Manafonistas

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Archives: April 2018

Auf den ersten Klang, und auch den zweiten Eindruck hin, sind diese beiden Alben in einander fernen Welten anzusiedeln, auch wenn sie beide Musterbeispiele von „independant production“ sind. Was mögen schon Yo La Tengo und Jakob Bro gemeinsam haben, gelten die einen doch als Nachfahren von Velvet Underground und Erkunder einer unendlichen Plattensammlung, der andere als Spezialist für kammermusikalischen Jazzfeinstoff.

Jedoch: beiden Werken ist selbst im Traumverlorenen der Aufruhr nicht fremd. Am Rande von Nichts und Stille (und dem nicht minder weiten Feld der Melancholie) an Ausstrahlung nicht zu verlieren, ist allemal Kunst, und wie trefflich spiegelt sich das auch im Wettbewerb der Unauffälligkeit, den beide Cover mit guten Argumenten für sich entscheiden könnten!

Solche Alben werden oft marginal wahrgenommen oder pflichtgemäss (im typischen „ECM“- oder „Indie-Rock“-Rezeptionsfeld). Das ist naheliegend, produziert aber leicht vertraute Wahrnehmungen. Dabei lebt jede Besprechung von den Besonderheiten genauer Beobachtung und freischwebender Aufmerksamkeit, und erst die Abweichung von geläufiger Lobrede nimmt die Spur des Besonderen auf.

 

 

Neben dem Bassisten Thomas Morgan bereichern auf Returnings zwei Altmeister ihres Fachs das Ensemble, die erstmals, lang ist’s her, auf Terje Rypdals „Fusion“-Meilenstein Waves zusammenspielten: Palle Mikkelborg, Trompete, und Jon Christensen, Schlagzeug. Ist Jakob Bros Gitarrenspiel einmal mehr eine unerschöpfliche Studie in Transparenz, steuern Mikkelborg und Christensen im besten Sinne Eigensinniges bei: der Trompeter mit eindringlicher Strahlkraft selbst in abgründigen Zonen (so verinnerlicht habe ihn bislang nie gehört), der Schlagzeuger, indem er kaum je einen Rhythmus aufrechthält, allein Suggestionen und Schattenklänge zelebriert. In keinem Moment läuft das Album Gefahr, in (blauen) Pastelltönen zu zerfliessen – zwei lange Stücke sorgen, ideal platziert, für  eine Art Wildheit, ja, Furor, die dem Werk immense Spannung verleihen.

 

 

Und Yo La Tengo? Michael Hann nimmt die Echos der Klangfarbe Blau in ihrem jüngsten Werk auf:

 

The chorus that Georgia Hubley sings softly on the second track of Yo La Tengo’s 15th studio album serves almost as a mission statement for the trio: “Whenever I see you, there are shades of blue.” Yo La Tengo are, as so often, blue: but theirs is not the midnight blue of despair, but the pale blue of melancholy, and sometimes the sharp, unending blue of a cloudless sky. The song exemplifies the group in other ways: its jaunty rhythm is taken straight from 60s beat pop, befitting their record collector reputation, but recast into something somnambulant and soothing all their own.

 

Natürlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, an dieser Stelle lediglich der auch nicht mehr überraschende Hinweis, der Musik beider Platten am besten in den Abend- und Nachtstunden zu lauschen. Auf jeden Fall für mich das bislang faszinierendste Album von Jakob Bro, und eines der vier reichhaltigsten Werke von Yo La Tengo, neben „I Can Hear The Heart Beating As One“, „And Then Nothing Turned Itself Inside Out“, und „Painful“!

2018 9 Apr.

The end of reconciliation

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„I think for the foreseeable future we have to disabuse ourselves of any ideas of unifying, or coming together, or all getting along. I don’t think we’re going to reconcile the America that elected the first African American president with the America that just elected a president avidly endorsed by the Ku Klux Klan – I’m not sure I even want to reconcile the two.“

 

(Steve Erickson, author of „Amnesiascope“ and other great novels)

 

2018 8 Apr.

Neue Verkehrsregeln Sing Halleluja

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2018 8 Apr.

