Archives: Dezember 2015
‚Old blue eyes‘ waere heute 100 geworden.
‚Linger on your pale blue eyes‘ (Lou Reed)
2015 12 Dez.
Der Rufer im Nebel ist da. / Eine weiß ich, die hört ihn. – Neue Gedichte von Christoph Meckel
Martina Weber | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Christoph Meckel, Für Clarisse | 6 Comments
Es gibt Manafonistas, die sich ihre Lieblingstitel der Christoph Meckel´schen Bücher wie virtuelle Zettel hier auf dem Blog hin und her reichten. Souterrain. Säure. Licht. Nun ist im Frankfurter Gutleut Verlag ein neuer Band erschienen. Für Clarisse. Den musst du noch mitnehmen, sagt der Verleger, Michael Wagener, und ich schlage das Buch irgendwo auf. „Wir gingen im Schnee, und suchten nichts. / (…) / Ich fragte Clarisse, sie gab keine Antwort.“ Wieder Liebesgedichte an eine verschwundene Frau? Nein, Clarisse ist Kind ohne Herkunft, eine Kunstfigur, wie jedes lyrische Ich, und jedes lyrische Du. Clarisse ist zwischen fünf und 16 Jahre alt, sie wächst mit Gedichten und Zeichnungen auf, die Christoph Meckel seit Jahren für sie anfertigt. Immer altersgerecht, ein Spiel mit den Wochentagen, Bonjour. Und du? Ein Sandkorn im Schuh, ein Lachen, ein Kirschkern, ein Baum. Aber. Es ist keineswegs eine Idylle. „Spielplätze für Clarisse, verschollen im Schnee.“ Später die Ringe, die Schuhe, die Kleider. Meine Kleine, das hat dir die Zeit genommen. Skizzen aus der Palette des Lebens mit einem Kind, einem Mädchen, einer Jugendlichen. Die Sätze scheinen einfach. Die Wörter, die verwendet werden, sind nicht kompliziert. Christoph Meckel ist nah am Material, sehr nah. So wie auch bei seinen Radierungen, er wechselt zwischen dem Zeichnen und Schreiben, und das sehr schön gestaltete Buch enthält 18 Radierungen in einem beträchtlichen aufklappbaren Mittelteil. Dass man seine eigene Biographie akzeptieren muss, sagte Christoph Meckel im Jahr 2006 in einem Gespräch, das irgendwo auf youtube zu finden ist. Und er weiß auch: Manche Gedichte hat er Clarisse zu früh gegeben. Und manche in dem Band sind nicht nur zu schwer für eine 16-Jährige. Die Geister. Die Leerstellen. Ein Durchdeklinieren des Motivs des Verschwindens. Hier werden Zonen betreten, in die sich nicht jede traut. Hier tut es weh.
Kuckuck
Ich hab meinen Kuckuck
zur Abdeckerei gebracht.
Er ruft nicht mehr, sage ich
stecht ihm ins Herz
mein alter Kuckuck singt nicht mehr schneidet die Kehle.
Auf der Straße
ins Jenseits meiner Toten
wo, hinkend auf tonlosen Hufen, Karrengäule
betteln um Hafer
spricht auch mein Kuckuck und ruft
ohne Zorn meinen Namen.
Stecht ihm ins Herz
und schneidet die Kehle
stecht ihm ins Herz, er singt nicht mehr
rief ich und ging
meiner Wege pfeifend.
Die Post von Andreas Bankhofer kam als Kommentar zu mundartlichen Tom Waits – Covers, die ich anlässlich des Erscheinens der ersten schwäbischen Variante im Vorabend-TV aus dem Plattenregal geholt hatte. Das war am 25.September; ich musste eine Pause einlegen, bin aber wieder da, während der singende Privatdetktiv Huck nach nur 8 Folgen (und die waren schon zu viel) wohl nie wieder in Erscheinung treten wird. Jetzt hoffe ich, dass der nachbarschaftliche Austausch mit den Hunden im Regen wieder in Gang kommt und zu Auftritten führt. Im Stuttgarter Laboratorium zum Beispiel, wo schon die Schweizer Waits-Szene auftrat (Claudia Benaglio, Die Kummerbuben), oder im Merlin (Rüdiger Frank), oder im etwas entfernten Nepomuk (Bukowski Waits For You). Wer weiß noch eine Lokalität, wo sich der doppelte Charme des Waitsschen Wiener Liedes entfalten kann? Um am 25.September anzuknüpfen, erlaube ich mir, Andreas Bankhofers Post (mitsamt der kongenialen Übersetzung von Grapefruit Moon* sowie dem Sound-Cloud-Link zu den hundimregen) aus dem Halbdunkel der Kommentare ans Licht zu schieben.
