Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: September 2017

 

 
 
 
The new album, Last Leaf by the Danish String Quartet (ECM New series,) is the kind of music that beckons one to listen in wonder, like a child. At its heart, it’s an album of deeply felt folk music, albeit dressed in superb, sophisticated arrangements and executed with consummate classical precision. Put it on and at once, you’re in familiar territory. Yet, what was that strange chord there, and why did that song start out one way and take me here …?

Besides the odd moment of untraditional dissonance, there are times when the album invokes classical minimalism, inviting one to think of Terry Riley’s string quartets – in more reflective moments I hear snippets of Arvo Part at his most spare. I even hear moments that remind me of Lou Harrison. But then, suddenly the group is off at a bright pace on what almost sounds like a traditional jig from the British isles. I have found Scandinavian folk music to be like that sometimes, not so very far from the British Isles after all, and I like it.

This is a gorgeous album that is almost impossible not to like. It is by turns, dramatic, mournful, playful and ecstatic. But it is always beautiful, sounding like it rose from a natural spring fully formed and perfectly in tune, so light and dynamic it feels as if it is being played by angels.

 

 

And what says the madman? What madmen say!

2017 24 Sep.

Addiction. What addiction?

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Hälfte des Lebens

 

Mit gelben Birnen hänget

Und voll mit wilden Rosen

Das Land in den See,

Ihr holden Schwäne,

Und trunken von Küssen

Tunkt ihr das Haupt

Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehme ich, wenn

Es Winter ist, Blumen, und wo

Den Sonnenschein,

Und Schatten der Erde?

Die Mauern stehn

Sprachlos und kalt, im Winde

Klirren die Fahnen.

 

(Friedrich Hölderlin)

 
 

Many Rivers to Cross

 

Many rivers to cross

But I can’t  seem to find my way over

Wandering I am lost as I travel along

The white cliffs of Dover

Many rivers to cross and it s only my will

That keeps me alive

I ve been licked, washed up for years and

I merely survive because of my pride.

 

(Jimmy Cliff)

 
 

Hilde Domin: Nicht müde werden sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten. 

 

Ich bin nicht chronologlisch vorgegangen bei der Beschäftigung mit dem Werk von Alejandro González Iñárritu. Es ist sein vierter Film und der dritte von ihm, den ich gesehen habe, nach „21 Gramm“ und „Babel“. „Biutiful“ ist insofern anders strukturiert, als der Film hauptsächlich an einem Ort spielt, nämlich in Barcelona, und im Zentrum nur eine Hauptfigur steht. Es ist Javier Bardem, der in „21 Gramm“ einen Familienvater spielt, der nach einem langen Gefängnisaufenthalt im religiösen Glauben Halt sucht. In „Biutiful“ spielt er Uxbal, der, wie man vielleicht dezent sagen könnte, Geschäfte macht. Weil seine Frau eine bipolare Störung hat, hat er das alleinige Sorgerecht für seine beiden Kinder, ein Mädchen, vielleicht 12, und einen Jungen, vielleicht 7 Jahre alt. Die Spannung liegt weniger im Plot, eher in der Erzählweise und in der Auswahl der Bilder, im Schnitt. Es wird viel oder ausschließlich mit der Handkamera gearbeitet, was teilweise eine enorme Unruhe erzeugt. Trotz der existenziellen Belastung, der Uxbal ausgesetzt ist, und obwohl ihm die Handlungsfäden aus den Händen gleiten, versucht er, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Die sozialen Verflechtungen seines Lebens sind vielfältig, was der Figur viele Möglichkeit zur Interaktion und viel Tiefe gibt. Die Frau, die Kinder, die widersprüchlich erscheinenden Jobs. Mit seinem Bruder, der einen Stripclub führt, verbindet ihn nur ein Rechtsproblem um das Grab des Vaters. Auf dem Kühlschrank stehen Fotografien aus glücklichen Zeiten, und es gibt Bilder, Blicke auf Barcelona, die nur einen Bruchteil einer Sekunde eingeblendet werden und die umso stärker wirken, weil man sie festhalten möchte. Uxbal scheint zudem eine besondere metaphysische Gabe zu haben, die ihn mit einer Frau verbindet, die er aufsucht, wenn er verzweifelt ist und Rat sucht. Das Zentrum seines Lebens aber sind seine Kinder, für die er eine Bedeutung haben will und die er zu anständigen Menschen erziehen möchte. „Papa, wie schreibt man `beautiful´?“ – „So, wie man es spricht.“ Mit den Kindern raus, in die Pyrenäen, damit sie den Schnee sehen. Wussten Sie, dass Eulen, bevor sie sterben, ein kleines Haarbüschel aus ihrem Schnabel verlieren?

