Manafonistas

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Archives: März 2018

2018 3 März

The Summit Studio Performance

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Boz Burrell: Vocals, Bass
Robert Fripp: Guitar, (Mellotron)
Mel Collins: Saxes, Flute
Ian Wallace: Drums

 
 

Kaum ging die „Islands“-Ära zur Neige (speziell Seite 1 der Langspielplatte ist nach wie vor überwältigend), schien King Crimson am Ende, sehr früh, 1972, und die klanglich mangelhaften Live-Dokumente des Albums „Earthbound“ schienen ihren Schwanengesang zu besiegeln.

Dass es anders kam, mit neuer Besegzung,  wissen wir, dass die Lo-Fi-Qualität dieses marginalen Werkes für allerlei Nasenrümpfen sorgte, klar, aber es fand sich auch einiges an Wertschätzung: Richard Williams (mein Lieblingskritiker damals) feierte die Radikalität, die Rohheit der Musik, Nick Cave erklärte es später zu einem Schatz seiner Plattensammlung – nun liegt seit Monaten die erweiterte, überarbeitete Fassung von „Earthbound“ als CD/DVD vor.

Als erstes machte ich mich über das einzige Extra her, zu dem sich ein Surround-Mix von David Singleton fand. Und was kann ich sagen: ich lausche seitdem diesen „Summit Live Performances“ mit wachsender Begeisterung – der knochentrockene (und in diesem Rahmen grandiose) Sound, die launigen Ansagen der Musiker, die Exzesse von Trommeln, Saxofon und Egitarre, die gesitteteten Verkündigungen des DJs am Ort, der immer denkt, die Veranstaltung gehe zuende, während Wallace den Komiker gibt, Fripp den Joker, und unverhofft ein weiteres Finale daherkommt, eine mehr als halbstündige Marihuana-Version von „The Creator Has A Masterplan“, dazu das kleine Publikum – im herrlich restaurierten Quad-Sound ist man mittendrin und beobachtet das innige Lächeln einiger Anwesender.

Das Mellotron bleibt an diesem Abend übrigens im kleinen Lastwagen, Nacktheit scheint angesagt. Also, dies ist fürwahr einer der wildesten und bizarrsten Auftritte von King Crimson ever. Ich höre es sehr laut, und bin sprachlos. Nennen Sie nie wieder Mel Collins „Mellow Mel“! Ich habe bislang nichts anderes von diesem Opus gehört, ich komme einfach nicht aus diesem Klub heraus – wo bin ich da überhaupt, in London, irgendwo in den USA!? (Ich habe recherchiert, ich bin in Denver, Colorado, da wollte ich schon immer mal hin.)

2018 2 März

Cold Song

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Lautlos schwebt der kirschrote Tesla durch die frostklare Mondnacht zu Boden während im Hintergrund leise ein altes, kaputt klingendes Harmonium immer wieder den gleichen Akkord spielt. Keiner weiß, wie lange er in der Erdumlaufbahn war. Als die Reifen den Boden berühren sinkt die Temperatur noch ein bisschen weiter ab und fast ganz unmerklich bleibt die Zeit stehen.

 

What power art thou
Who from below
Hast made me rise …

 

Verhalten erklingen diese Worte von Susanna’s fragiler Stimme während sich die Tür des roten Sportwagens langsam öffnet und ein hagerer Herr, eine clowneske Kunstgestalt in schwerfälligen Bewegungen aussteigt. Kalt war es im Orbit, aber nun in der Zeitvergessenheit, fällt alles Verflossene von ihm ab und mit seinem bizarr geschminkten fahlen Gesicht wendet er seinen Blick umher bis er auf einen älteren Herrn auf einem Klappstuhl fällt, der dort schon immer gesessen zu haben scheint. „Ja, die Frostnacht …“ murmelt dieser leise und lauscht dem entrückten Gesang der uralten Arie. Ganz so hatte er sich das klanglich nicht vorgestellt, aber es ging eine unheimliche Atmosphäre von ihr aus, die ihn sofort wieder packte und ihn seine King Arthur-Partitur fester umschlingen ließ. Das alte Harmonium verebbt gerade als die hagere Gestalt den Herrn auf dem Stuhl erreicht und sich lautlos vor ihm verbeugt und während der Geist Susanna’s mit dem fahlen Mondlicht verschmilzt beginnt Klaus Nomi mit seiner Falsettstimme die letzte Strophe zu singen:

 

Let me, let me
Freeze again to death
Let me, let me, let me
Freeze again to death …

 
 
 

 
 
 