* Meine Lieblingszeile des Grapefruit Rosé Mondes ist diese:
„spiast net wos i gspia?“
–
Andreas Bankhofer, Sonntag, 27. September 2015 um 22:25
Lieber Wolfram,
das ist aber nett, dass du uns erwähnt hast – d Hund im Regn – und positiv auch noch … Die angekündigte Platte ist leider wirklich noch nie ofiziell rausgekommen – hab alle Aufnahmen fertig – wollt aber dass ein Management das raus bringt – hab das Studio eh schon selber bezahlt – na ja… Wer die Aufnahmen hören will –> https://soundcloud.com/hundimregen/sets/waits-fia-wean
Ich hab mich bemüht aus den Songs vom Herrn Waits Wienerlieder zu machen – und das funktioniert erstaunlich gut … Soll ma mal bei euch in Deutschland spielen? Wenn du denkst das tät wo passen … Gib mir einen Tip – wir sind zu jeder Schandtat bereit – wir täten uns freun … Schau ma mal … Wenn jemand eine (Vorab)CD haben will – Gern –> über –> andychow.eu
Alles Liebe für dich und den Rest unserer Nachbarn – Andreas
Weilst kein Textbeispiel hast – schick ich dir eins (gleich mit Übersetzung):
Da rosa Mond
(Grapefruit moon)
Da rosa Mond, a Sterndal blinslt,
(Der rosa Mond, ein Sternchen blinselt)
blinslt hea zua mia
(Es blinselt zu mir)
I hear des Liad do, I heu und I winsl,
(Ich höre dieses Lied, ich weine und winsle)
spiast net wos i gspia?
(Spürst du nicht was ich spüre?)
Weu imma wonn is hea des Liadl
(Denn immer wenn ich dieses Lied höre)
Bricht in mia wos zom
(Bricht in mir etwas zusammen)
Da rosa Mond, des Sterndal blinslt,
(Der rosa Mond, das Sternchen blinselt)
mea ois I vagroftn ko
(Mehr als ich verkraften kann)
I woa danebn, hob net gwusst wos longgeht,
(Ich war neben der Spur, habe nicht gewusst wie es weiter geht)
hob nix checkt, hob ois vasamt
(Habe nichts verstanden, habe alles versäumt)
Oba donn bist du kumman, und host ma ois sche grodgricht,
(Aber dann kamst du, und hast mir alles geradegerichtet)
Nua wos des kost hod, echt, vadommt
(Nur was das kostete, wirklich, verdammt)
Und imma wonn is hea des Liadl
(Und immer wenn ich dieses Lied höre)
Bricht in mia wos zom
(Bricht in mir etwas zusammen)
Da rosa Mond, des Sterndal blinslt,
(Der rosa Mond, das Sternchen blinselt)
mea ois I bockn ko
(Mehr als ich tragen kann)
A Viadl rot, 2 weiße Spritza,
(1/4 Rotwein, 2 Weiswein mit Soda)
I suach was fia mei Gspia
(Ich suche etwas für mein Gespür)
Oba mir gehts ois wia an Stean im Wödoi,
(Aber mir geht es wie einen Stern im Weltall)
mi straats, i kolapia
(Ich falle, und kolapiere)
Wö imma wonn is hea des Liadl
(Denn immer wenn ich dieses Lied höre)
Hauts mi in d’ Breduin
(Bringt es mich in eine Bredouille)
da rosa Mond, des Sterndal blinslt,
(Der rosa Mond, das Sternchen blinselt)
Ois ondre is faluan
(Alles andere ist verloren)
Ein wunderschönes Liebeslied – …
Alles Liebe – Andreas
2015 12 Dez.
