Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

Auf den ersten Klang, und auch den zweiten Eindruck hin, sind diese beiden Alben in einander fernen Welten anzusiedeln, auch wenn sie beide Musterbeispiele von „independant production“ sind. Was mögen schon Yo La Tengo und Jakob Bro gemeinsam haben, gelten die einen doch als Nachfahren von Velvet Underground und Erkunder einer unendlichen Plattensammlung, der andere als Spezialist für kammermusikalischen Jazzfeinstoff.

Jedoch: beiden Werken ist selbst im Traumverlorenen der Aufruhr nicht fremd. Am Rande von Nichts und Stille (und dem nicht minder weiten Feld der Melancholie) an Ausstrahlung nicht zu verlieren, ist allemal Kunst, und wie trefflich spiegelt sich das auch im Wettbewerb der Unauffälligkeit, den beide Cover mit guten Argumenten für sich entscheiden könnten!

Solche Alben werden oft marginal wahrgenommen oder pflichtgemäss (im typischen „ECM“- oder „Indie-Rock“-Rezeptionsfeld). Das ist naheliegend, produziert aber leicht vertraute Wahrnehmungen. Dabei lebt jede Besprechung von den Besonderheiten genauer Beobachtung und freischwebender Aufmerksamkeit, und erst die Abweichung von geläufiger Lobrede nimmt die Spur des Besonderen auf.

 

 

Neben dem Bassisten Thomas Morgan bereichern auf Returnings zwei Altmeister ihres Fachs das Ensemble, die erstmals, lang ist’s her, auf Terje Rypdals „Fusion“-Meilenstein Waves zusammenspielten: Palle Mikkelborg, Trompete, und Jon Christensen, Schlagzeug. Ist Jakob Bros Gitarrenspiel einmal mehr eine unerschöpfliche Studie in Transparenz, steuern Mikkelborg und Christensen im besten Sinne Eigensinniges bei: der Trompeter mit eindringlicher Strahlkraft selbst in abgründigen Zonen (so verinnerlicht habe ihn bislang nie gehört), der Schlagzeuger, indem er kaum je einen Rhythmus aufrechthält, allein Suggestionen und Schattenklänge zelebriert. In keinem Moment läuft das Album Gefahr, in (blauen) Pastelltönen zu zerfliessen – zwei lange Stücke sorgen, ideal platziert, für  eine Art Wildheit, ja, Furor, die dem Werk immense Spannung verleihen.

 

 

Und Yo La Tengo? Michael Hann nimmt die Echos der Klangfarbe Blau in ihrem jüngsten Werk auf:

 

The chorus that Georgia Hubley sings softly on the second track of Yo La Tengo’s 15th studio album serves almost as a mission statement for the trio: “Whenever I see you, there are shades of blue.” Yo La Tengo are, as so often, blue: but theirs is not the midnight blue of despair, but the pale blue of melancholy, and sometimes the sharp, unending blue of a cloudless sky. The song exemplifies the group in other ways: its jaunty rhythm is taken straight from 60s beat pop, befitting their record collector reputation, but recast into something somnambulant and soothing all their own.

 

Natürlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, an dieser Stelle lediglich der auch nicht mehr überraschende Hinweis, der Musik beider Platten am besten in den Abend- und Nachtstunden zu lauschen. Auf jeden Fall für mich das bislang faszinierendste Album von Jakob Bro, und eines der vier reichhaltigsten Werke von Yo La Tengo, neben „I Can Hear The Heart Beating As One“, „And Then Nothing Turned Itself Inside Out“, und „Painful“!

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