Nahe des absoluten Nullpunktes spielt Zeit keine Rolle mehr, alles ist erstarrt für die Ewigkeit. Zufrieden erhebt sich Henry Purcell von seinem Stuhl und streicht sich den Raureif aus den Haaren, lächelt sanft bevor er im aufkommenden Nebel verschwindet …

2018 1 März

Sakamoto in Berlin

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Da Ryuichi Sakamoto in diesem Jahr Mitglied der internationalen Berlinale-Jury war, präsentierte das Festival in der „Special“-Reihe den Konzertfilm Ryuichi Sakamoto: async Live at the Park Avenue Armory (Trailer). Kein unbedingt sehenswerter Dokumentarfilm, vielleicht am ehesten für Fans; es wird schlicht zum ersten Mal das Album async dargeboten, in kompletter Länge und ziemlich nah am Original. Zwar geht aus dem Film kaum hervor, was de facto live in concert gespielt wurde und was „vom Band“ kam, doch der intime Konzert-Doku-Film ließ mich das Album mit neuen Ohren hören, da man den Meister beim präzisen Gestalten einiger Klänge erlebt und daher besser verstehen kann, was er für die CD tatsächlich gestaltet und ausgearbeitet hat, und so regte der Film (mit dem sehr guten Saal-Sound) auch ein bewussteres Wiederhören der CD zu Hause an. Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem „Publikumsgespräch“ nach der Vorführung im Haus der Berliner Festspiele letzte Woche; Sakamoto fasst zusammen, worum es ihm bei async ging.

 

Sakamoto’s solo album have always leaned more toward the avant-garde sonics of John Cage or Terry Riley than his more conventionally melodic, accessible film scores. At one point in this performance, he leans into the guts of his piano and plucks pizzicato notes from the interior strings with what looks like a chopstick. Later, he abandons conventional instruments altogether and generates sound from a cluster of modernist sculptures, bowing a curved set of chiming metal rods before teasing out ghostly squeals by scraping microphones across a sheet of glass. These experimental digressions may sound almost comically pretentious on paper, but the effects they create are often sublime. […] There are few concessions to nonfans in Live at the Park Avenue Armory, but neutral newcomers to Sakamoto’s brand of high-art music may find themselves captivated by its exquisite beauty and understated emotional force.

Stephen Dalton, THR

 

Eigentlich ist async Live at the Park Avenue Armory ja nur die Coda zum Film Coda, dem persönlichen, im letzten Jahr in Venedig uraufgeführten  Dokumentarfilm über Sakamoto auf dem Weg durch seine Krebserkrankung, hin zum schließlich entstehenden Album. Der Trailer sieht toll aus, und was ich bislang über den Film weiß, macht mich sehr neugierig darauf, ihn zu sehen. Hier sprechen Ryuichi Sakamoto und Regisseur Stephen Nomura Schible im Rahmen des Filmfestivals in Venedig über den Film.

2018 1 März

A Fabric Softener

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Die erste Frau, die mich stalkte, schrieb mir seitenweise, wie sie mich abstechen wollte. Ein seelisch desolater, verklemmt aggressiver Kulturkritiker schrieb Jahre später, ob einer wenig freundlichen, aber sachlich fundierten Kritk meinerseits, ich sei ein Psychopath, und er würde bei mir an den Irren denken, der vor Jahren ein Flugzeug absichtlich gegen eine Bergwand gefahren habe. Ich habe diese Hasstiraden gesammelt, und werde ihm beizeiten gepflegt eine reinhauen, so dass ihm die Ohren ein paar Tage klingeln. Die zweite Frau, die mich stalkte, entwarf eine perfide Gewaltfantasie und wollte mich nötigen, mit ihr das Bett zu teilen. Telefonterror und Emailterror. Einen Lastkraftwagenfahrer, der mich nachts auf einer langen einspurigen Autobahnstrecke bei schwerem Regen drangsalierte und stetig fast auf meine Stosstange fuhr, stellte ich auf einem Autobahnrastplatz vor Montabaur zur Rede, und als er mich nach gezielten Zurechtweisungen meinerseits aus dem Auto zerren wollte, stiess ich ihm die Fahrertür vor den Körper, in Notwehr, mit voller Wucht, so dass er sich wohl das Nasenbein brach. Da hatte ich Glück, das war ein Bizepsmann. Ich fuhr dreissig Meter weiter, blieb stehen, rief ihm zu, ob ich ihm einen Krankenwagen rufen solle, worauf er mir zurief: „Du bist tot!“ Ein etwas skurriler Akademiker bezeichnete mich unlängst als Alkoholiker, weil ich seine billige Abrechnung mit einem ehemaligen, geschätzten 79 Jahre alten Lehrer, als widerwärtig und abstossend bezeichnete – als zusätzliches „Beweismaterial“ diente ihm ein kleiner improvisierter Text über eine meiner Lieblingsplatte der Talking Heads. Er meinte, das Leben sei ein Narrenkäfig, und ich sei einer der grössten  Narren darin. Es ist einer seiner Lieblingssprüche, und wer so etwas endlos zitiert, kann bald gut an den eigenen Gitterstäben rattern.