Question/Answer with Adrian McKinty
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
„These things are always a snapshot of your current thinking and not necessarily what you’ll say tomorrow or indeed a year from now.“ (Adrian McKinty)
Favourite Writer: Jane Austen
Favourite Book: The Brothers Karamazov
Favourite Poem: Aubade (Larkin)
Favourite Film: Blade Runner
Favourite Crime Novel: The Cold Six Thousand
Favourite Play: The Importance of Being Earnest
Favourite Contemporary Play: Jerusalem (Butterworth)
Favourite Song: Venus In Furs
Favourite Irish Novel: The Third Policeman
Favourite Contemporary Irish Novel: Eureka Street
Favourite Audiobook: The Wine Dark Sea/Longbourn (tie)
Favourite Thriller: Blood Meridian
Favourite Non Fiction: The Worst Journey in the World
Favourite Funny Novel: Decline and Fall
Favourite TV show (all time): Cosmos
Favourite TV show (now): The Detectorists
Favourite Rock Album: OK Computer
Favourite Blues Album: Billie Holiday’s Greatest Hits
Favourite Classical Recording: Fantasia on a Theme by Thomas Tallis
Favourite Jazz Album: Ellington at Newport
Favourite Punk Album: The Undertones
Favourite Contemporary Classical Album: LA Symphony (Pärt)
Favourite Minimalist Album: Music for 18 Musicians
Favourite Rock Minimalist Album: Lift Your Skinny Fists Like Antennas To Heaven
Favourite Rap Minimalist Album: Ghost Dog Soundtrack Japanese Import
Favourite Transportation Themed Minimalist Album: Music For Airports
Favourite Minimalist Comedy Album: 41st Best Stand Up Ever (Stewart Lee)
Favourite Minimalist Mathematical Formula: Euler’s Identity
Favourite Minimalist Law of Nature: The Second Law of Thermodynamics
2015 12 Dez.
(Reprise) Der dämlichste Thriller des Jahres, und das Heilmittel
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 2 Comments
„The Girl On The Train“ hat den Vogel abgeschossen. Der Name der Debütantin ist mir zum Glück schon entfallen, aber die britische und amerikanische Thrillerkritik hat dieses Buch in den siebten Himmel gehoben, und kein Schwein weiss warum. Man darf sich hier ruhig mal im Ton vergreifen, aber so einen Scheiss habe ich selten zu Ohren bekommen. Wir hatten das Hörbuch laufen auf einer langen Autofahrt, und schon bald dämmerte es mir, dass hier nur Soziopathen und Gestörte den Ton angeben, das Handlungsgerüst kläglich ist, die Sprache arm, die Geschichte hochredundant. Das Ende lächerlich. Man dachte immer, da kommt noch was, aber da kam nichts. Jedes Klischee eine finstere Wahrheit, die Filmrechte schnell verkauft, und die Botschaft: auch Frauen sehen manchmal rot. Als Heilmittel möchte ich hier jedem wahren Thriller- (und Musikfreund!) die vier Sean-Duffy-Romane von Adrian McKinty ans Herz legen. Sie sind allesamt bei „Suhrkamp Nova“ erschienen (nur Vollpfosten beklagen den „Niedergang“ des Verlages), und idealerweise liest man sie in der Reihenfolge „Der katholische Bulle“, „Die Sirenen von Belfast“, „Die verlorenen Schwestern“, „Gun Street Girl“. Sean Duffy ist alles andere als ein korrekter Katholik, und er hat einen verdammt guten Musikgeschmack. Die kleinen Radios und alten Schallplattenspieler sorgen für einen interessanten Soundtrack, Duffy liebt die „Manchester Factory“, kennt sich gut aus in den dunklen Seiten der Rockhistorie, ihm wird schlecht, wenn Duran Duran und andere Dumpfbackenmusik läuft. Im Belfast der 80er Jahre geht es bekanntlich ziemlich unlustig zu, Bürgerkriegszeiten. Sean Duffy ist ein kluger, dezent anarchistischer Typ, mit dem man jederzeit über Dostojewski und Sartre dikutieren könnte, wenn er nicht meist andere Dinge zu tun hätte. Aber es gibt Atempausen in schummrigen Kneipen, einen knochentrockenen Humor, und wahrlich gute Geschichten!