2017 24 Sep.

Froher Herbst

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Die Verlängerung der pränatalen Adventszeit

 

Jedes Jahr kurz nach den Sommerferien Mitte September beginnt die Weihnachtszeit. Das habe ich von einem meiner Klavierschüler, die meine Musikinstrumente finanzierten, gelernt. Für ihn war es wichtig, der Erste zu sein, der Lebkuchen und Schokonikoläuse mitbrachte und damit den Unterricht sabotierte. Wir aßen alles auf, unterbrochen nur von seiner eindeutig gespielten Entrüstung, es sei doch noch nicht einmal Advent. War es aber doch irgendwie, denn es wurde höchste Zeit, mit dem Einüben von Weihnachtsliedern zu beginnen, die an Heiligabend zu präsentieren waren.

Das erwarteten die Eltern wie mein Schüler die Lebkuchen. Gefürchtet war besonders die Großmutter, die jedes Jahr pünktlich unterm Baum saß. Der Grund für die recht frühe Vorbereitung des Weihnachtsrepertoires war, dass sie bei jedem Fehler laut nach einem da capo verlangte und dadurch die Bescherung bis ins Unerträgliche verschob, was den mühsam ausgehandelten Kompromiss über den friedfertigen Ablauf des Abends ernsthaft gefährdete. Der Bericht über die Rezeption des Weihnachtskonzertes gehörte jedes Jahr zur ersten Klavierstunde im Januar; ich spendete Trost mit dem Hinweis, wir könnten froh sein, nicht so eine postnatal weihnachtssüchtige Tante zu haben wie Heinrich Böll sie beschrieben hat.

Vielleicht bin ja auch ich von Weihnachtszwängen beherrscht; obwohl ich seit Jahren keinen Klavierunterricht mehr gebe, komme ich im September nicht an Aldi oder Lidl vorbei, ohne nach Weihnachtswaren Ausschau zu halten. Ich kaufe dann extra was anderes und fühle mich für kurze Zeit frei. Ich komme aber dann nicht drum herum, anstatt schleunigst mit der Manafonistas-Jahresliste zu beginnen, zuerst das alljährliche Weihnachtsmixtape fertig zu stellen. Zur weiteren Einstimmung dazu bestelle ich etwas aus dem pünktlich am 15.9. im Briefkasten liegenden Lebkuchenkatalog aus Nürnberg, der von der Aufmachung her voll auf Weihnachten macht, ohne freilich das W-Wort auch nur ein einziges mal zu erwähnen. Heuer bestelle ich 2×12 Fläschchen aus Schokolade, gefüllt mit bekannten Spirituosen. Das hilft über den verlängerten Advent hinweg und verweist auf Silvester.

Das 2017-er Weihnachts-Mixtape scheint mir besonders gelungen zu sein, vereint es doch angemessene Stimmung, dinner-geeignete Dynamik, perfekte Übergänge, geschmackvolle Auswahl und eine kleine Portion Ich-kenne-mich-aus-mit-Musik-Besserwisserei – wie sich das für ein gutes Mixtape gehört.

