watched the beautiful landscape and the coast line in some way it felt so familiar and immediately I thought of LOST, the series some of the Manafonistas including me are enthusiastic about and which is mostly set in Hawaii. Merwin is not only a very productive poet and of course he changed his poetological approach over time, but he´s also an environmental activist. He did change the climate on Hawaii. He made it 5 degrees colder due to the trees he planted.


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