Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Oktober 2012

 

 
 
LUC FERRARI
Presque Rien
2LP Recollection GRM REGRM005
Release Date: December 3rd
 
editionsmego.com/releases/recollection
www.lucferrari.org
 
Face 1: Presque rien n°1, le lever du jour au bord de la mer 21’11
Face 2: Presque rien n°2, ainsi continue la nuit dans ma tête multiple 21’37
Face 3: Presque rien avec Þlles 13’54
Face 4: Presque rien n°4, la remontée du village 16’00

 
Presque rien n°1, le lever du jour au bord de la mer (1967–1970)
Following the complete disappearance of abstract sounds, we can regard this piece as a sonic snapshot and the culmination of an evolution. This is a realistic rendering (as faithful as possible) of a fishing village waking up. The first idea of minimalism.

Presque rien n°2, ainsi continue la nuit dans ma tête multiple (1977)
Description of a landscape at night that a soundman attempts to define through microphones, but the night surprises the „hunter“ and creeps inside his head. It then becomes a double description: The inner landscape transforms the outer night and by composing it, adds its own reality (a fantasy of reality) or, perhaps, a psychoanalysis of his ’nightscape‘?

Presque rien avec filles (1989)
Within paradoxical landscapes, a photographer/composer is hidden whilst girls are having a sort of picnic on the grass. Without being aware of it, they offer him the spectacle of their intimacy.

Presque rien n°4, la remontée du village (1990-1998)
I always hesitated before releasing a Presque rien. For instance, it took two years for the Þrst one to come out and things went on this way. The fourth one, took nine years of hesitating. But here it is. Perhaps because this is a real Presque rien fake where reality and lies mix. This is the ascend into the old town of Ventimiglia.

2012 14 Okt.

Hello, Paris!

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„La vie est comme un instrument de musique;
il faut la tendre et la relâcher, pour la rendre agréable.“

We can often identify the cities where people are reading us. Nice to know there are people in Rome, Tokyo, Oslo, Sydney, Kiev, Stockholm, Los Angeles, Beijing … and some really deserted areas of the world who are staying here for a certain period of time, or a little bit longer. Now we have seen that our most frequent reader comes from Paris, who seems to read everything from A to Z. For days. As private investigators we suppose you are a German living in The 3eme arronidissement, or a Frenchman who easily understands German and English. So, please let us know your special interests, best wishes,

The Manafonistas! 

2012 14 Okt.

Gregor öffnet seinen Plattenschrank (27)

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Leben gegen die Zeit

Kürzlich erschien die DVD-Version einer Filmbiographie über Michel Petrucciani:  Leben gegen die Zeit. Dieser Film ist so unglaublich gut, dass ich hier ausnahmsweise zunächst eine DVD vorstellen möchte.
 
 
 

 
 
 
Von Petrucciani hörte ich zuerst im Radio, bald auch konnte ich eine erste Schallplatte mit ihm als Bandleader mein eigen nennen Michel Petrucciani Plays war der Titel der LP. Diese enorm gute Platte habe ich jetzt anlässlich des Erscheinens der neuen DVD einmal wieder herausgezogen. Auf dieser Blue-Note-Scheibe aus dem Jahre 1988 spielen Roy Haynes, Al Foster, Gary Peacock, Eddie Gomez und John Abercrombie zusammen mit Michel Petrucciani. Der Meister am Klavier war damals gerade einmal sechsundzwanzig Jahre alt und gespielt wurden auf dieser Platte ausschließlich Eigenkompositionen.
 
 
 

 
 
 
Der französische Jazzpianist lebte von 1962 bis 1999; geboren mit der Glasknochenkrankheit, war dem vor Energie sprühenden Petrucciani natürlich klar, dass ihm nur ein ein kurzes Leben vergönnt sein würde. Dieses nicht einmal vierzig Jahre währende Leben ist Thema des Film von Michael Radford. Wir erfahren, dass der Vater Petruccianis, Antoine Tony Petrucciani, Jazzgitarrist war, das Talent seines Sohnes sehr früh erkannte und förderte. Es sind zahllose Interviews mit Menschen, die sein Leben begleiteten, über die der Zuschauer einen Einblick in das Leben dieses Ausnahme-musikers gewinnt: Charles Lloyd, sein erster Förderer in den USA, Eliot Zigmund, Lee Konitz, John Abercormbie, Aldo Romano und viele andere kommen zu Wort. Interessant auch, einmal den Produzenten der ersten Schallplatte von Petrucciani im Interview zu erleben: Jean-Jacques Pussiau (OWL-Records).
 