Es beginnt mit dem Instrument der weihnachtlichen Fußgängerzonen: der Blockflöte, hier geblasen von Moondog, dem Pionier der Minimalmusiker. Ergiebig ist die CD „Himmelslieder“ (von Poulenc, Britten, Pärt und Kaminsksi; mit dem SWR Vokalensemble). Dazu ein Ausschnitt aus Paul Hindemiths Oper „Das lange Weihnachtsmahl“ über die Eskalation der Unterhaltung vor dem Christbaum. Jazzbeiträge liefern die vor kurzem verstorbene Pianistin Geri Allen und Carla Bley (mit Steve Swallow und dem The Partyka Brass Quintett) jeweils aus dem Repertoire einer ganzen Festtags-CD. Wenn noch etwas World Christmas dazu gemixt werden soll, dann empfiehlt sich stets als zuverlässig gute Quelle eine CD der „rough music guides“. Besonders erwähnt werden soll das entsprungene Ros in der extrem langsamen Version von Jan Sandström, die Bugge Wesseltofts vom Schnee berieseltes Klavier wie ein fliehendes Pferd (A flying ross) erscheinen läßt. Den Platz von „Last Christmas“ nimmt diesmal Nick Lowe mit „Christmas at the Airport“ ein.

Die Abschlussworte stammen von Ernst Jandl (Auszug):

 

„Machet auf den Türel, machet auf den Türel!
Dann kann herein das Herrrel. Dann kann herein das Herrrel.
Frohe Weihnacht! Frohe Weihnacht!
Und ich bin nur ein Hund.“

Jahrelang haben Björn Meyer, ein Vertreter des elektrischen Bassgitarrenspiels (man denke an seine Arbeiten mit Nik Bärtschs „Ronin“ oder Anouar Brahem) und der Instrumentenbauer Richard Rolf daran gearbeitet, eine akustische Bassgitarre zu entwickeln, die den Vorstellungen des Musikers entspricht. Auf der soben erschienen, fantastischen CD „Provenance“ (ECM) ist sie auf zwei Stücken zu hören.  Ich  fragte ihn, was genau er sich vorgestellt hatte, er könne es ruhig in analytischer Sprache formulieren, und dann habe ich sein charmantes Schweizerdeutsch (Björn ist gebürtiger Schwede) nur ganz dezent aufpoliert. (me) 

 

„Zuerst, nur dass es klar ist – die akustische Bassgitarre  kommt ja nur auf „Squizzle“ und „Garden of Silence“ vor, gell?

Also, zuerst physische Parameter: Mensur (leere-schwingende Saitenlänge) wie ein “normaler” E-Bass (ca.85 cm) – 6 Saiten, von tief bis hoch in etwa E-A-D-G (wie ein normaler Bass) dann C – F … mit der Möglichkeit, ein wenig herum zu experimentieren … ich  habe danach fast immer das E einen Ton tiefer gestimmt …  – Genügend Klang und Volumen, um unverstärkt mit z.b. Nyckelharpa und Geigen etc zu spielen, u.a. beim schwedischen Spielmannstreffen. Dabei will ich sowohl Bass als auch Malodie und Akkorde spielen können! – Wahrscheinlich eher Stahlsaiten …

Eher schwierige Parameter: “Wie eine sehr tief gestimmte stahlsaitige Gitarre klingen, aber mit ganz klar definierbarem Grundton! Bei Akkorden soll jeder Ton hörbar sein. Es soll „Attack“ haben wie z.b. Das gezupfte Cello, aber gleichzeitig lang klingen können, was natürlich mehr oder weniger unmöglich ist … – es soll dynamisch auf verschiedene Spielarten – Plektrum, Zupf, Slap, Flamencotremolos und Sonstiges sehr “organisch” reagieren können … nicht dass mit Plektrum gespielte Passagen unkontrollierbar stärker kommen als mit Finger gezupften …

Dann beim Saiten-Hersteller: Mehr Grundton als Marke X und mehr Obertöne / Brillianz als Marke Y … – Saitenzug möglichst wenig, so dass der Deckel möglichst frei schwingen kann, aber genügend,  um gute Volumen zu erhalten …

In etwa so ist es zu- und hergegangen … alles was mit Konstruktion und anderen Details zu tun hatte (Holz, Form, Grösse etc.) habe ich den Fachmännern überlassen!!

Was hört man wo ?