A knock at the door

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Dear friends,

 

they offered this opportunity, and I agreed. It‘s the infamous „wooden cabin“, known (in general and all its mythical dimensions), as a place for singers and songwriters in recluse, for people reading Thoreau, lovers’ retreat, or just taking a break from mobile phones. This cabin is placed on the island of Amrum, close to a forest – and a place that once offered shelter for the first German Kinks fanclub. From old days on, I stayed in contact with those nice guys, and now they invited me for a freewheelin‘ visit that will end the day before my live show on April 21st. Quiet days, no web, no photos, just listening to the waves and the music, walking, eating fish, writing some lines for my campfire radio night in the long hours before the record store day will open its doors. It‘s quite a pile of records I have transported here. Arriving at night, the first thing I have been listening to is the „Standards Vol. IV“ album from The National Jazz Trio of Scotland. No jazz, no standards, but sublime songs with a nod to the spirit of Young Marble Giants. Oh, a knock at the door. Hope you will join the „Klanghorizonte“!

 

Best, Michael

2018 7 Apr.

Nordub

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Gefunden. Da haben sich die Richtigen gefunden! Immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Klangräumen. Zugegebenerweise hätte man da sicherlich auch schon früher drauf kommen können (vielleicht werde ich jetzt zu meiner großen Freude eines besseren belehrt…) Dub mit kühlem nordischen Jazz und subtiler Elektronik zu mischen, aber dafür ist das Ergebnis nun exzellent und äußerst hörenswert. Keine Geringeren als Sly & Robbie fanden doch Nils Peter Molvaer schon immer gut und so kam es irgendwann 2016 zu einem Projekt, deren erste Einspielung mit Eivind Aarset und Vladislav Delay jetzt vorliegt. Zum Glück habe ich seit kurzem einen Subwoofer, der ordentlich hilft dieses Klangspektrum zur Geltung zu bringen. Der tiefe, wuchtige Bass, die jamaikanischen, recht experimentellen Drums und die Trompete verbinden sich mit einer entspannten Selbstverständlichkeit und dazwischen verbinden, modulieren und akzentuieren Eivind Aarsets Gitarre und die elektronische Bearbeitung Vladislav Delays und zusammen schaffen sie eine wunderbare Vielschichtigkeit, der man stets den Spaß beim gemeinsamen Jammen anhört. Ethnotrance, die sich passagenweise vor Jon Hassell verneigt und als Gruppe weit über die Summe ihrer Teile hinauswächst. Für mich jedenfalls ein klares Highlight des Jahres.

 
 
 

 


 
 

Song titles such as „The Big Wind,“ „Form,“ „Walking,“ and „Aerial View“ convey a marriage of sound and word. The strong Asian influence present in much of Tibbetts‘ music is less obvious on „Northern Song“, but an openness to non-western music, as well as a reverence for the natural world and big landscapes still prevails. The songs sound like music for a locale defined by the elements and surrounded by a lot of primeval space. Space and sky, time and wind, rock and earth. More accurately, it’s the music of a rich wild nothingness. A wild nothingness sometimes dark, occasionally lonely, but just as often warm, intimate and inviting.

(Rob Caldwell, All About Jazz)

 

Of course, his albums have nothing to do with jazz. I‘m waiting for a new record by Steve Tibbetts, like I‘ve been waiting, over the years, with a similar set of joyful sensations, for forthcoming albums by other favourites of mine. Tibbetts made records of high diversity, and I nearly fell for all of them. I still think, one of his works, „Full Moon Dogs“ ist one of the most disturbing and wild hardcore „fusion records“ ever made. For „Big Map Idea“, I wrote the liner notes. When he called his last and very sophisticated CD, „Natural Causes“, with a sense of irony, „a three-legged dog“, what can we expect from his forthcoming work: an army of cats? Wait and listen!

(m.e.)

2018 6 Apr.

An einem Nachmittag auf Schloss Elmau

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Hearst a nit wia die Zeit vergeht singen die Alpinkatzen.