2018 1 März

Die ewige Wiederkehr

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„Geht ein Zwerg durch die Lüneburger Heide …“ – Wie, Ihnen ist nicht nach Witzen?

Ok, vielleicht erzähle ich Ihnen dann von dem Zwerg im Zarathustra. Nein? Ist auch nicht gewünscht? Ja, Sie haben Recht, die Gedanken sind zu schwer. Dann versuche ich´s einmal mit Berichten über Filme, über solche, die im hohen Norden gedreht wurden. Zum Beispiel auf Utoyo. Warum der Regisseur Erik Poppe sich ausgerechnet mit diesem schweren Stoff beschäftigte, erschließt sich mir nicht ganz. Ein Drama über solch ein unvergessliches Ereignis zu drehen, muss einen Sinn machen. Wissen Sie vielleicht welchen? Der Regisseur will der OPFER gedenken. Niemand soll sie vergessen. Ich meine, dass jeder, der ein Opfer zu beklagen hatte, sein Leben lang diesen Schmerz mit sich herumtragen wird.

Um es Ihnen in dieser scheusslichen Welt einen Augenlick angenehmer werden zu lassen, empfehle ich Ihnen, der klaren Stimme einer schwedischen Kulning-Sängerin zuzuhören. Mit dieser freundlichen Gesangstechnik geht Andrej Tarkovsky in seinem Film OPFER sehr einsatzbewusst um. Dieser Film wurde 1986 auf Gotland gedreht. Es war leider sein letzter Film. Welch grosses Nachdenken über die Welt wie sie ist, was sie ist, verbunden mit Zuversicht (Am Ende sagt der kleine Junge: „Am Anfang war das Wort. Papa, warum?“). Diese grossen Fragen sind nicht in dem mit dem Goldenen Bären 2018 ausgezeichneten Film Touch me not enthalten. Wen interessiert das Sexualverhalten irgendwelcher Protagonisten? Wenn Tom Twyker meint, dass hier die Zukunft bewertet wurde, dann lege ich ihm nahe, bei Sloterdijk nachzulesen, was dieser kurz und bündig auf die Frage nach seinem Sexualverhalten geantwortet hat: „Ich bevorzuge die Missionarsstellung.“

Halten Sie es auch für bedauernswert, dass die deutschen Filmkünstler ziemlich stiefmütterlich abgetan wurden? In den Gängen von Thomas Stuber, oder der beeindruckende Schauspieler Rogowski, oder meinetwegen der Gabelstapler hätten honoriert werden müssen. Aber so ist das mit der Salonpersonnage, Preise für Müllart allüberall.

Nun komme ich zu dem Teil der Kunst, der Ihnen als angenehm erscheinen dürfte. Lehnen Sie sich nach Brecht Geheiss zurück und pflegen Sie deep listening mit Werken aus hochbegabten Schöpfertagen:
 
 

Reflection Steamhammer
Red White Blues Image
On time Grand Funk Railroad
T.B. Sheets Van Morrison
Just for love Quicksilver
Pickin‘ up the pieces Poco
The Flying Burrito Bros

AND DON’T FORGET THE BLUES
Jimmy Reed Shame
Jimmy Page Shake
T- Bone Walker Stormy Monday

 
 
Zarathustra: „Was that life? Well, then once again!“

 

 
 
 
Hello Micha,
 

thanks for writing, it’s nice to know that someone cares about the photos!

Yes the cover is really a photo, it’s a kind of technique I have developed during the years because I’ve been always attracted by water and by paintings. I have made many series about that. Usually when I shoot I have already an image in mind connected to the feeling of the moment. This one is a sea landscape which I processed with some filters to get to the image I had in my mind. The beauty of water is that is changing endlessly and if you are patient enough you will catch the moment which fits with your feelings…

 

I love very much the music of Andy Sheppard and how the music flows with these musicians. I feel a connection between the cover photo and the music, I think that they share a kind of smoothness, a feeling of flowing like water does and at the same time of peace and silence. I don’t like so much to talk about the photos though, I almost never give a title to them because I like to leave some mystery and some space to the imagination of who’s watching.

 

In case you would be interested here is the link to my website where you can see some of my works:

 
caterinadiperri.com

 

best

Caterina

2018 1 März

Tinnitus Lullaby (from Glasgow, Scotland)

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