2015 11 Dez.
From „Homes“ – a new Gilad
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Comments off
„Verona“
(„This Just In“ … – Leichtschwebendes, wie es schon auf dem Vorgängeralbum gefiel. -JS)
2015 11 Dez.
Robert and Karin
Michael Engelbrecht | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Robert Forster | 6 Comments
Robert once found his love in Regensburg, so did I (at least I thought so) in a similar time, but mine was a disaster with a lot of heaven for starters, hell came later. Now we were all back, in good shape, on a cold late autumn evening, in Cologne, in that beautifully fucked-up place called „Gebäude 9“. I was surprised to see Robert and his wife Karin Bäumler alone on stage, not the ususal setting, (acoustic) guitar and violin only, the main voice, the backing voice, but it was, to put it simple, elevating. They had some songs to play. Not only from Robert Forster’s latest album, they also brought some „ancient“ Go-Betweens-stuff to new life: „Draining The Pool For You“, „Head Full of Steam“ from two of their classics. Later on Robert sang „The House That Jack Kerouac Built“, and I never liked it that much as I did yesterday. Robert is a good entertainer, too, he knows about „furchtbaren Kaffee“ on long German train rides, and now we all know why he has always loved putting the word „rain“ in some of his song titles – thanks to the genius of John Fogerty. Karin added subtle beauties. When she sings „ba-ba-ba“, it sounds like part of an unforgettable breakfast conversation. The art of „en passant“, and one time, I swear, I heared her play a little counter melody from a song from Dylan’s „Desire“. If this was a bit hallucinatory, then you might get a feeling, how things were running wild. No eccentricity involved, just that great vibe from start to end. Passion and understatement. The venue was crammed full of people, I was dancing with the feet on the ground, and the head full of (good, very good) steam. Close to the end we were all humming along reading surfing magazines.
2015 10 Dez.
True or untrue (1) – Healing Shrubs etc.
Manafonistas | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | 5 Comments
„Combining cannabis and cocktails is a hot new trend, and Cannabis Cocktails, Mocktails, and Tonics shows you how. Featuring a collection of 75 recipes of cannabis influenced cocktails and drinks; The Cocktail Whisperer Warren Bobrow will show you the essential instructions for de-carbing cannabis to release its full psychoactive effect. Learn the history of cannabis as a social drug and its growing acceptance to becoming a medicinal. Look beyond cocktails and create successful tonics, syrups, shrubs, bitters, compound butter and exotic infused oil to use in any drink. Start your day with coffee, tea, and milk-based cannabis beverages for healing and relaxation. Get your afternoon pick-me-up with gut healing shrubs and mood enhancing syrups. Make cooling lemonades and sparking herbal infusions to soothe the fevered brow. Then, have an after dinner herbal-based cannabis drink for relaxation at the end of a good meal.“
„Are you kiddin‘ me?“
2015 10 Dez.
2015
Hans-Dieter Klinger | Filed under: Blog | RSS 2.0 | TB | Tags: Lieblingsplatten 2015 | 3 Comments
Rachmaninov Variations
Daniil Trifonov and The Philadelphia Orchestra
Schostakowitsch, Sämtliche Sinfonien & Konzerte
Orchester und Chor des Mariinsky Theaters, Valery Gergiev
Tom Johnson
Music and Questions, Music with Mistakes, Same or Different
Mauricio Kagel
Zwei-Mann-Orchester für zwei Ein-Mann-Orchester (Basler Fassung 2011)
The Revenge of the Dead Indians
In Memoriam John Cage, a composed film directed by Henning Lohner
Iiro Rantala
My Working Class Hero
Karen Mantler
Business is Bad
Erroll Garner
The Complete Concert by the Sea
Larry Karush
Piano Crossroads
Art of the Improviser
Mokave
Volume 1
Volume 2
Afrique
Komitas
Levon Eskenian and The Gurdjieff Folk Instruments Ensemble