 
 

Der G Punkt Gipfel ist längst vorbei, geblieben ist das seltsam solitäre Schloss in der Elmau. Man erreicht es von Garmisch-Partenkirchen aus mit einer viertelstündigen Regionalbahnfahrt und einer anschließenden eineinhalbstündigen Wanderung. An der angemessenen Auffahrt zum Schloss will man augenblicklich den Rückweg antreten, so ausladend sind die Schilder: „Eintritt in das Luxushotel nur für Hotelgäste.“

Ich habe mich selten von Sperrungen oder Verboten beeindrucken lassen. Wir leben in der Moderne, wo das Subjekt gelernt hat, in sich hineinzuhören! Ich betrete das 5-Sterne Retreat und gehe gelassen an den beiden Empfangsdesken vorbei, steuere auf eine Tür mit dem Namen Liperello zu, trete ein und setze mich an den noch einzigen freien Tisch. Aha, hier sind sie also, die „Unentbehrlichen“ (Ilija Trojanow).

Der livrierte Kellner bittet mich um meine Zimmernummer, ich bitte um einen Kaffee, der Trainierte fragt noch einmal, mein Blick fällt auf einen Herrn mir gegenüber, ja ist das nicht, doch doch, da sitzt Roland Spiegel, Jazz Redakteur beim BR, ich sage geistesgegenwärtig: „Ich wohne nicht in diesem Hotel. Ich habe hier eine Verabredung mit einem Herrn vom Deutschlandfunk.“ Der ausgezeichnete Schümli kostet 5 Euro inklusive Babygeschrei vom Nachbartisch. Hier wird Edutainment angeboten für die Kleinsten der Nichtüberflüssigen. Es findet ein Schachturnier für Sechsjährige statt. Kleine Mädchen schleppen Schachbretter wie Schutzschilde vor sich her.

Ich verlasse diese seltsame Lounge. Mein Ziel ist der renommierte Konzertsaal, wo schon so viele Götter und Göttchen gespielt haben. Im März erst trat Brad Mehldau dort auf. Der Konzertraum ist erstaunlich klein. Schwere dunkelrote Sessel stehen unter goldverkleideten Stehlampen in einem Halbrund zur Bühne. Auf einem Louis 14 Tischchen liegt ein Programm für 2018. Ich sehe unter „Jazz“ folgende Künstlernamen:

 
 

Nils Wülker

Jukka Perko (kenne und mag ich)

Sebastian Gürtler

Joo Kraus

Cleo

Trilok Guru (Neuentdeckung für mich, coole indische Rhythmen)

Kinga Glyk Trio (habe mir paar Stücke angehört, die polnische Bassistin gefällt mir)

Kristjan Randalu Trio (habe mir ABSENCE angehört, na, wenn das nichts für Michael ist)

 
 

Ansonsten kommt natürlich die Luxustruppe aus dem FAZ Feuilleton angereist: Felicitas von Lovenberg trifft auf Grütters. Wie cool wäre das denn, wenn sie mal ein bisschen Schwung in die lahme Runde brächten und den hyper zeitgenössischen Text von Mick Jagger diskutierten: „GIMME SHELTER“. Und dann muss ich doch schmunzeln. Heinz Bude darf vorlesen aus Adorno für Ruinenkinder. Herrlich, das passt. Gestern habe ich das Championspiel Bayern München gegen Sevilla in einem oberbayrischen Gasthof angesehen. Er war überfüllt bis auf einen freien Tisch, an dem ein Neger alleine saß. Ich bin ein Kind von Fassbinder (Angst essen Seele auf). Ich setzte mich zu ihm. Wir sprachen nicht miteinander.

Als ich heute auf der Zugspitze stand, fragte ich mich, was ich aus dieser schönen Welt mitnehmen würde in eine mir unbekannte. Neben mir stand Effi mit dem DFB Pokal in der Hand für Werbeaufnahmen. Stinkefinger würde ich nicht mitnehmen. Vielleicht etwas aus der Kunst?  Ja klar, eine TÜTE LUFT (Duchamp).

2018 6 Apr.