 
 

 
 
 
Ja, genau, das ist der Produzent, der mit Paul Bley nach langer Zeit des Schweigens die Schallplatte TEARS aufgenommen hat, für mich eine der besten Platten dieses wunderbaren Pianisten (siehe auch Plattenschrank 1) . Auch Ran Blake, für dessen dreizehnte Platte (1975) wiederum Paul Bley als Produzent tätig war, hat für OWL unter Pussiau Aufnahmen gemacht. So schließt sich eben immer wieder der Kreis.
Aber zurück zur Filmbiographie: Einmal erzählt ein Freund Michels von einem Flügelkauf. Der Freund kommt schon eher als Michel in den Laden, probiert jeden der zehn dort ausgestellten Steinways aus und legt sich auf einen fest: „Der Könnte Michel gefallen“. Petrucciani spielt auf einem, dann auf einem anderen Steinway und ruft plötzlich: „Da in der Ecke, das ist der richtige Flügel.!“ Es war genau der, den der Freund als den besten für Michel ausgesucht hatte. Der Meister hatte das Instrument nicht gespielt, nicht einmal berührt. Petrucciani sagt zu seinem Freund: „Klaviere sprechen mit mir, glaub es mir. Zwar hat man mich, als ich das das letzte Mal behauptet habe in die Klapsmühle gesteckt, aber, es ist so. Mir ging es“, so Petrucciani weiter, „schon als Kind so. Immer, wenn ich den Deckel des Klaviers empor gehoben habe, haben mich die Hämmerchen, die für mich aussehen wie Zähne, angegrinst und gespottet `Probier es doch, uns zum Klingen zu bringen, du schaffst es ja doch nicht`,“ Solche Geschichten erzählt dieser wirklich sehr anrührende Film natürlich einige, auch erfahren wir, dass Petrucciani für sein erstes Konzert mit Gage 100$ bekommen hat – es war ein Konzert zusammen mit seinem Förderer Charles Lloyd – und sich dafür zunächst einmal Cowboy-Stiefel gekauft hat. Nun, ich möchte hier nicht alles verraten, nur noch darauf hinweisen, dass es sich lohnt die umfangreiche Discographie Petruccianis einmal mehr durchzugehen. Neben dem oben genannten Diamanten sei noch erwähnt: Petrucciani mit NHOP (Kopenhagen 1994).
 
 
 

 
 
 
Eines wird dem Film leider nicht erwähnt, das wundervolle Konzert Pertruccianis auf einem der Türme des World-Trade-Centers. Ein Hubschrauber hatte den Steinway auf dem Dach eines der Türme herabgelassen, dann kam der Meister, das Spiel begann. Leider habe ich dieses Konzert nur einmal im TV sehen können, nie einen Mitschnitt von dem Konzert bekommen, auch auf YouTube vergeblich gesucht.

2012 13 Okt.

Three stars for „Sunken Condos“

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„Each new Donald Fagen album is like trading in your old car for a new version of the same model“, Andy Gill writes. Hmm. Sometimes it seems to be nice when things stay the same. Always crashing in the same car, David Bowie once sang. Donald Fagen is never crashing, everything is well-oiled. There is coolness, there is irony, there is sarcasm, there is a constant feel-good groove, there are old lovers and young women. There is only one reason Woody Allen never used a Steely Dan-song for end titles or a theme song: he prefers Dixieland. Within its constraints of good taste and old formulas, „Sunken Condos“ works fine. But, as Paul Simon writes, „pity there’s still too much syrup to wade through (…). Next time, please, less smooth, more rough.“

2012 13 Okt.

Die Geister aus dem Fernsehschnee

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Regisseur und Drehbuchautor Dominik Graf widmete seinem Berufskollegen, dem 1929 geborenen und 2011 verstorbenen Oliver Storz einen sehenswerten Nachruf: ein Filmessay mit dem Titel „Lawinen der Erinnerung“. Storz schrieb die Geschichte des bundesdeutschen Fernsehens mit, unter anderem als Pseudonym mit den Abenteuern der Raumschiffpatrouille Orion. Man hört jemandem wie Storz gerne zu, wenn er hochreflektiert und kritisch von seinen Erlebnisssen erzählt, beispielsweise in der Hitlerjugend. „Der Führer“ wurde in Familie und Freundeskreis verachtet. Storz war zweigeteilt – einerseits begeisterter Pimpf, andererseits mit den mahnenden Worten des Vaters im Ohr … Spät noch fand er auch zur Schriftstellerei. Die Freibadclique heisst ein Buch. Für den Roman Als wir Gangster waren schrieb Dominik Graf das Vorwort – hieraus ein Auszug:

„Früher wurde im westdeutschen Fernsehen spätestens gegen halb zwei Uhr nachts die wehende Bundesflagge mit Nationalhymne gesendet, dann zehn Minuten Testbild, dann Fernsehschnee, Programmschluss. Ende, disconnected for tonight. Genau aus diesem Schnee entstiegen in Tobe Hoopers Poltergeist noch 1982 durch die Bildschirmberührung eines kleinen Mädchens die Mächte des Bösen und bevölkerten das Haus. Der Schnee brachte uns also jede Nacht die Geister des Fernsehens … Den deutschen Programmbossen war es aber nach der Wiedervereinigung unheimlich, den deutschen Zuschauer nachts so lange allein zu lassen, und sie schafften den Schnee ab. Aber die Geister des Fernsehens blieben trotzdem. Oliver Storz hat Fernsehen gemacht in einer Zeit, in der es noch ein Spiel war, ein Experiment. Er ist nun sozusagen ein guter Geist, eine stetige Inspiration. Manchmal sehe ich auf einen dunklen Bildschirm und erinnere mich an den elektronischen Schnee damals … wie in einer Seance.“

2012 12 Okt.

Hombruch

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Ein paar luftige Dinge aus Kindertagen:
Das rote Kissen, es hatte Flügel
Und schwebte am Kohleofen vorbei,
Die Dachrinnen sammelten das Wasser,
Sonntage vergingen langsamer,
Selbst Kaugummis platzten in Zeitlupe.
Und dann das grüne Auge des Radios,
Mit Caterina Valente im Ohr rannte ich zur Bushaltestelle.

2012 12 Okt.

R.I.P. Nils Koppruch (1965-2012)

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„Und erzähl mir die Stille, mach das ich weiß, Du bist immer noch da, auch wenn Du schweigst.“

(Nils Koppruch – „In die Stille“)

2012 10 Okt.

Rembering the Making of „Magical Mystery Tour“

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“When the cameraman would say, ‘well, where do you want me to be?’ We’d say, ‘On the coach. In the morning. 9 o’clock.’ And we thought, ‘well, that’s enough information.’”

Paul

2012 9 Okt.

Knacks! Und weiter gehts …

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„Mit Ihnen ist das Leben interessanter!“ Dieser an FBI-Agent Starling adressierte Gruß des Hannibal Lector im Film Das Schweigen der Lämmer liesse sich passenderweise auch dem Autoren und Fernsehmenschen Roger Willemsen übermitteln, der mit seinem Redefluß und umstrittenem Schreibstil zwar zuweilen nervt, insgesamt jedoch sehr unterhaltsam ist.

Speziell sein Essay Der Knacks war überhaupt das erste Buch, das unsereins gleich am Erscheinungstag aus der Buchhandlung holte und – zeitweilig untermalt von den Sylvian-Songs des Albums Snow Borne Sorrow – genüsslich rezipierte. Als es zu Ende war, las man es gleich nochmal von vorne. „There´s comfort in entropy“ – selbst dem Verfall lässt sich Positives abzugewinnen, zumindest als beschauliches Studienobjekt.

Der Knacks sei der Übergang vom Werden zum Vergehen, schrieb ein Rezensent treffend. Vom Trauma unterschieden verläuft er als subtiler Wandel, ist eher physiologischer denn psychologischer Natur – so wie sich im zerbrochnen Krug schon vorher feine Risse bildeten: die berüchtigten Sollbruchstellen. Man hört´s dann am Klang: es schwingt nicht mehr, wird störrisch, spröde. Dieses Phänomen, das in Literatur und Musik sein Echo findet, wirkt in jeder alternden Kreatur.

Wo Entropie ist, ist auch Evolution. Ein Mangel des Menschen ist es, das wissen die Buddhisten: er nimmt sich viel zu wichtig. Dem Diktum, er sei die Krone der Schöpfung, setzt man, grad angeknackst und auf den Gipfeln der Verzweiflung, gerne mal entgegen, die Schöpfung sei verfehlt. Doch von solchen Höhen folgt stets der Abstieg und auf jene unerträgliche Schwere folgt eine neue Leichtigkeit: a breeze, a change, a shift.


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