„Squizzle“:  Mensur länge wirkt hier fantastisch,  finde ich – der Klang der leeren Saiten in den melodiöseren Teilen – Auch dass jeder Ton heraushörbar ist, obwohl ich ziemlich wild herumschrumme – Attack und Dynamik bei verschiedenen Spielweisen erscheint mir  auch sehr gelungen.

„Garden of Silence“:  Es hat auch beim tiefsten Ton (D, den Grundpuls von Stück) genügend Klang, um das Auditorio Lugano zu füllen! – Der Deckel (Top) ist dünn genug um schwingen zu können aber stark genug um den gesammten Zug von 6 Saiten zu halten. Der Klang von diesen spezialgewickelten Stahlsaiten inpiriert mich sehr … Es wurden eben Stahlsaiten, aber mit ein wenig Nylon (im Dünnsten / Höchsten), um den Klang nicht ZU glitzerig zu machen …“

 

 
 
 

Auf Vinyl und CD nun wieder zu moderaten Preisen erhältlich, dieses kleine Juwel des wunderbaren belgischen Labels „Made To Measure“, das in den 80er Jahren schillernde Exkursionen in den Grenzgebieten von Avantgarde, Pop und Post-Pop verbreitete. Im Falle von Yazuaki Shimitsu ist solche Musik für den Kommerz (Jingles, Mini-Soundtracks etc.) mit hintersinnig doppelten Böden nicht so paradox, wie es erscheint, und auch schon früher realisiert worden: die begrenzte Zeit, das zu bedienende, mögliche Objekt der Begierde, solche vermeintlich einengenden Auftragsarbeiten haben die Kreativität oft auf verlockende Abwege geführt, Sinn gemacht und (Be)-Sinnlichkeit hergestellt, in prägnanten Dosierungen. Eben nicht NUR skurril! Und wie gute Filmmusik kann sie sich von den bewegten Vorlagen lösen. (im comment one eine treffliche Besprechung von Alan aus „Modern Vinyl“)

 

2017 23 Sep.

Japanese Jewels (4): Lisa

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Diesmal möchte ich von einem Album berichten, von dem ich rückblickend nicht mehr die geringste Ahnung habe, wie es in mein Leben kam. Manche Dinge stranden halt einfach irgendwo, treten in Erscheinung und bleiben. Bleiben, weil sie sich einfach als unerwartet und schön herausstellen. Wobei „schön“ hier keine aalglatte, sentimentale Grösse darstellt, sondern eine Art musikalisches Vexierspiel mit hohem ästhetischem Reiz. Da holt sich ein japanischer Rockmusiker, Masahide Sakuma, einen japanischen Viola da Gamba-Spieler und einen japanischen Blockflötisten und spielt Kammermusikstückchen, die irgendwo zwischen mittelalterlicher Musik aus streng japanischer Perspektive, experimenteller Elektronik, meditativen Drones und einer grandiosen Interpretation der Titelmelodie des Dritten Mannes (in Moll!) zu verorten ist und trotz der vielen subtilen Ecken und Kanten eine ungemein friedliche Atmosphäre hervorbringt, die nur in einer bislang unentdeckten musikalischen Parallelwelt angesiedelt ist. Produziert hat das Seigen Ono, von dessen eigenen Alben noch ein andermal zu berichten sein wird. Kleine, raffinierte Miniaturen, die über 30 Jahre nach ihrem Erscheinen und nach unzähligem Hören nichts von ihrem Reiz eingebüßt haben und ich zudem bei jedem weiteren Hören noch etwas entdecke, das mir bisher verborgen blieb, so als ob sich diese Musik über die Zeit ganz langsam verändert haben könnte und sich subtil an meinen Klangerfahrungen vorbeischleicht, um beim nächsten mal zwischen den Noten die Frage zu stellen, ob ich wirklich glaube es jemals kennen zu können …

 
 
 

 

 

lashmusic.com / bright-phoebus-songs-by-lal-and-mike-waterson …

 

(to the friendly knowledge of Gregs and Michael at least, who are, among the Manas, his most regular listeners)

 


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