Hot contenders for our „Albums of May & June“

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Matmos / These New Puritans / David Torn / The Comet Is Coming  / Stale Storlokken / Sokratis Sinopoulos Quartet / Brian Harnetty ** / Aldous Harding // Bang / Aarset / Honoré / Rohrer // Stephan Micus / Areni Agbabian / Fire! Orchestra / The Leisure Society / Erlend Apneseth Trio w/ Frode Haltli / Maria Farantouri / Michele Rabbia – Gianluca Petrella – Eivind Aarset / Tim Hecker ***

 

 

 

 

 

* „Sound goes round. Enter tribal drums and gritty alto saxophone. Drums add a modern swing touch soon, eletcric guitar in glooming mode, no fireworks in the opening minutes, more the clearing of a field. A jungle feel is established, life on all niches and corners. Call it swirling around. The alto goes for a long ride, not the leader of the pack, just a primoridal voice, a textural thing in the wilderness. You‘re inside, the big groove thing comes in before the first twelve minutes, turbulence code red. The guitar is changing dialects, the lion doesn‘t sleep tonight. Fair warning. Beautiful textural shifts. This  first of three tracks, „Eye Meddle“, comes from the album „Sun Of Goldfinger“. The main cast: David Torn, Tim Berne, Ches Smith.“ (m.e.)

 

** Brian Harnetty‘s forthcoming album (April 26) is an intruiging blend of archive recordings and, well, melancholic chamber-folk recordings feat. Paul de Jong (The Books). A fantastic edition in pocket book format, with introductory essay, sources, dialogues etc. – an exquisite journey through time!

 

*** „That World“

 

1982 gehört zu meinen wildesten Jahren, und so wundert es mich, dass ich mich nicht daran erinnere, wann und wie  mich, an einem Tag in jenen zwölf Monaten, die mich gnadenlos durch Höhen und Tiefen purzeln liessen (mit meiner tätigen Mithilfe), via „jazz py post“ (wie sonst am Ende der Welt) ein Päckchen aus München erreichte, mit Gary Peacocks „Voice from the Past“ – diese Wahnsinnsmusik hätte sich, auch mit dem farbig aufgerissenen Himmelsmotiv, bestens in meinen Soundtrack jenes Jahres eingefügt.

 

Noch heute produzieren die Kompositionen Gänsehaut, so eindringlich, dass man sich ihnen ganz hingeben muss, lauschend: eine Traumgruppe hatte der amerikanische Basssist um sich geschart, und von dem stetig befeuerten Jack DeJohnette abgesehen, spielten Tomasz Stanko und Jan Garbarek mit einer Furiosität,  von der sie in nachfolgenden Jahrzehnten weitgehend ablassen würden, zugunsten anderer Spielideale. Als sollten es die Soli ihres Lebens werden, als würden sie ALLES hineinlegen! Selten passt das Wort „entfesselt“ mehr, und auch die im Titel zu vernehmende „Stimme aus der Vergangenheit“ kommt eher aus slawischen Urwäldern und des Bassmannes Erinnerungen an Jazzclubzeiten mit Albert Ayler, als aus einem idyllischen Shangrila.

 

„Guamba“ erschien fünf Jahre später, 1987, an das Cover erinnere ich mich, denn ich mochte es auf Anhieb, und es gibt einige dieser Art, bei denen sich sonderbare Gestalten im Vordergrund eher im Kontakt befinden mit dem Horizont und dem Abgelegenen als der Porträtlaune eines Fotografen zu folgen (man denke nur an den Wanderer auf einer John Surman-Platte, „The Amazing Adventures of Simon Simon“).  Instrumental gesehen ist es die gleiche Besetzung, allerdings spielt neben Jan Garbarek Palle Mikkelborg Trompete (ich habe zwei Lieblingsscheiben, an denen der Däne mitwirkt, „Waves“ und „Returnings“, gerade mal vier Jahrzehnte liegen zwischen ihnen, wer sagt, Zeit fliegt?), und am Schlagzeug sitzt Peter Erskine.

 

In meiner leicht pastell getönten, flüchtigen  Erinnerung (ich verlor das Werk bei irgendeinem Umzug) ist das Album im Vergleich viel melodischer, weniger ekstatisch. Es hat also bei mir nicht so viele Spuren hinterlassen, und doch möchte ich es gerne auf Vinyl wiederhören. Ich wäre sehr, sehr gespannt, wie dann diese „Stimme aus der Vergangenheit“ tönt.

2018 5 Apr.

Listening to Pictures

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Tracklist:

 

1. Dreaming
2. Picnic
3. Slipstream
4. Al Kongo Udu
5. Pastorale Vassant
6. Manga Scene
7. Her First Rain
8. Ndeya

 


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